Scillywall – Tag 12 – 2. August
Tintagel Castle
So langsam wird uns bewusst, dass sich die tollen und erlebnisreichen Tage langsam dem Ende nähern. Schon beginnt der letzte Tag, den wir noch unbeschwert und ohne Zeitstress gestalten können. Tintagel stand bei allen von uns von Anfang an auf der To-do-Liste und gehörte somit zum Pflichtprogramm. Und weil es ohne grossen Umweg auf dem Weg nach London zu erreichen ist, dachten wir zuerst, dass wir diesen Ort am Rückreisetag besuchen würden. ADie Erfahrung der letzten Tage hatte uns aber auch gezeigt, dass wir oft etwas zu viel Programm in einen Tag gepackt hatten und deshalb entschieden wir uns, unseren letzten ganzen Tag für diese Attraktion zu nutzen. So sind wir auch für den Rückreisetag etwas flexibler und haben vielleicht etwas mehr Zeit fürs Bodmin Moor.
Dieser Entscheid entpuppte sich dann auch als goldrichtig, denn zum einen ist die Anreise mit knapp eineinhalb Stunden recht lang und zum anderen gibts in Tintagel wirklich viel zu sehen und zu tun. Über die vielen Touristen an diesem Ort wundern wir uns nicht, denn Tintagel Castle gehört doch zu den grossen Touristenattraktionen in Cornwall. Trotzdem ist es nicht ganz so wild wie auf St. Michael Mount. An die Fahrerei mit den zum Teil extrem engen Strässchen habe ich mich inzwischen ganz gut gewöhnt und ich staune immer wieder, wie souverän der englische Autofahrer hier agiert. In der Schweiz ginge das zentimetergenaue Kreuzen wohl nicht ganz so easy, weil wir solchen Gegebenheiten höchstens mal auf kleinen Bergsträsschen begegnen und uns das nicht so gewohnt sind. In England gibt es solche einspurigen Engpässe auf fast jeder Nebenstrasse. Erschwerend kommt hier noch hinzu, dass man wegen der Hohlwege oder Mäuerchen links und rechts, auf den kurvigen Strässchen oft nur ein paar Meter weit voraus sieht. Schön auch, dass sich alle Fahrer beim Kreuzen immer mit einem freundlichen Wink bedanken, wenn man in einer Nische hält, damit einfacher gekreuzt werden kann.
In Tintagel ist ganz schön was los und etliche Tourishops säumen das Hauptsträsschen im Zentrum. Aber es ist alles noch im Rahmen. Die Queue am Ticketshop Ausgangs Dorf, wo der steile Weg hinunter in die Bucht führt, ist aber ziemlich lang. Als ein Herr im Kassenhäuschen dann mit kräftiger Stimme erklärt, dass es unten in der Bay noch weitere Ticketschalter gibt, schere ich aus der Kolonne wieder aus und wir spazieren den steilen Weg hinunter in die Bucht. Der Eiswagen auf halber Strecke ist eine Verlockung, der wir nicht widerstehen können und so versorgen wir uns alle mit einem leckeren englischen Eis. Ich entscheide mich für Mint-Chocolate. Wow… diese Sorte ist mit Abstand das beste Eis, dass ich in meinem Cornwall Urlaub gegessen habe und es waren nicht wenige, die ich mir während meinem Urlaub gegönnt habe. Als wir dann unten in der Bucht bei den Häusern mit Shop, Toiletten, Café und Ticket Corner ankommen holen wir unsere Eintrittskarten und steigen nach der Brücke, erst im Gänseschritt, dann kaum mehr vorwärts kommend die Treppen zum Castle hinauf. Als geübter Berggänger brauchts da etwas gar viel Geduld und Verständnis für die vielen unbedarften Touristen, die sobald es etwas enger wird immer gleich stehen bleiben und den grossen Stau verursachen, obwohl man eigentlich aneinander vorbei käme. So brauchen für den normalerweise in einer Minute machbaren Aufstieg über die steilen Treppen anstatt zwei, geschlagene zehn Minuten. Aber irgendwann sind wir dann oben und staunen erst mal über die Schönheit und die paar alten Mäuerchen, die hier noch stehen. Hier oben verteilen sich dann die Leute auc wieder ganz gut und man findet viele schöne und auch ruhige Ecken. Wir suchen uns ein solches Plätzchen und essen die zuvor in Tintagel gekauften Sandwiches. Dumm nur, dass genau hier ein fieser Riesenschwarm fliegender Ameisen herum schwirrt und uns ziemlich nervt. Mal sind sie da, plötzlich wieder weg, um einen kurzen Moment später, von einer anderen Seite wieder «anzugreifen». Die Viecher sind ja nicht giftig oder böse und stechen auch nicht, sind aber trotzdem unheimlich lästig. Falls man sich nicht zeitig vom Schwarm entfernt und zufällig in die Wolke gerät, hängen sofort ein paar Dutzend dieser Viecher auf den Kleidern und in den Haaren.
Ich war mit meinem Kommentar, als wir nach der Treppe in den alten Mauern standen, wohl etwas voreilig. Ich sagte zu Barbara und Mami, dass man bei uns in der Schweiz auch ohne Menschenmassen und Eintritt bezahlen zu müssen, interessante Ruinen zu sehen bekäme. Diese grosse Anlage ist schon etwas mehr als «nur» eine alte Ruine. Alle freigelegten Ausgrabungen und Gemäuer sind mit interessanten Tafeln und Texten versehen und erzählen die Geschichte von König Arthur auf sehr kurzweilige Weise. Zudem ist die ganze Anlage wirklich riesig und breitet sich weit über diese Felsformationen aus. So spazieren wir durch ein kleines Gemäuer, welches früher mal einen Garten umschloss. Dort wird auf versenkten Steinplatten die Liebesgeschichte von Arthur und Isolde erzählt. Weiter gibt es einen kleinen Tunnel den man durchschreiten kann und eine tolle Eisenplastik von Arthur krönt einen schönen Aussichtspunkt. Es gibt doch so einiges zu entdecken und die Schautafeln erzählen auf lebendige und einfache Weise, wie und was hier früher wohl gestanden war. Dazu sind natürlich auch die tollen Felsformationen einmal mehr ein bewundernswertes Naturschauspiel.
Nachdem wir einige Zeit oben auf der Burg verbracht haben, gehts die Treppe, diesmal ohne Stau, wieder zur kleinen Brücke hinunter. Barbara, Brigitte und ich steigen von dort über eine weitere Treppe noch ganz in die Bucht hinunter. Mami bleibt oben und beobachtet vom Weg aus unser Tun. Eine durch Erosion herausgebrochene riesige Grotte unterhöhlt den Felsen unter der Burg: Merlins Cave. Das Eingangstor, das von der Bucht bei Ebbe gut zugänglich ist, kann bis zu einer kleinen nächsten Bucht komplett durchschritten werden. Wir lassen das aber bleiben und steigen, nachdem wir die obligaten Fotos geknipst haben wieder auf den Hauptweg hinauf, der zu den Shops führt, wo Mami und Brigitte schon auf uns warten. Um nach dem Gewusel und den vielen Menschen noch etwas Ruhe zu geniessen, entscheiden wir uns, den Massen noch etwas zu entfliehen und ein Stück dem Küstenweg entlang zu spazieren und in einem grösseren Bogen nach Tintagel zurückzukehren. Der vielleicht zwei Kilometer lange Weg ist wunderschön und wir geniessen diesen Spaziergang in vollen Zügen. Nach vielleicht einer Stunde erreichen wir dann wieder das Dörfchen und da wir noch eine längere Heimfahrt vor uns haben, setzen wir uns in einer kleinen Bäckerei mit angeschlossenem Tea Room in den Garten und geniessen noch einen Cream Tea. Die Cones sind mit Abstand die Besten die wir bis jetzt geniessen konnten und auch die Clotted Cream scheint hausgemacht und ist very very yummy ;-)
Kurz nach Sechs sind wir dann wieder zuhause in Restronguet. Den Wagen parken wir wie immer in der engen Zufahrtsstrasse vor der kleinen Beach, da die zur Zeit am Morgen immer überflutet ist und somit nicht befahren werden kann. Da wir heute unseren letzten Abend in Cornwall verbringen, entscheiden wir uns, ihn mit einem Dinner im weit herum bekannten Pandora Inn, einem Pub aus dem 16. Jahrhundert zu geniessen. Ich spazierte ja Anfangs schon mit Barbara und später nochmal mit allen gemeinsam auf einem kurzen Abendspaziergang dort hin. Mami und Brigitte waren sogar schon zum Mittagessen dort, als ich mit Barbara in der Trevor Mine war. Wie gewohnt wird das Essen an der Theke bestellt und so gehe ich mit Barbara hinein, um unsere Order zu platzieren. Ein Glück ist der Daily Special den ich gewählte habe bereits ausverkauft, denn so switche ich auf Miesmuscheln um, und bin ganz hin und weg. Was mir hier serviert wird, sind die besten Miesmuscheln die ich jemals gegessen habe. Der Weisswein-Rahm-Sud ist mit Ingwer verfeinert und ganz einfach phantastisch. Auch die anderen Gerichte sind sehr lecker und so geniessen wir draussen auf der grosszügigen Terrasse ein wunderbares letztes Abendessen in Cornwall.