Zielgruppenkonflikt
Als ich am Dienstag ins Büro komme, liegt ein in Plastik eingeschweisstes Heftli mit dem Titel 50plus auf meinem Schreibtisch. Adressiert an mich, mit einem Marketingbriefli drin, welcher mir das Heftli schmackhaft machen möchte. Ja gopferdeckel, ich bin noch 50minus und bei weitem noch nicht so weit, mich mit solcher Lektüre auseinanderzusetzen, wenn in diesem Titel natürlich uns Menschen, die wir so gaaanz langsam auf die Lebensmitte zusteuern, suggeriert wird, wie toll, modern und offen wir doch sind. Nun, unbedingt haben muss ich das Blatt nicht, so toll sind die Geschichten nun auch nicht, besonders springt mich ein Einseiter mit dem Titel «Wenn die Kniearthrose Ihren Alltag bestimmt» an. Da kann ich mir auch die Apotheken Umschau oder sonst eins der Dökterliheftli poschte.
Unser schwuler Trendyboy Aeschbi hat anscheinend diesen Titel übernommen und scheint auf der Suche nach neuer Kundschaft zu sein. Ich steck das Heftli auf jeden Fall leicht frustriert ins Altpapier und versuche auch ohne diese Lektüre, geistig jung und körperlich aktiv zu bleiben. Zum Bünzli werden hab ich noch genug Zeit und wenn ich dann mal füfzgi bin, abonniere ich mir lieber aus Protest ein Jahr die Bravo! Trotzdem ganz lieben Dank an Herr Aeschbacher, dass sie mich in den erlauchten Kreis ihrer urbanen Oldies aufnehmen möchten.