Wallis zum Dritten: schon zum dritten führte mich eine Hochtour ins Wallis. Geht ja seit dem Lötschbergtunnel so einfach und schnell. Zusammen mit Schranz und Indle verabredeten wir uns für ne Tour aufs Nadelhorn. Das liegt nur grade zwei Gipfel neben dem Dom und ist ganz schön hoch. Gemäss Skala eine einfache Hochtour, die’s aber schon in sich hat. Die Anreise konnten wir gemütlich angehen. Morgens um 9 trafen wir uns auf dem HB, kurz vor 12 stiegen wir in Saas Fee aus dem Posti. Ich brauchte noch einen neuen Camelbag und dieser kurze Zwischenstopp vermieste uns die Bergfahrt auf den Hannig, weil hier in Saas Fee die Uhren etwas langsamer ticken als anderswo. Wir konnten es kaum glauben: Das Bähnli hat Mittagspause von 12:15 bis 13:30. Seis drum. Der Tag war ja schon ein Weilchen alt und so setzten wir uns auf eine hübsche Sonnenterrasse und genossen ein leckeres Zmittag.
Pünktlich um halb Zwei waren wir dann wieder bei der Bahn und liessen uns auf gut 2300 Meter hochtragen. Von da an gings dann zu Fuss weiter. Zu Beginn gemächlich bis an den Fuss des Distelhorns und von dort an dann steil und ziemlich direkt hoch zur Hütte. Den Weg könnte man auch als Klettersteig für Anfänger bezeichnen. Denn von hier geht es 500 Höhenmeter über den felsigen Grat direkt zur Hütte hoch. Unzählige Eisenbügel und unzählige Drahtseile wurden hier montiert. Mir gefällts! Lockeres einkraxeln als Einstimmung einer grandiosen Hochtour. Indle findets bisschen grenzwärtig und Schranz fühlt sich wider erwarten safe und scheint den ausgesetzten Weg auch zu geniessen. Trotz allem, es geht ganz schön an die Substanz und wir sind froh, gut drei Stunden später die Hütte erreicht zu haben. Wie zu erwarten war, ist die Mischabelhütte sehr gut besucht. Der Hüttenwart ist «etwas speziell». Sein extrovertiertes Gehabe find ich zu Beginn ganz witzig, mit der Zeit geht mir sein ewiger Kommandoton aber ganz schön auf den Sack. Jä nu, ist ja nur eine Nacht. Wir drei geniessen den gemütlichen Rest des Tages und schauen, dass der Wein nicht ranzig wird. Soll ja schnell passieren auf dieser Höhe ;-)
Tagwach ist kurz nach 4. Das übliche Ritual. Husch aus dem Bett, möglichst ohne Aufwand alles schnell verpacken, einen Kaffee und zwei Brötchen reinhaun und sich rasch parat machen. Im Schein der Stirnlampen gehts nochmal gut 300 Höhenmeter weiter dem Felsgrat hinauf, bis wir auf gut 3600 Meter die Steigeisen montieren und uns anseilen. Langsam beginnts zu dämmern und wir queren den Hohbalmgletscher nur leicht ansteigend bis zur steilen Ostflanke. Dort gehts dann steil hoch zum Windjoch. Es ist bitter kalt und oben auf dem Grat bläst ein eisiger Wind. Die Morgenstimmung ist atemberaubend und belohnt einen fürs frühe aufstehen. Freiheit pur! Rot glühende Wolken und die Lenzspitze und das Nadelhorn leutchen in schönstem Morgenrot. Auf dem Grat wird der Aufstieg dann etwas knackiger und ausgesetzter. Schranz entwickelt sich zum Mountainier und scheint seine Höhenangst gut im Griff zu haben. Wir kraxeln zweimal über kleinere Felsblöcke bis es dann kurz vor dem Gipfel richtig steil wird. Zum ersten Mal müssen meine beiden Gspänli den Pickel nicht nur als Geh- und Stützhilfe auf dem Gletscher einsetzen, sondern sich über ein ziemlich vereistes Stück mit Hilfe des Pickels sichern. Also schön die Haue ins Eis schlagen, damit man sich am Schaft gut halten kann. Es ist ein ziemliches Gewusel im Aufstieg. Die grosse 12-er Gruppe konnten wir zum Glück hinter uns lassen, aber sie sind uns auf den Versen. Den Gipfel erreichen wir nach gut 3,5 Std. Aufstieg. Erst auf dem letzten Meter öffnet sich der Blick zu Dom und Matterhorn. Der absolute Hammer! Aber zum Geniessen bleibt keine Zeit. Es ist viel zu kalt – ich hab eiskalte Füsse, Indle und Schranz klagen über halb abgefrohrene Finger. Also schnell abklatschen und runter. Platz hats hier oben sowieso nicht. 5 Personen ist das höchste der Gefühle. Natürlich wirds im Abstieg etwas eng, denn immer noch sind viele Türeler im Aufstieg und das Kreuzen ist nicht immer ganz einfach.
Wegen der Kälte und des starken Windes beschliessen wir, unsere Vesperpause erst wieder nach dem Grat, unten auf dem Joch einzulegen. So steigen wir die letzte halbe Stunde mit knurrendem Magen über den Grat ab. Für meine beiden Gefährten wars eine Tour im Grenzbereich, aber sie hatten es gut gemeistert. Ich muss mich da nun auch nicht vorne hin stellen, denn so ganz Ohne war die Sache bestimmt nicht und auch bei mir setzte die Adrenalinproduktion zwischenzeitlich mal ein. Nach der Verpflegung gings dann erst mal zurück zur Hütte. Dort genossen wir die wärmende Sonne, stärkten uns nochmal kurz und beglichen die offene Rechnung. Der weitere Abstieg war dann ziemlich mühsam. Erstens waren wir wohl alle schon ziemlich müde und die Kraxelei über den ausgesetzten klettersteigähnlichen Hüttenweg ist auch nicht ohne. Na ja… und 2000 Höhenmeter gehn nun sowieso auf die Knochen. Ziemlich abgekämpft erreichten wir gegen 14 Uhr die Hannigbahn und schafften es so gerade noch auf den halb Drei Bus zurück nach Visp. Danke Indle und Schranz für die nette Begleitung. Macht Spass mit euch!
Hier gibts die Bilder. Sorry, alles etwas rauschig, da ich alles mit 1600 ISO fotografierte :-(