Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Sansibar – Tag 29 – 23. Januar

Tja, nun isses also soweit. Spannende, erlebnisreiche und eindrückliche Tage durfte ich hier auf Sansibar und in Tanga erleben. Die Zeit hat gereicht, um mich auch in diesen Ort zu verlieben. Einige Dinge haben mich mal wieder ins Grübeln gebracht, andere haben mich erstaunt und und begeistert. Ich hoffe, ein bisschen etwas bleibt im Alltag hängen. Unsere überfrachtete Konsumwelt ist im Vergleich zum Leben hier in Afrika ganz einfach irrwitzig. Strom ist nicht selbstverständlich, fliessend Wasser genauso wenig. Wir können uns hier einen Luxus leisten, der in Sansibar wohl irrwitzig wirken muss. Wir haben uns zwar ein bequemes Leben geschaffen, wieviel wir von der gewonnen Freizeit und Freiheit davon auch sinnvoll nutzen, ist eine andere Frage und wieviel Ressourcen wir nur dafür verwenden erscheint plötzlich so irrwitzig.

Kurz nach acht, wache ich an diesem letzten Tag Ferientag auf und steh auf. Von Barbara ist noch nichts zu sehen. Sie wollte ausschlafen und wird wohl noch ein Weilchen weiterschlafen. Ich nutze die Zeit, um mal meinen ganzen Krempel zusammenzusuchen und mal probeweise zu packen. Platz sollte ich im Koffer und der Sporttasche eigentlich genug haben, aber die vielen Souvenir die sich inzwischen im Zimmer angesammelt haben, wiegen doch auch ein Kilos. So wird mein ganzer Krempel auf dem Bett erst mal einigermassen sinnvoll ausgelegt, um dann möglichst ideal in Koffer und Tasche verteilt zu werden. Zu meinem Erstaunen füllen sich die beiden Behältnisse beängstigend schnell und frisches Obst soll ja auch noch dazukommen. Als Barbara etwas später schlaftrunken auftaucht, ist mein Koffer schon mal gepackt, das Zimmer wieder leergeräumt und mein ganzer Elektroschrott in den verschiedenen Taschen verstaut. Ein letztes Mal mache ich Frühstück. Viel ist nicht mehr im Kühlschrank, aber es reicht grade noch.

Barbara muss nicht nur packen, sondern auch ihr Zimmer und ihre privaten Dinge im Haus fertig aufräumen. Ich lass sie werkeln, wische mein Zimmer, das Haus und die Terrasse durch und guck, dass das Badezimmer von Sula sauber übernommen werden kann. Zwischendrin gehen wir dann noch gemeinsam zum Früchtekaufen ins Dorf. Mangos, Bananen und Mangos landen in meiner Tüte, später bringt mir Barbara von der zweiten Shoppingrunde noch zwei herrlich riechende, kleine Ananas mit. Ich packe alles in meine Tasche und hoffe, dass die Früchte einigermassen unbeschadet die lange Reise überstehn. Gegen 14 Uhr ist dann alles ziemlich ready: Haus sauber, Koffer gepackt und wir nutzen die verbleibenden anderthalb Stunden für einen letzten Schwumm und einen Saft im Waves. Malou grüsst einen Beachboy, der mit den üblichen Prospekten in der Hand am Resti vorbeiläuft. Mir fällt der Name mal wieder nicht ein, aber er hatte früher mal ein kleines Restaurant in der Nähe der Bootsbauer. Er kommt zu uns und sagt, dass er hunger habe. Malou lädt ihn dann zu einem Essen ein. Man merkt ihm an, dass er hungrig ist. Er erzählt ein biscchen aus dem Leben, wir quatschen ein bisschen über die Politik und die vielen Probleme, die der Tourismus auch mit sich bringt. Von den Beachboys, die oft auch Drogen verkaufen und viele von ihnen auch oft ziemlich zugedröhnt sind. Das Restaurant dass er früher recht erfolgreich führte, wurde vom Eigentümer übernommen, als dieser merkte, dass der Laden läuft und unseren Gast dann nicht mehr brauchte. Wir vergessen darüber fast die Zeit und am Ende ist es fast ein hektisches Adjeusagen. Ein bisschen Wehmut macht sich auch bei mir breit. Freundlich nimmt uns Rose nochmal in den Arm und auch der Chef vom Waves, mit seinem stets freundlichen und breiten Lächeln gibt uns allen dreimal die Hand. Alle fragen, wenn wir wieder zurück seien. Da können Barbara und Malou etwas konkreter Antworten, als ich. Eins ist auf jeden Fall sicher: Ich komme auch gerne wieder zurück. Zuhause stellen wir uns alle unter die Dusche und ziehen frische Kleider an, um für die Reise parat zu sein. Sula kommt nur einen Augenblick vor uns aus ihrem Asyl in Stone Town zurück. Barbara bespricht mit ihr noch Übergabedetails ab. Es gibt natürlich noch einiges zu besprechen. Ich nutze die paar Minuten und hol für King von eine Telefon-Voucher. Ein nicht gerade originelles Geschenk, aber für ihn sehr nützlich. Er freut sich auf jeden Fall darüber und bedankt sich herzlich. Er begleitet uns noch auf den Flughafen und hüpft zu Abra ins Auto, der pünktlich um viertel nach Vier vor dem Tor steht.

Die letzt Fahrt. Ich sinniere darüber, wie sich meine Sicht in den letzten Wochen verändert hat. Fielen mir am Anfang die Müllberge links und rechts der Strassen noch extrem auf, blende ich das inzwischen fast völlig aus. Der grosse Fussverkehr der Strasse entlang erscheint mir inzwischen völlig normal. Hier in der Schweiz sieht man nur Leute in der Stadt oder im Dorf laufen, hier in Afrika sieht man überall Fussgänger. Oft tragen sie noch Lasten oder schieben ihr überladenes Rad. Die Minishops an der Strasse sind inzwischen auch ganz normal geworden. Die Hemmschwellen, auch dort einkaufen zu können sind weg. So gehen mir nochmal viele Dinge durch den Kopf, die ich in den letzten vier Wochen hier erlebt habe. Kurz nach halb sechs, kommen wir dann am Flughafen von Sansibar an, verabschieden uns von King und Abra und checken satte 105!!! Kilo Gepäck ein :-) Auf dem lokalen Flug von Sansibar Town nach Dar es Salam sind grade mal 15 Kilo frei. Übergewicht wird aber nur mit einem Dollar pro Kilo berechnet und so haben wir natürlich nicht gross aufs Gewicht geschaut, sondern schön geklotzt beim Früchte- und Souvenirkauf. Wir fliegen in den Sonnenuntergang und müssen nun nur noch in Dar einchecken und das wars dann. Da der Flughafen in Dar ziemlich klein ist und man drinnen nicht mehr rauchen darf, warten wir noch eine Stunde draussen unter dem grossen Dach, bis der Check-in Schalter um acht Uhr öffnet. Ich wechsle kurz vorher noch meine Hosen. Ein komisches Gefühl, nach vier Wochen wieder mal in Jeans zu schlüpfen, Socken und Schuhe anzuziehen. Das einchecken und Koffer herumheben löst dann nochmal einen heftigen letzten Schweissausbruch aus und wir sind froh, als unsere Koffer hinter dem Checkinschalter davonrollen und wir nur noch auf unser Handgepäck achten müssen. Weils im Flieger erst gegen Mitternacht Abendessen gibt, stärken wir uns im Flughafenresti noch mit einem kleinen Snack und streunen nachher noch durch verschiedenen Shops. Als wir uns nochmal kurz hinsetzen, bleiben mir grade noch fünf Minuten, um kurz zu berichten, dass wir gleich boarden können. Kaum hab ichs gespeichert, kommt nochmal der Aufruf unseres Fluges und wir können direkt durchs Gate und keine zehn Minuten später wird der Flieger bereits vom Dock geschoben.

Wir haben dieselben Plätze wie auf dem Hinflug. Neben mir bleiben zwei Plätze frei und als das nach dem 50-minütigen Zwischenstopp in Nairobi immer noch so ist, bin ich froh, weil der geschenkte Platz natürlich viel mehr Komfort bietet. Ich find den Flug recht angenehm, auch wenns beim Nachtessen mal ein Weilchen rüttelt. Das Essen ist nicht so meins: Kartoffelstock mit Gehacktem, soweit so gut, nur dass überall Koriander drin ist, was ich so gar nicht mag, ist dann nicht so meins. Das Fleisch hat auch nicht mehr Schweizer Qualitäten, aber das stört mich nicht. Bis halb zwei oder zwei, bleib ich wach, leiste mir mit bisschen mehr Wein als üblich ne kleine Schlafhilfe und nickt dann tatsächlich ein. Als die Crew im Flieger das Licht wieder anmacht, werde ich wach, brauch aber noch ein Momentchen, bis ich fähig bin das Frühstückchen zu mir zu nehmen. Immer wieder nicke ich ein, aber wir haben ja noch ne gute Stunde bis zur Landung. Draussen ist es noch dunkel, als wir pünktlich in Kloten landen. Es ist Scheissekalt hier! Zügig kommen wir durch alle Kontrollen und als wir zum Gepäckband kommen, liegt mein Koffer als zweites Gepäckstück darauf, die Teile von Barbaraa und Malou gleich dahinter. So schnell hatte ich noch nie mein Gepäck bekommen. Corinne erwartet uns beim Ausgang und Malou hat noch ihre Nichte aufgeboten, die die beiden Mädels nach Höngg bringt.

Tja, das wars dann wohl. Nach vier eindrücklichen Wochen, hat mich die Schweiz wieder. Mir fehlen die Farben, als ich zuhause aus dem Fenster schaue. Weiss, grau, dunkel, eintönig. Trotz Schnee begeistert mich im Moment noch gar nicht, was ich zu sehen bekomme. Aber bestimmt stellt sich der Alltag schnell wieder ein.

Liebe Barbara, liebe Malou: Ganz herzlichen Dank für eure Gastfreundschaft und dass ich bei euch wohnen durfte. Merci fürs Abendessenkochen zuhause. Auch das war immer sehr lecker. Asante, dass ihr mich so gut gecoacht habt.

Auf wiedersehen Nungwi, bye bye Sansibar, auf bald Afrika!


Sansibar – Tag 28 – 22. Januar

Der letzte Tag bricht an und ich bin ziemlich platt, als ich mich aus dem Bett quäle. Draussen steht Afrika vor der Tür: Heiss wie immer. Barbara sitzt schon auf der Terrasse als ich um halb zehn vor die Türe trete. Ziemlich zerknüllt hoffe ich, dass mein Körper doch noch auf Touren kommt. Ich habe kein grosses Programm, Barbara und Malou sind aber schon bald auf Draht. Barbara macht Inventar und bereitet sich mit ihrem Haushalt schon ein bisschen auf die Abreise vor und möchte die Dinge, die hier in Afrika bleiben, oder nicht mehr gebraucht werden etwas aussortieren. Ich versuche die Tagesberichte, denen ich seit ein paar Tagen immer hinterher renne, vor dem Ferienende nochmal aufgearbeitet bekommen. Nach einem Weilchen kommt dann der Hunger, aber Barbara ist schneller und bereitet das Frühstück zu. Eigentlich hatte sich Bo heute nochmal auf einen Schwatz angemeldet, sagt aber ab, weil sie nicht fit ist.

Malou macht sich auf einen Morgenspaziergang und auch mich ziehts nochmal hinunter zum Strand. Ist heute doch eine Minus-Ebbe angesagt, die mich nochmal aufs Riff lockt. Ich bin ähnlich wie gestern grade beim Ebbe-Niedrigststand unten an der Küste und staune einmal mehr, wie unglaublich hier die Unterschiede zwischen Ebbe und Flut erlebbar sind. Wo gestern das Wasser den Sand bis hinauf ins Wave abgetragen hat, ist der Weg zur Wasserkante in weiter Ferne. Das Riff kann mehrere hundert Meter hinaus begangen werden. Ich laufe ein Stück bis zum Hilton vor und spaziere auf der Sandbank hinaus aufs Riff. Wieder fesselt mich die Schönheit dieser so sonderbaren Wasserwelt, die ich so gar nicht kenne. Ich entdeckt zwar nicht viel neues, ausser ein paar recht grosser Vogelkolonien, die sich auf Sandbänken niedergelassen haben. Mit etwas Glück erwisch ich sogar ein paar ganz nette Schnappschüsse, als die Vögel aufgescheucht werden und in kleinen Schwärmen in die Luft steigen, um nur ein paar Meter weiter auf dem nächsten trockenen Fleck im Riff wieder zu landen. Die Zeit vergeht wie im Flug. Ich stapfe mit meinen Crocs! durch Pfützen, über Rifffelsen, Sandbänke und zirkle mich zwischen Seeigeln und Seesternen durch. Irgendwann springe ich wie von der Tarantel gestochen auf. Ein stechender Schmerz durchzuckt meinen rechten Fussballen. Ich wundere mich über diesen Fiesen «Stich», denn ich stand bestimmt nicht auf einen Seeigel. Als ich meinen Schuh vom Fuss nehme staune ich aber nicht schlecht. Hat sich doch ein kleiner, spitzer Korallenstein durch die Schuhsohle gebohrt und steckt noch immer im Schuh. Zum Glück nicht im Fuss. Das Souvenir steck ich mir dann in die Hosentasche. Am Abend meint Barbara dann, mach dir doch ne Kette dran … das überleg ich mir nun ernsthaft. Dinge zu denen man einen Bezug mag ich und vielleicht wollte dieser kleine, fiese Korallenstein ja mal in die Schweiz und hat sich deshalb in mich gebohrt.

Auf dem Heimweg geh ich nochmal bei den Bootbauern vorbei. Ich bitte nochmal, ein paar Fotos zu machen. Die Frage wird mit einem Hinweis auf die aufgestellte Donationbox genehmigt. Gegen eins bin ich dann wieder zurück und widme mich wieder meiner Schreiberei, wähle ein paar Bilder aus und bin froh, dass ich langsam wieder up to date bin. Barbara und Malou möchten noch ein Schwumm machen, ich habe noch zu schreiben und geh dann zum späten Lunch um 15 Uhr auch noch an die Beach. Wir geniessen wohl zum letzten Mal einen relaxten Nachmittag unter dem Palmendach vom Waves und hüpfen zwischdurch mal ins warme Wasser.

Als wir wieder zurück sind, sitzt King draussen vor der Wasserpumpe von Malou am Boden und hat die Steckdosen auseinandergeschraubt. Das Kabel sieht ziemlich mitgenommen aus und die Reparaturarbeiten anfangs Woche, als die Pumpe schon mal versagte, hatten nicht lange gehalten. Barbara düst darauf kurz zum Obi und organisiert ein neues Kabel und neue Stecker, die King zusammenschraubt und die Pumpe so wieder zum laufen bringt. Malou trifft vor dem Haus noch Rosl, eine freundlich, lebendige deutsche Frau, die sie vor ein paar Jahren mal zufällig getroffen hatten und die sich vor kurzem hier in Nungwi «niedergelassen» hat und als Rentnerin das afrikanische Leben geniesst. Sie kommt schnell auf einen Kaffee herein und plaudert mit den Mädels. Kurz nachdem sie wieder gegangen ist, klopft es erneut am Tor und Majassa mit Ismail, ihrem kleinen Brüderchen kommt strahlend vorbei. Sie ist ein bildhübsches Mädchen, dass die Mädels so um die 16 schätzen mit ihrem monatigen Brüderchen. Ihre Mutter wohnte früher gleich nebenan, bevor Sele ihr Land gekauft hat und sein arabisch angehauchtes Haus darauf gebaut hat.

Nach all den Besuchen, meldet sich dann auch noch Mussa, bei King. Unser Schildchenschnitzer ist mit einem Tag Verspätung zum Glück mit seiner Arbeit noch fertig geworden und steht fünf Minuten später vor dem Tor. Wir beiden sind sehr gespannt, wie er unsere Wünsche umgesetzt hat und es haut uns fast aus den staubigen Flip Flops als er die wunderschön geschnitzten Täfelchen aus einer braunen Papiertüte zieht und uns präsentiert. Barbara zahlt noch den Restbetrag und strahlend tragen wir unser «Geschenk» ins Haus. Eigentlich zu schade um die Dinger in einem Schweizer Wald aufzuhängen ;-)

Nach all den Besuchen, machen wir uns dann fertig fürs letzte Abendessen, wo wir nochmal ins Langi Langi gehen wollen, um uns auch von Sele zu verabschieden. Der etwas unbeholfene Kellner bringt mich zum schmunzeln, aber im Ferienmodus stört es auch nicht, dass der Wein in einem grossen Kübel mitten auf den Tisch gestellt wird. Die Gläser dazu fehlen und auch das bestellte Wasser bleibt aus. Nach einem Weilchen fragen wir dann mal nett nach und peinlich berührt und entschuldigend düst er dann los und stellt uns drei verschiedene Weingläser auf den Tisch. Thats Africa :-) Ich bestelle mir zum Abschluss Stone Town Beef. Ein wunderbares Geschnetzeltes in einer feinen Sauce gekocht, dazu Reis und Gemüse. Die Frauen entscheiden sich für Prawns Masala, dass auch lecker ausschaut. Etwas Wehmut macht sich schon breit und wir diskutieren zwischendrin auch mal, wie wenig uns typische Schweizer Dinge fehlen. Da ging mir nach Amerika- oder Australienreisen schon nach kurzer Zeit nach normaler Küche gesehnt. Hier fehlt mir nicht mal Süsses und das will was heissen. Bin gespannt, wie ich die Rückkehr aus dieser doch so anderen Welt erlebe. Wir bleiben nicht allzulange sitzen und spazieren dann nach Hause. Auf dem Dorfplatz tanzen die Nungwianer noch zu afrikanischer Musik, welche eine politische Veranstaltung der CCM ausklingen lässt, die heute schon den ganzen Tag mit Musik und ziemlich polternden Reden durchs ganze Dorf dröhnte. Wir sind froh, dass das Fest gegen halb zwölf doch noch ein Ende gefunden hat und wir nun doch eine letzte ruhige Nacht vor uns haben.

Inzwischen ist der letzte Kaffee gekocht und ich habe meinen letzten Bericht auch im Kasten. Es ist schon wieder halb eins und meine Augen sind schwer. Werd mich gleich schlafen legen und zum letzten Mal, dieser schönen Insel eine gute Nacht wünschen.

Gute Nacht Nungwi, gute Nacht liebe Menschen und Tiere die ich hier kennenlernen durfte.


Sansibar – Tag 27 – 21. Januar

Nach meinem müden Relaxer-Tag möchte ich heute noch einen langen Spaziergang machen und die Schildkrötenstation am Nordende der Insel besuchen. Die Frauen haben Abra auf zehn Uhr bestellt. Malou möchte noch ein paar Blumen kaufen, um den freigeräumten Platz vor ihrem Schlafzimmerfenster mit was stachligem zu bepflanzen. Auf dem Nachbargrundstück wird heftig aufgeräumt und Malou möchte nicht wieder Leute haben, die ihre Nase am ihrem Schlafzimmerfenster plattdrücken. Dann möchten sie sich noch in Kigunda zeigen. Dort haben sie schon WC-Anlagen gebaut und sich kurz mit dem Dorf-Obersten verabredet. So düsen sie pünktlich los und ich bleibe hier, putze noch kurz das Frühstück weg und mach mich dann auf den Weg zur Schildkrötenstation. Als ich am Strand dann die grosse Ebbe sehe, kann ich nicht anders und wate ins Riff hinaus. Man hat den Eindruck, dass ganz Nungwi auf dem Riff ist. Hunderte Menschen tummeln sich hier und sind auf der Jagd nach Tintenfischen und sonstigem Getier. Ich tappse etwas mühsam mit den Flip Flops durchs Wasser und laufe wieder mit offenen Augen durch dieses Naturwunder aus Farben und Formen. Schnorcheln für Nichtschnorchler ;-) Ich könnte hier stundenlang rumstapfen und gucken, auch wenn man immer wieder den Eindruck hat, dass man nun sämtliche Seesternfarben und Korallenformen gesehen hat, aber in neuer Konstellation ist es gleich nochmal so schön.

Als die Flut dann recht zügig wieder reinkommt, plantsche ich Richtung Strand zurück und lass mich von einem Schwarzen noch in sein Hüttchen locken, da er die schönen Holzschilder in der Hand hat und ich noch eins für mich haben möchte. So geh ich mit ihm mit und handle mit ihm einen Preis für ein Pita-Täfelchen aus, dass er nach meinen Wünschen schnitzt. Zwar jammert er grauenhaft, als ich den Preis drücke, aber diesmal weiss ich schon von Mussa, was so ein Schildchen ungefähr kostet und ignoriere sein wehleidiges «you kill me» Verkaufsgelaber, da er immer noch einen besseren Preis bekommt, als wir für die anderen Täfelchen bezahlt haben. Natürlich lässt er einen kaum mehr aus seinem Shop, weil «nur gucken, gratis ist» und man ja nichts kaufen muss. Trotzdem schafft man es kaum, sich aus den Geschäften wieder zu «befreien», weil die Leute einen immer derart heftig bearbeiten. Ich gebe ihm den halben Betrag, der abgemachten Summe und verabrede mich für Morgen Nachmittag, das Schildchen abzuholen.

Zur Turtle-Station sinds nur noch ein paar Schritte und ich löse für 10’000 Schilling den Eintritt. Die Station ist ein Projekt, dass Ende der 90er Jahre gegründet wurde um die gefährdeten Wasserschildkröten zu retten. In einem natürlichen Korallenpool sind im Moment 27 Schildkröten unter Aufsicht. Gefährdet sind die Tiere vor allem durch den Menschen, die die Tiere immer noch der Panzer und des Fleisches wegen jagen. Die Fischer in Nungwi arbeiten aber inzwischen am Projekt mit und bringen, falls sie Schildkröten im Beifang haben, die Tiere in die Station. Dort werden sie beobachtet und einmal im Jahr, Ende Februar mit einem kleinen Event an der Riffkante ausgesetzt. Das älteste Tier das im Moment in der Station lebt ist 25 Jahre alt. Zudem haben sie viele Jungtiere. Die jüngsten waren grade 12 Tage alt. Zwei Arten kommen hier in Nungwi vor, wobei im Moment nur eine im Aquarium ist. Ein Guide führt mich durch die kleine Anlage und erklärt mir ein paar interessante Dinge über die Tiere und das Projekt. In zwei künstlichen Becken, oberhalb des Teichs leben im Moment zwei Schildkröten, die von den anderen im Pool getrennt sind. Nach Aussage des Guides scheinen sie zu leicht und werden hier extra gefüttert, damit sie wieder zu Kräften kommen. Ganz oben, leben die Jungtiere, die hier aus den Eiern geschlüpft sind. Im Normalfall versuchen die Leute von der Station die natürlich abgelegten Eier zu schützen, damit die Tiere in der Natur schlüpfen können, wenn das nicht geht, nehmen sie die Eier in die Station und päppeln die Tiere hier auf. Natürlich darf ich als Besucher die Tiere auch füttern. Der Guide stellt mir eine riesen Schale mit Seegras, dem Grundnahrungsmittel der Kröten hin, warnt mich aber, dass ich die Stücke etwas «langziehen» soll, damit sie mir nicht aus Versehen in den Finger beissen. Ihr spitzes, schnabelähnliches Maul wirkt ziemlich kräftig und die Schnapplaute, verleiten wirklich dazu, die Finger nicht hinzuhalten. Lustig, wie sie beim zuschnappen das viele Wasser, dass sie mit dem Gras in den Mund schieben, gleich durch die Nasenlöcher über dem Mund wieder herausspritzen. Der Guide bietet mir an, mich dabei zu fotografieren. Ich nehme gerne an und werde in allen Posen abgelichtet.

Nach diesem netten Erlebnis, mach ich mich wieder auf den Weg. Ich möchte eigentlich noch bis zum Kendwa Rock laufen. Das liegt weiter im Süden, also zurück, am Waves, Langi Langi und Nungwi Inn vorbei noch weiter gen Süden. Nach dem Nungwi Inn folgen ein paar recht fette Hotelanlagen, bis beim Royal irgendwas Resort mein Weg ein Ende findet. Hier reichen Korallenfelsen bis ganz an den Strand und nur bei Ebbe kann man hier weiter laufen. Ich schaffs zwar noch ein Stückchen, aber kehre nach fünf Minuten wieder um, weil die Flut stark steigt und das Wasser schon bis an die Felsen klatscht und ich oft schon knietief im Wasser stehe. Vor dem Nungwi Inn muss ich mal schnell ins Wasser, um mich etwas abzukühlen und setz mich dann ein paar Meter weiter auf die schöne Terrasse von Sele im Langi Langi. Um den Durst zu löschen gibts nen leckeren Mixed Juice und weil ich langsam wieder Hunger habe, gibts noch ne Seafood Pasta und n‘ Bia. Inzwischen hab ich mich auf Killi eingeschossen, die anderen Sorten haben mir nicht so geschmeckt. Trotz schattenspendendem Dach und immer wieder leichten Luftzügen schwitz ich mir einen Ast. Lesen geht mal wieder auf meine Augenlider und aktiviert deren Schliessmuskel-Reflex. So lehr ich mein erstaunlich lange, kühlbleibendes Bier und mach mich auf gegen halb fünf auf den Heimweg.

Zuhause sitzt Lydia bei den Mädels. Eine sympathische junge Frau, mit schnuckliger siebenjähriger Mischlingstochter. Lydia hat hier in Nungwi auch ein eigenes Projekt. Sie führt eine eigene Schule für Kindergärtner und Erst- oder Zweitklässer. Nebenher gab sie auch in der Staatsschule hier in Nungwi noch ein paar Stunden, welche sie aber kürzlich aufgegeben hat, weil es ihr zu viel wurde. Kann ich gut verstehen, als Mutti von zwei Kindern, Hausfrau und ihrem eigenen Projekt.

Die Mädels möchten danach nochmal an den Strand und so packe auch ich nochmal das Strandtuch ein und geh mit. Im Waves installieren wir uns, frische Fruchtsäfte geben uns wieder Saft, ein kurzes Schwumm und ne Runde Triomino beschert uns einen gemütlichen Nachmittag am blau leuchtenden Meer. Ein letzter Hoffnungsschimmer keimt in mir auf, als es mir heute endlich mal richtig gut läuft, beim Steine legen und ich Barbara wenigstens ein bisschen, des grossen Vorsprungs nochmal abnehmen kann. Es reicht heute sogar fast für einen richtigen Sonnenuntergang, aber wie aus dem nichts tauchen dann, bevor die Sonne ins Meer plumpst doch wieder Wolken auf, hinter der sich die Sonne versteckt. Das Bild passt trotzdem und wird natürlich im Bild festgehalten. Rose macht dann für den Abend noch Werbung fürs Waves und als sie sagt, dass sie heute frischen Red Snapper bekommen hätten, funkeln drei Augenpaare und die Diskussion ums Abendessen ist damit gegessen.

Zuhause machen wir uns frisch und etwas später als sonst gehts wieder zurück ins Waves. Der Red Snapper wird filetiert und gebraten und mit Spinat gefüllt. Eine Wucht, die uns allen wunderbar schmeckt. Rose, die quirlige Angestellte bekommt von uns allen unsere nicht gebrauchten Schmerztabletten, da sie immer richtig heftige Menstruationsbeschwerden hat und sich solche Medikamente nicht leisten kann. Wir helfen gerne und es ist schön zu sehen, wie sehr sie sich darüber freut und alle in den Arm nimmt und drückt. Da morgen unser letzter ganzer Tag ist und wir auch ausschlafen können, gönnen wir uns auf dem Heimweg noch ein Fläschchen Weisswein, dass nach dem Gutenacht-Quatschen-Terrassen-Kaffee, bei der finalen Triomino-Runde eingenommen wird. Ich kämpfe wie ein Stier, weniger beim Wein, denn der rutscht ohne grosse Anstrengung die Kehle runter, aber beim Spiel geb ich alles. Morgens um vier muss ich dann aber definitiv einsehen, dass ich die Segel streichen muss und Barbara den sauber herausgespielten Sieg überlassen muss. Schlussendlich gehe ich mit 1633 zu 1452 Punkten unter!

Um halb fünf knipse ich dann unter meinem Netz das Licht aus und schlafe ziemlich schnell ein.

Gute Nacht Nungwi, gute Nacht Schildkröten


Sansibar – Tag 26 – 20. Januar

Am heutigen Tag komm ich nicht auf Touren. Ich ziehe meinen Fläztag ein. Ich stehe zwar einigermassen zeitig auf. Zum Frühstück gibts heute frisches Yoghurt. Malou spendiert das halbe Tütchen und bringt mir vom Bäcker noch eine frische Mango mit. Ich schnipsle Mango klein, packe noch eine Passionsfrucht mit ins Weiss und ne zerdrückte Banane. Ist herrlich erfrischend. Dazu gibts Rührei, Brot und Kaffee. Irgendwie ist das in der Summe dann aber zu viel und schon kurz nach dem Frühstück übermannt mich wieder eine herrliche Müdigkeit. Der volle Magen und die Hitze verschärfen den Zustand der absoluten Trägheit noch weiter.

Während die Frauen einen ziemlichen Aktivismus entwickeln und Beutelbeton mischen, um Löcher in Malous Wänden zu stopfen und mit dem Rest ein paar ausgeaperte Mauerglasstellen fixen quäl ich mich auf dem Sofa auf der Terrasse mit meinem Buch herum. Es wär ja spannend, mein Körper ist aber mal wieder stärker als mein Geist und lässt mich nur im Schneckentempo vorankommen. Nachdem ich dann jeden Satz dreimal lesen muss, geb ich den Kampf auf und lass mich von meiner Müdigkeit einlullen. Auch als ich wieder aufwache, fühl ich mich nicht wacher und fläze weiter durch den Nachmittag.

Irgendwann fragt Malou dann, ob wir auch Lust auf einen Spaziergang hätten und rappel ich mich auch wieder auf. Bewegung ist immer gut und der frische Wind am Strand tut sicher gut. So spazieren wir bei bedecktem Himmel zur Turtelstation. In der Strandbar setzen wir uns unters Dach und bestellen kühle Sodas. Das Meer ist ziemlich raff und ein kleiner Wettbewerb zwischen Barbara und mir geht darum, wer die aufspritzende Gischt des heraufspritzenden Wassers mit dem Foto besser einfangen kann. Wir sitzen so ein ganzes Weilchen dort und geniessen die schöne Stimmung. Am späteren Nachmittag tauchen hier immer viele Einheimische auf. Sie treffen sich zum Fussball oder Gymnastik. Ich staune, seit ich hier bin, wie viele Junge hier ziemlich talentierte Kunstturnübungen vorführen. Einer erweckt meine Aufmerksamkeit, weil er bestimmt zehn Rückwärtssaltis macht. Heissen die Dinger nu Flipflops oder Flikflaks? ;-) Anfangs der Ferien hatten sich ein paar Kids am kleinen Sandabsatz, den die Flut hier immer wieder frisch ausgräbt, sich mit einem Autoreifen ein Trampolin gebaut, auf das sie hüpfen und Saltis machen. Als es langsam zu dämmern beginnt, machen wir uns zurück, via Fischmarkt durchs Dorf nach Hause.

Zum Abendessen gehts mal wieder ins Waves. Bei den Turtles fragten mich die Mädels worauf ich Lust hätte und irgendwie fiel mir als erstes ein Kokosnuss-Curry ein, dass im Waves phantastisch ist. Davon kam ich nicht mehr los. Und Widerstand ist beim Vorschlag ins Waves zu gehen eh nicht zu erwarten ;-) Vor dem Ausgang wird dann noch die frisch gestrichene Dusche eingeweiht. Das Wasser perlt wunderbar von den frisch gestrichenen Wänden ab. Bin gespannt, wie das ganze bei Barbaras nächstem Besuch daherkommt und aussieht. Wie immer war das Essen am Strand wunderbar. So langsam merkt man aber, dass die Hauptsaison durch ist. Waren zu Beginn der Ferien fast immer alle Tische besetzt, findet man inzwischen gut Platz und es sind grad noch die Hälfte der Plätze besetzt.

Mein Kampf im Triomino wird langsam aussichtslos. Barbara hat ein gutes Auge und ist immer voll bei der Sache. Trotzdem geb ich noch nicht auf und fordere sie weiter heraus. Nur war auch diese Spielrunde nicht wahnsinnig erfolgreich und Rückstand wächst und wächst.


Sansibar – Tag 25 – 19. Januar

Die wichtigen Aufstehprozeduren erspar ich mir, weil das ja nun nicht so die wichtigen News sind und weil man hier unter der afrikanischen Sonne solche Details ganz einfach vergisst, wenn man mit dem schreiben drei Tage in Verzug ist. Aufgestanden bin ich bestimmt, gefrühstückt hab ich sowieso. Brot, Ei, Kaffee, Obst ;-)

Barbara hat für den Tag eine Liste parat, auf der steht zum Beispiel: Petflaschen zurückbringen, Schreiner fotografieren, um ihr Schulbankprojekt protokollieren zu können, Wäsche bringen und Badezimmer streichen. Ich muss früh raus, weil Abra den gestern versprochenen Adapter erst heute Morgen bringt. Zwischen acht und neun. Er meint wohl neun, ich bin mir aber nicht sicher und quäl mich um acht aus dem Bett, fläze im Halbschlaf im Haus und auf der Terrasse herum. Lesen geht noch nicht, weil meine Augen die Buchstaben im Buch nicht scharfkriegen. Freu mich, dass ich gleich nach meinen Ferien einen Termin beim Augenarzt habe. Hier in Afrika hatte ich unheimlich Mühe beim lesen. Natürlich kommt Abra erst kurz nach neun, hätte als gut ein Stündchen länger schlafen können. Der aufmerksame Leser hat inzwischen vielleicht gemerkt, dass mir der Morgen nun wieder eingefallen ist, aber morgens um halb vier hab ich keine Nerven mehr, den einleitenden Text nochmal zu ändern. Und … ich verliere mich hier in eingeschobenen Nebengeschichten und sonstigem Gedöhns. Eigentlich war ich ja schon fast bei den Petflaschen, aber nu ist eh schon alles durcheinander und hier muss noch gesagt werden, dass ich meinen Adapter um 9:10 wieder in meinen Händen hielt und froh war.

Nach dem Frühstück gehen dann die Mädels auf Wäsche-Schreiner-Tour und ich gehe mit zwei gefüllten Ikeataschen mit leeren Petflaschen das erste Stück mit. Ein gescheites Receycling gibt es hier natürlich nicht, aber eine Familie ein paar Häuser hinter dem Supermarkt ist froh drüber und Barbara und Malou bringen ihre Flaschen immer dorthin. Man klopft an die Haustüre und wartet, bis von drinnen ein «hallo» zurückkommt. Der erste Raum ist leer. Manchmal sitzen auch Frauen oder Kinder drinnen am Boden und dann leert man die Flaschen aus, erntet den Dank und zieht weiter. Die Mädels gehen weiter zum Schreiner, ich zurück nach Hause. Als ich das Tor aufschliessen will, fällt mir auf, dass meine Finger nach Kerosin stinken. Ich schnüffle an den Säcken und auch die stinken. Schon am Morgen, bevor wir das Haus verliessen, sagte ich Barbara, dass es vor dem Haus in der Ecke so komisch nach Kerosin stinke, überlege aber nicht weiter. Vor zwei Wochen versuchten wir ja mal Gläser zu schneiden, was misslang. Den Rest des Kerosins leerten wir neben dem Weg in einen grossen Ameisenbau, um fette Ameisen zu töten, die schon einen ganzen Haufen gebaut hatten. Nun ging mir plötzlich ein Licht auf, denn die Mädels hatten das Kerosin in eine Trinkflasche gefüllt und die stand nicht mehr da, wo sie ganzen letzten Tage herumgestanden war. Mir fiel der Groschen und ich lief zu King und bat ihn, mit mir nochmal schnell zur Family zu laufen, um ihnen vom Missgeschick zu erzählen und uns zu entschuldigen. Er kam gleich mit und als wir anklopften, hatten sie das stinkende Teil bereits ausgesondert, waren aber glaub ich froh, dass wir nochmal zurück kamen und sagten, dass es nur eine Flasche sei. Uiuihhh.

Als Barbara und Malou wieder zurück waren, machte ich mich an die Badezimmer-Renovation. Barbara war etwas gefrustet, da sie im immer noch festsitzenden Frachtgut in Dar neue Farbe für ihr Badezimmer hatte. Es war eine kleine Renovationsarbeit, die sie bereits zu Hause geplant hatte, da in ihrer Dusche die Farbe abblättert. Das Projekt wurde aber trotzdem wieder aufgenommen, da sie noch eine Dose Bodenfarbe hatte, die wir nun dafür verwenden wollten. Ob es die ideale Farbe für eine Nasszelle wage ich etwas zu bezweifeln, aber es ging vor allem darum, den bröselnden Zement darunter wieder zu schützen. Ich hatte ihr in der Schweiz schon versprochen, ihr dabei zu helfen. Die Frauen hatten mit ihren Projekten eh noch zu tun und so übernahm ich den Job, die alte Farbe wos ging abzuspachteln und den Rest abzuschmirgeln. Ahhh ja, natürlich gingen sie auf ihrer Wäschetour noch bei Obi Nungwi vorbei, um frisches Schmirgelpapier zu besorgen. So verbrachte ich dann den Nachmittag in der Dusche, beim abspachteln und schleifen. Eine ziemlich schweisstreibende Arbeit. Ich war ziemlich froh, dass nicht das ganze Badezimmer so behandelt werden musste, da meine Arme irgendwann ziemlich lahm wurden. Kurz vor sechs war meine Vorarbeit dann aber abgeschlossen. Alles schön staubfrei gemacht und abgewischt und wo es nötig war, Abdeckbänder hingeklebt. Gemeinsam machten wir uns dann an den ersten Anstrich, der ganz fix ging. Die Farbe war aber eine Giftgasschleuder der gröberen Sorte. Weil alles aber ganz gut von der Hand lief und die Farbe gemäss Beschreibung schon nach drei Stunden überstreichbar ist, entscheiden wir uns, den Zweitanstrich gleich auch noch am späteren Abend zu machen.

Nachmittags kam dann King mal vom Strand zurück. Mitgebracht hatte er vier schöne Tassis, die wir ja schon mal machen wollten, damals aber am Fischmarkt ja die absolute Flaute herrschte. Heute hatte es also geklappt und Malou bereitete die Fische wunderbar zu. Dazu gab es Salat und Reis. Wunderbar. Zugleich wurde auch endlich der neue Tisch unter der Pergola eingeweiht. Nicht dass wir dort nicht schon gesessen waren, aber es war das erste Nachtessen und Tisch und Bänke hatten damit ihre Feuertaufe bestanden. Das Abendkäffchen wurde auch noch am Tisch eingenommen und danach versuchte ich meinen inzwischen bös angewachsenen Rückstand im Triomino gegen Barbara aufzuholen. Vergebens! Aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend. Aber Abend genug, um sich schlafen zu legen.

Gute Nacht Nungwi, gute Nacht frisches Badezimmer


Sansibar – Tag 24 – 18. Januar

Die Zeit rauscht an uns vorbei. Seit dem kleinen Debakel mit dem vergessenen Adapter im Evergreen in Bwejuu hat mich mit der Schreiberei etwas zurückgeworfen. Gut lief die letzten Tage nicht allzuviel und die Eindrücke, die mich die ersten beiden Wochen noch erschlagen haben, prasseln nicht mehr ganz so heftig auf mich ein. Für heute Morgen hat sich Bo für einen Kaffee angemeldet und wir warten alle gespannt, auf ihre News zum Überfall. Nach dem Frühstück starten wir gemütlich in den Tag, da mein Laptop leer auf dem Küchentisch steht und ich keine Lust habe auf dem iPad mühselig zu tippen, hab ich mal wieder Zeit zum lesen.

Kurz vor Mittag klopft Beryl ans Tor und setzt sich zu uns auf die Terrasse. Sie erzählt, dass ungefähr acht Scharze am Überfall beteiligt waren. Delene hat ihr erzählt, dass sie morgens um drei auf die Toilette musste und just in dem Moment an der Eingangstüre einen Schwarzen mit einem grossen Stein, bereit um die Türscheibe einzuwerfen vor ihr stand. Sie flüchtete ins Schlafzimmer um Michael zu wecken und der sagte ihr, dass sie flüchten solle. Wie es scheint, hatten es die Täter aber auf ihn abgesehen und griffen ihn mit Pangas an, die ihn schwer an den Armen und am Kopf verletzten. Delene konnte mit den Hunden flüchten, aber Michael wurde heftig angegriffen. Den Watchman hatten sie, wenn ich das richtig verstanden hatte, mit Handschellen gefesselt. Von den Tätern wurde wohl niemand erkannt. Ein Nachbar in der Nähe wurde wach und raste mit seinem Auto zur Polizeistation. Dort vertrödelten die Männer aber nochmal Zeit, um die Gewehre zu laden und als die Polizei dann eine Viertel Stunde später am Tatort war, war von den Tätern natürlich nichts mehr zu sehen. Gestohlen wurde nicht, was auf einen Racheakt schliessen lässt. Die beiden haben ein gut laufendes Divecenter unten beim Waves und zwei Basen in grossen Hotels hier in Nungwi. Inzwischen sind Delene und Michael in Südafrika und Michael wurde schon zwei oder dreimal am Arm operiert. Nach Baryls Aussage stehen die Chancen aber nicht gut, dass Michaels rechte Hand gerettet werden könnte. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass der Arm oder die Hand amputiert werden muss, aber wenn er nicht grosses Glück hat, kann er seine Hand vielleicht nicht mehr gebrauchen. Eine wirklich tragische Geschichte, die vor allem Bo und die Mädels ziemlich mitgenommen hat. Ich mag mich hier nicht grosse Mutmassungen anstellen und möchte die Geschichte hier in diesem öffentlichen Raum auch nicht weiter ausführen. Nur soviel: Sansibar ist ein Drittweltland. Die Menschen ticken hier einfach anders. Ohnmach, Korruption und bestimmt auch fehlende Mittel und Ressourcen, schwächen das Rechtssystem oder hebeln es aus. Der Tourismus, der auf der einen Seite einen gewissen Fortschritt mit sich bringt, bringt auch viele neue Probleme. Die Weissen, die hier ein Business aufbauen und gut Geld verdienen, bringen zwar ein paar Arbeitsplätze, aber auch Neid oder falsche Erwartungen. Die Schwarzen sind auch nicht alles Lämmer und für uns oft auch schwer zu verstehen, wie sie ticken, was sie erwarten und wie sie funktionieren. Ein Problem bei dieser Attacke war bestimmt auch, dass die beiden ihr neues Haus, am Rande von Nungwi auf einer kleinen Anhöhe gebaut haben, es von allen Seiten einsehbar war und vielleicht aus Sicht einiger Einheimischer auch zu gross und protzig war. Die Schutzmauer niedrig und leicht zu überwinden. Einbruch und Fluchtweg, somit auch relativ einfach waren.

Nach diesen betrüblichen News, lassen wir den weiteren Tag ruhig angehen und trödeln etwas zuhause rum. Lesen, spielen, relaxen. Am späteren Nachmittag gehen wir noch für einen kurzen Schwumm ins Waves. Barbara und ich beschliessen, für unseren Cache den wir planen, uns Holztäfelchen schnitzen zu lassen, die wir für die einzelnen Posten verwenden möchten. King kennt jemand, der das macht und düst mit unserem Scribblezettelchen davon. Nach einem ganzen Weilchen kommt er wieder zurück, hat das Zettelchen bei Mussa abgeladen. Als wir von unserem Nachmittagsschwumm wieder nach Hause kommen, steht dieser bei uns schon vor dem Tor, um mit uns noch die Details zu besprechen. Die Kommunikation ist nicht immer ganz einfach, besonders wenn das ganze nur am Telefon, oder über Drittpersonen läuft. So sind wir ganz froh, dass wir nochmal genau schildern können, wie gross, welche Form und in welcher Art die elf Täfelchen zu schnitzen sind. Wir vereinbaren einen Preis, wo beide zufrieden sind und bekommen die Täfelchen für Mittwoch versprochen. Barbara und ich sind sehr gespannt, was wir dann bekommen. 40’000 Schilling sind auf jeden Fall anbezahlt, den Rest gibts dann bei der Lieferung.

Da es schon am eindunkeln ist, bleibt gar nicht mehr viel Zeit bis zum Abendessen. Auf dem Nachhauseweg vom Strand, haben wir noch schnell bei Chef’s Bakery nachgefragt, wie lange sie die Küche geöffnet haben. Der Chef meint, dass wir spätestens um acht da sein sollen. Chef’s Bakery ist tatsächlich die Bäckerei, wo wir morgens unser Brot holen. Nebenher betreiben sie aber noch ein kleines Restaurant, dass aus drei Tischchen besteht, die vor der Bäckerei auf der staubigen Strasse stehen. Die Preise sind fast die hälfte billiger, als im Waves, die Küche aber auch sehr fein. Die Mädels bestellen sich asiatisches Nudelzeug. Barbara ist hin und weg, ich probier auch ein bisschen, ist aber nicht so mein Ding, aber weil ich es einfach nicht mag. Ich lass mir eine Fischsuppe als Starter bringen. Die sieht recht übel aus, ist aber sensationell fein. Zum Hauptgang gibts einen Tassi, den lokalen Fisch, den ich in Tanga schon mal probiert hatte. Ein wunderbarer Fisch, der hier nochmal besser als in Tanga war. Barbara erzählt mir, dass dieser Fisch elektrische Stösse aussenden kann. King bestätigt das, denn er hatte früher auch mal als Fischer gearbeitet. Auf dem Rückgrat hat der Tassi ziemlich spitze Stacheln und wenn man die berührt, ist der Schlag so stark, dass man das bis in die Achselhöhle spürt und dieser Fisch ist grade mal 25 cm lang. Als ob die spitzen Stacheln nicht schon genügen würden. Irr ist auch, dass auch der tote Fisch noch eine ganze Weile «geladen» ist und man ihn auch dann nicht falsch anfassen darf. Zum Dessert kaufen wir uns alle im Nachbargeschäft, dass es beim letzten Besuch von Malou und Barbara noch nicht gab ein Glacé. Der Laden hat ein sehr spezielles, kleines Angebot. Unter anderem eben Eiscrème, die zwar ganz gut schmeckt, aber ziemlich süss und ziemlich stark kristallisiert ist. Dazu gibts wie in JEDEM Geschäft hier Pringels. Nicht ganz so allgemein ist dann wieder der frische Yoghurt, den Malou sich unbedingt kaufen muss, denn sie liebt das Label von Tanga Fresh. Eine Kuh unter einer Palme. Schon schräg.

Die Glacés haben wir alle nicht fertig gegessen, denn nach dem obersten Drittel wurde das Zeug pickelhart und mit dem kleinen Plastik-Glacelöffeli, die wir auch von unseren Glacés kennen, war dieser Herausforderung nicht gewachsen. So schmeisst Malou dann alle drei Eiscrèmes (Banane, Vanille und Erdbeer) in ihren Mixer, schüttet etwas Milch dazu und serviert uns vor dem Schlafengehn einen herrlichen Shake. Danach bin ich pappvoll und nach dem allabendlichen Spielchen verziehn wir uns dann auch unter unsere Netze.

Gute Nacht Nungwi, gute Nacht Holzschnitzer


Sansibar – Tag 23 – 17. Januar 2015

Sorry for the delay! Hatte meinen Adapter für meinen Laptop an der Ostküste liegen lassen und war deshalb zwei Tage ohne Internet. Hat mir nicht geschadet und meine Tage um gefühlte zwei Stunden verlängert :-)

Die zweite Nacht im Evergreen hab ich prima geschlafen. Ich wache kurz nach sechs Uhr auf, weil die Blase drückt und vielleicht auch ein kleiner Kater nicht ganz unschuldig dran ist. Draussen ist es grade am Dämmern und so klicke ich kurz mein GPS an, um zu sehen, wenn denn hier die Sonne aufgeht. Perfektes Timing: In fünf Minuten sollte die Kugel aus dem Meer auftauchen und so schnappe ich mir die Kamera und lauf die 18 Meter bis zum Strand. Ich habe zwar von meinem Balkönchen eine wunderbare Sicht, aber die Palmen verdecken doch viel der morgendlichen Pracht. Die Flut ist grade am reinkommen, meine Augen sind müde, der Scharfstellmuskel scheint noch nicht aufgewacht zu sein. Wie immer, liegt aber am Horizont ein Dunststreifen und so warte ich geduldig, bis sich die Sonne hinter den Wolken zeigt. Den klassischen Sonnenauf- oder -untergang hab ich hier in Sansibar noch nicht zu Gesicht bekommen. Trotz allem bietet sich mir ein wunderbares Farbenspiel, als die Scheibe sich nach einer viertel Stunde hinter den Wolken abzuzeichnen beginnt. Die Gunst der Stunde möchte ich gleich nutzen und setz mich mit meinem Buch auf die Terrasse. Mein Körper rebelliert aber mit einer fiesen Schlafattacke und trägt mich nach ein paar Minuten zurück ins Bett. Ich bin wehrlos und lass mich auf die Matratze sinken und falle in einen tiefen Schlaf bis öhh… halb Zenn? Weiss es nicht mehr so genau. Als ich auf den Balkon trete sehe ich Barbara und Malou vor ihrem Eingang in den Kuschselsofas sitzen. Die Sansibari oder vielleicht generell die Afrikaner scheinen auf unglaublich wuchtig, hässliche Sofas zu stehen. Überall sieht man diese Dinger, hier vor den hübschen, einfachen Bungies wirken sie aber gleich doppelt hässlich und extrem unpassend. Keiner von uns fühlt sich von den Dingern angezogen und ohne eine schützende Decke oder Strandtuch, traut sich auch keiner, sich in dieses lebende Organ zu setzen.

Frühstück mit Früchten und Eierspeise, as usual. Danach setzen wir uns in die bequeme Strandlounge und warten auf Abra, der schon um viertel vor Zwölf hier ist. Wir laden unser kleines Gepäck ins Auto und fahren los. Abra erschreckt uns gleich beim losfahren mit einer Hiobsbotschaft. Michael und Delene wurden in der Nacht in ihrem neuen Haus überfallen und attackiert. Die beiden haben unten beim Waves seit vielen Jahren eine Tauchschule und kennen Barbara und Malou gut. Abra weiss noch nicht allzuviel über den Vorfall, erzählt aber, dass Michael von Pangas (grosse Buschmesser) schwer am Arm verletzt wurde und im Spital ist. Barbara und Malou sind von der Nachricht geschockt und mutmassen auf dem ganzen Heimweg, über den Grund des Überfalls. Unterwegs bekommt Barbara von Bo noch per sms eine Nachricht, dass die beiden auf dem Weg nach Südafrika sind, um die Verletzungen dort im Spital behandeln zu lassen. Ich hoffe, dass die Verletzungen nicht allzuschwer sind, da sie immerhin nach Südafrika fliegen können. Delene scheint mit einem Schock davongekommen zu sein. Sie ist Südafrikanerin, dies auch der Grund, dass sie dorthin geflogen sind. Michael kommt aus Deutschland und wahrscheinlich wär der Flug dorthin zu weit gewesen.

In Stone Town möchten wir noch ein paar Besorgungen machen. Abra hält zuerst bei der Barclays Bank, wo wir alle unsere Geldbündel wieder anwachsen lassen, danach bringt er uns hinunter zum Buni Café, wo wir einen kleinen Lunch einnehmen. Hier gibts prima getoastete Sandwiches und lecker frische Fruchtsäfte. Verschiedene Strassenhändler winken uns von der Strasse her zu, um unsere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Als ein Schwarzer mit einem Tansania Fussballshirt vorbeikommt, winke ich ihn zu uns. Über den Zaun zum Resti wird verhandelt und probiert. Das Shirt ist mir zu klein. Da haben an meinem Körperumfang auch drei Wochen dauerschwitzen noch nicht sichtbar was verändert und so düst er los, um sich irgendwo ein grösseres Teil zu krallen. Flugs steht er wieder da, reicht mir die nächstgrössere Nummer, die dann passt und verhandelt über den Preis. Bei 35’000 Schilling werden wir uns einig und der Deal kommt zustande. Er gibt sich dann sogar mit 34’000 zufrieden, da ich keinen Fünfer habe. Wenig später kommt ein Händler mit bunten Afrikashorts vorbei, die Barbaras Aufmerksamkeit wecken. Dieses Geschäft geht blitzschnell. Hosen über den Zaun gereicht, Barbara zieht sie sich kurz über und kauft. Grosse Preisverhandlungen gibt es nicht… bei 20’000 Schilling auch nicht wirklich ein Ding. Frisch gestärkt gehn wir dann um die Ecke zur Post und werfen unsere Postkarten ein und weiter zum Inder, wie die Mädels den Laden nennen. Ein Tourishop, recht gross und aufgeräumt mit Fixpreisen. Wir waren schon mal hier, kauften unsere Postkarten und die Mädels glaub ich noch Tücher oder Schals. Gleich über die Strasse liegt das Memories, ein modern eingerichteter Souveniershop, ohne nervige Verkäufer. Hier ist alles hübsch ausgelegt und mit Preisschildchen versehen. Bei Barbara und mir keimte in den letzten Tagen die Idee auf, einen Sansibar-Cache in Zürich zu legen. Die Sache ist im Detail noch nicht ausgereift, aber genügend weit gediehen, um für die einzelnen Stationen, die wir bauen möchten, entsprechende Souvenirs zu kaufen. So wird ein kleines Bao-Game und eine Sansibar-Kiste mit goldenen Messingverziehrungen ins Körbchen gelegt. Gewürze hatte ich vorhin schon beim Inder gekauft. Ich kaufe mir auch noch zwei, drei andre Nippesdinge und auch Barbara füllt ihr Körbchen mit diesem und jenem. Die zwei Stunden, die wir Abra gebeten haben zu warten, vergehen wie im Flug. Die letzten zehn Minuten die noch geblieben wären verbringen wir dann noch in einem T-Shirt-Shop.

Auf dem Weg zurück von Sansibar Town nach Nungwi ist natürlich die Überfallgeschichte wieder ein Thema, aber mehr als mutmassen können wir im Moment nicht. Baryl (Bo) hat sich für morgen früh bei uns auf einen Kaffee angemeldet. Sie hat den beiden Attackierten nach dem Überfall geholfen Flüge zu buchen und zu organisieren und sich um ihre Hunde gekümmert. Wir sind alle gespannt, was uns Barell morgen neues zu erzählen hat.

Zurück in Nungwi muss nach drei Tagen erst mal alles durchgefegt werden. Bevor wir müde werden, verfallen wir in Werkelmode. Barbara nimmt sich das Badezimmer vor, ich fege Stube, Küche und Veranda und pack meine verschwitzten, verbrauchten Kleider aus. Ich möchte gleich noch ein paar Zeilen schreiben und auch gucken, was in Melbourne abgeht. Da gehen die Australien Open am Montag los und über mein Lieblings-Tennisturnier möchte ich natürlich auch hier eingermassen uptodate sein. Als die Batterieanzeige unter 15% fällt, überkommt mich ein laues Gefühl. Ich gehe zwar ins Zimmer und schaue in meine Tasche und meinen Rucksack nach dem Adapter für meinen Laptop, müsste es aber gar nicht tun, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass ich das Kabel beim Einpacken im Evergreen nie aus der Steckdose beim kleinen Tischchen gezogen habe. Natürlich finde ich das Ding auch nicht in meinem Gepäck. Was für ein Ärger, lief ich doch in meinem Bungi extra noch ums Bett, um auch ja zu checken, ob mir da mal was runtergefallen war, aber beim Tischchen hatte ich natürlich nichts kontrolliert. Und bis in Nungwi Apple einen Store eröffnet dürften wohl noch ein paar Tage ins Land ziehen ;-) Gut hat Barbara auf ihrem Zanzihandy all ihre Tansania-Nummern gespeichert und so kann ich kurz bei Edmond anrufen. Er bestätigt mir ein paar Minuten später, dass das Ding noch im Zimmer war und er es zur Seite lege. Danach engagiere ich Abra, mir das Ding im Evergreen zu holen. Viel Aufwand für einen Stecker, aber ein neuer kostet ja auch immer viel Geld und den bekäme ich hier auf Sansibar eh nicht. Wir vereinbaren einen Preis, er willigt ein und wir vereinbaren, dass er ihn mir morgen im Verlaufe des Tages bringen wird. So bin ich für die nächsten zwei Tage vom Internet getrennt und kann die letzten Berichte auch nicht mehr hochladen, denn die restlichen paar Prozentchen Ladung sind schnell aufgebraucht. Alles halb so wild. Ich bin auf die eine Seite froh, dass der Adapter nicht verloren ging und dass ich mit Abra einen noch zahlbaren Deal machen konnte. Ob ich hier zwei Tage Blogpause mache ist gleich nochmal egal, hab ich dann wenigstens mal etwas mehr Zeit zum lesen. Sy: Jupp… Auenland, Ring, Frodo und Co. sind für mich völlig neu. Ich hatte als die Filme ins Kino kamen mir fest vorgenommen, erst die Bücher zu lesen. Und da ich leider in den letzten Jahren kaum mehr gelesen hatte, dauerte es «ein Weilchen».

Den Abend verbringen wir zuhause. Die Mädels kochen: Malou kocht ein wunderbar afrikanisch gewürztes Chabis-Rüebli-Gemüse, Barbara macht dazu Omletten und Salat. Einfach aber sehr gut. Und da an diesem Abend auch bei uns keine Weltgeschichte mehr geschrieben wird, nehme ich dies zum Anlass, den Bericht zum 17. Januar hiermit zu beschliessen.

Gute Nacht Nungwi, guuuuute Besserung Michael


Sansibar – Pita Update

Pita im Sand

Das Bild der blauen Zungen, hat hier für einen kurzen Moment zu diskussionen geführt, wieso die Mädels in meinem Blog mit einem so schönen Bild verewigt werden, Pita aber die Bilder, wo er mal nicht so vorteilhaft abgelichtet wurde unter Verschluss hält. Hmmm… da ist die Sicht, was lässig ist und in den Blog gehört, vielleicht ein anderer, als der der Leser. Mit diesem Zwischenlog möchte ich das Gleichgewicht wieder herstellen und eine Auswahl Pita-Shots der letzten drei Wochen nachliefern.

Pita mahl Kaffee

Pita schläft

Pita Seestern-Touri

Pita beim Steinchenspiel


Sansibar – Tag 22 – 16. Januar 2015

Nach einer etwas unruhigen Nacht hat mich dann doch noch ein ruhigerer Schlaf übermannt und gegen Neun wache ich auf. Der Anblick ist atemberaubend, nachdem ich meine Türe mit direktem Meerblick auf mein Terrässchen geöffnet habe. Was für ein Paradies liegt da vor mir. Ich freue mich auf die Dusche, wo ich schon in der Nacht öfter mal drüber nachgedacht habe, mich aus dem Bett zu rollen und unter einem Wasserstrahl meine klebrig, verschwitzte Haut abzuduschen. Die Mädels sitzen schon unten vor dem Bungi, in ihren kitschig schuddligen Wulst-Polstersesseln. Ich möchte noch schnell duschen. Als ich mich grade mal halb Nass gemacht habe, stellt das Wasser ab. Ich bin leicht genervt, suche das nächste Handtuch um mich wieder abzutrocknen und zieh mich an. Kein Wasser oder kein Strom gehört hier zum Alltag und wirft einen nicht gleich aus der Bahn. Die Seife, die gestern auf wunderbare Weise plötzlich verschwunden war, liegt heute zwar immer noch am Platz neben dem Waschbecken, trägt aber gut sichtbare Bissspuren. Ich dachte gestern schon, ich werd langsam kirre, als ich eine Stunde nach dem einchecken ins Bungi zum pinkeln gekommen bin und die Seife, die ich vorher ausgepackt hatte zuerst nicht mehr dort vorfand, wo ich sie hingelegt hatte. Grade als ich die zweite Seife auspacken will, sticht mir das angebrauchte Duftding doch noch ins Auge: Es liegt anstatt rechts auf dem Waschbecken, einen halben Meter links davon auf einem Holzbrett. Ich bin verwirrt, schreibe die Geschichte aber wieder mal dem afrikanischen Voodoo zu ;-)

In der Lounge bekommen wir ein feines afrikanisches Frühstück. Fertigkaffee mit firschen Früchten, dazu Srumbled Eggs mit Brot. Die Marmelade schmeckt irgendwie undefinierbar sonderbar, aber die kann man zur Not ja auch weg lassen. Ich zieh mich dann ins Bungie zurück, will noch etwas lesen. Als mir auf der Terrasse in meinem Sessel dann wieder die Augen zuzufallen drohen, leg ich mich aufs Bett und falle kurze Zeit später in einen wunderbar entspannten Schlaf. Ich weiss nicht wie lange ich abgetaucht bin, aber als ich wieder aufraffe und von unten dann Barbara mal nach mir ruft und ich mich nach der Zeit erkundige, bin ich überrascht, dass schon eins durch ist. Wir verabreden uns für einen kurzen Walk. Die Sonne brennt inzwischen erbärmlich, der starke Wind lässt einen davon aber nichts spüren. Der Strand hier ist endlos lang und verschwindet irgendwann im Norden und Süden in einer kleinen Dunstwolke, wo ich nicht weiss, ob das der herumgeblasene Sand, oder einfach die feuchte Luft ist, welche das Ende der Strände hier im Nebel verschluckt. Der Strand ist flach, überall recht breit. Draussen hört man von der Riffkante stehts ein lautes Grollen der hereinbrechenden Brandung. Interessant ist der alte Holzturm, an dem wir vorbeikommen und der nicht weit von unserer Anlage entfernt steht. Was dieses Bauwerk aber darstellen soll, bleibt uns schleierhaft. Schaut wie ein Sprungturm aus, bei einer Wassertiefe von 0 bis 1 Meter, je nach Flut, dafür aber wohl eher nicht geeignet. Vielleicht war es mal als Aussichtsturm gedacht, damit man die Küste hoch- und runterschauen und über die Palmspitzen auch ins Land hineinschauen kann? Wir selbst kriegen das Rätsel nicht gelöst und erst jetzt fällt mir ein, dass wir vielleicht Edmund, den Besitzer der Bungalows hätten fragen können. Nach einem knappen Kilometer weist uns dann mein GPS ins Kilimani-Resort. Eine recht grosse, aber menschenleere Anlage. Trotz allem scheint die Strandbar geöffnet zu sein und so setzen wir uns an den Schatten und bestellen ein Soda. Der Durst kommt hier immer ziemlich schnell und ein schattenspendendes Plätzchen ist uns, auch wenns ein kurzer Spaziergang war, sehr willkommen. Ein Geocache versteckt sich hier. Barbara hat die Dose natürlich schon früher, bei einem Besuch mit ihrer Mutter gefunden. Ich suche nach dem kaum getarnten Cache und setz mich dann zu den Damen. Zurück gehts dann mit gesenkten Häuptern. Nicht weil etwa die Laune nicht gut wäre, oder wir aus irgendwelchen Gründen frustriert wären, sondern weil dies die typische Strandspaziergangshaltung der Touris ist: Blick stets nach unten, um irgendwelche Müschelchen zu erspähen, die man einsammeln kann und dann zuhause, für die nächsten 10 Jahren in irgendwelchen Schälchen im Wohnzimmer oder auf dem Nachttisch vergammeln ;-) … ich steck mir natürlich auch ein paar ein!

Als wir zurück sind, bleibt zum relaxen kaum mehr Zeit. Schon bald wird der Taxifahrer da sein, der uns ins The Rock bringt. Die Mädels putzen sich hübsch heraus, Unggle Pierre ist auf solche Events nicht ganz so gut vorbereitet und fällt hiermit schon mal aus der Wertung. Stolz ist er natürlich trotzdem, in so hübscher Begleitung zum Apéro zu gehen. Das bestellte Taxi ist pünktlich da und bringt uns ein paar Kilometer die Küste hoch. Wir passieren ein paar fette Hotelanlagen, die aber hinter Mauern versteckt sind und ich bin überrascht, dass die Fahrt vielleicht zehn Minuten dauert, bis wir rechts abbiegen, ein kleines Dörfchen durchfahren und unten am Strand, an einem Parkplatz, der mit einer Barriere geschützt ist, ausgeladen werden. Vom hier sieht man schon den markanten Felsen, wo jeder Quadratzentimeter Fläche ausgenutzt wurde, um das kleine Restaurant darauf zu bauen. Ein paar Fotos sind hier natürlich ein Muss. Posing before Dösing on the Terrace, with a Perwoll in your hand. Live is good. In Deutsch: Nach dem Fotoshooting gehts das Treppchen hoch, durchs kleine Lokal hinten wieder raus, wo auf einem kleiner Felsnase noch Platz für eine Mini-Outdoor-Bar ist, die einen herrlichen Blick aufs Riff und die Küste bietet. Die Mädels haben Lust auf einen Kokos Drink. Ich bin nahe dran, mich ihnen anzuschliessen, wähle dann aber einen Chaipirina, weil ich den besser mag und werde später für diesen Entscheid mit einem nicht ganz so bösen «Räuschchen» belohnt. Schon als die Perwoll-Frühlingsfrische-Farbigen Drinks gebracht werden, freu ich mich, dass ich mir das nicht antun muss. Die Farbe ist dermassen iiiiiihhhkkkk, dass ich schon jetzt froh bin, mich für etwas erfrischenderes entschieden zu haben. Barbara scheint beim ersten Zug durch den Strohhalm schon eine Vorahnung zu haben, dass dieser Drink teuflisch wird, nicht nur weil er wahrscheinlich aus 85% Rum, 14% Blue Curacao und 1% Kokosmilch besteht und damit gefääääährlich stark ist. Was sonst noch für Drogen in dem 1% Kokosmilch waren, entzieht sich aber unserer Kenntnis :-D Weil es auf dem Terrässchen so gemütlich ist und wir gut eineinhalb Stunden Zeit haben, bis uns der Taximann wieder nach Hause bringt, bestellen wir noch eine zweite Runde, welche ihre Wirkung aufs Gutelaune-Zentrum unserer linken Hirnhälfte nicht verfehlt. Ich düse dann noch kurz ab, um die kleine Sandbank, die bei Ebbe vielleicht hundert Meter weiter draussen, aus dem Meer auftaucht zu besuchen. Ich wate durch knietiefes Wasser und muss höllisch aufpassen, dass meine eh schon etwas aus dem Gleichgewicht geratene Gleichgewichtsfunktion, auf den zum Teil spitzen Korallensteinen, mir keinen Streich spielt, ich dasselbige nicht verliere und dabei in einen Seeigel trete, von denen es hier an einigen Stellen ganze Kolonien gibt. Die zweite Kunst ist es, die vielen, vielen kleinen feingliedrigen Seesterne nicht zu zertreten. So stapfe ich storchenmässig bis auf die Sandbank und geniesse den Blick zurück zum Rock und hinaus ins Riff. Ein paar Posingversuche für die knipsenden Damen, die mich in der Bar, vor ihren Softlan Gläsern beobachten, runden den Ausflug ab. Als ich wieder zurück bin, liegt die Rechnung auf dem Tisch. Im Waves bekommt man für dieses Geld ein leckeres Abendessen, inklusive Flaschwein. Im Dorf reicht das sogar ganz locker für zweimal Essen mit Soda. Beim Parkplatz wartet unser Taximann und bringt uns wieder zurück ins Evergreen. Die Geräusche die irgendwo von der Achse herkommen, wenn er eine enge Kurve macht, oder über einen etwas gar grossen Korallenstein fährt, klingen wenig vertrauenserweckend, das Gestotter des Motors vom der Hinfahrt ist aber nicht mehr da. Das hatte mich doch sehr an meinen lieben alten Audi in seinen letzten Tagen erinnert.

Zurück im Evergreen stell ich mich dann schnell unter die Dusche und geniesse für einen kurzen Moment, meine nicht mehr so klebrig verschwitzte Haut. Dieses Gefühl hält hier auf Sansibar aber in der Regel grade mal fünf Minuten an ;-) Wir nehmen dann im Resti noch einen kleinen Nachglüher, Barbara ist vom Weichspühler in Blau aber sichtlich angeschlagen und fällt nach dem wunderbaren Znacht fast vom Stuhl. Sie ist müde und möchte ins Bett. Die Uhr zeigt gerade mal kurz nach acht. Der Kompromiss ist dann, dass wir uns vors Bungi verschieben und dort noch etwas quatschen. Sinnfreie Aktionen auf den Hängematten, die hier zwischen den Palmen befestigt sind, wecken dann aber auch sie wieder auf und eine letzte Runde Weisswein für den Herrn und Kakaolikörchen für die Damen (man möge mir den Aussetzer des Getränkenamens verzichten, denn inzwischen ist es wieder mal halb eins und auch mein Pegel ist immer noch über Normal Null – Anmerkung des Schreibers am Tag danach: Kalua). Gegen zehn verziehn wir uns dann in unsere Gemächer und ich nutze die Gunst der Stunde, meine Schreiberei wieder auf einen aktuellen Stand zu bringen. Inzwischen ist eine halbe Flascher Wasser meine Kehle heruntergekugelt, ein leichtes Stechen im Kopf macht sich bemerkbar und ich bin auch reif fürs Körbchen. Werd mich noch schnell unter die Dusche stellen und dann noch 5 Zeilen Auenwald reinziehen und dann hofentlich eine etwas ruhigere Nacht, als die letzte verbringen.

Gute Nacht Ostküste, gute Nacht Mehlsand


Sansibar – Tag 21 – 15. Januar 2015

Wecker brauchts heute keinen, aber ein Handy als Uhr in Griffnähe wäre ganz ok, denn um elf haben wir uns mit Abra verabredet, der uns an die Ostküste bringt. So stehe ich kurz vor neun auf und beginne meine Siebensachen zusammenzupacken und in den Rucksack zu stopfen. Siti ist heute irgendwie unter Strom, denn kaum öffne ich meine Zimmertür streift sie laut miauend um meine Beine. Soweit ihr ganz normales Prozedere am Morgen früh, oder wenn man von einem Ausflug zurück kommt. Normalerweise beruhigt sich das Katzentierchen dann aber schnell wieder, besonders wenn man ihr Schälchen mit frischem Futter füllt. Heute scheinen aber weder Futter noch Liebkosungen zu nützen um Siti zu beruhigen. Wenn sie in diesem Modus ist, muss man immer aufpassen dass man nicht auf sie tritt, weil sie einem immer um die Beine schleicht. Als sie mich dann noch von hinten in die Wade beisst, werd ich doch etwas grantig. Sie störts aber nicht und erweckt auch nicht den Anschein, dass ich mich irgenwie zu beschweren hätte ;-)

Barbara taucht kurze Zeit später auch auf: Der Kaffee ist parat, Malou hat uns schon Brot geholt und sitzt schon vor ihrem Haus, als ich das erste mal in die afrikanische Sonne blinzle. Es gibt heute ein kurzes, einfaches Frühstück und es bleibt genügend Zeit, stressfrei fertig zu packen.

Pünktlich wie immer steht Abra vor dem Tor und lädt uns auf. Alles wie immer, bis nach vielleicht einer Stunde Malou ein klapperndes Geräusch auffällt, dass ich zuerst nicht wahrnehme. Abra hört es anscheinend auch, hält kurz an, steigt aus und schaut das hintere rechte Rad am Wagen an. Er sieht nichts auffälliges, aber beim weiterfahren hör auch ich nun das Geräusch, dass schnell heftiger und lauter wird und inzwischen schon bei niedrigeren Geschwindigkeiten zu hören ist. Nochmal ein Stopp, nix zu sehen, nochmal ein Stückchen weiterfahren, aber nur noch mit 40 und es klappert weiter und immer lauter. Aus dem offenen Fenster hört es sich gleich doppelt so laut an. So hält er nochmal, bittet uns um Entschuldigung, dass er anhält und das hintere Rad nun etwas genauer untersuchen möchte. Wir also alle raus aus der Kiste, während Abra den Wagenheber holt und sein Taxi aufbockt. Ich beobachte ihn dabei und finde, dass er etwas unbeholfen hantiert, obwohl er doch weiss, was er tut. Als das Rad dann in der Luft schwebt, steckt er den grossen Radmutterschlüssel an die erste Mutter. Die ist so lose, dass der Schlüssel ohne Kraftaufwand gleich mal durchrutscht. Bei der zweiten Schraube dasselbe! Dafür ist die Dritte vermurkst und die Vierte wieder lose :-( Gut haben wir angehalten und noch besser ist, dass sich das Rad bevor es abfällt wenigstens mit Klappergeräuschen bemerkbar gemacht hat. Abra fixt die noch intakten Schrauben und danach gehts ohne weitere erkennbare Geräusche wieder weiter. Uff… Er erzählt uns dann, dass er gestern in Stone Town die Reifen gewechselt habe, womit auch der Grund für die losen Radmuttern erklärbar ist.

Kurz vor eins haben wir die Ostküste erreicht und Abra lädt uns an der Evergreen Lodge, etwas nördlich von Bwejuu aus. Ich wähne mich im Paradies. Eine wunderbare kleine Bungalowanlage, mit hübschem Restaurant inmitten eines Palmenhains. Der Sand ist hier so fein wie Mehl und fast weiss. Ohne Sonnenbrille wird man fast blind. Barbara hat für uns ein Bungalow reserviert, wo wir gleich unser Gepäck abstellen und uns dann an ein Tischchen im Sand setzen und etwas zu essen bestellen. Oben im Restaurant wird gerade ein Teller Spaghetti serviert. Die Dinger lachen mich so an, dass ich die weiteren Menuoptionen gar nicht mehr anschauen brauche und da die Portion ziemlich gross aussieht, bestelle ich mir mit Barbara zusammen einen Teller. Malou hat keinen grossen Hunger und bestellt ne Portion Chips. Wir kriegen feine Spaghetis an einer Fischsauce serviert. Passt genau zu meinem Glüstli und stillt den Mittagshunger.

Nach dem Essen ist dann mal wieder Container-Korrespondenz gefragt. Ein Typ von der Frachtgesellschaft hat uns ein Word-Dokument gemailt, dass von Barbara und Malou unterzeichnet und gestempelt zurückgeschickt werden soll. Dumm nur, dass wir hier keinen Drucker und natürlich auch nicht den so wichtigen Maishastempel haben. Gut, dass ich meinen Mac dabei habe, womit mir aufs Maishamail zugreifen können und ich für die beiden, Photoshop sei Dank, mir die Unterschriften und Stempel aus anderen Dokumenten zusammenbauen kann. So kriegen wir diesen nächsten kleinen Step trotzdem geregelt und warten alle gespannt, wie dieser Krimi weiter geht. Langsam wird die Zeit knapp und passiert ist im Grossen und Ganzen bis jetzt kaum etwas, ausser dass meine beiden Mädels damit im Ganzen bestimmt schon zwei Arbeitstage vertrödelt haben.

Der Rest des Tages läuft dann ziemlich gemütlich ab. In der schönen offen Lounge rumfläzen, die letzten Karten schreiben – jupp, die kommen vielleicht erst nach uns an ;-) und ich leg mich noch ein bisschen in den Wind zum lesen. Geschrieben hab ich heute ja schon. Viel zu tun gibts hier an der Ostküste nicht, aber diese entspannte, romantische Athmosphäre macht auch keine Lust auf grosse Aktivitäten sondern stellt einen automatisch in den Geniesser- und Nichtstu-Modus.

Zum Abendessen treffen wir uns dann wieder im offenen Restaurant, wo Tücher gespannt sind um den hier stets kräftigen Wind abzuhalten. Für mich gibts Prawns an Kokossause. Ein Traum. Ich hätte vor diesem Urlaub nicht gedacht, dass mich hier auf Sansibar solche kulinarischen Hochgenüsse bei Laune halten. Als wir mit dem Essen fertig sind, sagt uns der Kellner, dass am Strand ein Beachfeuer brenne und wir eingeladen seinen für einen Geburtstagskuchen und uns gerne ans Feuer setzen dürfen. Grund ist der 23. Geburtstag von Angel, einer hübschen Afrikanerin, die am Nachmittag mit einer ziemlich abgedrehten Gruppe ins Evergreen gekommen ist. Wie wir später erfahren, ist sie eine Afrikanerin von hier, die als Tourguide arbeitet. Uns ist die Truppe aber etwas zu heftig drauf und wohl nicht nur vom Alkohol so guter Laune. Wir setzen uns aber gerne ans Feuer hinunter und geniessen, alle etwas wortkarg, das schöne Feuer. Der Coconut- und Ganjaboy haben eine Herzform im Sand ausgebraben, mit schönen blühenden Ästen drumherum dekoriert und ein wohliges Feuerchen darin entfacht. Ums Feuer haben sie Bänke und Stühle gestellt. Wir geniessen die besondere Stimmung und starren in die Flammen und den herabrieselnden Sand, der den Creux du Van in Miniature langsam zuschüttet. Als wir dann in den ausgehobenen Sandwändchen Totenköpfe zu sehen beginnen, geht die Phantasie mit uns etwas durch und die uns hier immer begleitenden Voodoogeschichten werden wunderbar ausgeschmückt.

Es passt wirklich alles. Tolle Athmosphäre, fantastische Strände und liebe Freunde, um die ich als Greenhorn wirklich froh bin. Es ist so schön, die Mädels hier zu haben, die sich auch mit den Einheimischen in Swaheli sprechenden Menschen ganz gut unterhalten können. Ich staune immer wieder. Der Abend kling gemütlich aus und ich steige nach dem Abendessen ins Dachgeschoss unseres gemütlichen Bungalows. Die Nacht wird dann nicht so entspannt, wie ich dachte. Erst breche in Schweissausbrüche aus, stelle danach den Ventilator an, der aber auch nicht sehr viel hilft. Dann quälen mich Mosis, die sich irgenwie unter meinem Netz eingenistet haben, oder Ameisen die mir über die Beine krabbeln. Bis morgens um vier schlafe ich sehr unruhig und wache alle halbe Stunde wieder auf, irgendwann gehts dann aber.

Gute Nacht Evergreen, gute Nacht Ostküstenwind

p.s. Bilder folgen, da Pita die richtigen Stecker in Nungwi liegen gelassen habt… aber das wollt ihr eh nicht sehen. Ist zu schön … ;-)


Sansibar – Tag 20 – 14. Januar 2015

Mein iPhone beginnt seinen Arbeitstag pünktlich um 6:30, mein Körper 5 Sekunden später, mein Geist folgt nach einer gefühlten viertel Stunde dann auch mal – auf Sparflamme. Wir möchten heute zum Strand an den Fischmarkt. Draussen ist es extrem windig, aber angenehm frisch. Zum einen wollte ich den Fischmarkt von Anfang an mal besuchen und zum Zweiten hatten wir geplant, heute Abend ein leckeres, frisches Fischchen zu kochen. So stolpern wir um sechs in der Morgendämmerung hinunter zum Strand. Der Wind ist heftig wie noch nie in diesem Urlaub, was nicht unbedingt gutes Vermuten lässt. Denn bei zu hohem Wellengang und zu starkem Wind gehen die Fischer oft schon gar nicht raus. Hier auf Sansibar fahren sie in der Regel am späteren Nachmittag oder frühen Abend los und kommen bei Sonnenaufgang zurück. Der ist hier ja eh das ganze Jahr fast zur gleichen Zeit. Ebbe und Flut spielen da wohl eine wichtigere Rolle. Ich bin fasziniert, dass die Fischer hier alle noch mit den traditionellen Dhaus unterwegs sind. Es wird gesegelt, Barbara und Malou meinen, dass sie nicht mal Motoren hätten. Kein einziges Stahlboot ist hier zu sehen. Fantastisch.

Schon als wir beim Hilton zum ersten mal zu den Fischern sehen können, wird unsere Vermutung bekräftigt, dass heute wohl nicht viel los sein wird. Als wir dann dort sind, werden unsere Befürchtungen bestätigt: Kein Fisch weit und breit. Es stehen zwar einige Leute herum, aber das ist hier immer so. Einzig ein gut meterlanger Baracuda liegt im Sand. King meint, dass wir vielleicht einen Moment warten sollen, um zu sehen, ob vielleicht doch noch das eine oder andere Fischerboot hereinkommt. Ich setze mich am Strand vorne in den Sand und geniesse die aufgehende Sonne und das weiche Licht. Die Beine werden vom heftigen Wind schön Sandgestrahlt. Tatsächlich taucht dann ganz im Süden ein Segelboot auf, dass sich schnell nähert. Ich weiss nicht, ob das zerrissene Segel von der stürmischen Nacht herführt, oder schon vorher kapputt war. Tatsächlich kann ich mir aber nicht vorstellen, dass man mit einem zerrissenen Segel überhaupt aufs Meer hinaus fährt. Als die Jungs ihr Dhau im seichten Wasser vor uns festmachen, sehen wir aber bald, dass sie keinen Fang haben und so brechen wir die Übung nach einem ganzen Weilchen ab, spazieren nach Hause und machen erst mal Frühstück.

Danach könnt ich mich gleich wieder hinlegen, ich bin so müde. Irgendwie beiss ich mich aber durch, schreibe etwas und leg mich dann draussen im Schatten auf die Couch zum lesen. Dort schaff ich aber mal wieder keine zwei Seiten, bis mir die Augen zufallen. Barbara ist etwas aktiver und macht noch Unterwäsche-Handwäsche, krallt sich danach aber auch ihr Buch und legt sich in die Hängematte. Der Unterschied zu mir: Sie schläft beim Lesen nicht immer gleich ein ;-) Als ich nach kurzem Powernap wieder aufwache, mach ich noch schnell das Frühstückszeug weg und versuche nochmal etwas zu lesen. Diesmal schaffe ichs dann doch, ne gute Stunde am Stück und tauche ab ins Auenland. Als die Äuglein wieder schwerer werden, überleg ich mir, was ich tun könnte, ohne gleich wieder mein T-Shirt durchzuschwitzen. Als mir Barbara gestern erzählt hat, dass die Schwarzen die Palmwedel zum Besenmachen brauchen, wurde ich gwundrig und so geh ich schnell auf Edis Grundstück hinter der Mauer und schaue mich um, ob dort noch alte Palmwedel herumliegen. Tatsächlich finde ich zwei ziemlich vertrocknete Teile. Eins krall ich mir, hol mir ein scharfes Messer und versuche die Blätter von der Rispe zu trennen. Das geht erstaunlich gut und schon hab ich meine wenig schweisstreibende Tätigkeit für diesen Nachmittag gefunden. Während Barbara den nächsten Band der Thrones Bücher fertig liest, sitz ich auf der Terrasse und schäle Palmblatt um Palmblatt und lege die dünnen, sehr stabilen Binsen auf ein Häufchen. Wenn wir dann von unserem Ausflug an die Ostküste zurück sind, werd ich noch den zweiten Zweig holen und weiter schnitzen, damit auch ein schönes Bündel zusammenkommt. Wenn ich mir aber die Schnürtechnik anschaue, die den Originalbesen zusammenhält wird mir schwindlig. Das dürfte schwierig werden, aber irgendwie werd ich die Halme schon zusammenbinden können.

Es ist mal wieder ein wunderbarer Relaxing-Tag, der an uns so vorbeiplätschert. Es ist ruhig im Haus, jeder mit sich selber beschäftigt. Etwas später gibts dann noch eine Triominorunde, bis kurz vor dem eindunkeln. Da wir ja auf dem leeren Fischmarkt am Morgen nicht sonderlich erfolgreich waren, beschliessen wir zum Abendessen wieder mal ins Waves zu gehen. Auch in den Ferien kann sich Routine breit machen ;-) Die Karte ist aber gross genug, dass es nie langweilig wird und die Pizza Waves ist sooo lecker, dass ich die trotz den anderen Leckerlis nochmal bestellen MUSS.

Nach dem Essen gehts dann mal wieder zeitig ins Bett. Wir sind alle müde, vom frühen Aufstehen und Lesen ist fast hoffnungslos. Nach einer Seite klappen meine Augen zu. Dunkel! Aus!

Gute Nacht Nordinselzipfel, gute Nacht Fischer.


Sansibar – Tag 19 – 13. Januar 2015

Liebe Familie, liebe Freunde und Blogleser. Es macht mir unglaublich viel Spass und ich freue mich über die vielen Kommentare und lässigen Feedbacks. Ihr helft mir damit, dran zu bleiben und täglich meine Stunden vor dem Compi zu verbringen, um meine Erlebnisse aufzuschreiben. Bitte entschuldigt, wenn ich nicht gross auf die Kommentare antworte, aber ich schätze jede einzelne Zeile von euch.

Ich wache kurz nach sieben auf, spüre den Drang nach einem anderen Raum im Haus mit Keramikmöbeln und nutze nach dem Besuch desselbigen meinen, wenn auch noch nicht sehr ausgeprägten Wachzustand zu nutzen und nicht gleich wieder zurück ins Bett zu fallen, sondern mal wieder die Turnschuhe anzuziehen und ne Runde laufen zu gehen. Der Himmel ist noch ziemlich bewölkt, als ich um halb acht das Haus verlasse und Richtung Waves spaziere, ein herrlich frischer Wind bläst mir um die Ohren. Ich bin gespannt, ob ich es bis hinters Zalu schaffe, wie auf meiner ersten Runningrunde hier in Nungwi. Irgendwie fühl ich mich inzwischen ziemlich schlapp. Allzu viel bewege ich mich hier nicht, kann man aber auch nicht, da zwischen 9 Uhr Morgens und 18 Uhr Abends die Hitze kaum sportliche Aktivitäten zulässt. Am Horizont stehen noch ziemlich dunkle Wolken und ich laufe unten am Strand Richtung Schildkrötenstation los, hinter der Kneipe durch die Büsche zum Opera House und auf die kleine Anhöhe dahinter, wo ich umkehre. Es läuft besser als gedacht und ich schaffs sogar in einem Schnuuz wieder zurück bis zum Waves. Gut so, geht doch noch, ich bins zufrieden und die Trägheit, ist wohl doch nur auf die grosse Hitze hier zurückzuführen.

Nassgeschwitzt setz ich mich dann unters Dach und geniesse den Morgen. Ein fünfminütiges kaum spürbares Nieselregenchen befeuchtet grade mal etwas die Luft. Eine Stunde später sind alle Wolken verzogen und ein nächster heisser, sonniger Tag steht bevor. Inzwischen ist auch Barbara aufgetaucht und es gibt Frühstück. Brot und Confi von Sele. Gespannt probiere ich das erste Brötchen, merke aber dass mir meine «einheimischen» selbstgemachten Konfitüren doch besser schmecken. Ich meine, dass etwas zu viel Kardamon den Geschmack der Mango übertönt und dieses Gewürz gehört ja nicht grad zu meinen Lieblingen. Barbara betet mir dann ihre Checkliste herunter und ich ich muss kleinlaut und geduckt zur Kenntnis nehmen, dass ich da nicht mithalten kann. Bisschen Sandrechen, Blog schreiben, ähhh… vielleicht mal Terrasse durchfegen. Damit bin ich nicht gerade konkurrenzfähig. Da fällt mir zum Glück noch ein, dass sie auch die tiefhängenden Palmblätter, ihrer schönen Palme vor dem Haus zurückstutzen wollte und ich darauf freudig verkünde, dass sie diese Position wohl auf der Checkliste vergessen hätte und wir das doch zusammen angehen könnten. Auf mein gutgemeintes Angebot, diese Position auf ihrer «unvollständigen» ;-) Liste noch zu ergänzen, wird nicht eingegangen. Trotzdem nehmen wir die Aktion nach dem Frühstück in Angriff und daraus erwächst unerwartet ein kleineres Projekt.

Mit der Leiter bewaffnet, positionieren wir uns unter dem Baum. Mit meiner Idee, dass mein Sackmesserli eine scharfe Säge hätte, die sich fürs Abschneiden der zähen Palmblätter bestimmt ganz gut eignen könnte, steh ich aber auf verlorenem Posten, als das Frölein Barbara einen Augenblick später mit einem Profiknipser der gröberen Art angerauscht kommt. Staunend, beschämt, duck ich mich weg und merke, dass mein Vorschlag meines Victorinox-Messerlisägelis bei ihr wohl nur ein müdes lächeln hervorgerufen hat. Ich hab ein Bild vor mir, wo ich gegen einen Baumfäller im Amazonasgebiet mit meiner Taschenmesservariante, gegen eine Hochleistungs-Motorsäge zum fällen eines Urwaldriesen antrete ;-) But, back to business. Den ersten Zweig kann ich mit gestreckten Armen vom Boden aus erreichen und ihn zu mir herziehen. Als ich mich mit meinem ganzen Gewicht dranhänge, bricht der Zweig ab und kracht in den Sand. Nix passiert, erster Patient erlegt. Die weiteren Wedel sind dann aber zäher und so steige ich mit dem Riesenknipser auf die Leiter und wir schneiden vier oder fünf Zweige so weit oben wie möglich ab, um dem Haus wieder etwas Luft zu geben. Als ich die abgeschnittenen Zweige zu Edi rüberschmeissen will, meint Barbara, dass wir sie vors Haus an die Strasse legen sollen, weil die Einheimischen daraus Palmbesen machen und solche Dinge gerne einsammeln. Dazu trennen sie die einzelnen schmalen Blätter vom ganzen Wedel ab und schälen dort die Blattrippen heraus, die dann zusammengebunden werden. Aber dazu morgen mehr. So werden die abgeschnittenen Dinger vors Haus gelegt. Vor dem Haus, auf Edis überwucherten Grundstück nebenan, steht heute eine Kuh und ist am Weiden. Man sieht das sehr oft hier, dass die Kühe irgendwo auf ein Stück Land gestellt werden, oder neben die Strasse und an einem Strick angebunden sind. Barbara bringt der Kuh einen Kübel Wasser zum trinken, da kommt gerade ein Schwarzer (Kilele) mit seinem Sohn vorbei und warnt Barbara davor zu nahe an die Kuh zu gehen und zieht das Tier etwas zur Seite. Er sieht unseren Palmschnitt und fragt sie, ob er es mitnehmen darf, was Barbara ihm gerne gestattet und wir es ja deshalb auch an der Strasse gelegt haben. Er fragt sie dann gleich, ob es vielleicht noch mehr Arbeit gäbe, worauf ihr gleich einfällt als sie den Kleinen sieht, dass sie uns die Kokosnüsse von der Palme holen könnten. So lassen wir die beiden in den Garten und sofort kraxelt der der Sohn den Stamm hoch und übers Dach in die Baumkrone. Dort schält er zuerst all die morschen Teile der Rinde und Blattansätze sauber weg um dann mit Fusstritten die erreichbaren Nüsse herunterzuwerfen. Irgendwann fragen sie dann nach einem Messer. Der Versuch des Vaters, das ihm gereichte Brotmesser auf den Baum zu werfen, scheitert aber und wahrscheinlich ist das Ding eh zu klein. Mir fällt ein, dass ich gestern hinter Malous Haus ein Panga habe liegen sehen. Eine Art Buschmesser, dass sich dazu hervorragend eignet, da es gross ist und man damit gut die Stile abschlagen kann. Nun kraxelt der Vater ebenfalls den Stamm hoch und reicht seinem Sprössling das Messer. Nun geht die weitere Ernte ratzfatz und die Kokosnüsse purzeln nur so in den Sand. Bestimmt zwanzig bis dreissig Früchte werden so geerntet und der Baum ist wieder frisch gepflegt fürs nächste halbe Jahr. Hier im Haus braucht niemand mehr Angst zu haben, von einer Nuss erschlagen zu werden, was hier in Afrika dann und wann schon mal passieren kann. Die beiden dürfen die Nüsse mitnehmen und organiseren ein Wägelchen, um das Gut abzutransportieren. Sie helfen noch beim Zusammenräumen und Kilele schält und öffnet uns allen mit routinierten Handgriffen mit dem grossen Messer je eine Nuss. Die Dinger sind randvoll mit nicht wahnsinnig geschmackvollem, klaren Wasser. Als ich meine Nuss leergetrunken habe, fühl ich mich pappvoll. Nun schält er die ganze Nuss noch sauber, bis aufs Holz, bricht sie auf und puhlt uns das Kokosfleisch heraus. Zwei der Früchte sind noch nicht ganz reif, aber schon essbar, eine davon fast schon perfekt. Ein Weilchen später tragen sie dann die ganzen Nüsse weg. Barbara bekommt noch die Telefonnummer von Kilele. Man weiss ja nie, ob er mal wieder für eine Arbeit engagiert werden kann. Freundlich verabschieden wir uns und knipsen noch ein Foto.

Bein uns geht der Tag entspannt weiter. Jeder werkelt ein bisschen was, oder liest. Die Mädels sind immer noch mit ihrem Container-Trauma beschäftigt, wo es einfach nicht weitergehen will. Die ganze Geschichte dreht sich endlos im Kreis. Jeder der vielen Beteiligten, seien es Ämter, der Hafen von Dar, der Clearing Agent Sele in Sansibar Town, oder der Transporteur, sagen jedes mal was anderes, was sie noch benötigen oder nicht. Und das was sie nicht benötigen, widerlegt der nächste in der Kette dann wieder. Ein Verwirrspiel unter Nichtwissenden ;-)

Am späteren Nachmittag ziehen wir dann Richtung Nungwi Inn, wo wir auch schon Abendgegessen haben, weil es dort einen TV gibt und wir das Finale des lokalen Fussballturnieres schauen möchten. Besonders King würd gerne und sagt uns, dass das Spiel um 16:00 Uhr beginnt. Als wir im Resti unter dem riesigen Palmendach sitzen und unsere Drinks bestellen, fragen wir, ob sie das Spiel zeigen, worauf der Kellner kurz verschwindet und mit der Antwort zurückkommt, dass das Spiel erst um 19 Uhr startet. Für uns ist das ok und so entscheiden wir, dass wir den Nachmittag hier bleiben und dann auch gleich hier Abendessen. Barbara verliert dann etwas unglücklich ein Knobelspiel, weil wir beiden die Zeit gerne mit einem Triomino überbrücken wollen und muss das Spiel zuhause holen. Sind doch je zehn Minuten Weg, was in der Mittagshitze nicht sein muss. So spielen wir ein paar Runden, stecken die Füsse unter dem Tisch in den Sand und geniessen ein kaltes, ähh nach zwei Minuten noch kühles, nach fünf – lauwarmes und danach warmes Bier dazu. Verrück wie schnell das hier geht. Genauso verrückt, wie im Winter, wenn man bei satten Minusgraden in einer Schneebar ein Bier bestellt, wo wenns wirklich «schön» kalt ist, nach dem Öffnen eine Eissäule aus dem Flaschenhals steigt. Bei meinem nächsten Afrika-Urlaub werd ich dann so eine Isolations-Neopren-Haltmichkalt-Bierkühlerdingens mitnehmen. Beim eindunkeln bestellen wir dann unser Essen. Ich entscheide mich heute für einen Fish Cake. Keine Ahnung, was das ist, aber klingt irgendwie lustig. Als ich das mit einem lächeln bestelle und den Kellner beim weglaufen hinterherfrage, was das denn überhaupt sei, antwortet er etwas verdattert etwas in der Art: kleingemachter Kingfish. Ich bins zufrieden und warte. Inzwischen ist sieben durch und im TV laufen schon seit endloser Zeit die News. Als King dann irgendwann fragen kann, ob sie das Spiel nun zeigen können und den Sender wechseln würden, bekommen wir zur Antwort, dass sie diesen Sender hier gar nicht empfangen können. Haha… geil! Das ist mal wieder so ein «thats Africa»-Moment. Keine Ahnung, ob wir aneinander vorbeigeredet hatten, uns der Keller Mittags nicht verstanden hatte, dass wir das Spiel sehen wollten, oder ob er einfach keine Lust hatte, den TV umzustellen. Mich kümmerts nicht so wahnsinnig, hab ich von diesem Turnier doch nur kurz mal in Tanga an zwei Abenden was mitbekommen und wenn man die Teams und den Spielverlauf eines Turniers nicht kennt, ist es auch nicht wahnsinnig spannend. King sucht dann eine andre Kneipe und geht. Er hat vor uns sein Essen bekommen und wir vereinbaren, dass wir uns bei ihm melden, wenn wir mit dem Essen fertig sind. Geil ist, dass die Geschichte dann erst um neun startet, glaub ich auf jeden Fall, hab das Ganze nicht mehr so richtig im Griff. Anyway. Bevor wir das Essen bekommen, lässt sich neben uns noch eine Gruppe von acht Ukrainernern nieder (7 mit Höschen, eine nach Aussage der Damen ohne!!!), die uns wunderbar unterhält und wir schön ablästern können. Die Truppe fährt mit gefühlten 5 Kilo Obst, 2 Flaschen Vodka und Tüten gefüllt mit irgendwelchem Brot und was weiss ich noch für Knabber- oder Vorspeisenkram ein. Das höschenlose Geschöpft erweckt nun natürlich auch meine Aufmerksamkeit und steht die ganze Zeit immer vom Tisch auf, läuft mal Richtung Küche oder Klo und hin und her, aber ich schaffs auch nicht, trotz genauem Hinschauen, diese Frage zu klären. Und Fragen trau ich mich definitiv nicht :-(

Nachdem wir bezahlt haben, entscheiden wir Verbliebenen uns dann nach Hause zu gehen und den Match sausen zu lassen. Im Supermarket neben dem Nungwi Inn läuft in der Ecke ein Mini-TV mit etwas rauschigem Bild und ebensolchem Ton, der das Spiel zeigt. Es steht bei Halbzeit 0:0. Damit können wir leben und dieses Kapitel abhaken. Zuhause gibts noch den obligaten Kaffee und etwas später trudelt dann auch King ein. Ich muss lachen, als er erzählt, dass das Spiel im Penalti-Schiessen entschieden wird, er aber davor gegangen ist, weil er Penaltientscheidungen nicht mag. Ich könnt in so einem Moment ein Spiel nie verlassen, egal ob ich Penaltischiessen nun lässig finde, oder es Glückssache taxieren würde. So legen wir uns dann auch bald schlafen. Morgen klingelt der Wecker um halb sechs :-(

Gute Nacht Insel, gute Nacht Kokospflücker