Sansibar – Tag 29 – 23. Januar
Tja, nun isses also soweit. Spannende, erlebnisreiche und eindrückliche Tage durfte ich hier auf Sansibar und in Tanga erleben. Die Zeit hat gereicht, um mich auch in diesen Ort zu verlieben. Einige Dinge haben mich mal wieder ins Grübeln gebracht, andere haben mich erstaunt und und begeistert. Ich hoffe, ein bisschen etwas bleibt im Alltag hängen. Unsere überfrachtete Konsumwelt ist im Vergleich zum Leben hier in Afrika ganz einfach irrwitzig. Strom ist nicht selbstverständlich, fliessend Wasser genauso wenig. Wir können uns hier einen Luxus leisten, der in Sansibar wohl irrwitzig wirken muss. Wir haben uns zwar ein bequemes Leben geschaffen, wieviel wir von der gewonnen Freizeit und Freiheit davon auch sinnvoll nutzen, ist eine andere Frage und wieviel Ressourcen wir nur dafür verwenden erscheint plötzlich so irrwitzig.
Kurz nach acht, wache ich an diesem letzten Tag Ferientag auf und steh auf. Von Barbara ist noch nichts zu sehen. Sie wollte ausschlafen und wird wohl noch ein Weilchen weiterschlafen. Ich nutze die Zeit, um mal meinen ganzen Krempel zusammenzusuchen und mal probeweise zu packen. Platz sollte ich im Koffer und der Sporttasche eigentlich genug haben, aber die vielen Souvenir die sich inzwischen im Zimmer angesammelt haben, wiegen doch auch ein Kilos. So wird mein ganzer Krempel auf dem Bett erst mal einigermassen sinnvoll ausgelegt, um dann möglichst ideal in Koffer und Tasche verteilt zu werden. Zu meinem Erstaunen füllen sich die beiden Behältnisse beängstigend schnell und frisches Obst soll ja auch noch dazukommen. Als Barbara etwas später schlaftrunken auftaucht, ist mein Koffer schon mal gepackt, das Zimmer wieder leergeräumt und mein ganzer Elektroschrott in den verschiedenen Taschen verstaut. Ein letztes Mal mache ich Frühstück. Viel ist nicht mehr im Kühlschrank, aber es reicht grade noch.
Barbara muss nicht nur packen, sondern auch ihr Zimmer und ihre privaten Dinge im Haus fertig aufräumen. Ich lass sie werkeln, wische mein Zimmer, das Haus und die Terrasse durch und guck, dass das Badezimmer von Sula sauber übernommen werden kann. Zwischendrin gehen wir dann noch gemeinsam zum Früchtekaufen ins Dorf. Mangos, Bananen und Mangos landen in meiner Tüte, später bringt mir Barbara von der zweiten Shoppingrunde noch zwei herrlich riechende, kleine Ananas mit. Ich packe alles in meine Tasche und hoffe, dass die Früchte einigermassen unbeschadet die lange Reise überstehn. Gegen 14 Uhr ist dann alles ziemlich ready: Haus sauber, Koffer gepackt und wir nutzen die verbleibenden anderthalb Stunden für einen letzten Schwumm und einen Saft im Waves. Malou grüsst einen Beachboy, der mit den üblichen Prospekten in der Hand am Resti vorbeiläuft. Mir fällt der Name mal wieder nicht ein, aber er hatte früher mal ein kleines Restaurant in der Nähe der Bootsbauer. Er kommt zu uns und sagt, dass er hunger habe. Malou lädt ihn dann zu einem Essen ein. Man merkt ihm an, dass er hungrig ist. Er erzählt ein biscchen aus dem Leben, wir quatschen ein bisschen über die Politik und die vielen Probleme, die der Tourismus auch mit sich bringt. Von den Beachboys, die oft auch Drogen verkaufen und viele von ihnen auch oft ziemlich zugedröhnt sind. Das Restaurant dass er früher recht erfolgreich führte, wurde vom Eigentümer übernommen, als dieser merkte, dass der Laden läuft und unseren Gast dann nicht mehr brauchte. Wir vergessen darüber fast die Zeit und am Ende ist es fast ein hektisches Adjeusagen. Ein bisschen Wehmut macht sich auch bei mir breit. Freundlich nimmt uns Rose nochmal in den Arm und auch der Chef vom Waves, mit seinem stets freundlichen und breiten Lächeln gibt uns allen dreimal die Hand. Alle fragen, wenn wir wieder zurück seien. Da können Barbara und Malou etwas konkreter Antworten, als ich. Eins ist auf jeden Fall sicher: Ich komme auch gerne wieder zurück. Zuhause stellen wir uns alle unter die Dusche und ziehen frische Kleider an, um für die Reise parat zu sein. Sula kommt nur einen Augenblick vor uns aus ihrem Asyl in Stone Town zurück. Barbara bespricht mit ihr noch Übergabedetails ab. Es gibt natürlich noch einiges zu besprechen. Ich nutze die paar Minuten und hol für King von eine Telefon-Voucher. Ein nicht gerade originelles Geschenk, aber für ihn sehr nützlich. Er freut sich auf jeden Fall darüber und bedankt sich herzlich. Er begleitet uns noch auf den Flughafen und hüpft zu Abra ins Auto, der pünktlich um viertel nach Vier vor dem Tor steht.
Die letzt Fahrt. Ich sinniere darüber, wie sich meine Sicht in den letzten Wochen verändert hat. Fielen mir am Anfang die Müllberge links und rechts der Strassen noch extrem auf, blende ich das inzwischen fast völlig aus. Der grosse Fussverkehr der Strasse entlang erscheint mir inzwischen völlig normal. Hier in der Schweiz sieht man nur Leute in der Stadt oder im Dorf laufen, hier in Afrika sieht man überall Fussgänger. Oft tragen sie noch Lasten oder schieben ihr überladenes Rad. Die Minishops an der Strasse sind inzwischen auch ganz normal geworden. Die Hemmschwellen, auch dort einkaufen zu können sind weg. So gehen mir nochmal viele Dinge durch den Kopf, die ich in den letzten vier Wochen hier erlebt habe. Kurz nach halb sechs, kommen wir dann am Flughafen von Sansibar an, verabschieden uns von King und Abra und checken satte 105!!! Kilo Gepäck ein :-) Auf dem lokalen Flug von Sansibar Town nach Dar es Salam sind grade mal 15 Kilo frei. Übergewicht wird aber nur mit einem Dollar pro Kilo berechnet und so haben wir natürlich nicht gross aufs Gewicht geschaut, sondern schön geklotzt beim Früchte- und Souvenirkauf. Wir fliegen in den Sonnenuntergang und müssen nun nur noch in Dar einchecken und das wars dann. Da der Flughafen in Dar ziemlich klein ist und man drinnen nicht mehr rauchen darf, warten wir noch eine Stunde draussen unter dem grossen Dach, bis der Check-in Schalter um acht Uhr öffnet. Ich wechsle kurz vorher noch meine Hosen. Ein komisches Gefühl, nach vier Wochen wieder mal in Jeans zu schlüpfen, Socken und Schuhe anzuziehen. Das einchecken und Koffer herumheben löst dann nochmal einen heftigen letzten Schweissausbruch aus und wir sind froh, als unsere Koffer hinter dem Checkinschalter davonrollen und wir nur noch auf unser Handgepäck achten müssen. Weils im Flieger erst gegen Mitternacht Abendessen gibt, stärken wir uns im Flughafenresti noch mit einem kleinen Snack und streunen nachher noch durch verschiedenen Shops. Als wir uns nochmal kurz hinsetzen, bleiben mir grade noch fünf Minuten, um kurz zu berichten, dass wir gleich boarden können. Kaum hab ichs gespeichert, kommt nochmal der Aufruf unseres Fluges und wir können direkt durchs Gate und keine zehn Minuten später wird der Flieger bereits vom Dock geschoben.
Wir haben dieselben Plätze wie auf dem Hinflug. Neben mir bleiben zwei Plätze frei und als das nach dem 50-minütigen Zwischenstopp in Nairobi immer noch so ist, bin ich froh, weil der geschenkte Platz natürlich viel mehr Komfort bietet. Ich find den Flug recht angenehm, auch wenns beim Nachtessen mal ein Weilchen rüttelt. Das Essen ist nicht so meins: Kartoffelstock mit Gehacktem, soweit so gut, nur dass überall Koriander drin ist, was ich so gar nicht mag, ist dann nicht so meins. Das Fleisch hat auch nicht mehr Schweizer Qualitäten, aber das stört mich nicht. Bis halb zwei oder zwei, bleib ich wach, leiste mir mit bisschen mehr Wein als üblich ne kleine Schlafhilfe und nickt dann tatsächlich ein. Als die Crew im Flieger das Licht wieder anmacht, werde ich wach, brauch aber noch ein Momentchen, bis ich fähig bin das Frühstückchen zu mir zu nehmen. Immer wieder nicke ich ein, aber wir haben ja noch ne gute Stunde bis zur Landung. Draussen ist es noch dunkel, als wir pünktlich in Kloten landen. Es ist Scheissekalt hier! Zügig kommen wir durch alle Kontrollen und als wir zum Gepäckband kommen, liegt mein Koffer als zweites Gepäckstück darauf, die Teile von Barbaraa und Malou gleich dahinter. So schnell hatte ich noch nie mein Gepäck bekommen. Corinne erwartet uns beim Ausgang und Malou hat noch ihre Nichte aufgeboten, die die beiden Mädels nach Höngg bringt.
Tja, das wars dann wohl. Nach vier eindrücklichen Wochen, hat mich die Schweiz wieder. Mir fehlen die Farben, als ich zuhause aus dem Fenster schaue. Weiss, grau, dunkel, eintönig. Trotz Schnee begeistert mich im Moment noch gar nicht, was ich zu sehen bekomme. Aber bestimmt stellt sich der Alltag schnell wieder ein.
Liebe Barbara, liebe Malou: Ganz herzlichen Dank für eure Gastfreundschaft und dass ich bei euch wohnen durfte. Merci fürs Abendessenkochen zuhause. Auch das war immer sehr lecker. Asante, dass ihr mich so gut gecoacht habt.
Auf wiedersehen Nungwi, bye bye Sansibar, auf bald Afrika!