Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Sansibar – Tag 20 – 14. Januar 2015

Mein iPhone beginnt seinen Arbeitstag pünktlich um 6:30, mein Körper 5 Sekunden später, mein Geist folgt nach einer gefühlten viertel Stunde dann auch mal – auf Sparflamme. Wir möchten heute zum Strand an den Fischmarkt. Draussen ist es extrem windig, aber angenehm frisch. Zum einen wollte ich den Fischmarkt von Anfang an mal besuchen und zum Zweiten hatten wir geplant, heute Abend ein leckeres, frisches Fischchen zu kochen. So stolpern wir um sechs in der Morgendämmerung hinunter zum Strand. Der Wind ist heftig wie noch nie in diesem Urlaub, was nicht unbedingt gutes Vermuten lässt. Denn bei zu hohem Wellengang und zu starkem Wind gehen die Fischer oft schon gar nicht raus. Hier auf Sansibar fahren sie in der Regel am späteren Nachmittag oder frühen Abend los und kommen bei Sonnenaufgang zurück. Der ist hier ja eh das ganze Jahr fast zur gleichen Zeit. Ebbe und Flut spielen da wohl eine wichtigere Rolle. Ich bin fasziniert, dass die Fischer hier alle noch mit den traditionellen Dhaus unterwegs sind. Es wird gesegelt, Barbara und Malou meinen, dass sie nicht mal Motoren hätten. Kein einziges Stahlboot ist hier zu sehen. Fantastisch.

Schon als wir beim Hilton zum ersten mal zu den Fischern sehen können, wird unsere Vermutung bekräftigt, dass heute wohl nicht viel los sein wird. Als wir dann dort sind, werden unsere Befürchtungen bestätigt: Kein Fisch weit und breit. Es stehen zwar einige Leute herum, aber das ist hier immer so. Einzig ein gut meterlanger Baracuda liegt im Sand. King meint, dass wir vielleicht einen Moment warten sollen, um zu sehen, ob vielleicht doch noch das eine oder andere Fischerboot hereinkommt. Ich setze mich am Strand vorne in den Sand und geniesse die aufgehende Sonne und das weiche Licht. Die Beine werden vom heftigen Wind schön Sandgestrahlt. Tatsächlich taucht dann ganz im Süden ein Segelboot auf, dass sich schnell nähert. Ich weiss nicht, ob das zerrissene Segel von der stürmischen Nacht herführt, oder schon vorher kapputt war. Tatsächlich kann ich mir aber nicht vorstellen, dass man mit einem zerrissenen Segel überhaupt aufs Meer hinaus fährt. Als die Jungs ihr Dhau im seichten Wasser vor uns festmachen, sehen wir aber bald, dass sie keinen Fang haben und so brechen wir die Übung nach einem ganzen Weilchen ab, spazieren nach Hause und machen erst mal Frühstück.

Danach könnt ich mich gleich wieder hinlegen, ich bin so müde. Irgendwie beiss ich mich aber durch, schreibe etwas und leg mich dann draussen im Schatten auf die Couch zum lesen. Dort schaff ich aber mal wieder keine zwei Seiten, bis mir die Augen zufallen. Barbara ist etwas aktiver und macht noch Unterwäsche-Handwäsche, krallt sich danach aber auch ihr Buch und legt sich in die Hängematte. Der Unterschied zu mir: Sie schläft beim Lesen nicht immer gleich ein ;-) Als ich nach kurzem Powernap wieder aufwache, mach ich noch schnell das Frühstückszeug weg und versuche nochmal etwas zu lesen. Diesmal schaffe ichs dann doch, ne gute Stunde am Stück und tauche ab ins Auenland. Als die Äuglein wieder schwerer werden, überleg ich mir, was ich tun könnte, ohne gleich wieder mein T-Shirt durchzuschwitzen. Als mir Barbara gestern erzählt hat, dass die Schwarzen die Palmwedel zum Besenmachen brauchen, wurde ich gwundrig und so geh ich schnell auf Edis Grundstück hinter der Mauer und schaue mich um, ob dort noch alte Palmwedel herumliegen. Tatsächlich finde ich zwei ziemlich vertrocknete Teile. Eins krall ich mir, hol mir ein scharfes Messer und versuche die Blätter von der Rispe zu trennen. Das geht erstaunlich gut und schon hab ich meine wenig schweisstreibende Tätigkeit für diesen Nachmittag gefunden. Während Barbara den nächsten Band der Thrones Bücher fertig liest, sitz ich auf der Terrasse und schäle Palmblatt um Palmblatt und lege die dünnen, sehr stabilen Binsen auf ein Häufchen. Wenn wir dann von unserem Ausflug an die Ostküste zurück sind, werd ich noch den zweiten Zweig holen und weiter schnitzen, damit auch ein schönes Bündel zusammenkommt. Wenn ich mir aber die Schnürtechnik anschaue, die den Originalbesen zusammenhält wird mir schwindlig. Das dürfte schwierig werden, aber irgendwie werd ich die Halme schon zusammenbinden können.

Es ist mal wieder ein wunderbarer Relaxing-Tag, der an uns so vorbeiplätschert. Es ist ruhig im Haus, jeder mit sich selber beschäftigt. Etwas später gibts dann noch eine Triominorunde, bis kurz vor dem eindunkeln. Da wir ja auf dem leeren Fischmarkt am Morgen nicht sonderlich erfolgreich waren, beschliessen wir zum Abendessen wieder mal ins Waves zu gehen. Auch in den Ferien kann sich Routine breit machen ;-) Die Karte ist aber gross genug, dass es nie langweilig wird und die Pizza Waves ist sooo lecker, dass ich die trotz den anderen Leckerlis nochmal bestellen MUSS.

Nach dem Essen gehts dann mal wieder zeitig ins Bett. Wir sind alle müde, vom frühen Aufstehen und Lesen ist fast hoffnungslos. Nach einer Seite klappen meine Augen zu. Dunkel! Aus!

Gute Nacht Nordinselzipfel, gute Nacht Fischer.


Sansibar – Tag 19 – 13. Januar 2015

Liebe Familie, liebe Freunde und Blogleser. Es macht mir unglaublich viel Spass und ich freue mich über die vielen Kommentare und lässigen Feedbacks. Ihr helft mir damit, dran zu bleiben und täglich meine Stunden vor dem Compi zu verbringen, um meine Erlebnisse aufzuschreiben. Bitte entschuldigt, wenn ich nicht gross auf die Kommentare antworte, aber ich schätze jede einzelne Zeile von euch.

Ich wache kurz nach sieben auf, spüre den Drang nach einem anderen Raum im Haus mit Keramikmöbeln und nutze nach dem Besuch desselbigen meinen, wenn auch noch nicht sehr ausgeprägten Wachzustand zu nutzen und nicht gleich wieder zurück ins Bett zu fallen, sondern mal wieder die Turnschuhe anzuziehen und ne Runde laufen zu gehen. Der Himmel ist noch ziemlich bewölkt, als ich um halb acht das Haus verlasse und Richtung Waves spaziere, ein herrlich frischer Wind bläst mir um die Ohren. Ich bin gespannt, ob ich es bis hinters Zalu schaffe, wie auf meiner ersten Runningrunde hier in Nungwi. Irgendwie fühl ich mich inzwischen ziemlich schlapp. Allzu viel bewege ich mich hier nicht, kann man aber auch nicht, da zwischen 9 Uhr Morgens und 18 Uhr Abends die Hitze kaum sportliche Aktivitäten zulässt. Am Horizont stehen noch ziemlich dunkle Wolken und ich laufe unten am Strand Richtung Schildkrötenstation los, hinter der Kneipe durch die Büsche zum Opera House und auf die kleine Anhöhe dahinter, wo ich umkehre. Es läuft besser als gedacht und ich schaffs sogar in einem Schnuuz wieder zurück bis zum Waves. Gut so, geht doch noch, ich bins zufrieden und die Trägheit, ist wohl doch nur auf die grosse Hitze hier zurückzuführen.

Nassgeschwitzt setz ich mich dann unters Dach und geniesse den Morgen. Ein fünfminütiges kaum spürbares Nieselregenchen befeuchtet grade mal etwas die Luft. Eine Stunde später sind alle Wolken verzogen und ein nächster heisser, sonniger Tag steht bevor. Inzwischen ist auch Barbara aufgetaucht und es gibt Frühstück. Brot und Confi von Sele. Gespannt probiere ich das erste Brötchen, merke aber dass mir meine «einheimischen» selbstgemachten Konfitüren doch besser schmecken. Ich meine, dass etwas zu viel Kardamon den Geschmack der Mango übertönt und dieses Gewürz gehört ja nicht grad zu meinen Lieblingen. Barbara betet mir dann ihre Checkliste herunter und ich ich muss kleinlaut und geduckt zur Kenntnis nehmen, dass ich da nicht mithalten kann. Bisschen Sandrechen, Blog schreiben, ähhh… vielleicht mal Terrasse durchfegen. Damit bin ich nicht gerade konkurrenzfähig. Da fällt mir zum Glück noch ein, dass sie auch die tiefhängenden Palmblätter, ihrer schönen Palme vor dem Haus zurückstutzen wollte und ich darauf freudig verkünde, dass sie diese Position wohl auf der Checkliste vergessen hätte und wir das doch zusammen angehen könnten. Auf mein gutgemeintes Angebot, diese Position auf ihrer «unvollständigen» ;-) Liste noch zu ergänzen, wird nicht eingegangen. Trotzdem nehmen wir die Aktion nach dem Frühstück in Angriff und daraus erwächst unerwartet ein kleineres Projekt.

Mit der Leiter bewaffnet, positionieren wir uns unter dem Baum. Mit meiner Idee, dass mein Sackmesserli eine scharfe Säge hätte, die sich fürs Abschneiden der zähen Palmblätter bestimmt ganz gut eignen könnte, steh ich aber auf verlorenem Posten, als das Frölein Barbara einen Augenblick später mit einem Profiknipser der gröberen Art angerauscht kommt. Staunend, beschämt, duck ich mich weg und merke, dass mein Vorschlag meines Victorinox-Messerlisägelis bei ihr wohl nur ein müdes lächeln hervorgerufen hat. Ich hab ein Bild vor mir, wo ich gegen einen Baumfäller im Amazonasgebiet mit meiner Taschenmesservariante, gegen eine Hochleistungs-Motorsäge zum fällen eines Urwaldriesen antrete ;-) But, back to business. Den ersten Zweig kann ich mit gestreckten Armen vom Boden aus erreichen und ihn zu mir herziehen. Als ich mich mit meinem ganzen Gewicht dranhänge, bricht der Zweig ab und kracht in den Sand. Nix passiert, erster Patient erlegt. Die weiteren Wedel sind dann aber zäher und so steige ich mit dem Riesenknipser auf die Leiter und wir schneiden vier oder fünf Zweige so weit oben wie möglich ab, um dem Haus wieder etwas Luft zu geben. Als ich die abgeschnittenen Zweige zu Edi rüberschmeissen will, meint Barbara, dass wir sie vors Haus an die Strasse legen sollen, weil die Einheimischen daraus Palmbesen machen und solche Dinge gerne einsammeln. Dazu trennen sie die einzelnen schmalen Blätter vom ganzen Wedel ab und schälen dort die Blattrippen heraus, die dann zusammengebunden werden. Aber dazu morgen mehr. So werden die abgeschnittenen Dinger vors Haus gelegt. Vor dem Haus, auf Edis überwucherten Grundstück nebenan, steht heute eine Kuh und ist am Weiden. Man sieht das sehr oft hier, dass die Kühe irgendwo auf ein Stück Land gestellt werden, oder neben die Strasse und an einem Strick angebunden sind. Barbara bringt der Kuh einen Kübel Wasser zum trinken, da kommt gerade ein Schwarzer (Kilele) mit seinem Sohn vorbei und warnt Barbara davor zu nahe an die Kuh zu gehen und zieht das Tier etwas zur Seite. Er sieht unseren Palmschnitt und fragt sie, ob er es mitnehmen darf, was Barbara ihm gerne gestattet und wir es ja deshalb auch an der Strasse gelegt haben. Er fragt sie dann gleich, ob es vielleicht noch mehr Arbeit gäbe, worauf ihr gleich einfällt als sie den Kleinen sieht, dass sie uns die Kokosnüsse von der Palme holen könnten. So lassen wir die beiden in den Garten und sofort kraxelt der der Sohn den Stamm hoch und übers Dach in die Baumkrone. Dort schält er zuerst all die morschen Teile der Rinde und Blattansätze sauber weg um dann mit Fusstritten die erreichbaren Nüsse herunterzuwerfen. Irgendwann fragen sie dann nach einem Messer. Der Versuch des Vaters, das ihm gereichte Brotmesser auf den Baum zu werfen, scheitert aber und wahrscheinlich ist das Ding eh zu klein. Mir fällt ein, dass ich gestern hinter Malous Haus ein Panga habe liegen sehen. Eine Art Buschmesser, dass sich dazu hervorragend eignet, da es gross ist und man damit gut die Stile abschlagen kann. Nun kraxelt der Vater ebenfalls den Stamm hoch und reicht seinem Sprössling das Messer. Nun geht die weitere Ernte ratzfatz und die Kokosnüsse purzeln nur so in den Sand. Bestimmt zwanzig bis dreissig Früchte werden so geerntet und der Baum ist wieder frisch gepflegt fürs nächste halbe Jahr. Hier im Haus braucht niemand mehr Angst zu haben, von einer Nuss erschlagen zu werden, was hier in Afrika dann und wann schon mal passieren kann. Die beiden dürfen die Nüsse mitnehmen und organiseren ein Wägelchen, um das Gut abzutransportieren. Sie helfen noch beim Zusammenräumen und Kilele schält und öffnet uns allen mit routinierten Handgriffen mit dem grossen Messer je eine Nuss. Die Dinger sind randvoll mit nicht wahnsinnig geschmackvollem, klaren Wasser. Als ich meine Nuss leergetrunken habe, fühl ich mich pappvoll. Nun schält er die ganze Nuss noch sauber, bis aufs Holz, bricht sie auf und puhlt uns das Kokosfleisch heraus. Zwei der Früchte sind noch nicht ganz reif, aber schon essbar, eine davon fast schon perfekt. Ein Weilchen später tragen sie dann die ganzen Nüsse weg. Barbara bekommt noch die Telefonnummer von Kilele. Man weiss ja nie, ob er mal wieder für eine Arbeit engagiert werden kann. Freundlich verabschieden wir uns und knipsen noch ein Foto.

Bein uns geht der Tag entspannt weiter. Jeder werkelt ein bisschen was, oder liest. Die Mädels sind immer noch mit ihrem Container-Trauma beschäftigt, wo es einfach nicht weitergehen will. Die ganze Geschichte dreht sich endlos im Kreis. Jeder der vielen Beteiligten, seien es Ämter, der Hafen von Dar, der Clearing Agent Sele in Sansibar Town, oder der Transporteur, sagen jedes mal was anderes, was sie noch benötigen oder nicht. Und das was sie nicht benötigen, widerlegt der nächste in der Kette dann wieder. Ein Verwirrspiel unter Nichtwissenden ;-)

Am späteren Nachmittag ziehen wir dann Richtung Nungwi Inn, wo wir auch schon Abendgegessen haben, weil es dort einen TV gibt und wir das Finale des lokalen Fussballturnieres schauen möchten. Besonders King würd gerne und sagt uns, dass das Spiel um 16:00 Uhr beginnt. Als wir im Resti unter dem riesigen Palmendach sitzen und unsere Drinks bestellen, fragen wir, ob sie das Spiel zeigen, worauf der Kellner kurz verschwindet und mit der Antwort zurückkommt, dass das Spiel erst um 19 Uhr startet. Für uns ist das ok und so entscheiden wir, dass wir den Nachmittag hier bleiben und dann auch gleich hier Abendessen. Barbara verliert dann etwas unglücklich ein Knobelspiel, weil wir beiden die Zeit gerne mit einem Triomino überbrücken wollen und muss das Spiel zuhause holen. Sind doch je zehn Minuten Weg, was in der Mittagshitze nicht sein muss. So spielen wir ein paar Runden, stecken die Füsse unter dem Tisch in den Sand und geniessen ein kaltes, ähh nach zwei Minuten noch kühles, nach fünf – lauwarmes und danach warmes Bier dazu. Verrück wie schnell das hier geht. Genauso verrückt, wie im Winter, wenn man bei satten Minusgraden in einer Schneebar ein Bier bestellt, wo wenns wirklich «schön» kalt ist, nach dem Öffnen eine Eissäule aus dem Flaschenhals steigt. Bei meinem nächsten Afrika-Urlaub werd ich dann so eine Isolations-Neopren-Haltmichkalt-Bierkühlerdingens mitnehmen. Beim eindunkeln bestellen wir dann unser Essen. Ich entscheide mich heute für einen Fish Cake. Keine Ahnung, was das ist, aber klingt irgendwie lustig. Als ich das mit einem lächeln bestelle und den Kellner beim weglaufen hinterherfrage, was das denn überhaupt sei, antwortet er etwas verdattert etwas in der Art: kleingemachter Kingfish. Ich bins zufrieden und warte. Inzwischen ist sieben durch und im TV laufen schon seit endloser Zeit die News. Als King dann irgendwann fragen kann, ob sie das Spiel nun zeigen können und den Sender wechseln würden, bekommen wir zur Antwort, dass sie diesen Sender hier gar nicht empfangen können. Haha… geil! Das ist mal wieder so ein «thats Africa»-Moment. Keine Ahnung, ob wir aneinander vorbeigeredet hatten, uns der Keller Mittags nicht verstanden hatte, dass wir das Spiel sehen wollten, oder ob er einfach keine Lust hatte, den TV umzustellen. Mich kümmerts nicht so wahnsinnig, hab ich von diesem Turnier doch nur kurz mal in Tanga an zwei Abenden was mitbekommen und wenn man die Teams und den Spielverlauf eines Turniers nicht kennt, ist es auch nicht wahnsinnig spannend. King sucht dann eine andre Kneipe und geht. Er hat vor uns sein Essen bekommen und wir vereinbaren, dass wir uns bei ihm melden, wenn wir mit dem Essen fertig sind. Geil ist, dass die Geschichte dann erst um neun startet, glaub ich auf jeden Fall, hab das Ganze nicht mehr so richtig im Griff. Anyway. Bevor wir das Essen bekommen, lässt sich neben uns noch eine Gruppe von acht Ukrainernern nieder (7 mit Höschen, eine nach Aussage der Damen ohne!!!), die uns wunderbar unterhält und wir schön ablästern können. Die Truppe fährt mit gefühlten 5 Kilo Obst, 2 Flaschen Vodka und Tüten gefüllt mit irgendwelchem Brot und was weiss ich noch für Knabber- oder Vorspeisenkram ein. Das höschenlose Geschöpft erweckt nun natürlich auch meine Aufmerksamkeit und steht die ganze Zeit immer vom Tisch auf, läuft mal Richtung Küche oder Klo und hin und her, aber ich schaffs auch nicht, trotz genauem Hinschauen, diese Frage zu klären. Und Fragen trau ich mich definitiv nicht :-(

Nachdem wir bezahlt haben, entscheiden wir Verbliebenen uns dann nach Hause zu gehen und den Match sausen zu lassen. Im Supermarket neben dem Nungwi Inn läuft in der Ecke ein Mini-TV mit etwas rauschigem Bild und ebensolchem Ton, der das Spiel zeigt. Es steht bei Halbzeit 0:0. Damit können wir leben und dieses Kapitel abhaken. Zuhause gibts noch den obligaten Kaffee und etwas später trudelt dann auch King ein. Ich muss lachen, als er erzählt, dass das Spiel im Penalti-Schiessen entschieden wird, er aber davor gegangen ist, weil er Penaltientscheidungen nicht mag. Ich könnt in so einem Moment ein Spiel nie verlassen, egal ob ich Penaltischiessen nun lässig finde, oder es Glückssache taxieren würde. So legen wir uns dann auch bald schlafen. Morgen klingelt der Wecker um halb sechs :-(

Gute Nacht Insel, gute Nacht Kokospflücker


Sansibar – Tag 18 – 12. Januar 2015

Ich wache auf, weil ich aufs Klo muss und durstig und leicht verkatert bin. Möchte eigentlich nur schnell Pipi und dann wieder unters Netz, aber als ich die Küche komme ist Siti hinter Barbaras Basttaschen am Maus jagen. Wie eine Irre fingert sie unter und neben den Taschen herum. Ich hebe die Taschen hoch, um zu sehen, ob da ein Käfer oder sonst was drin ist, kann aber nichts sehen. Die Katze gibt aber nicht auf und greift immer wieder wie wild die Taschen an und wirft sie um, bis ich ein leises piepsen höre und beim erneuten hochheben eine kleine Maus entdecke, die verschüchtert in der Ecke sitzt. Siti greift nochmal nach ihr, packt sie aber nicht richtig und so rette ich das arme kleine Knäuel, das sich am Besen festhält, den ihr «reiche» und befördere sie nach draussen. Nach dieser Aktion bin ich dann aber schon so wach, dass ich nicht mehr ins Bett gehe, sondern in den Undies in die Küche sitze und ein bisschen schreibe und die frische Morgenluft geniesse, die um mich bläst.

Zum Frühstück werde ich dann wieder mit frischen Omletten verwöhnt. King wollte Brot holen, aber die Bäckerei hat heute geschlossen. Sansibar feiert heute seinen Unabhängigkeitstag und deshalb sind nicht alle Geschäfte geöffnet. Draussen wird es schnell wieder heiss. Es ist wolkenlos und hier steht ein gemütlicher Homeday an. Barbara streicht den gestern geschrubbten Tisch und die Bänke mit Versiegler, ich widme mich wie immer meinem Blog, überlese den letzten Tag nochmal und suche ein paar Bilder zusammen, die ich an den vergangenen Tagen auf dem iPad nicht hochladen konnte und hole den gestrigen Tag auch gleich noch nach. Zwischendurch steht noch schweisstreibendes Kaffeemahlen an. Klingt seltsam, ist aber so, dass man hier auf der Insel sogar beim Kaffeemahlen ins Schwitzen kommt. Die Frauen haben eine Mini-Nähmaschine hervorgezaubert und Barbara näht damit geduldig die neuen Vorhänge von Malou. Sie hat sich in Tanga auf dem Markt neuen Stoff gekauft, der auf dem Festland ein vielfaches billiger ist, als hier auf der Insel. Ihre alten Vorhänge sind zum Teil kaputt und sie wollte sie auffrischen. Irgendwie flutscht der Tag heute einfach so durch. Ich sitze mal drinnen, mal draussen und geniesse die Ruhe und die entspannte Athmosphäre im Haus und dem wunderschönen Garten.

Um fünf mache ich mich mit Barbara, Malou und King auf ihre letzte Kinder-Besuchsrunde auf. Sie haben auf ihrer langen Liste immer noch einge Kinder nicht besucht, denen sie die Schulhefte bringen möchten. Von den vor allem jüngeren Kindern möchten sie auch aktuelle Fotos für die Website schiessen, weil einige von ihnen in den letzten Jahren gewachsen sind und sich auch verändert haben. King steuert uns zielsicher von einem Haus zum nächsten. Am Anfang der Tour kommen wir noch beim Schreiner vorbei, bei dem die Mädels die Schulbänke bestellt haben. Die Werkstatt ist klein und einfach. Handarbeit von A-Z. Der Chef sägt mit dem Fuchsschwanz die Bretter zurückt, ein Helfer sitzt am Boden im Staub und Holzspänen und schlägt mit dem Stechbeitel Nuten in Tischbeine. Ein kurzer Schwatz, ein freundliches Hallo und Adjeu und nur ein paar Hausecken weiter stehen wir vor dem ersten Haus eines Maisha-Kindes. King klopft an die Türen, der kleinen, einfachen Hüttchen, ruft irgendwas hinein. Schnell sind immer ein paar Kinder um uns geschart. Bei den einen treten die Frauen mit ihren Kindern auf die Strasse, bei anderen dürfen wir eintreten. Es ist für uns kaum vorstellbar, wie die Einheimischen hier wohnen. Dunkle kleine Räume. Möbel sieht man eigentlich nicht. Oft hat es einen kleinen Innenhof. Die Böden sind meist nicht mal zementiert. Korallensteinhubbels scheinen hier nicht zu stören. Viele Kinder tragen ziemlich zerschlissene Kleider. Ich mag hier nicht fotografieren, obwohl ich es sehr gerne täte, komme mir als Weisser, der in diese Welt eintreten darf einfach nicht gut vor bei dem Gedanken und möchte auch nicht fragen, auch wenn ich sicher bin, dass wenn ich fragen würde, vielleicht sogar die Einwilligung kriegen würde. So bleiben diese Bilder in dem Fall nur in meinem Kopf gespeichert. Es ist auch spannend zu sehen, wie verschieden die Schwarzen reagieren. Manche schauen mich kaum an, andere lächeln freudlich. Ich hoffe, dass ich mit einem Lächeln im Gesicht ihnen nicht als schaulustiger Eindringling vorkomme, sondern einfach als weisser Gast ihre Gastfreundschaft dankend annehmen darf. So spazieren wir fast eineinhalb Stunden durch die staubigen Gässchen von Nungwi und ich laufe mal wieder staunend den Mädels und King hinterher.

Ein wundervoll orange leuchtendender Sonnenball verschwindet gerade hinter den Häusern, als wir wieder zuhause sind. Wir müssen uns etwas beeilen, weil wir bei Sele im Langi Langi einen Tisch reserviert haben und natürlich noch schnell unter die Dusche möchten, weil wir alle vom Spaziergang durch Nungwi und dem heissen Tag verschwitzt sind. Den Weg ins Langi Langi kenn ich inzwischen auch… gut, sind auch nur ein paar Hausecken. Wir haben einen Tisch auf der Terasse reserviert. Die Flut ist grade ziemlich hoch und manchmal spritzt die Gischt sogar durch den Lattenboden der Terrasse an unsere Beine. Seit Tagen haben mir Barbara und Malou von der guten Küche im Langi Langi vorgeschwärmt und ich bin gespannt was mich erwartet. Der Nachtteil hier sei einzig, dass man immer lange auf das Essen warten müsse. Heute ist aber alles anders. Wir warten keine Viertelstunde bis das Essen serviert wird. Wir sind alle sehr hungrig, gabs heute doch keinen Snack oder Mittagessen. Ich bin froh um den frischen Mango-Bananen Fruchtsaft den ich vorweg bestelle. Diese Dinger, wenn frisch gemacht, sind eine Wucht. Erfrischend und wahre Geschmacksbomben, die nach süssen und reifen Früchten schmecken. Zum Essen bestell ich mir ein Prawns-Curry mit Reis, dazu noch einen Sansibar Salat. Ein Mix aus Zwiebeln, viel Zwiebeln ;-) Tomaten und Peperoni. Herrlich, wie frisch das hier schmeckt. Die Zwiebeln sind nicht scharf sondern wunderbar fein, der Schuss Limonensaft, anstelle von Essig ist herrlich erfrischend. Das Curry ist wunderbar mild und sehr gut. Ich probiere von Barbaras Shrimps Masala: es ist auch lecker, hat eine schöne Schärfe, schmeckt mir aber nicht ganz so gut, wie mein Curry. Malou hat ein Sansibar Beef bestellt. Es ist ähnlich, wie das Geschnetzelte, dass wir gestern zum probieren bekommen haben und ist auch sehr gut. Ob ich bei dieser Küche, die mich hier wirklich entzückt es schaffe, ein oder zwei Kilöchen abzunehmen, wage ich langsam zu bezweifeln. Aber irgenwie ist mir das im Moment auch ziemlich schnuppe. Man muss manchmal eben die Prioritäten woanders setzen ;-) Als wir das Restaurant verlassen möchten, steht die halbe Crew inklusive Sele am Ausgang Spalier. Wir kommen mit dem Rastamann ins Gespräch. Ein wahrer Lebenskünstler, der gerne redet und eine tolle Ausstrahlung hat. Immer ein Lächeln im Gesicht, einer jener Menschen, von denen man den Eindruck, dass sie nichts aus der Ruhe bringt, obwohl er bestimmt ein rechter Krampfer ist, denn mir wird erst bewusst, was für eine grosse Anlage er sich hier aufgebaut hat, als er uns noch etwas herum führt. Er möchte uns noch seinen Garten zeigen, wo er stolz erzählt, dass er seit kurzem hier irgendwelche Rehartige putzige Tierchen hält. Leider bekommen wir sie nicht zu Gesicht, aber mich haut seine fast urwaldähnliche Gartenanlage um die herum seine Appartements gebaut sind fast um. Wunderbar gepflegt und wildromantisch. Müsste ich hier in Nungwi mal in ein Hotel, wär das ab sofort meine erste Wahl. Es ist die erste Anlage, die mich richtig begeistert und wo ich sofort ein Zimmer buchen würde. Es ist spannend, diesem sympatischen Lebenskünstler zuzuhören, der ein so offener Mensch ist. Da würd ich mir gerne ein Stückchen seines Charismas abschneiden, auch wenn ich ihn bis heute Abend nur zweimal kurz zum Hallosagen gesehen habe und ihn nun ein paar Minuten mit den Mädels hab erzählen hören. Er schenkt uns dann noch ein frisch gebackenes Brot, dass die Frauen so gerne haben und als er dann frägt, ob wir gerne Marmelade haben, kann ich seine Frage natürlich nicht verneinen uns so hüpft er schnell wieder zurück ins Restaurant und bringt mir ein frisches Glas selbstgemachte Mango-Konfi. Ich bedanke mich und nehme mir vor, nicht zu vergessen, Barbara mal ein Glas von meiner selbstgemachten Marmelade mitzugeben. Wahrscheinlich ist für ihn Brombeer oder Himbeerconfi genau so exotisch, wie für mich seine Kreation.

Zuhause gibts dann noch den obligaten Kaffee und ich schaffs mal wieder vor dem Schlafen gehen, meine Berichte abzuschliessen.

Gute Nacht Nungwi, gute Nacht Nungwianer


Sansibar – Tag 17 – 11. Januar 2015

Es geht wieder zurück auf die Insel. King konnte uns einen Rückflug am Morgen organisieren. Dafür stehe ich gerne beizeiten auf, denn mir passt es ganz gut, dass wir so einen gemütlichen Nachmittag in Nungwi verbringen können und nicht den ganzen Tag mit der Reiserei versemmeln. Um halb neun holt uns das Taxi ab und bringt uns zum Flughafen. Wir haben wieder den Whitney Housten Mann gebucht, bzw. gleich gestern mit ihm den Termin abgemacht. Meine Mädels sind glaub ich ein kleines bisschen nervös, da sie die Fluglinie nicht kennen, bei der wir gebucht haben: As Salaam Air. Klingt doch gut ;-) Wir bekommen sogar noch je 30’000 Schilling zurückerstattet. Billigfluglinie sei dank. Das ist doch was :-) Das Prozedere am Miniflughafen von Tanga inzwischen auch nicht mehr neu: Persönliches Koffer- und Handgepäckdurchwühlen auf einer kleinen Theke, danach dürfen wir in die Abfluglounge sitzen. Die Frau wühlt zwar in jedem Gepäckstück herum, findet aber weder meine beiden Feuerzeuge die ich dabei habe, was die hier überhaupt nicht mögen, dafür aber mein Taschenmesser. Gewisse Dinge, wie ein Powerpack, dass King zum laden seines Handys dabei hat, scheinen sie dafür nicht zu kennen und wissen nicht sor recht, was damit anzufangen ist. Im TV in der Loung läuft erst irgend ein christlicher Gottesdienst mit afrikanischem Kirchensiingsang, danach ein afrikanisches Kinderprogramm. Ich vertreibe mir während der Warterei die Zeit mal wieder mit dem iPad auf dem Schoss und schreibe am Blog. Unser Flug geht pünktlich, der Captain ein freundlicher arabisch aussehender kräftiger Mann. Die Fluginfos direkt vom Piloten an die Gäste gewandt wie immer sehr einfach. Nachdem alle Türen geschlossen sind zuerst in Swaheli, dann in Englisch, wird in zwei Sätzen erklärt, dass wir willkommen sind und der Flug via Pemba nach Sansibar geht. Und die Sicherheitsinformationen beschränken sich darauf, uns zu informieren, dass ein Zettel und die Schwimmweste im Sitz vor uns platziert sind. Basta. Maschine an und los. Ich geniesse den Flug in der vordersten Reihe gleich hinter dem Piloten, versuche ein paar der vielen Anzeigen und Monitörchen zu verstehen, schaffe es bei ein paar Geräten auch. Der Flug ist angenehm, die Maschine eine etwas ältere Chesna, aber ich mach mir keine Sorgen und denke, dass diese Kiste wohl schon tausende von Flügen nach und von Sansibar gemacht hat. Das Wetter ist heute etwas bewölkt, trotzdem hat man meist eine ganz gute Sicht. Eine halbe Stunde dauert der Flug auf die nördlich von Sansibar gelegene Insel Pemba. Eigentlich heisst ja die Insel Sansibar gar nicht so, sondern Unguja. Sansibar bezeichnet heute einen teilautonomen Staat Tansanias, bestehend aus den beiden grossen Inseln Unguja und Pemba und ein paar kleineren vorgelagerten Inseln. Über eine Million Einwohner leben hier. Pemba wirkt noch etwas grüner als Sansibar. Barbara und Malou träumen schon lange davon, die Insel zu besuchen, haben es bis heute aber noch nicht geschafft, obwohl sie schon seit 10 Jahren nach Sansibar kommen. Die Krux an der Geschichte ist, dass man für Pemba ein paar Tage Zeit braucht, da die Infrastruktur auf der Insel nicht so gut ist wie hier auf Sansibar und dadurch die Reiserei beschwerlich und zeitintensiver.

Nach kurzem Zwischenstopp gehts dann, ohne dass wir aussteigen, wieder in die Luft und wir fliegen südwärts Richtung Sansibar Stadt. Man sieht die Nordspitze von Nungwi, die Koralleninsel Nmemba, vor der Ostküste liegend. Auch dieser Flug verläuft ruhig und ohne Probleme. Wir schnappen uns am Flughafen ein Taxi, mit dem wir gleich einen Deal für die Rückreise nach Nungwi vereinbaren, inkl. kurzem Mittagsstopp in Stone Town, wo wir was kleines Essen und die Frauen noch Geld holen, bzw. wechseln gehn. Ich schreibe während der Fahrer wie ein Irrer die Inselstrasse hochprescht an meinen Berichten weiter. Barbara fordert den Fahrer zweimal ziemlich vehement auf, doch bitte das Tempo zu drosseln, was er mit einem lächeln überhört und ignoriert. Ich ärgere mich, dass ich nicht eingreife und Barbara nicht unterstütze, weil ich von der Raserei beim schreiben gar nicht so viel mitbekomme. Sorry, Barbara, kommt nicht wieder vor. Zurück wischen wir kurz die Veranda durch, putzen Klo und fegen das Haus, um wieder ein gemütliches zuhause zu haben. Ich konnte mir von den vielen Erzählungen von Barbara nicht vorstellen, wie schnell hier alles verstaubt und schmutzig wird. Die Veranda könnte man 2x täglich fegen, das Haus bestimmt täglich. Da die Häuser keine geschlossenen Fenster haben, sondern nur mit Fliegengittern vor dem ärgsten Insektenangriff schützen, bläst hier der Wind natürlich auch den ganzen Staub durchs Haus. Dazu kommen natürlich auch noch die ganzen Insekten und Spinnen, die ihre Netze bauen, Käfer und sonstiges Getier, dass hier kreucht und fleucht. Dort wo die laut höhrbaren Holzkäfer bis zu 5mm dicke Löcher ins Holz beissen, liegt nach einem Tag Holzstaub unter deren Baustelle. Essen und unabgewaschenes Geschirr sollte man hier auch nicht stehen lassen, denn damit zieht man noch mehr der kleinen und kleinsten Helferlein an, die alles, was irgendwie essbar ist anknabbern oder forttragen. Nach der kurzen Welcomereinigung stopfen wir alle die Wäschesäcke voll und bringen sie in die Wäscherei, bzw. ein Hotel, wo Barbara und Malou schon seit längerem ihre Sachen waschen lassen. Kleinkram, wie mal ein paar Shirts oder Unterwäsche wäscht man zwischendurch auch mal im Zuber zuhause vor der Tür. Nachdem die Wäsche abgegeben ist, gehts ins Langi Langi. Ein schönes Lokal mit ein paar Zimmern und Bungis, wo Barbara und Malou schon lange hingehen und uns zurückgebliebenen immer mit diesen wundervollen Fotos neidisch machten: Dunkles Holzgeländer oder Stuhl auf Veranda, im Hintergrund das blau leuchtende Meer. Es war eines der Restaurants, dass die Frauen schon seit ihrem ersten Besuch kennen. Viele der Hotels am Strand, sind erst in den letzten Jahren entstanden. Der Ausbau der touristischen Infrastruktur hat hier in Nungwi in den letzten Jahren stark zugenommen. Das Langi Langi hat eine sehr gute Küche, ihr Chef Sele ist ein sehr freundlich dreinschauender Schwarzer mit Dreadlocks und immer einem Lächeln im Gesicht. Er kennt die Mädels gut und freut sich, als wir vorbeischauen. Wir bestellen auf der schönen Veranda, direkt über dem Strand mit Blick aufs Meer, erst mal ein Glacé und geniessen den frischen Wind, an diesem trüben, aber trotz allem heissen Tag. Nach einem Weilchen werden wir noch mit einem Gruss aus der Küche überrascht. Sele bringt uns eine Platte mit Geschnetzeltem an einer Kokosnussmilchsauce und Kartoffeln. Die Kartoffeln sind auch unters Fleisch und die Sauce gemischt und es schmeckt natürlich … leeeecker! Uff… ich sollte vielleicht mal nachschauen, was für Ausdrücke ich für das feine Essen hier in Afrika noch verwenden könnte, ausser permanent von wunderbar, lecker, herrlich schmeckend und so zu berichten. Aber ich kanns niemandem verdenken, wenn er sich ab der immer wieder gleichen Ausdrücke zu langweilen beginnt ;-)

Zurück in den Häusern bricht dann nochmal die Arbeitswut aus. Ich mach mich mal wieder hinter den Sandgarten und versuche die Stellen auszubessern, wo die rote Erde vorkommt und verteile die vier verbleibenden Säcke mit zerkleinertem Korallenkalk auf den Wegen, wo es nötig ist. Ich reche den Sand durch und versuche die vielen Zementbrocken und Steine herauszusieben, welche von der Bauerei überall mit dem Sand vermischt haben. Geht mit dem neuen Rechen so grade mal, ist aber mühsam. Egal, mir machts Spass und am Ende der Arbeit ist mein T-Shirt komplett durchnässt, aber die Spuren der Baustellen sind danach kaum mehr zu sehen und ich glaub auch, dass sich die Mädels drüber freuen, die ihrerseits auch in Aktionismus verfallen. Jäten, Blumen giessen und den neuen Tisch und die Bänke von überschüssigen Zementresten befreien und sauberschrubben, damit morgen noch Steinschutz aufgetragen werden kann. Ich geh kurz vor dem Eindunkeln noch kurz an den Strand. Hinter dem Haus wurde mal wieder die Müllhalde angezündet, ein beissender dicker Rauch zieht während Stunden übers Grundstück. Irgendwann mag man den Gestank nicht mehr riechen. In einem Gemeinschaftsraum gleich über die Strasse vor Malous Haus wird noch ein Fest gefeiert und wir werden mit dem unsäglich monotonen arabisch-afrikanischen Singsang auf eine harte Probe gestellt. So ist der Kurztripp zum Strand auch deswegen, eine Willkomene Pause, von Gestank und nerviger Musik. Unterwegs werde ich von Adam angesprochen und bin ganz überrascht, als er mich auf schweizerdeutsch begrüsst, als ich ihm sage woher ich bin. Er ist ein freundlicher tiefschwarzer Typ, der einen mal nicht nur nervig anquatscht und kaum mehr weitergehen lässt und erzählt mir in seinem gebrochenen Schweizerdeutsch, dass er mal bei einer Schweizer Familie war und deshalb deutsch kann. Zum Abendessen gehts dann wieder in unser Stammlokal, das Waves. Wir wollten zwar im Langi Langi reservieren, aber da war auf der schönen, offenen Terrasse für den Abend schon alles ausgebucht. Egal, Waves ist so gemütlich und wir mögen es alle sehr. Die Besitzer und Angestellten sind sehr freundlich und witzig und das Essen ausgezeichnet. Ich muss heute die Karte nicht anschauen, weil ich schon am Nachmittag Lust auf die Pizza Waves habe. Ist bei uns in etwa eine Frutti di Mare, aber unvergleichlich und tausend mal leckerer, weil hier nur frische Zutaten draufkommen und davon nicht zu wenig. Die zwei Flaschen Wein, die wir zum Essen wegtrinken verfehlen ihre Wirkung nicht ganz. Wir sind alle ziemlich in Quassellaune. Die Rechnung lässt uns schmunzeln: Wein 56’000 Schilling, Essen 34’000 ;-) Zuhause gibts dann noch den obligaten Kaffee und danach schaue ich mit Barbara, dass der Appenzeller hier nicht alt wird und vergammelt. Auf unsere Hilferufe in die Schweiz und der Bitte uns doch per Overnight DHL-Kurier Nachschub zu schicken reagiert leider niemand. Schade, aber irgendwie kann ichs verstehen. Sonntag Abend, am nächsten Tag müssen alle wieder zur Arbeit, das ist schon hart genug. Dass man da unseren verzweifelten Hilferuf vielleicht nicht ganz ernst nimmt, nehm ich nun einfach mal mit einer gewissen afrikanischen Lockerheit zur Kenntnis ;-) Die Triomino-Runde endete an diesem Abend mit einem Patt und ich kippte am Schluss vor Müdigkeit fast vom Stängeli.

Gute Nacht Sansibar, tschüss Appezöller :-(


Sansibar – Tag 16 – 10. Januar 2015

Touriprogramm in Tanga. Ich wache heute schon vor acht auf, obwohl wir uns erst für 9:30 zum Frühstück verabredet haben. So nutze ich die Chance ein bisschen zu schreiben. Nach dem Frühstück gehen die Mädels mit King zum Flughafen, um die Rückflugtickets zu kaufen. Ich bleibe im Hotelresti und schreibe an meinem Blog weiter. Geht auf dem iPad immer ein Stückchen langsamer und die Rechtschreibhilfe hilft oft auch nur mässig, wenn sie Tippfehler in irgendwelche kirre Wortkreationen umwandelt. Ein fehlender Wortabstand kann da wunderbar unlesbares hervorbringen. Es dauert länger als ich dachte, bis Malou und Barbara wieder auftauchen, aber mir ist’s recht, so kann ich meinen verlorenen Tag beim schreiben wieder etwas aufholen. Sie kommen ohne King mit einem Bajaj zurück. Der macht noch irgendwelche Besorgungen in der Stadt. Der Grund, dass alles etwas länger gedauert hat war, dass die Drei nach dem Flughafen noch in die Stadt gefahren sind, um die fehlenden Kübel für die Klos zu organisieren. Ein Weilchen später kommt dann auch King zurück und bringt Barbara noch die fehlenden Quittungen der Fundis, die sie gestern in Mandakini vergessen hatten einzufordern. Bei ihren Projekten ist es immer wichtig, dass die ganzen Aufwände und Arbeiten sauber abgerechnet werden können. Barbara hat immer ihr grosses schwarzes Buch dabei, indem alles fein säuberlich aufgelistet wird und die Quittungen separat abgelegt werden. Spannend darin zu blättern und die letzten Jahre darin Revue passieren zu lassen. Die Frauen können mir zu den Einträgen auf jeder Seite eine spannende Geschichte liefern.

Nach einer kleinen Erfrischung ordern wir ein Taxi, das uns in die Amboni Caves bringt. Diese Höhlen sind eine der wenigen «öffentlichen» oder bekannten Attraktionen hier in Tanga. Sie sind in ca. 20 Autominuten von unserem Hotel aus erreichbar. Den Abzweiger hatten wir gestern schon gesehen, als wir nach Mandakini fuhren. In gemütlicher Fahrt gehts begleitet von Witney Houston in die Caves. Nach dem Abzweiger wird die Strasse wieder ziemlich ruppig und der Fahrer zirkelt sich im Schritttempo um die Löcher und spitzen Steine. Wir passieren eine Zement- oder Kalkfabrik. Weisser Staub liegt in der Luft, einige schneeweisse Haufen lugen hinter der Mauer, die das Gelände einzäunt hervor. Abstrakt wirken ein paar Bäume die vom Kalkstaub komplett überzogen sind, schneeweiss im Sonnenlicht. Es schaut aus, als ob es in der Nacht Rauhreif gegeben hätte. Schade nimmt der Fahrer auf dem Rückweg einen anderen Weg, sonst hätte ich ihn gebeten, für ein Foto kurz anzuhalten.

Die letzten Meter zu den Höhlen wechselt die Vegetation plötzlich. Die Amboni Caves liegen in einem kleinen Tal, dass von einem Flüsschen durchzogen wird. Es ist kitschig grün hier unten im «Valley», riesige Bambusstauden wachsen hier neben hohen Palmen und viel grünem Gesträuch und mächtigen Bäumen. Auf der rechten Strassenseite ragen steile Felswände hinauf. Man wähnt sich im Urwald. Am Ende der Strasse steht ein kleines Häuschen, wo man sich die Tickets für die Tour kaufen kann. Dahinter irgend ein zerfallenes Gemäuer, mit verrottendem CocaCola-Logo darauf. Für Touris kostet die Tour 20’000 Schilling, für Einheimische 1000. Ich finde es ok und zahle gerne den vollen Preis. Hier um Schnäppchen zu feilschen, oder wegen der NGO einen Lokaltarif herauszuhandeln hielte ich für unangebracht. Eine Fussballmannschaft von Tanga turnt im Eingangsbereich der Höhlen herum und es werden wie wild Handyfotos geknipst. Als nach 5 Minuten unser Guide auftaucht, entdecken drei der Jungs uns Weisse als nettes Fotosujet und ich werde dazu aufgefordert, mich mit den anderen für ein Gruppenbild hinzustellen. Nun will natürlich jeder der Boys sein eigenes Bild. Und auch Barbara soll noch mit aufs Bild, also alles nochmal von vorn, damit auch jeder sein eigenes Bild bekommt. Der Guide wartet geduldig und beginnt dann zu erzählen. Als erstes gehts aber nochmal vor die Höhle, wo er uns zeigt, dass der Eingang vom richtigen Ort her betrachtet, wie der Umriss Afrikas aussieht. Dumm für ihn, dass uns nun auch noch die anderen Jungs vom Fussballteam sehen und natürlich auch noch Fotos machen wollen, es scheint kein Ende zu nehmen. Immer wieder kommt nochmal einer, der ein Bild möchte. Was für die Jungen so lässig ist, ein paar Weisse auf ihren Gruppenbildern zu haben, weiss ich nicht, aber wir alle haben unseren Spass bei der Sache.

Nun kann unser Guide endlich mit seiner Tour durch die Höhlen beginnen. Im Eingangsbereich weist er uns auf eine Felsformation hin, die einem Löwen gleicht. Ich kann das Tier nicht wirklich erkennen, wenn mich jemand fragen würde, was ich hier sehe, würd ich eher auf ein Nilpferd tippen ;-) Das schöne an der Geschichte ist aber, dass der Löwe hier steht, um die Höhle zu bewachen. Die Gesteinsformationen sind sehr eindrücklich und die Gänge und Gewölbe sind wunderbare weich fliessende, geschliffene Formen. Man erkennt gut, dass das Höhlensystem vom Wasser ausgewaschen wurde. Entstanden sind die Höhlen im Jurazeitalter vor 150 Millionen Jahren und haben eine Ausdehnung von sage und schreibe 230 km2. Bis vor 20 Millionen Jahren, war sie geflutet. Unterlagen und hübsche Prospekte gibts hier natürlich nicht, wo man die wichtigsten Daten kurz zusammengefasst bekommt. Licht hat’s in der Höhle auch nicht. Mir gefällt das. Ich finde die Grotten und Höhlen, die bei uns für Besucher offen sind oft etwas überstrapaziert, mit den Licht- und Farbspielen die da oft ins Dunkle projiziert werden. Unser Guide hat eine grosse LED-Leuchte dabei, womit er den Boden beleuchtet und eine kleine Stabtaschenlampe, mit der er in der Höhle verschiedene Spots anleuchtet. Gleich in der ersten grösseren Halle fällt mir eine Menge Unrat in einer Felsnische auf und ich denke schon: «Schade, dass die Afrikaner es nicht mal hier schaffen, ihre Petflaschen nicht liegen zu lassen». Aber schnell werden wir über diese Nische aufgeklärt. Es ist eine Art Kultstätte wo Einheimische hinkommen, um zu beten, oder sie kommen mit ihren Neugeborenen an diesen Ort. Die Petfläschchen sind eine Art Opfergabe und mit parfümiertem Wasser gefüllt, es werden auch Esswaren oder einfacher Schmuck hier gelassen.

Der Guide führt uns weiter durch die meist sehr hohen, relativ schmalen Gänge, weist uns auf ein paar Stalaktiten und Stalagmiten hin, die auch heute noch während der Regenzeit wachsen können, wem Wasser von oben durch den Boden dringt. Vor ein paar Jahren war die Höhle sogar mal komplett geflutet. Das Wasser kam aber nicht wie ich erwartet hatte aus den Tiefen der Höhle, sondern drang von aussen, vom weit über die Ufer getretenen Fluss ein. Es geht mal durch engere Gänge, dann wieder in grössere Hallen. An einer Stelle zeigt der Guide mit seiner Lampe auf einen grossen Pfosten, um den man herumlaufen kann und wo grössere Fledermäuse schlafen, als die, die wir schon im Eingangsbereich gesehen hatten. Er lässt uns dort alleine hin, warnt uns aber davor, dass es dort stinkt. Tatsächlich ist an der höchsten Stelle hinter dem mächtigen Pfosten der ganze Boden mit Kot übersäht und es riecht in der Tat etwas streng. Weiter vorne in der Höhle Leben viele kleinere Flughunde, die oft wegflattern, wenn man mit der Lampe hinleuchtet. Wir versuchen es deshalb möglichst, nicht zu tun. Ein paar Attraktionen werden uns noch gezeigt: Gesteinsformationen wie der Flughafen, der wie die Türe in einen Flieger mit vorgelagerter Treppe durchschritten werden kann, die Freiheitsstatue, ein Schiff oder ein bequemer Sessel und weitere Formationen. Ich würde gerne auf eigene Faust hier drin mal herumspazieren und mir in aller Ruhe alle Ecken und Gänge anschauen und beleuchten. Am Ende bekommen wir dann noch eine kleine Nebenhöhle gezeigt, die nicht mehr ganz so spektakulär ist, aber wegen ihrer etwas gar abstrahierten Genitalien an der Decke, wohl bei allen Besuchern und den Guides selbst einen Schmunzler hervorrufen.

Am Ende der Tour treffen wir wieder Malou und King, die nicht mitgekommen sind, da sie die Höhle schon mal gesehen haben und draussen auf uns warten. Auf dem Heimweg machen wir dann einen Lunchstopp in der Stadt, gleich neben dem Handwerksgeschäft, wo wir gestern die Toilettenschüsseln gekauft hatten. Es ist schon wieder zwölf durch. Ein simples Restaurant, mit sechs Tischen und einer Theke, hinter der ein paar vorgekochte Dinge hinter Glas ausgestellt sind. Eine Tafel an der Wand listet die Speisen und Getränke auf. Ein Essen kostet hier grade noch 5000 Schilling, was kaum 3 Franken entspricht. Ich lasse mich von den Profis beraten und bestelle ein Biryani mit Chicken. Das Essen kommt hier superschnell und schmeckt wunderbar. Wenn ich es richtig verstanden habe ist Biryani ein Gewürzreis, der in der Regel mit verschiedenen Zutaten, wie Chicken, Prawns, Fleisch oder auch Gemüse an einer feinen würzigen roten Sauce serviert wird. Es gäbe noch Pilau, das ist ebenfalls ein Gewürzreis der mit Zwiebeln und Brühe gekocht und auch mit verschiedenen Zutaten als eine Art Eintopf gemischt wird.

Für den Rückweg laufen wir ein paar Meter bis zu der hübschen Markthalle, wo ich gestern schon durchgelaufen bin. Dort stehen brav aufgereit ein paar Bajajs. Ich steige mit King ins erste Wägelchen, die Girls krallen sich «the white horse». Ich bekomme vom Rennen gar nichts mit, von dem mir später berichtet wird. Die Mädels scheint aber der Ehrgeiz gepackt zu haben, vor uns beim Hotel zu sein und ich glaube sie nötigen ihren Driver zu einem Höllenflug. Vor dem Hotel steige ich völlig unbedarft aus unserem Dreirädchen und möchte die Ankunft von Barbara und Malou in einem Bild festhalten, aber sie kommen nicht. Ich denke nichts böses und warte und warte, bis sie dann noch 2, 3 Minuten doch noch angedüst kommen. Kichernd steigen sie aus ihrem Bajaj aus und erzählen vom Race, dass sie nach ihrer Aussage fast gewonnen hätten, bis auf den Moment, als ihr Fahrer sein Gerät abgewürgt und nicht mehr angebracht hat! Pffff…, die hätten uns NIE geschnappt, unser Fahrer fuhr ja nur Halbgas ;-) Aber schön geträumt Mädels! Nach ihrer Aussage ist der Fahrer trotz allem mit Vollgas noch die letzen paar hundert Meter über die Strasse und die Schwellen geflogen.

Wir sind alle wieder gut müde und verziehen uns zur Siesta in unsere Zimmer. Ich tippe noch ein Weilchen und schlafe dann ein. Zum Nachtessen treffen wir uns wieder im Hotelrestaurant. Mir wird Tassi, ein wunderbarer Fisch empfohlen, den es wie mir die Frauen sagen, auf Sansibar in den Tourikneipen nirgends auf der Karte hat, obwohl er von den Einheimischen hier viel gegessen wird. Dazu gibts Reis. Der gebratene Fisch ist wirklich eine Wucht und ich lasse davon kein Fitzelchen übrig. Im TV läuft Fussball. Auf Sansibar ist gerade ein kleines Turnier im Gang, wo sich verschiedene überregionale Mannschaften messen. Heute Abend spielt Polisi Sansibar gegen das Team Simba von Dar. Unsere Heimmannschaft hat wenig Chancen, verliert aber dennoch nur mit 0:1. Am Montag ist dann das Finale, das wir auf Sansibar schauen werden, wo, soviel ich mitbekommen habe, noch ein weiteres Team von der Insel mit dabei ist. Ich quäl mich grade noch bis zum Ende des Spiels durch und leg mich dann schlafen.

Gute Nacht Mainland, gute Nacht Fledermäuse


Sansibar – Tag 15 – 9. Januar 2015

Nach einer kühlen Nacht, gehts heute nochmal früh aus den Federn, bzw. aus der weichen Schaumstoffmatraze. Die Afrika-Kenner wissen natürlich, was eine kühle Nacht hier zu bedeuten hat. Schlafen ohne Decke, aber im T-Shirt. Zum ersten mal in meinem Urlaub, lass ich das T-Shirt zum schlafen an und verzichte sogar auf den Van an der Decke. Zu meinem Erstaunen lässt die Dusche seit gestern Nacht, im Vergleich zum erbärmlichen Rinnsal vom Morgen, nun einen wunderbar weichen Monsunregen über mich hinabrieseln. Die grosse Brause funktioniert wunderbar mit genügend Wasserdruck und es macht richtig Spass zu duschen.

Nach dem Frühstück treffen wir uns vor der Hotellobby und warten auf unseren Fahrer. King hat einen Pickup bestellt, weil es in die kleinen Dörfer im Busch nur über löchrige Staubpisten geht, wir einen Fourweeldrive brauchen und Platz für diverses Baumaterial zum Transport benötigt wird. Der Fahrer ist ein kräftiger älterer Mann. Das Auto ein uralter klappriger Mitshubishi Pickup. Einen Handlanger bringt er gleich auch noch mit. Wahrscheinlich ein Taglöhner, der sich damit ein paar Schilling verdient. Malou, Barbara, Riziki und ich quetschen uns hinter dem Fahrer auf die Bank und fahren in die Stadt. Die Mädels brauchen noch Röhren für die Abluft der Toiletten, Blechdächer, Kübel, Kloschüsseln, Farbe, Pinsel und etwas Kleinkram. Das erste Geschäft, dass wir anfahren ist geschlossen, weil jemand in der Familie gestorben ist. So kurven wir ein paar Strassenecken weiter. Beim nächsten Halt schauen wir nach grossen 100 Liter Kübeln, wo der Kot aufgefangen wird, finden aber nicht die richtige Grösse. In dieser Ecke von Tanga gibt es diverse Hardware Stores und ein paar Meter vom Kübelladen treten wir in ein kleines Geschäft, dass Kloschüsseln und die gesuchten schwarzen Röhren vor dem Laden auf der Strasse ausgestellt hat. Die sechs Meter langen Teile werden gedrittelt und 9 Stück aufgeladen. Der Ladenbesitzer zaubert von irgendwoher genügend Kloschüsseln hervor und nach etwas Feilscherei werden sich die beiden Parteien auch über den Preis für die Farbe einig. Da nicht genügend blaue Farbe vorrätig zu sein scheint, wird die fehlende Menge von irgendwo her organisiert. Das Prozedere für die Quittung und Zahlung dauert ein ganzes Weilchen. Ich bin schon wieder müde und durstig und so laufe ich ein paar Meter die Strasse hoch, um nach Wasser Ausschau zu halten. Gleich an der nächsten Kreuzung gibts eine lebendig wuselnde Markthalle, die ich wieder staunend durchschreite. Irgendwo an einer Ecke finde ich dann auch in einem Microgeschäft eine Flasche Wasser zu kaufen und geh zurück zum Shop. Barbara zählt das geschuldete Geld aus ihrer immer noch prall gefüllten Bank-Papiertüte ab, danach führt uns King und der Fahrer zu einem grösseren Geschäft. Hier stehen sogar Rasenmäher vor dem Haus. Möchte ja wissen, wieviele dieser Benzinverpuffer hier in Tanga verkauft werden. Ich schätze mal, dass das nicht sehr viel sein können. Die gesuchten Blechplatten können wir hier kaufen, liegen aber in einem Lager, ein paar Blocks weiter. Ein älterer Inder springt mit in unsere Schaukel und weist uns den Weg zum Lager. Nun ist der Pickup gut gefüllt und bis auf die Kübel ist sämtliches Baumaterial für die Klos nun beisammen und wir fahren eng zusammengequetscht los.

Schnell sind wir aus der Stadt. Zuerst geht die Fahrt über eine breite Strasse durch eine steppenartige Landschaft, durchsetzt mit Palmen, Mango- und Cashewbäumen und vielen mächtigen Affenbrotbäumen. Unser Pickup quält sich an nur kleinen Steigungen erbärmlich ab, aber die Maschine läuft trotz allem zuverlässig. AC gibts natürlich keine, aber der Fahrtwind ist erstaunlich kühl. Ich habe eh den Eindruck, dass der Wind hier auf dem Festland kühler ist, als auf Sansibar, ausser man ist am Strand. Nach einem ganzen Weilchen geht dann eine schmale Sandpiste von der Hauptstrasse rechts weg und wir fahren langsam über eine sehr holprige Strasse mit mächtigen Schlaglöchern, weiter Richtung Mandakini. Die Hütten werden immer einfacher, je weiter wir uns von der Stadt entfernen. Hier sieht man fast nur noch Lehmhütten, oft in einem schönen warmen Rotton, natürlich gefärbt von der hier oft sehr roten Erde. Ich bin froh, als wir das Dorf erreichen, denn inzwischen schmerzt mein Po und wir kleben fast aneinander fest. Auf dem Dorfplatz stellen wir den Wagen ab und schnell sind ein paar Fundis da, die uns zu den bereits auszementierten Fundamenten der acht Toiletten des Dorfes führen. Sie zeigen uns stolz ihr bisher vollbrachtes Werk. King spricht angeregt mit den Männern, die Frauen mischen sich zum Teil ein und ich knipse ein paar Fotos. Die Toilettenanlagen sind an vier Orten übers ganze Dorf verteilt. Wir schauen uns jede einzelne an. Das einzige Gebäude im Dorf, dass aus Backstein ist, ist die Schule. Die anderen Häuser sind ausschliesslich aus Lehm. Vor vielen Häusern sitzen Frauen mit Kindern auf dem Arm. Ein paar Kinder springen im Dorf herum. Ich wundere mich etwas, dass unser Besuch nicht mehr Aufsehen erregt. Als wir wieder zum Pickup zurückkommen, ist das ganze Baumaterial, dass vorher abgeladen wurde schon irgendwo versorgt worden.

Als nächstes besuchen wir Kings Dorf, wo seine Mutter lebt und er auch aufgewachsen ist. Wir folgen der ruppigen Staubpisten weiter, durch buschiges Land. Gewisse Stellen sehen aus, als ob sie bewirtschaftet wären: Cashewbäume säumen oft den Weg. Immer wieder führen kleine Trampelpfade von der Strasse weg. Ich frage mich wohin und wer hier wohl noch wohnt. Nach einem ganzen Weilchen Geholper kommen wir in ein erstaunlich grosses Dorf, mit einigen kleinen Geschäften. Viele Menschen sitzen vor den Shops, oder unter Bäumen, oder sind mit irgendwas beschäftigt. Am Dorfeingang steigen wir kurz aus und schauen uns, die vor einem guten gelben Jahr gebauten Toiletten an. Zum ersten Mal sehe ich, wie das ganze in Natura ausschaut. Barbara und Malou sind erfreut, weil die Anlagen in gutem Zustand sind und auch gebraucht werden. Im Gegensatz zu Nungwi, wo ihr erstes Toilettenprojekt mit grossem Tamtam eingeweiht wurde, ein halbes Jahr später aber nur noch die leeren Mauern dastanden, weil alles von den Einheimischen abmontiert und geklaut wurde. Ein Frust, der verständlicherweise bei den Mädels tief sitzt. Schön, dass es hier im Dorf anders läuft und die Anlagen für die Gemeinde einen grossen Nutzen bringen und die Hilfe von der Bevölkerung auch angenommen wird. Wir schauen uns noch eine andere Anlage im Dorf an und machen uns dann auf den Rückweg. Ein kurzer Stopp bei Kings Mutter und Schwester wird noch eingelegt. Ist aber kaum der Rede wert. Es reicht grad für ein Foto und Hallo und Adjeu. So holpern wir wieder als Sardinen in der Büchse zurück zur Hauptstrasse. Es ist inzwischen höllisch heiss, ich lass den Kopf im Auto hängen und schaukle entspannt mit den Bodenwellen und Schlaglöchern mit und döse zwischenzeitlich auch wieder ein.

King winkt immer wieder aus dem Fenster und grüsst Leute aus dem fahrenden Auto. Ein Schwarzer, der aus dem Busch auftaucht winkt und wird kurzerhand mitsamt Velo auf den Pickup geladen. Im nächsten Dorf, steigt er mit seinem Gerät dankend wieder ab und verschwindet irgendwohin. Auf der Hauptstrasse gehts weiter nach Mandakini, dem Dorf wo Riziki zur Schule geht. Ein typisches afrikanisches Dörfchen. Ein paar Shops, eine Moschee, ein paar Werbeschilder, meist von Telecomanbietern, Stände mit Früchten. Vor den Läden hängen Bananen oder Ananas, einzelne Stände präsentieren oft nur ein paar aufgestapelte Früchte. Einfache Lehmhütten oder simple Backsteinhäuschen mit Palm- oder Blechdach säumen die staubigen Wege und oft liegt viel Müll auf ungenutzten Flächen oder am Strassenrand herum. Schade, dass ich mich daran schon fast gewöhnt habe. Man sieht viele Velofahrer, die ihre Gefährte unglaublich bepackt haben. Meterhohe Stapel Holz, manchmal sind ganze Shops an den Rädern angebracht, sehr oft einfache, bestimmt einen Meter breite Körbe hinten drauf montiert. Man sieht auch schwere Handkarren, wo ich kaum glauben kann, dass die überfüllten Geräte von nur einer Person gezogen werden. Die grösseren Karren sind mit Autoreifen versehen, die kleineren laufen auf Velorädern.

Im Dorf halten wir schnell an. Wir sehen Jeremy, Rizikis Onkel, bei dem sie lebt. Ein recht hageres Massaimännlein, mit freundlichem Blick. Er kommt zum Auto und begrüsst die Mädchen und mich. King holt in der Zwischenzeit für alle etwas zu trinken. Es gibt hier in Afrika Fanta in diversen Geschmacksrichtungen, aber wenn man schwitzt und durstig ist und meist nur Wasser trinkt, eträgt man, oder ich zumindest, diese Zuckerbomben kaum, obwohl sie im Geschmack sehr lecker sind. Jeremy springt hinten auf den Pickup und der Fahrer bringt uns so weit es sich fahren lässt auf einem Weglein in die Nähe von Rizikis Zuhause. Als der Weg dann zu schmal wird, steigen wir in die gleissende Hitze hinaus und folgen einem sandigen Pfad den beiden Massai. Die Landschaft ist schön, ein kleiner künstlich ausgehobener See glitzert in der Nähe durchs Gestrüpp. Kakteen die bei Mami zuhause in der Stube vor dem Fenster stehen wachsen hier meterhoch. Viel dorniges Gestrüpp wechselt sich hier mit wunderbaren grünen Sträucher ab. Nach ein paar Minuten riecht es nach Ziegenkot und bald sehen wir die Lehmhütten der Massai. Wir werden freundlich begrüsst. Marie, Jeremys Frau kommt mit einem Baby auf dem Arm aus dem niederen, dunklen Haus und begrüsst uns alle. Barbara und Malou kennen sie schon von früher. Sie lebten schon auf Sansibar und Jeremy war früher ihr Watchman, der ihre Häuser Nachts bewachte. Da er aber nicht mehr zuverlässig war, haben sie ihm gekündigt und Mohamed, der in Nungwi wohnt und dort auch seine ganze Familie hat, neu angestellt. Jeremy spricht etwas englisch und möchte uns sein neues Haus zeigen, dass er ein paar Meter entfernt grade am bauen ist. Wir laufen um einen aus stachligem Gestrüpp gebauten Viehzaum, wie er schon immer von den Massai als Schutz vor wilden Tieren gebaut wurde. Ich wähne mich in einer komplett anderen Welt. Hier erlebe ich Afrika wirklich sehr ursprünglich und bodenständig. Eine Hütte ist im Rohbau und besteht im Moment noch aus einem kunstvolen Geflecht aus Eckpsosten und einem Steckengeflecht. Dazwischen wird dann das Ganze mit Lehm aufgefüllt. Von seinem Haus sieht man erst den Grundriss in Form von ausgehobenen Löchern, wo später die Pfosten in den Boden gerammt werden. Die Häuser sind alle gleich aufgebaut: eine Türe, dahinter der Gang, wo dann links und rechts ein Zimmer liegt. Gekocht wird draussen.

 

King treibt uns plötzlich zur Eile an. Es ist auch brütend heiss hier draussen und wir haben noch einen weiten Heimweg. Ich krieg am Rand mit, dass Jeremy Barbara um eine Spende für sein Haus gebeten hat. Malou verdreht die Augen, da sie ein immer wiederkehrendes Prozedere befürchtet. Die Mädchen besprechen sich kurz und entscheiden, ihm 30’000 Schilling zu geben. Auf dem Weg zurück zum Auto begleitet er uns noch. Er scheint mit der Spende nicht zufrieden und grübelt tatsächlich, wie von Malou befürchtet, die alten Geschichten wieder hervor und verlangt mehr Geld. Er wird ziemlich aufsässig und unangenehm. Später erfahren wir von King, dass er ihm gesagt habe, dass die Frauen und er, hier nicht mehr erwünscht seien und falls sie doch zurückkämen, er mit King kämpfen würde. Hopsala, hier scheint wohl die kriegerische Tradition der Massai noch immer mitzuschwingen. Auch die Erwartungshaltung, dass der Weisse wohl im Geld schwimme und es hier einfach verteilen könne, macht mich sehr stutzig. Für die Frauen ist es allerdings nicht ganz unerwartet, aber in dieser Bestimmtheit hatten sie es auch noch nicht erlebt. Immerhin hat Malou Riziki zwei schöne Wochen Urlaub in Nungwi finanziert und das Mädchen «gesund gefüttert». Ich habe etwas Mühe mir hierzu auf die Schnelle eine Meinung zu bilden. Viel schwirrt mir durch den Kopf, dass ich nicht einordnen kann und so halte ich mich aus der Diskussion lieber raus. Ich merke auf jeden Fall, dass bei Barbara und Malou sehr viel Enttäuschung mitspielt, gerade weil sie Jeremy, ihre (vermeintliche) Mutter, die in Nungwi ihr Touristenständchen hat und auch Jeremias Frau schon ewig kennen und für alle schon sehr viel getan haben. Auf dem Heimweg wird die Geschichte noch lange beredet und plötzlich rückt auch die Sache mit dem Voodoopüppchen wieder ins Zentrum. Als Barbara letzte Woche eine Aloe Vera gepflanzt hat, stiess sie beim Graben auf ein Strohpüppchen. Ich hatte es zuwenig genau angeschaut, aber es könnte in der Tat sowas gewesen sein, denn der Glaube an Voodoo ist hier noch sehr verbreitet und es könnte gar möglich sein, dass Jeremia so ein Ding vergraben hat. Barbara meinte, dass die farbigen Bändel die darum gebunden waren, trotz Dreck noch gut erkennbar waren, was darauf deutet, dass das Püppchen noch nicht Ewigkeiten in ihrem Garten vergraben war.

Bei der ganzen Geschichte könnte auch noch Eifersucht mitspielen und zwar zwischen dem Massai und King, der das Gefühl haben könnte, dass King etwas mit seiner Kündigung als Watchman zu tun haben könnte und er heute eine so wichtige Position bei Maisha Zanzibar einnimmt. Wahrscheinlich werden die Mädels nie erfahren, was da alles mitspielte. Ein ziemlich trauriger Abschluss, dieser so interessanten Reise. Am späten Nachmittag sind wir dann zurück im Hotel und wir freuen uns alle auf die Dusche und einen kleinen Nap. So verziehen sich alle in ihre Zimmer, zum relaxen.

Zum Abendessen treffen wir uns dann wieder in der Loggia und spazieren ein paar Meter die Strasse hoch, wo Malou von ihrem letzten Besuch noch ein Restaurant kennt. Hier in Tanga bewegt man sich nicht mehr in Touristenzonen. Das merkt man an den Restaurants und natürlich auch daran, dass man hier keine Weissen mehr sieht. Gegen halb Acht treten wir in ein sehr belebtes Lokal ein. Der grösste Teil befindet sich unter einem grossen offenen Dach. Licht brennt keins, aber verschiedene grosse LCD-Fernseher beleuchten den Raum schwach. An der hohen Decke schwirren die Propeller und es ist ziemlich laut. Der grösste Lärm verursachen die schepprigen Lautsprecher der TVs. Wir finden grade noch einen Tisch, hinten in der Ecke und setzen uns. Ich bin hier ziemlich aufgeschmissen, da ich weder die Namen der hier traditionellen Speisen kenne und auch mit Englisch nicht mehr viel ausrichten kann. Eine Lady kommt an den Tisch. King bestellt ratzfatz, die Mädels versuchens mit Mbusi (Ziege). Ich schliesse mich da gerne an, nehme als Beilage aber Ugali anstatt Chips und bin gespannt was ich serviert bekomme. Getränke und Essen werden nicht von der gleichen Person serviert und so bestellen wir die Getränke separat. Ich bestelle mir ein Bier: Ndovu und Kilimajaro habe ich bereits probiert, so richtig toll schmecken sie mir nicht, aber eine nette Abwechslung zum Wasser sind sie allemal. Für Süssgetränke kann ich mich hier fast gar nicht begeistern. So probier ich mal ein Safari, dass kurze Zeit später von der Drinklady in einem Plasikkörbchen an den Tisch gebracht wird. Die Flaschen werden hier immer mit einer kleinen Papierserviette gebracht. Entweder ist die ins Glas gesteckt, oder um den Flaschenhals gewickelt. Die Kronkorken werden vom Kellner immer nur angehoben und auf der Flasche gelassen. Den Grund dafür hab ich noch nicht raus, das mit der Serviette macht aber durchaus Sinn, um die nicht immer ganz sauberen Flaschenhälse, oder Flugrost von den Kronkorken abzuwischen. Einen grossen Unterschied zu den anderen Biersorten kann ich nicht feststellen. Auch das Safari ist ganz ok, das ist’s dann aber auch.

Das Essen kommt recht zügig. Ist wohl alles vorgekocht, oder in genügend grossen Mengen vorbereitet worden. Besteck: nada, aber natürlich gibts den Tisch-Handwaschservice. Das Essen wird auf einem grossen rechteckigen Metalltablett, mit verschiedenen Vertiefungen serviert. Das Ziegenfleisch ist ein Häufchen abgenagter Knochen. Hier muss man das Fleisch tatsächlich gesucht werden. Dort wo noch etwas dran ist, schmeckt es hervorragend mit prima Röstaromen. Ein paar Knochen mit etwas mehr Fleisch dran, erweisen sich als ziemlich zähe Stücke, die viel Kraft im Arm und Kiefer brauchen, um sie abzulösen. Ich kämpf mich aber tapfer durch und bin froh, dass ich in solchen Dingen nicht (mehr) sehr heikel bin. Das Ugali füllt gut und ist mastig. Sauce gibts aber nicht und so drücke ich aus einer der Tuben auf dem Tisch irgend sone chemische Pilipili-Sauce. Damit geht die recht trockene Knetmasse dann aber gut runter. Nach dem Essen wollen wir zurück in unser Hotel, da es sich hier nicht wirklich gemütlich sitzen und quatschen lässt und so nehmen wir dann den Schlummertunk bei uns im Hotel. Gegen Elf ziehen wir uns in unsere Zimmer zurück und legen uns schlafen.

Gute Nacht Festland, gute Nacht Voodoogeister


Sansibar – Tag 14 – 8. Januar 2015

Verboten früh klingelt mich heute der Wecker aus dem Schlaf. Es geht aufs Festland nach Tanga. Zu Beginn der Ferien hatten wir mal angedacht, mit dem Boot überzusetzen, aber der stetig heftige Wind hat uns von dieser Idee wieder abgebracht. So buchte King vor drei Tagen für uns alle einen Flug nach Tanga.

Die Fahrt mit Abra zum Flughafen verbringe ich die meiste Zeit dösend. Es ist noch nicht so heiss, sodass die Fenster im Auto offen sind und mir ein frisches Windchen um die Nase bläst. Immer wieder riecht es nach Feuer. Einmal ist es der Duft von normalem Holzfeuer der einem in die Nase steigt, aber fast ebenso oft, riecht es nach verbranntem Plastik. Hier wird in jedem Haus auf dem Feuer gekocht, meist draussen. Kochherde gibt es kaum. Ich geniesse die Fahrt und döse vor mich hin und Male mir vor den geschlossenen Augen, mein eigenes Bild von Afrika dazu. Am Flughafen verabschieden wir uns von Abra und möchten durch den in grossen Lettern mit Departure angeschriebenen Eingang, in die Abflughalle. Dort werden wir aber zurückgewiesen und ein Mann weist uns den Weg, weiter an der Front des Gebäudes vorbei, wo schliesslich vor einem grossen Gittertor uns ein anderer Securityguy ein Tor öffnet. Dahinter befindet sich der Checkin für die lokale Costal Air und noch zwei weitere, kleine lokale Fluggesellschaften. Das Prozedere hier lässt schmunzeln. Das Gepäck wird von Hand untersucht. Keine Rollbänder, wo Männer und Frauen hinter einem Monitor das Innenleben der gescannten Gegenstände zu erkennen versuchen. Während dem Durchwühlen bleibt sogar ein kurzer Moment für Smalltalk. Ich werde gefragt, wie mir die Insel gefallen habe und was ich noch vor habe. Es gibt auch keine elektronischen Körperscanner, sondern nur eine etwas schüchterne Frau mit Kopftuch, die einem anzeigt, die Arme auszustrecken und einen dann mit einem Abtastgerät abscannt. Die Wartezeit ist angenehm kurz, bis wir aufgerufen werden und übers Rollfeld zu unserem Flieger laufen können. Die kleine Maschine ist bis auf den letzten Platz ausgebucht. Etwa 12 Personen haben Platz. Ich geniesse den Flug der Küste von Sansibar folgend, Richtung Norden.

Etwas überrascht bin ich, als ich den Flughafen von Tanga sehe. Der ist nochmal ein Stück kleiner als Sansibar. Touristen gibts hier keine und das ist wohl auch der Grund dafür. Schnell hat King ein Taxi für uns organisiert, dass uns zum Hotel bringt. Das Mtendele ist ein relativ moderner Bau, die Bauweise für mich typisch afrikanisch. Recht einfach, aus schweizer Sicht wirkt alles etwas unfertig und auch hier sind die Treppenstufen oft beim ersten oder letzten Tritt unterschiedlich hoch. Mal höher, mal tiefer, um die unterschiedliche Etagenhöhe, oder sonstigen Ungenauigkeiten auszugleichen. Das bringt mich immer wieder ins stolpern. Inzwischen achte ich mehr darauf. Wir beziehen unsere Zimmer und spazieren dann Richtung City. Nach einer knappen Viertelstunde erreichen wir eine belebte grosse Strasse, mit viel Verkehr, Marktständen und Shops. Da niemand von uns anständig gefrühstückt hat, entscheiden wir, dass wir erst mal essen gehen. Malou empfiehlt ein Hotel etwas ausserhalb, dass aber zu weit weg ist, um zu Fuss zu gehen und so ordern wir zwei Bajaj, welches sich in etwa Batschatsch ausspricht. In Thailand heissen die dreirädrigen Taxis Tuktuks und sind ja auf der ganzen Welt bekannt. Es ist wunderbar luftig und erfrischend in diesen Gefährten und macht Spass damit zu fahren.

Die Hotelanlage erscheint ziemlich verlassen, aber als wir an der Reception vorbei ein paar Tische stehen sehen und uns umschauen, kommt eine Frau, die uns einen Tisch unter einen grossen Baum stellt und die Speisekarte bringt. Das Essen ist ganz ok. Mein Masala Chicken irgendwas haut mich nicht grad vom Stuhl, ist aber gut. Man merkt, dass wir die Touristenzone von Sansibar verlassen haben. Hier wird auch mit den Händen gegessen und direkt nachdem das Essen serviert wird, kommt die Kellnerin mit einer Schüssel, einem Krug warmem Wasser und Seife vorbei damit man sich gleich am Tisch, vor dem Essen die Hände waschen kann. Nach dem Essen findet das gleiche Prozedere nochmal statt.

Danach gehts wieder zurück in die Stadt. King, der hier in Afrika auf das Konto des Vereins Zugriff hat, muss sechs Millionen fürs Maisha-WC-Projekt bei der NBC abheben. Um dorthin zu kommen spazieren wir ein paar Minuten, bis wir an eine belebtere Strasse kommen. Dort steht grad ein Dalladalla (lokale Kleinbusse) in den wir einsteigen und eine kurze Strecke mitfahren. Weil der Bus aber nicht dorthin fährt, wo wir hin müssen, ordern wir nochmal ein Bajaj. Wir gehen alle mit King in die kühle Schalterhalle der NBC, die mich eher an ein Amt der DDR erinnert, als an eine Bank. Als King dann nach einiger Warterei eine braune Tüte voller Schilling bringt, gehts weiter.

Gleich über die Strasse steht eine kleine, wunderbare Markthalle. Hier bekommt man Obst und Gemüse, Fleisch (das nicht allzu appetitlich ausschaut) und Gegenstände für Haus und Küche. Es riecht wunderbar und mir gefallen solche Orte ja sowieso. Wunderschön auch wieder die Stände, wo Reis, Linsen, Bohnen und weisser Mais in grossen Schalen angeboten werden. Beim weissen Mais steh ich erst ziemlich ratlos davor. Ich finde es schaut aus wie ein Kübel voller Zähne. Aber Barbara klärt mich auf und erklärt mir, dass es weisser Reis ist, die Basis für Ugali. Das Grundnahrungsmittel schlechthin. Ich kaufe mir noch ein paar Bananen und Mangos. Die kleinen Bananen schmecken hier so wunderbar süss, egal wie schwarz die Schale schon ist. Innen ist die Frucht immer noch wunderbar und hat nie diese hässlichen weichen braunen Stellen, die die Früchte bei uns so schnell bekommen. Auch die Mangos sind so süss und wunderbar reif, dass es mir nur vom Gedanken an die Früchte, die man bei uns für teures Geld auch kaufen kann, die Augen verdreht.

Auf dem Weg zurück ins Hotel spazieren wir an einer hübsch herausgeputzten Parkanlage vorbei. Risiki geht auf den Spielplatz und wir setzen uns auf eine gemütliche Steinbank unter einem riesigen Mangobaum. Barbara geht nochmal ein paar Meter zu einem kleinen Restaurant zurück und holt eine frische Früchtplatte für uns alle. Ein wunderbar erfrischendes Dessert, mit Mangos, Wassermelonen, Bananen, Avocados, Papayas und Gurken. In der Zwischenzeit kam ein junger Afrikaner vorbei mit einem Körbchen voller Nagellack. Den verkauft er aber nicht, sondern lackiert den Frauen im Park die Nägel neu. Was für eine brillante Geschäftsidee. Malou lässt sich überreden und bekommt in 3 Minuten ihre Nägel frisch lackiert. Trotz des Vitaminschubes sind wir alle recht Platt und besorgen uns ein Taxi, das uns zurück zum Hotel fährt. Dort verziehen wir uns alle in unsere Zimmer und machen Siesta. Ich stell mich gleich unter die Dusche, die nur als Rinnsal über mich hinab tröpfelt. Wie gewohnt ist hier die Dusche direkt im Klo, neben WC und Waschbecken ist die Duschbrause angebracht und der Boden ist abfallend, damit das Wasser in der Ecke des Raumes ablaufen kann. Natürlich ist der ganze Raum nach dem Duschen nass, deshalb stehen wohl auch in jedem Hotel ein paar Flipflops vor der WC-Tür, damit man nicht gleich wieder nasse Füsse hat, wenn man den Raum betritt, bevor das Wasser abgelaufen oder wieder abgetrocknet ist. Das spart zwar sicher etwas Platz aber so richtig clever find ichs nicht. Jänu, thats Africa und vielleicht hab ich ganz einfach den wahren Nutzen dieser Konstruktion noch nicht entdeckt.

Zum Abendessen treffen wir uns dann im offenen, überdachten Resti des Hotels. Ich sitze ein ganzes Weilchen alleine mit Riziki da, bis King und später auch die Mädels auftauchen. Hunger haben nur die Afrikaner, wir Europäer füllen uns den Magen mit Fruchtsäften und Bier. King lässt mich von seinem Ugali probieren. Dazu gibts lokale Hühnchen. Ugali ist ne weisse kompakte Pampe, die mich etwas an Griessbrei erinnert, im Geschmack aber langweiliger und der Konsistenz klebriger ist. Ich wasche mir, wie heute Mittag gelernt, die Hände am Tisch und darf von seinem Teller probieren. Ich habe es mir wegen der Schilderung der Mädels schlimmer vorgestellt. Meist gibt es ein Schälchen mit Sauce dazu, in die man das Ugali tunken kann und sonst halt die scharfen Chilisaucen oder das Ketchup, das fast immer dazu auf den Tisch gestellt wird. Das Scharfe heisst hier Pilipili und ist wie das Ketchup von unterschiedlicher Qualität. Mal sehr ok, bei den lokalen Restis oft gefährlich chemisch schmeckend und aussehend. King puhlt immer ein Stück Ugali vom Klumpen auf seinem Teller und knetet es in seiner Hand zu einer noch kompakteren Kugel, die er dann in die Sauce taucht. Ich versuche es ihm gleichzumachen und bin überrascht, als die orange-rote Sauce ziemlich nach Maggi schmeckt. Ich hab mir vorgenommen zu meinem nächsten Essen ebenfalls Ugali als Beilage zu bestellen.

Inzwischen fallen mir fast die Augen zu. Es war ein heisser und langer Tag und tippen auf dem iPad ist auch nicht ganz so speditiv. Bilder kann ich hier keine hochladen, die Folgen dann später.

Gute Nacht Tanga, gute Nacht Ugali


Sansibar – Tag 13 – 7. Januar 2015

Nachdem es gestern wieder sehr spät geworden ist, schläfts heute mal wieder etwas länger. Gegen 10 stürchle ich aus dem Bett. Barbara ist schon länger wach und hat wieder Pancakes parat gemacht. Ich geniesse diesen Service und hoffe, dass ich auch ohne am Kochherd zu stehn, meinen Teil mit etwas Küchenarbeit wieder gutmachen oder ausgleichen kann.

Gleich nach dem Frühstück geht dann wieder hinunter zur Beach. Die Tiefpunkt der Ebbe ist um halb zwölf, also haben wir nicht mehr allzu viel Zeit zu verlieren, um den Riffwalk zu machen. Ich staune als wir unten am Strand stehen, wie weit das Wasser zurückgegangen ist und wie weit draussen man noch Menschen herumspazieren sieht. Die Gischt der hereinbrechenden Wellen an der Riffkante ist elend weit weg. Natürlich springen mich meine Crocs schon fast an, als sie hören, dass sie heute endlich mal wieder raus dürfen, schade nur, dass mich Corinne nicht begleiten kann, obwohl ich mir da nicht so sicher wäre, ob sie sich nicht zu arg schämen würde, um neben mir zu laufen ;-) Die nächsten geschätzten eineinhalb Stunden hauen mich dann fast wieder aus meinen Weichgummilatschen. Was es hier in knietiefem Wasser zu sehen gibt ist schlicht unglaublich. Endlich kann mich mir ein Bild in Echt machen, von der Farbenvielfalt der Seesterne, von denen mir Barbara und Malou schon dutzende Fotos gezeigt haben. Schnorcheln ist hier nicht nötig, denn es gibt schon hier unendlich viel faszinierendes zu sehen und zu beobachten. Ich weiss auf jeden Fall, dass ich bestimmt nochmal eine tiefe Ebbe abwarte um diesen Spaziergang wiederholen werde. Deshalb schreib ich nun auch nichts mehr und poste lieber ein paar Bilder.

Der weitere Tag verläuft dann recht gemütlich zuhause. Wir lechzen alle nach Schatten, denn der frische, angenehme Wind auf dem Riff täuscht unglaublich. Die Sonne brennt erbarmungslos und wir sind alle ziemlich ermattet. Ich setz mich an den Compi und blogge die Stone Town Erlebnisse. Am frühen Abend erklärt mir Barbara noch das Bao Spiel. Sicher haben das viele schon gesehen. Meist ist es ein dunkles Holzbrett mit vier Reihen mit Vertiefungen drin, in die man zu Beginn je zwei Samen oder Nüsse legt und dann versucht die Steine des Gegners zu eliminieren. Die Regeln sind recht einfach, das Spiel aber sehr komplex. Es braucht ein gutes Auge und vorausschauendes Denken. Hier habe ich natürlich noch keine grossen Chancen und Barbara schubst mich immer wieder mit ihren wertvollen Tipps oder taktischen Hilfen an. Ich merke, dass dieses Game nicht nach ein paar Spielen läuft, aber bestimmt werden wir nochmal Zeit haben, um ein bisschen besser reinzukommen.

Die Fundis haben heute noch die Bauarbeiten an der neuen Pergola abgeschlossen. Die Stützen stehen, das dichte Dach einer Passionspflanze wurde etwas angehoben und die Holzbalken erneuert und um die neuen Bänke und den Tisch wurde ein schönes Fundament gebaut. Ich freue mich, diesen schönen Platz, wenn wir vom Festland zurück sind in Beschlag zu nehmen.

Kurz vor dem eindunkeln nutze ich noch das Tageslicht für einen kurzen Sprung ins Meer. So laufe ich ohne Badetuch hinunter zum Strand, springe kurz in die hohen Wellen und kühle mich nochmal etwas ab. Bis ich wieder zuhause bin, bin ich trocken, spühle das Salzwasser unter der Dusche ab und geh zum letzen Mal zusammen mit den Mädels und Riziki zum Abendessen ins Waves. Und da ich mir in diesem Blog ja auch angwöhnt habe, immer brav zu vermelden was ich bestellt habe: Bitteschön: Einmal King Prawns à la Crème. Die Crevetten schmecken herrlich, die à la Crème ist schön leicht, mit viel gedämpften Zwiebeln. Dazu etwas frisches Gemüse und die fast obligaten Chips und ein bisschen Reis. Und weils heute im Magen noch etwas Platz frei hat, vielleicht ist es auch nur die Lust, endlich mal Bananas Frittas zu bestellen, ordere ich noch ein Dessert, dass etwas auf sich warten lässt. Mich störts nicht, ich habe ja Zeit und Urlaub. Riziki findets aber nicht so lässig und schläft derweil am Tisch ein.

Zuhause gibts heute keine lange Plauderstunde mehr. Morgen holt uns Abra um 7:30 ab und bringt uns auf den Flughafen. Wir fliegen aufs Festland nach Tanga. Zum einen bringen wir Riziki wieder zurück zu ihrer Familie in Mafuroni, der Hauptgrund der Reise ist aber ein Projekt mit Trocken-WC’s in Mandakini, dass dort in der Nähe ist. King hat das Projekt schon angestossen und die Fundamente legen lassen. Nun wollen die Frauen vorbei gehen und schauen, wie alles läuft und natürlich ist es auch wichtig, dass sie sich dort auch mal zeigen. Ich bin sehr gespannt, was mich in den nächsten Tagen erwartet. Den Compi lass ich aber hier in Nungwi. Weiss deshalb nicht, obs vom Festland News gibt, oder sich meine lieben Leser für die paar Tage gedulden müssen. Wir werdens sehen. Vielleicht gibts ja W-Lan im Hotel, dann kann ich eventuell Kurzberichte auf dem iPad verfassen.

Nun geh ich noch schnell die Tasche packen und leg mich aufs Ohr.

Gute Nacht liebe Sansibari, gute Nacht Seesterne


Sansibar – Tag 12 – 6. Januar 2015

Fully Programm today! Der Wecker klingelt um acht, um neun öffnen wir das Tor und natürlich steht Abra wie gewohnt, auf die Minute pünktlich bereit. Heute geht es nach Stone Town oder Zanzibar Town. Ich weiss nicht so genau, was jetzt der offizielle Name dieser Stadt ist, denn immer wieder sieht man auch Schilder auf denen Zanzibar Town steht. Muss ich mal googlen gehn. Für unseren Ausflug spielt dass aber keine grosse Rolle, denn Abra bringt uns sicher an «beide» Orte ;-) Der erste Teil des Stadtbesuches ist Pflicht, der zweite dann die Kür. Meine Mädels müssen auf verschiedene Ämter und auf die Bank. Ich bin nicht sehr zuversichtlich, als wir unseren ersten Stopp bei der Barclays Bank machen. Das Gebäude ist gut bewacht. Um auf die Parkplätze neben der Bank zu kommen, wird jedes Auto erst inspziert. Zwei Männchen mit Spiegeln an langen Stangen prüfen sogar die Unterseite des Autos. Erst nach diesem Check, wird die Schranke für die Zufahrt geöffnet. In einem kleinen Vorraum sind zwei Bankomaten in die Wand eingelassen. Vor mir probiert Malou mit ihrer ZKB Karte erfolglos Geld zu ziehen. Ich bin umso erstaunter, als mein Versuch heute problemlos klappt, nachdem ich vor einer guten Woche hier kein Geld beziehen konnte und ich mein inzwischen böse geschrumpftes Geldbündel nach dem Bezug wieder zu einem ansehlichen Notenberg anwachsen lassen kann. Zweimal 400’000 Schilling spuckt die Maschine aus und ich bin froh, dass keine weiteren Aktionen nötig sind um an Geld zu kommen und ich für die nächsten Tage wieder genug Cash bei mir habe.

Der nächste Stopp ist beim Elektrizitätswerk von Sansibar. Barbara und Malou müssen hier die Stromrechnung bezahlen. Das funktioniert auf der Insel alles noch mittels Bareinzahlung. In der Halle, die wie ein Postamt daherkommt, sind vier oder fünf lange Schlangen vor den Schaltern. Die Frauen dürfen rechts vor und werden bevorzugt abgefertigt. Es ist ein reges kommen und gehen. Ich setze mich draussen vors Gebäude und warte auf die beiden, weil ich denke, dass ich hier nicht auch noch im Weg rumstehen muss. Ungefähr monatlich kommt bei ihnen zuhause ein Arbeiter vom E-Werk vorbei und liest den Stromzähler in den Häusern ab und lässt die Rechnung gleich da. So konnte Malou mit diesem Papier die Rechnung direkt begleichen, da ja King bei ihr wohnt und die Rechnung entgegennehmen konnte. Barbara hatte keine Rechnung, was aber nicht wirklich ein Problem ist, denn in dem Fall kann man einfach den Zettel beim Stromzähler mitnehmen, wo der Strommann die Zählerstände notiert und an einem anderen Schalter wird einem der offene Betrag notiert, den man dann einzahlen kann. Nach dieser Aktion gings weiter zum Steueramt, wo Papiere für die Einfuhr der Hilfsgüter abgestempelt werden mussten. Ein recht modernes Gebäude mit vielen kleinen Büros. Ich warte in der angenehm kühlen Halle. Im grossen TV der an der Wand hängt läuft grad ein Eishockeymatch auf Eurosport ;-) Es läuft auch hier alles rund und wir hüpfen wieder zu Abra ins Auto und fahren wieder mal aufs sansibarische Finanzministerium. Ich bin froh, dass ich mich hier um nichts kümmern brauche. Mir wird schon immer schwindlig, wenn mir Barbara zu erklären versucht, wie, wo, was in welchem Amt erledigt werden muss. Die Geschichte mit dem Löschen des Containers entwickelt sich seit Tagen wieder mal zu einer Odyssey, wo niemand die richtien Abläufe zu kennen scheint. Auf jeden Fall tauchen auch hier die Mädels bald wieder auf und nun müssen wir nur noch aufs Post Office. Hier gehts glaub ich nur noch darum, die Gebühren fürs Postfach zu zahlen, welches die offizielle Anschrift für allfälligen Papierkram für Maishazanzibar ist. In Schaukästen sind unzählige Sanibarische Briefmarken ausgestellt. Schmunzeln muss ich, als ich die Vielzahl der Sujets sehe: Queen Elisabeths Geburtstag, ein ganzes Set mit Lady Diana, wieso auch immer. Im Kontrast zu vielen schönen Tier oder Pflanzenmotiven gibts auch noch Serien mit Panzern und Militärhelikoptern. Ich verwerfe den Gedanken aber schnell wieder, mir ein paar Marken zu kaufen, denn das Sammeln von Briefmarken habe ich als kleiner Bub nicht allzulange durchgezogen.

Als der Pflichtteil abgeschlossen ist, gehen wir erst mal etwas essen. Es ist bald zwölf. Wir setzen uns in ein gemütliches Resti in einem kleinen Hof unter Sonnenschirmen, am Eingang zu den engen Gässchen der Altstadt. Das Essen ist einmal mehr lecker. Die Mädels erklären mir, dass der Eigentümer früher noch ein wunderbares Restaurant unten am Meer hatte. Es lag im ersten Stock eines Gebäudes mit einer grossen, schattigen Veranda, wo es immer angenehm kühl war, da hier immer ein frischer Wind vom Meer bliess. Als wir die Karte bekommen, lacht uns alle die Spinatquiche an, der Kellner kommt aber zurück und meint, dass es nur noch zwei gäbe. So versuche ich es mit Chicken irgendwas und bekomme wunderbares Hühnergeschnetzeltes an einer würzigen Zwiebel-Kokosmilch-Sauce. Eingewickelt in eine Art Pfannkuchen, dazu Chips. Mein Magen scheint sich auch wieder beruhigt zu haben und ich bin froh darüber. Nach dem Essen gehen wir ein paar Meter die Strasse zurück, wo es eine kleine Gelateria gibt. Das erste Mal geniessen wir wunderbar frisches italienisches Eis. @Sy Langi Langi kommt nächste Woche noch zum Zug. @Pimpi: Hab für dich einen Extraschleck genommen. Mein Fior di Latte ist nicht zu süss und hat eine feine Kokosnote. Jummy ;-)

Frisch gestärkt, tauchen wir dann in die engen Gässchen von Stone Town ein. Inzwischen hab ich das Rätsel gelöst: Stone Town ist eigentlich nur ein Stadtteil und die Bezeichnung für die Altstadt. Die ganze City heisst Sansibar-Stadt oder hier natürlich Zanzibar Town. Mir gefällt das Enge, ziemlich heruntergekommen wirkende, bis auf die recht nervigen Ladenbesitzer, die kaum von einem ablassen, um die Touris in ihre oft klitzekleinen Geschäfte zu locken. Das Angebot der meisten ist sehr ähnlich. Afrikanisches Kunsthandwerk bis zum Abwinken. Es gibt zwar viele Dinge die mir gefallen, aber im Grossen und Ganzen kauft man sich dann doch nur irgendwelche Staubfänger fürs Wohnzimmer. Vor der Abreise möchte ich mir aber bestimmt noch zwei, drei bunte Tücher, als Zimmerdeko kaufen und natürlich die Giräffchen, die ich mir aber hier in Nungwi bei Rizikis Mutter holen werde. Natürlich kann man nicht an all den Geschäften vorbeilaufen und so machen wir dann bald mal einem Händler die Freude und treten in seinen Laden ein. Ich habe mir schon verschiedentlich die kleinen schönen Kistchen angeschaut und so lasse ich mir eine reichen, die mir gefällt. Nun wird über den Preis gefeilscht. Da ich aber nicht wirklich ne Ahnung habe, was ein angemessener Preis für das Ding ist, noch wie der Umrechnungskurs von Dollar zu Schilling ist, stell ich mich wohl etwas dusslig an. Verhandeln war aber noch nie etwas, das ich wirklich gut konnte und so einigen wir uns am Schluss dann auf zwanzig Dollar. Natürlich lassen die Jungs dann nicht von einem ab, sondern versuchen in gleicher Intensität, einen noch von anderen schönen Dingen zu überzeugen. Ich winke aber ab und bins zufrieden. Die Frauen hüpfen mal links, mal rechts in Shops die Stoffe und Schals verkaufen. Das Gewirr von Kabeln, dass hier über unseren Köpfen hängt ist unglaublich. Es wundert nicht, dass auf der Insel immer wieder der Strom ausfällt. Bis jetzt blieben wir davon aber verschont, bis auf einen Abend, wo der Strom vielleicht für zwei Stunden weg war. Alle anderen Aussetzer waren nur von kurzer Dauer und sind eigentlich kein Problem. Ich erinnere mich grade an eine der ersten Nächte, als ich vor dem Schlafen gehn noch unter die Dusche gestanden bin und als ich grade schön eingeseift war geht das Licht aus. Im stockdunkeln Badezimmer muss ich erst mal die Seife runterspühlen, mein Handtuch suchen und mich den Wänden entlang in mein Zimmer tasten, wo ich zum Glück weiss wo mein Batterielämpchen steht. Natürlich geht just in dem Moment das Licht wieder an. Je weiter wir uns in den Gässchen verlieren, desto ruhiger wird es. Wir kommen an der alten Festungsmauer vorbei und Barbara führt uns in eine Ecke, wo viele Schreiner und Handwerker ihre Werkstatt haben. Wir können einem Schnitzer über die Schulter schauen, der gerade an einem Balken für die typischen Sansibartüren arbeitet. Mit Stechbeitel und Hammer verziehrt er ein Stück Hartholz, dass später ein Seitenbalken einer Türe wird. Er erklärt uns an einem kleinen Modell, wie die fertige Türe am Ende aussehen soll. An einfacheren Türen arbeitet er bis zu drei Wochen, grössere Türen, oder solche die oben noch einen Rundbogen haben dauern ein bis zwei Wochen länger. Auch in dieser Werkstadt sieht man keine Maschine herumstehen. Viele kleine Werstättchen stellen auch kleinere Gegenstände im Eingangsbereich aus. Auch hier sieht man überall die kleinen Kistchen, aber auch grössere Truhen mit Messingverziehrungen und Beschlägen. In dieser Gasse ist auch der Schreiner, der für Barbara und Malou verschiedene Möbel gezimmert hat. Er verwendet dazu oft gebrauchte Hölzer oder Möbel, die er wieder aufpimpt oder neu zusammenbaut.

Am Ende unserer Gässchentour landen wir im Cultural Arts Center. Ein Shop und eine Künstlerwerkstatt, wo einheimische Künstler ihre Arbeiten zeigen und verkaufen. Mir springen kleine Petrollämpchen ins Auge, die aus alten Blechdosen zusammengelötet sind. Ich liebe solche Dinge und kaufe mir gleich drei davon. Barbara begleitet mich dann noch ins House of Wonders, das heute als Museum dient. Ein riesiger Bau, vor dem erst kürzlich aufgefrischten Fordhnni Garden, einer kleien Parkanlage unten am Meer. Gebaut wurde er vom ehemaligen Sultan von Sansibar Ende des 19. Jahrhunderts und diente als Empfangsgebäude und für Zeremonien. Leider ist das Gebäude nicht im besten Zustand. Im Museum erfährt etwas über die Kultur und die Geschichte der Insel. Ich schaue mir die Ausstellungsstücke an, habe aber nicht die Musse, mich lange durch die erklärenden Texte neben den ziemlich verstaubten Schaukästen zu lesen. Schade, dass alle Türen geschlossen sind, um auf die rund ums Gebäude führenden Balkone zu treten. Barbara und Malou meinten, dass man dies früher konnte. Vielleicht ist die Bausubstanz nicht mehr sicher genug. Der schöne Holzturm trägt eine der wenigen Uhren, die man auf der Insel sieht. Bin mir nun grad gar nicht mehr sicher, ob die Uhr sansibarische Zeit, oder die «normale» Zeit anzeigt. Die sansibarische Zeit ist um sechs Stunden verschoben und beginnt Morgens um 6. Macht irgendwie Sinn, denn hier wo Tag und Nacht sich fast die Waage halten, beginnt der Tag bei Sonnenaufgang und endet mit dem Untergang der Sonne. So beginnen die Sansibari mit dem Zählen der Stunden, zu der Zeit, wo der Tag beginnt, woraus sich diese 6-stündige Zeitverschiebung ergibt. Ich staune als mir Barbara erklärt, dass viele Sansibari auch heute noch in dieser Zeit rechnen. Nach einer halben Stunde, haben wir die kleine Runde durchs Museum abgeschlossen, treffen Malou und Abra und lassen uns nach Hause fahren. Wir sind alle ziemlich müde, vom rumlaufen, von der Hitze und ich bestimmt auch wieder von den vielen Eindrücken. Dann und wann nicke ich ein und geniesse die Fahrt im angenehm kühlen Auto, zurück nach Nungwi.

Den Rest des Tages verbringen wir zuhause. Barbara geht noch ein paar Dinge einkaufen. Ihre Häuser liegen so zentral, dass das einkaufen immer superschnell geht. Der Supermarkt liegt grade eine Minute von den Häusern. Obst- und Gemüsstände sind auch nicht viel weiter und auch Brot und Telefonkärtchen können gleich um die Ecke geholt werden. Zum Abendessen macht Barbara eine wunderbare Niedergarpizza ;-) Jupp, das geht auch bei 120 Grad, dauert einfach ein Weilchen länger. Wir bekommen auf jedenfall eine leckere Pizza mit den letzten Resten vom mitgebrachten Gruyère und Salsiz.

Über Nungwi schien gestern der Vollmond und schon seit zwei Tagen, tuscheln die Mädels immer herum, dass es hier was spezielles zu sehen gäbe und spannen mich auf die Folter, ohne mir auch nur irgendwas zu erzählen. Gestern war es zu bewölkt, dumm nur, dass die Wolken heute noch dichter sind. Trotzdem machen wir uns um halb Elf auf den Weg und laufen hinunter zum Strand. Die Krux an der Geschichte ist, um mir dieses Schauspiel zu zeigen, brauchts Vollmond und Ebbe. Auf beides ist Verlass, nur nützt ein verdunkelter Vollmond nichts. Wir laufen vom Waves Richtung Hilton, aber das Spektakel zeigt sich leider nicht. Nun wird mir dafür verraten, was es gewesen wäre. Eine grosse Sandbank führt bei Ebbe weit ins Riff hinaus und in einer hellen Vollmondnacht, lechtet der Weisse Sand wie Schnee und verbreitet eine mystisches Stimmung. Ich geniesse den kleien Nachtspaziergang trotzdem und freue mich, dass wir Morgen um die Mittagszeit wieder hierher zurückkommen. Wir laufen trotzdem ein ganzes Stück auf der Sandbank ins Meer hinaus. Für morgen ist eine sehr tiefe Ebbe angesagt, wo man bis zur Riffkante hinauslaufen kann und man all die schönen Seesterne zu sehen bekommt. Ich bin ja mal gespannt.

Zuhause mache ich mich noch an meine Hausaufgaben. Es reicht auch noch für eine kurze Spielrunde, die heute wieder zu Barbaras Gunsten ausgeht, aber zumindest kann sie ihren Vorsprung nicht gross ausbauen. Natürlich nimmt die Schreiberei wieder viel Zeit in Anspruch und so ists dann fast wieder Zwei, bis ich mich unter mein Netz legen kann.

Gute Nacht Tansania, gute Nacht weisse Sandbank.


Sansibar – Tag 11 – 5. Januar 2015

Das Geschichtenschreiben zu Relaxtagen zuhause, wird immer schwieriger. Ganz besonders, wenn man nicht gleich Abends, die kleinen Erlebnisse niederschreibt. Ich könnt euch ja mal ein bisschen übers Wetter berichten, das mögen die Schweizer ja ganz besonders. Ihr hattet in den letzten 10 Tagen ja alles: Schneefall, Kälte, Regen und auch von Murgängen haben wir gelesen. Facebook quoll über mit all den Schneebildern von überall. Bei uns sind die Nuancen etwas bescheidener. Nachts schwitzen wir bei Temperaturen irgendwo um die 27 Grad, tagsüber triefts bei 31 was in den Wetterdiensten immer noch mit dem «Real Feel» Wert ergänzt wird, der bei heiss-schwülen 36 Grad liegt. Morgens hats Wind, oder auch mal nicht, dann ists mal bewölkt, oder auch nicht. Abends hats Wind, oder auch mal nicht, dann ists bewölkt oder auch nicht. Das mit dem Wind ist etwas verlässlicher, denn der lässt in den Abendstunden und Nachts meist nach. Hier hab ich auf jeden Fall noch nichts von Murgängen gehört, höchstens die Strände sind mal mehr und mal weniger und das nicht nur wegen Ebbe und Flut. Die Voraussichten für die nächsten Tage sind: 31°, 32°, 32°, 32°, 34°, 34°. Wobei ich den Verdacht hege, dass die Meteorologen hier einfach jeden Tag mal ein Grad mehr oder weniger hinschreiben, damit wir den Eindruck haben, die tun was. Denn Wetter gibts hier bis jetzt gar nicht, da es jeden Tag eh immer heiss ist. Und da spielt es oft kaum eine Rolle ob Schleierwolken oder auch mal etwas dichtere Wolken, die Sonne abschwächen, oder auch mal kurze Zeit ganz verschwinden lassen.

Aber zurück zum Relaxday: Ich hatte mir den Wecker auf acht Uhr gestellt, weil ich nicht den Morgen verschlafen wollte, wie gestern, empfand es dann aber doch gar früh und knipste das Ding wieder aus. Unsere Nachbarn, welche von meinem Schlafzimmerfenster etwa 2,75 m entfernt leben, machten genug Krach, dass ich eine halbe Stunde später wieder aufwachte und aufstand. Schlaftrunken öffnete ich mal die Haustür, setzte mich an die «frische» (lach) Luft und liess den Tag angehen. Als ich in die Küche laufe, liegt eine grosse Glaskarraffe zerschlagen am Boden. Langsam beginne ich doch an diese Woodoogeschichten zu glauben. Kein Mensch war da und eine Karraffe liegt in tausend Stücken am Boden. Des Rätsels Lösung, dürfte aber Ziti unsere Hauskatze sein, die in der Nacht wohl die Maus gejagt hat, die Barbara am Vorabend mal hinter dem Herd verschwinden sah. Ich wische den Karsumpel zusammen und koche dann Kaffee und bereite ein kleines Frühstück, mit Banänchen und Passionsfrucht zu. Danach regten sich dann meine Lebensgeister etwas.

Die ruhigen Stunden nütze ich nochmal, um meine offene Arbeit endlich ganz abzuschliessen. Es geht nur noch um etwas Kosmetik und einen letzten Test auf meinem Entwicklungsserver, bevor ich dann die definitive Version der Website, auf den Liveserver laden kann. Ich bin froh, der Kunde auch. Nun hat er eine responsive Website, die sich auch auf dem Handy gut bedienen lässt. Für den Rest der Ferien stehe ich nun nur noch auf Standby und checke täglich die Mails und höre einmal am Tag mein Schweizer Handy ab.

Die Zeit rauscht auch an solchen Tagen recht zügig an einem vorbei. Am Nachmittag, nachdem die ärgste Mittagshitze vorbei ist – wobei ich da nicht wirklich einen Unterschied merke – gehen wir zusammen noch ein paar Besorgungen machen. Das Haushaltgeschäft beim Versammlungsplatz, dass ich liebevoll «Siebler» nenne, wird auf die Probe gestellt. Wir brauchen einen kleinen Trichter, um unsere tägliche Ration Appenzeller in Barbaras Flachmann zu füllen und noch eine neue Karraffe mit Deckel. Im ersten Geschäft finden wir beides nicht, aber das ist auch eher ein Gemischtwarenladen, mit grossen Säcken voll Linsen, Bohnen und sonstigen Kügelchen. Die Frauen finden dafür Schulhefte und kaufen gleich den ganzen Vorrat auf. Nun haben Sie genügend Schulmaterial, um all ihre Kinder, die in ihrem Riziki-Projekt dabei sind, zu versorgen. Auf der anderen Strassenseite gehen wir nun zum richtigen «Siebler» und finden auch was wir suchen. Das Platiktrichterchen und die Flasche kosten um die 8000 Schilling. Die Mädchen im Laden sind sehr freundlich und zurückhald und … nicht die besten Rechner, denn auf die 10000er Note, die ich der einen gebe, bekomme ich 8000 zurück. Als ich es merke, winken wir sie nochmal her und klären das Missverständnis nach einigem hin und her. Denn zuerst drückt sie mir mit voller Überzeugung immer wieder die 5000er Note in die Hand, die ich wieder zurückgegeben habe. Sie ist dann aber recht froh, dass der Fehler bemerkt wurde und sie kein böses Minusgeschäft gemacht hat. So spazieren wir mit Taschen voller Schulhefte zurück. Der Gemüseladen, bei dem wir noch ein paar Tomaten holen möchten, hat gerade geschlossen, da es Zeit zum beten ist und die Verkäufer in die Moschee verschwunden sind. Das gehört hier zum sansibarischen Alltag. Wir setzen uns für zehn Minuten unter einen Baum, aber das Gebet scheint heute etwas länger zu dauern und so ziehen wir weiter und holen was wir noch brauchen im Supermarkt.

Am frühen Mittag stand ich heute schon mal vor verschlossenen Türen. Unser Internetstick, mit dem wir uns ins Netz wählen war aufgebraucht. Den Laden um die Ecke kannte ich und wollte mir vier neue Rubbelkarten für je 10’000 Schilling holen. Der Shop war aber wie gesagt geschlossen. Also ins nächste Geschäft fragen gegangen wo es sonst noch Prepaid Kärtchen gibt. Der Mann verweist mich nur 3 Türen weiter. Ich gehe in eine schmale Türe, durch die ich fast nur quer durchkomme, in ein dunkles Räumchen und frage nochmal. Freundlich zieht der Mann hinter der Theke eine Schublade auf und reicht mir ein Zettelchen, mit einem Wert von 1000 Schilling. Eine grosse schwarze Frau in leuchtend rotem Kleid, mischt sich ein und meint zu ihm, dass ich nach 40’000 Schilling Kredit gefragt habe. Er schaut zuerst verdutzt auf sie, dann auf mich und meint dann achselzuckend, dass er nur 1000er Zettelchen habe. Ich lehne dankend ab, weil man da kirre wird, bis man 40’000 Schilling geladen hat, ums Internet wieder in Gang zu schieben. Für viele Sansibari reichen diese Tausender-Kärtchen, oder sie können sich ganz einfach nicht mehr leisten.

Nach einer kurzen Verschnaufpause nach unserer Shoppingrunde beschliessen wir, noch einen Schwumm zu nehmen und werfen uns in die Badeklamotten. Die Flut ist da, die Wellen hoch, der Strand wie immer angenehm leer, das Wasser erfrischend … wenn man wieder raus kommt ;-) Wir bleiben nicht allzulange, aber es ist trotz allem eine nette Abkühlung. Ich bin auch froh, dass es wieder nach Hause geht, denn mein Magen ist seit zwei Tagen ziemlich rumplig und treibt mich öfter auf die Toilette als mir lieb ist. Ich habe zum Glück keine Bauchschmerzen, aber es gurgelt und die Sitzungen sind nicht sehr angenehm. Ich hoffe, dass es nicht ärger wird und habe mal vorsorglich mit einer Bioflorin-Kur begonnen.

Zum Abendessen gingen wir wieder mal ins Baraka. Der Stand mit den Tagesfängen sieht verlockend aus und so wähle ich an diesem Abend einen Kingfish. Dazu gibts etwas Gemüse und Chips. Das Fläschchen Wein dazu passt auch und auch Riziki hat wieder einen gesgneten Appetitt. Wie gewohnt kippt sie bald nach dem Essen in den Schlafmodus und so verlangen wir schnell die Rechnung und spazieren nach Hause. Auch hier pendelt sich langsam eine schöne Routine ein. Zu Beginn sitzen wir meist alle noch ein Weilchen draussen auf der Veranda und quatschen und nachdem sich auch Malou verabschiedet, spiele ich mit Barbara noch ne Runde Yatzy mit eisgekühltem Appenzeller. Die Schreiberei lass ich schleifen, manchmal muss man die Prioriäten eben anders setzen. Den Bericht von Heute versuche ich dann morgen früh nachzuliefern.

Gute Nach Nungwi, gute Nacht Vollmond.


Sansibar – Tag 10 – 4. Januar 2015

Heute ist 5-Sterne Tag. Die Mädels haben keine grossen Pläne, ausser am späteren Nachmittag nochmal eine Fotosession mit den Kids, inklusive Schulbücher verteilen. Als ich noch am Schlafen war, kamen bereits wieder die Fundis für die zweite Bauetappe vorbei und King organisierte einen Maler, um das Tor mit dem Maisha Zanzibar Logo zu versehen. Als ich schlaftrunken kurz vor Zehn vors Haus trete, kommen mir meine zwei, schon etwas ermatteten Frauen entgegen, fragen mich mit strahlendem Gesicht, ob mir was auffalle. Mano, ich brauche im Moment noch 95% meiner Hirntätigkeit, um mich im Sinne des Homo Sapiens im aufrechten Gang zu halten und bekomme gleich ein 5-Sterne Rätsel gestellt. Ich bin damit natürlich überfordert, schaue verdutzt herum und finde die Lösung nicht. Stolz weisen sie aufs frisch gestrichene Tor, dass in neuem «Coffee»-Brau erstrahlt.

Zum Frühstück gibts heute mal eine etwas längere Sitzung auf dem Klo. Der Magen rumpelt, der Ausfluss: «African Style». Weitere Details gibts nur bei 10 Bitte-Kommentaren zu diesem Tag. Barbaras Toilette verdient aber trotzdem noch eine spezielle Erwähnung, da für mich diese Orte in südlichen Gefielden absolute Hassplätze sind. Nur schon in Italien, oder Frankreich ist es in 90 Prozent dieser meist fensterlosen Sitzungsorte in Kneipen, Baren und Hotelzimmern so, dass man bei grösseren Geschäften nach 30 Sekunden schweissüberströmt sein Ämtchen verrichtet. Hier in der 5-Sterne Logde, kühlt der perfekt platzierte Propeller einen schön herunter. Wobei der werte Leser zu bedenken hat, dass wenn wir hier von «kühlen» sprechen, gemeint ist, dass 28° Grad heisse Luft verwirbelt wird. Auf jeden Fall genug, um diese unsäglichen Schweissausbrücke beim sitzen zu vermeiden. Der zweite Grund für den frühstücksfreien Morgen ist, dass wir heute zum Mittagessen ins Nungwi Opera House gehen, hier auch bekannt unter dem Namen Zalu. Ein prächtiges 5-Sterne Haus mit einer wuchtigen Loge, die schon von weit her zu sehen ist und an der ich Anfangs Woche schon mal vorbeigejoggt bin. Wir spazieren um die Mittagszeit dorthin, alle in Sonntagskleidern, welche sich bei mir auf weisse Leinenhosen beschränken. Dass ich auch mal ein Hemd brauchen könnte, daran hatte ich beim packen natürlich nicht gedacht. Die Frauen lassen mich in ihren schönen Blusen etwas blass aussehen, aber das bin ich ja sowieso ;-) Die Eingangshalle erschlägt einen fast. Unter dem riesigen gestuften Palmendach befindet sich nur die Logde. Bedienstete schwirren in langen Gewändern herum. Nach hinten öffnet sich ein imposanter Blick in die Hotelanlage, mit grossem Pool und den luxuriösen Bungalows. Hier kann man gleich die Bediensteten und den eigenen Koch dazu buchen. In eines dieser Bungalows würd ich gerne mal reinschauen. Wir steuern auf den weit ins Meer hinausgebauten Steg, wo sich das Restaurant und die Bar befinden. Wir sind die ersten Gäste und können uns unseren Tisch aussuchen. Als Belohnung für den schweisstreibenden Spaziergang genehmigen wir uns erst mal einen frischen Passionsfruchtsaft, der tatsächlich wunderbar ist, hier aber auch ein paar Dollars mehr kostet, als im Waves. Die Karte wird gereicht und wir geben unsere Bestellung auf. Ich bestelle mir einen Fleischspiess und als Beilage eine gefüllte Aubergine. Klingt alles sehr arabisch, schmeckt auch so und ich mag es. Zur Vorspeise bestellen die Mädels Mezze, mit den üblichen Pästchen und Sösschen. Die hübsche Bedienung ist fast etwas übermotiviert und schenkt alle zwei Minuten unsere Wassergläser nach, sobald mehr als ein Drittel davon getrunken ist. Der Blick aufs Meer hinaus ist atemberaubernd. Die Farben des indischen Ozeans beeindrucken mich sehr und auch Barbara und Malou, die dieses Farbenspiel ja schon lange kennen und oft gesehen haben, sind nach wie vor fasziniert davon. Ein paar Fotos, runden die Mittagspause an diesem schnieken Ort ab. Zum Kaffee gehen wir zurück unters grosse Dach in der Logde.

Der Heimweg führt uns zuerst der Beach entlang an den Bootbauern vorbei, wo heute keine Arbeiter zu sehen sind. In Strandnähe liegen vor einigen Häusern, kleine Fischchen zum trocknen auf Tüchern. Die Hühner, die hier überall herumlaufen, scheinen sie nicht zu mögen, spazieren ziemlich achtlos über die getrocknete Ware. Quer durchs Dorf gehts weiter und ich verliere schnell die Orientierung in den staubigen Strassen. Selbst als Seles Haus auftaucht, bin ich noch verwirrt, denn wir kommen aus einer ganz anderen Richtung als mir mein Orientierungssinn zu glauben gibt. Wenigstens kann ich gleich noch das bereits früher versprochene Bild der KVA Nungwi schiessen, wo immer ein paar Geissen am «gmüllen» sind, den «grasen» ist in diesem Müll und Staub nicht möglich.

Ich entscheide mich dann spontan, die Mädels nochmal alleine losziehen zu lassen, um mein Jöbbli endlich abzuschliessen. So habe ich nochmal zwei Stunden Zeit, während sie, zusammen mit King die Kinder besuchen gehen. Der Rest des Tages verläuft sehr gemütlich. Abendessen zuhause und nachdem Malou Riziki ins Bett gebracht hat, spielen wir noch eine Runde Jatzy. Im ersten Spiel brilliere ich … Anfängerglück. Dann loose ich erbärmlich ab. Das war natürlich nur ein Ablenkungsmanöver, um Barbara in der letzten Runde nochmal den Meister zu zeigen ;-) Eine kleine Runde Triomino, mit dem obligaten Appenzeller rundet den Abend ab und ich bin nach der Schreiberei wieder Bettreif.

Gute Nacht Nungwi, gute Nacht Opera House.


Sansibar – Tag 9 – 3. Januar 2015

Heute Nacht machte ich einen kleinen Ausflug ins All. 10 Minuten vor dem Aufwachen war ich im Spaceshuttle unterwegs, weiss allerdings nicht obs die Columbia oder die andere Fähre war, aber das ist wohl nebensächlich. Ich musste mich hinsetzen und anschnallen. Vor mir ein recht übersichtliches Cockpit mit ein paar Knöpfen und Monitörchen. Wir bereiteten auf den Wiedereintritt in die Erdathmosphäre vor. Als ich mich umdrehe, bin ich ganz verdutzt, dass die Fähre, wie ein 20 plätziges Flugzeug aussieht. In den etwa 6 Sitzreihen sitzen noch ein paar andere Gäste vertstreut über die Plätze verteilt. Ich denke: «Na logisch, in der Weltraumstation waren wir ja nicht zu zweit, das sind bestimmt die andren Astronauten. Ich warte aufs rütteln und die rot leuchtende Hitze, die bestimmt gleich beim Eintritt in die Athmosphäre losgehen sollten, aber plötzlich merke ich, dass wir in den französischen Alpen durch ein Tal rauschen und einer Strasse – wohl zum landen – folgen. Ein kurzes Tunnel wird dochflogen, danach sind wir unten. Phweeeehhh… wie konnte ich nur diese spannende Phase des Wiedereintrittes in die Athmosphäre nicht mitbekommen? Egal… als nächstes sehe ich mich in einem grossen Schwimmbad in der Umkleide und ziehe mich für ein erfrischendes Bad um. Als ich dabei meine Gedanken kreisen lasse, merke ich, dass meine ganzen Erinnerungen an meinen Weltraumflug gelöscht sind. Das einzige, an was ich mich erinnern kann ist, dass ich in der Fähre sass, zum Fenster rausschaute und mich auf den Rückflug vorbereitete. Was aber die Tage zuvor passiert war ist weg. Gelöscht! Deleted! Mit diesem eigenartigen Gefühl wache ich in meinem Gästebett im Gästezimmer von Barbaras schönem Haus auf und stehe leicht verdattert auf. Es ist schon 10 durch, aber klar, dass man nach einem Weltraumflug etwas erschlagen ist und nicht von selbst schon morgens um 6 aufwacht :-D

Ein entspannter Tag steht an, von dem es nicht viel zu berichten gibt. Frühstück, gemütlich das Aufwachprozedere zelebrieren und danach etwas auf der Terrasse herumflätzen. Etwas später mache ich mich dann an meine Hausaufgaben und versuche die Eindrücke und das viele, was uns gestern erklärt und erzählt wurde nochmal einigermassen auf die Reihe zu kriegen. Wenigstens hab ich ein paar Fotos gemacht, das hilft. Einen Teil des Morgens verbrachten wir dann damit, leere Weinflaschen sauber zu zerschneiden. Barbara hat eine hübsche Bastelidee gesehen, um aus Flaschen, Windlichter zu machen. Dazu muss man den Boden abschneiden. Ich meine mich erinnern zu können, dass es einen Trick gibt, mit Schnur und Spiritus und tatsächlich werden wir im Internet fündig, wo uns Videos Mut machen. So organisiert Barbara die Mittel, die wir hier zur Verfügung haben: Anstelle von Aceton, wie empfohlen haben wir aber nur Kerosin und eine Baumwollschnur ist auch nicht einfach aufzutreiben, so muss eine Bastschnur herhalten. Leider scheitern aber unsere Versuche und so brechen wir die Übung wieder ab. Danach mache mich an meine Schreibarbeit und so dümpelt der Tag dahin.

Seit dem frühen Nachmittag wird das Dorf wieder mit islamischem Singsang beschallt. Heute klingt alles etwas improvisierter und gleich aus zwei Ecken. Ich pack nochmal die Kamera, um zu schauen, wie es am Tag auf dem Festplatz ausschaut. Es sind nur noch ein drittel so viele Leute im Gässchen, aber jede Menge Kinder und auf dem Platz stehen viele Männer im Kreis. Zwei oder Drei von ihnen halten ein Mikro in der Hand und singen lauthals, abwechselnd irgendwelche, für unsere Ohren schwer zu ertragenden arabischen Singsang. Ein paar Kinder tanzen dazu herum. Die langen Gewänder sind nicht zugegen, es scheint eher eine offene «Singstunde» zu sein, wo die Kids herumtollen könne. Die meisten sind in Schuluniform oder in ihren schönen bunten Kleidern hier.

Gegen Abend kommen nochmal ein paar Fundis vorbei, um die Preise für die Schulbänke und den weiteren Tischbau zu besprechen, denn die Pergola über dem neuen, inzwischen fertiggestellten Tisch ist nicht mehr sehr vertrauenswürdig und soll auch gleich noch ersetzt werden.

Als dies dann geregelt ist, machen wir uns auf zum Nachtessen ins Waves. Der fast volle Mond erleuchtet den Strand wunderbar. Ein herrliches Bild, bietet die hell leuchtende Kugel über dem hohen Palmendach des Waves. Schade habe ich keine Kamera mit Stativ dabei, um dies festzuhalten. Heute gibts für mich feine Spaghettis mit Meeresfrüchten an Kokosmilch. So habe ich es noch nie gegessen, denn gewürzt ist das ganze afrikanisch. Wunderbar. Nachdem wir unsere Mägen gefüllt haben und Risiki, wie üblich fünf Minuten nachdem sie sich vollgegessen hat vor Müdigkeit fast vom Stühlchen kippt, gehen wir nach Hause. King kommt auch zurück und so sitzen wir in gemütlicher Runde draussen und quatschen. Vom Dorf lärmt immer noch islamisches Singsang in Abwechslung mit Flötengedudel. Als sich dann der Rest auch ins Körbchen verschiebt, spiele ich mit Barbara noch ein Triomino und werde von ihr furchtbar an die Wand gespielt. Ein nochmaliger Flaschentrenn-Versuch scheitert dann auch noch. Inzwischen ist es drückend heiss und zum ersten Mal absolut windstill über Nungwi. Bin gespannt, wie die Nacht wird. Ich werd mich noch schnell unter die Dusche stellen und mich dann auch wieder hinter meinem Netz zum schlafen legen. Einfach keine Körperteile irgendwie übereinanderlegen, sondern alle Gliedmassen weit voneinander weit ausgebreite hinlegen und sich darauf konzentrieren, nicht zu schwitzen ;-)

Gute Nacht Tropennacht, gute Nacht Flaschenteiler.