Scillywall – Tag 2 – 23. Juli
Überfahrt Pencance – St. Mary’s
Um 7 Uhr klingelte der Wecker schon wieder und zügig machten wir uns fürs Frühstück fertig. Weil ich schon seit Ewigkeiten kein richtiges English Breakfast mehr hatte und immer gerne die lokalen Gepflogenheiten austeste, gab ich der Lady auf ihre Frage, was ich denn gerne Essen möchte, grünes Licht und bestellte das komplette Programm: Scrumbled Eggs, Baked Beans, Pilze, Bacon und … jupp, ich wusste dass dies der härteste Test sein würde: ein englisches Würstchen. Dazu Toast und Butter und lüttrigen Kaffee. Ich kann sagen, dass dieser Test nicht sehr erfolgreich war. Die Baked Beans hätten für den Lunch ganz gut gepasst, fürs Frühstück ist mir das einfach ein bisschen zu deftig. Die Eier waren ganz ok, der Bacon schon knapp grenzwertig und extreeeem fettig. Wenn die Dinger schön cross gebacken sind mag ich die ganz gerne, aber diese Dinger waren nicht sehr anmächelig. Die Wurst war dann aber wie befürchtet der Frühstücks-Gau. Die Konsistenz der undefinierbaren Füllung erinnerte an einen 4 Tage im Wasser aufgeweichten Karton, der Geschmack war dementsprechend widerlich. Ich versuchte vergebens irgendetwas fleischähnliches im Gaumen wahrzunehmen. Nach dem zweiten Biss, gab ich auf, den Rest des Essens verdrückte ich mehr aus Anstand, aber wirkliche Glücksgefühle löste diese deftige Frühstücksvariante in mir nicht aus. Somit war für mich klar, dass ich für den Rest der Ferien auf ein Full English Breakfast problemlos verzichten kann. Gerne in reduzierter Form, mit Dingen die ich mag, aber bestimmt nicht mehr das ganze Konzert ;-)
Danach mussten wir uns dann plötzlich etwas beeilen. Gut war unsere Unterkunft nur etwa 10 Minuten von Penzance weg. Schnell wurden die Koffer fertig gepackt und Mami und Brigitte am Quai, samt Gepäck ausgeladen. Barbara half mir dann nochmal beim navigieren zum bewachten Dauerparkplatz, wo wir unseren Mietwagen für die Tage auf den Scillys für 40 Pfund abstellen konnten. Ein Shuttlebus brachte uns dann zum Hafen zurück. Das lief alles sehr unkompliziert und gut organisiert. Unser Gepäck mussten wir dann noch mit unserer Ferienadresse auf St Mary’s beschriften. Danach wurden die Koffer in einen Container geladen und wir gingen an Board. Die Fähre war gut besetzt. Ich sah auf jeden Fall kaum mehr einen freien Sitzplatz. Das Wetter war bei der Ankunft im Hafen noch bedeckt und neblig, aber die Temperaturen trotzdem angenehm warm. Pünktlich um 9:15 legte die Fähre ab. Ich beobachtete das Ablegemanöver auf dem hinteren Aussendeck. Platz fanden wir aber unter Deck, schön in der Mitte des Bootes. Die Überfahrt dauerte knapp 3 Stunden. Ich verbrachte sie lesend, umherspazierend, schlafend, kaffeetrinkend und auch kurz mal am Laptop. Zwischendurch drehte ich immer mal wieder eine Runde, stand in der dieselrauch-geschwängerten Luft auch gerne draussen unter freiem Himmel und sah das Mainland am Horizont kleiner und kleiner werden. In Fahrtrichtung tauchten schon bald mal die ersten Felsen und Klippen der Inseln auf. Die Fahrt war dank ruhiger See sehr angenehm und bekam allen Fahrgästen gut. Ich möchte ja nicht wissen, wie das hier ausschaut, wenns draussen mal richtig stürmt.
Hugh Town, der Hauptort auf St Mary’s ist ein schnuckliges kleines Dörfchen, das zwischen zwei Buchten eingebettet liegt. An der engsten Stelle liegen zwischen den beiden Buchten grade mal für 4 oder 5 Häuserreihen und keine 150 Meter. Das Dörfchen ist wunderhübsch und wirkt sehr pittorresk. Zum einen durch die kleinen, meist zusammengebauten Häuschen und die teilweise wunderbar bepflanzten kleinen Vorgärtchen. Touristen sind zwar viele unterwegs, aber noch in erträglichem Masse. Wir spazieren mit unseren Koffern von der Anlegestelle in kaum 10 Minuten zu unserer Bleibe und sind entzückt, als wir von der sehr freundlichen Ian empfangen werden. Die Zimmer sind sehr sauber und stil- und liebevoll eingerichtet. Schnell sind die Zimmer unter uns aufgeteilt. Ich bekomme die Luxus-Suite im oberen Stock, Mami und Brigitte quartieren sich unter uns in der ersten Etage ein, Barbara bezieht das Zimmer neben mir. Wir haben das ganze B&B für uns allein, da wir vier Einzelzimmer gemietet haben und mehr Zimmer gibts hier nicht ;-) Was für ein Luxus.
Wir geben uns eine gute halbe Stunde, um uns kurz zu installieren und verabreden uns dann auf einen ersten Spaziergang und ein Restaurant fürs Mittagessen zu suchen. Inzwischen haben sich die Wolken fast völlig verzogen und es der blaue Himmel leuchtet über St Mary’s. Zum Strand sind es keine fünf Minuten und weil sich Barbara von ihrem Tagesauflug von vor ein paar Jahren, an ein nettes kleines Restaurant am Strand erinnert, entscheiden wir uns, gleich dort einzukehren. Das «Dibble and Grub» ist ein schnuckliges kleines Restaurant, von ein paar jungen Leuten geführt. Eine Terrasse lädt bei schönem Wetter zum verweilen an der frischen Luft. Leider sind diese Plätze zur Mittagszeit aber schon alle besetzt, sodass wir uns in die kleine Gaststube setzen, die vielleicht zwanzig Personen Platz bietet. Das Essen ist lecker. Ich bestell mir frittierte Makrelen auf einem Brötchen mit Cocktailsauce, dazu gibts eine herrlich erfrischende Himbeerlimonade. Mami bestellt sich ein kleines Bruschetta mit Parmaschinken und Barbara und Brigitte ordern einen griechischen Salat, typisch englisch ;-) Das Essen schmeckt uns allen und die Atmosphäre gefällt mir sehr gut, auch wenns in der kleinen Gaststube manchmal etwas gar laut ist, besonders wenn die Jungs hinter der Theke ihre Mixer für die frischen Fruchtdrinks anschmeissen.
Nach dem Essen bummeln wir noch etwas durchs Dorf und erledigen ein paar Besorgungen, gehen zur Tourist Info, auf die Bank zum Geldwechseln, auf die Post zum Marken und … Eiscreme kaufen. Diese Doppelnutzung der Post scheint hier seit längerem normal zu sein. Im hinteren Teil der Post kann man glaub ich auch noch Lebensmittel kaufen. Den «Ballast» können wir zwischendurch in unserer hübschen Pension in der Church Street abladen, da die Wegstrecken hier im Dörfchen immer nur einen Steinwurf vom Geschehen entfernt liegen.
Am späteren Nachmittag wollen wir dann noch einen Spaziergang zu einem kleinen Turm machen, der uns auf dem dem östlich gelegenen Hügel aufgefallen ist und eine tolle Aussicht auf die beiden Buchten und das Städtchen verspricht. Danach möchten wir noch zu einer Felsformation laufen, die wir vom Strand her auch schon bewundert hatten und wir gerne etwas genauer inspizieren möchten. Es schien, dass man dort ohne Probleme über einen Küstenweg hinkommen würde. Mami und Brigitte sind von den vielen Blumen angetan, die hier wachsen und blühen und bleiben noch ein- oder zweimal öfter stehen, als Barbara und ich. Auf jeden Fall geniessen wir alle diese ersten tollen Eindrücke.
Für Mami und Brigitte ist der Weg bis zu den Felsen dann doch etwas zu weit und sie entscheiden sich nach einem Weilchen umzukehren. Wir waren an diesem Tag auch schon lange auf den Beinen. So spaziere ich mit Barbara weiter und bin von diesen tollen Fels-Formationen völlig fasziniert. Ich hätte grosse Lust darauf herumzukraxeln, aber bestimmt bieten sich dazu noch genügend Möglichkeiten. Kurz nach Sechs treffen wir uns dann alle wieder im Linewood, unserem B&B und verabreden uns zum Abendessen. Die Reservation, die wir vor dem Spaziergang noch machen wollten klappte leider nicht, aber wir fanden auf gut Glück doch noch ein Plätzchen im «Bishop and Wolf», wo wir ein leckeres Nachtessen in der ruhigen, oberen Etage geniessen. Als wir in die quirlige Gaststube des Pubs eintreten sind wir erst wenig zuversichtlich, hier überhaupt noch etwas zu Essen zu bekommen, da alle Tische besetzt oder reserviert sind. Die freundliche Pub Maid bietet uns dann aber einen Tisch in der oberen Etage an und bringt uns sogar Getränke und Essen hinauf, obwohl dies eigentlich nicht zum Service gehören würde. Wir sind sehr glücklich über den ruhigeren Platz und geniessen unser erstes richtig englische Pub-Essen.
Mit Barbara mach ich mich dann nach dem fülligen Abendessen noch auf eine kurze Runde, auf der wir noch zwei Kirchen-Mini-Multis angehen möchten. Die Aufgaben vor Ort können wir zwar lösen, die dazugehörigen Dosen finden wir allerdings nicht. Dafür lotsten uns die finalen Koordinaten einmal mehr an entzückende Orte. Spannend und schön war vor allem der Trampelpfad der uns durch einen kleinen «Urwald» vorbei am Liveboat House zurück zur Townbeach führte. Die Townbeach ist auf der Seite des Städchens, wo die Anlegestellen für die Fähre nach Penzance und die kleinen Inselboote sind. Der Badestrand ist auf der anderen Seite von Hugh Town. Auch ohne gefundene Caches, war es noch ein schöner und lohnender Abendspaziergang, der uns kurz bevors ganz dunkel war, wieder zurück in unser B&B brachte.