Tag 21 – 7.1.: Grand Canyon Walking Treck
Woheee… meine Ferienlaune ist wieder zurück. Ich habe meinen schönsten Walk hinter mir, den ich je in Australien gemacht habe, zwar kürzer als ursprünglich geplant, aber einfach phantastisch. Heute bimmelte der Wecker um Acht, damit wir beizeiten loskommen. Den Zweitagestripp hatten wir ja schon gecancelt, umso mehr freute ich mich nun, wenigstens einen schönen Tagestripp in die Bluemountains zu machen. Aber die Australische Lässigkeit machte mich mal wieder bisschen nervös. Einen genauen Plan hatten wir immer noch nicht, so suchte ich nochmal nach einem näheren Infocenter, wo wir auf dem Weg halten konnten. Bis wir aber hier aus dem Haus kommen ist es bereits nach Elf. Ich wollte schon fast aufgeben und sagen, dass es sich nicht mehr lohnt. In der Bruthitze loszulaufen ist ja auch nicht sooo lässig, aber egal. Ich war trotzdem froh, dass es endlich los ging. Kurz nach zwölf erreichten wir dann die erste Tourist Office am Eingang zu den Blue Mountains und ich fragte einen Ranger nach einer schönen Wanderung, die wir noch an diesem Tag machbar wäre.
Er empfahl uns den Grand Canyon Circuit, ich kaufte die entsprechende Info und Karte dazu und weiter gings. Nach einer halben Stunde erreichten wir Blackheath und den Ausgangspunkt zur Wanderung. Nur war Thomas hinten mit Kopfschmerzen eingeschlafen und so entschied Karl, ihn schlafen zu lassen und mich alleine auf Tour zu schicken. Mir war das nicht mal ganz unrecht, so konnte ich doch mal frei loslaufen und vielleicht ein paar Extraschlenker in meine Tour einbauen. Wir verabredeten uns auf 17 Uhr am Evans Lookout, wo die Wanderung endet. So machte ich mich gegen Eins also auf den Weg. Ein steiler Pfad führte hinunter in den Canyon. Nach gut fünf Minuten änderte sich die Vegetation vom typischen trockenen Eukalyptuswald in einen währschaften, knatschgrünen Regenwald. Der Boden wurde feucht, die Luft kühler und ich konnte mich am kräftigen Grün kaum sattsehen. Der Weg ist phantastisch hergerichtet und ich war auch nicht der einzige der Unterwegs war. Je weiter ich ins Tal hinabstieg umso unglaublicher wurde die Kulisse. Ein paar Blumen und Büsche waren am blühen, ein Rinnsal eines Creeks floss neben dem Weg, ich war hin und weg. Die Wände neben mir steigen oft senkrecht hoch, man passiert immer wieder Stellen, wo man unter überhängenden Felsblöcken durch muss, oder auch mal durch ein kleines natürliches Felsloch durch muss. An einer Passage folgt der Weg der Felswand, wo sich der Fluss bestimmt zehn Meter tief in einer kaum zwei Meter breiten Rinne ins Gestein gefressen hat. Ich schaffe es nicht in diese schmale Ritze zu schauen um das Flussbett am Grund zu sehen, so eng und tief ist hier der Einschnitt.
Die Marschzeiten sind hier in Australien sehr gut berechnet und nach einer guten Stunde hatte ich bereits den Abzweiger zum Rodriguez Pass und den Beauchamp Falls erreicht. So entscheide ich mich natürlich, für einen zusätzlichen Abstecher und folge hier dem weniger begangenen Weg. Die Beauchampfälle sind ganz nett, aber bei dem bisschen Wasser, das zurzeit hier runter kommt, für einen Schweizer nicht wirklich berauschend. Ich entscheide mich, dem Weg noch weiter zu folgen, gerate aber in eine Sackgasse. Plötzlich stehe ich vor riesigen Steinblöcken die ich überklettern muss und die Spuren verlieren sich jeden Meter mehr. Irgendwie kommt mir das dann doch etwas gar zu abenteuerlich vor und ich suche nach anderen Varianten. Die Tafel zu Beginn des Abzweigers irritierte mich etwas, da dort geschrieben stand, dass es einzelne Abschnitte mit grossen Tritten gäbe und die Wegführung nicht immer einfach zu finden sei. Nachdem aber hier beim Wasserfall wirklich keine gangbare Alternative mehr zu finden ist, entscheide ich mich zur Umkehr, finde aber etwas weiter oben, dann nochmal Spuren, denen ich folge, die aber auch nach ein paar Metern unwegsam enden. Tja… die Lösung liegt dann nochmal ein paar Meter weiter zurück und tatsächlich finde ich dort den sehr schlecht markierten Abzweiger und bin froh, dass dieser Pfad dann wirklich der richtige ist. An einer schönen Flussquerung setze ich mich dann im Schatten kurz hin und studiere Karte und GPS. Auf der Karte entdecke ich am Ende des Rodrigues Passes einen Abzweiger, der aber als unmaintained path deklariert ist. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass wenn ich mich spute ich sogar diese grosse Schlaufe schaffen könnte. Der Weg zum Rodriguez Pass war bis auf den Einstieg gut und so entschied ich mich, die grosse Schlaufe zu machen und das Abenteuer dieses nicht unterhaltenen Pfades zu gehen. So stieg ich bis auf 400 Meter ins Tal hinab, erfreute mich immer wieder phantastischer Aussichten und war gespannt auf den Abzweiger zum Horshoe Track. Der war dann kaum zu sehen, aber dank GPS wusste ich sehr genau, wo ich zu suchen hatte. Ab hier wurde der Weg dann wirklich zum Bushwalk und der Aufstieg in der grossen Hitze ziemlich mühsam. Aber es machte riesen Spass. Zwischendurch kam ich mir vor wie im Dschungel aber der Pfad war eigentlich immer gut zu finden. Kurz vor der Rückkehr beim Evans Look Out passierte ich dann eine atemberaubende Felsnase mit phantastischer Aussicht über die Blue Mountains. Boahhh… das schreit förmlich nach weiteren Hikes.
Zurück in der Zivilisation folgte ich noch ein Stückchen der Strasse, da Karl noch nicht, oder nicht mehr da war. Denn dummerweise hatte ich mein Handy im Auto liegen lassen. Zum Glück hatten wir eine Zeit und einen Ort vereinbart. Nach ein paar Minuten kam er mir dann entgegen. Thomas war in der Zwischenzeit auch wieder fit, seine Kopfschmerzen verflogen. Die beiden unterhielten sich in der Zwischenzeit auch mit einem kleinen Walk und dem Suchen von Geocaches ;-)
Back home, war ich dann doch ziemlich flach. Ich war gute vier Stunden unterwegs, zum Teil in brütender Hitze und die Auswertung der Trackdaten zeigte doch stolze zehn Kilometer an. Not bad. Kurz vorm eindunkeln ging ich dann mit Karl noch ne halbe Stunde Bälle schlagen, aber nach nur vier Games war es schon zu stark am eindunkeln, dass die nächsten zwei, drei Spiele dann mehr nach Blinde Kuh aussah, als nach Tennis. Nassgeschwitzt und muffig gings dann zurück ins klimatisierte Appartement und unter die Dusche.
Richard hatte unterwegs noch Karl informiert, dass sie die Honey Moon Bay evakuiert hätten, wegen der erwarteten heissen Temperaturen und der extremen Feuergefahr. Inzwischen hatten wir auch erfahren, dass alle Nationalparks in NSW morgen ebenfalls aus Sicherheitsgründen geschlossen würden. So steht morgen wohl ein weiterer Lazy Day an. Bei Temperaturen in Sydney bis 43 Grad ist das aber auch ok ;-) denn da macht auch Sight Seeing keinen grossen Spass.
Das ganze Aussie-Album gibts bei flickr. Die Bilder zu Tag 21 starten hier.