Scillywall – Tag 6 – 27. Juli
St. Agnes – Penzance
Heute kann ich mich nicht zu einem early Walk aufraffen, aber ich versuche als ich um halb acht wach werde, noch ein paar Zeilen zu schreiben. Danach gehts zum Frühstück und da ich gerne noch St. Agnes besuchen möchte, Brigitte aber lieber noch ein bisschen mehr von St. Mary’s sehen will, entscheiden wir uns, dass wir zwei Jungen nochmal eine kleine Bootstour unternehmen und die Älteren hier auf der Insel bleiben. Wir nehmen wie gewohnt das 10:15 Boot und legen bei stark bewölktem Himmel, aber milden Temperaturen ab. Für einmal ists am Quai ziemlich ruhig. Keine Queue und keine doppelt geführten Bootkurse. Wir finden schnell unseren Platz und tuckern gemütlich nach St. Agnes.
Zuerst gehts in wenigen Schritten vom Quai hinüber zur «Bar». Als Bar wird hier der kleine Übergang zur Insel Gugh bezeichnet, der bei Flut unter Wasser steht und man also nicht immer trockenen Fusses auf das angrenzende Eiland kommt. Auf Gugh gibt es nur zwei Wohnhäuser, wovon nur eines der beiden das ganze Jahr bewohnt ist. Wir folgen einem kleinen Pfad quer über die Insel und erreichen nach einem kurzen Spaziergang eine tolle Steinformation die am Ende einer hübschen kleinen Bucht steht. Ein Geocache hat uns hier her gelockt und einmal mehr bestätigt mir dieses tolle Hobby, dass man dadurch immer wieder kleine Trouvailen entdecken kann. Das Besondere an dieser Felsformation sind die Flechten, die wie ein Pelz die runden Steine überziehen. Ein tolles Bild. Schön ist auch die Aussicht, hinüber zur Garrison auf St Mary’s. Ob Brigitte und Mami uns wohl winken sehen? Auf einem Pfad, der in einem etwas weiteren Bogen am «standing Stone» vorbei führt, kehren wir zur Bar zurück.
Damit wir stressfrei am Nachmittag die Fähre zurück aufs Festland nach Penzance erwischen, müssen wir um 14:15 wieder hier am Quai sein. St. Agnes ist ziemlich klein und darum sind wir recht zuversichtlich, diese Insel in gut zwei Stunden umwandern zu können. Den Weg gibt uns ein Multi-Cache vor, der uns zu verschiedenen Buchten und Stränden führt, an denen wir sonst wahrscheinlich nicht vorbeigekommen wären. St. Agnes ist etwas wilder als die anderen Inseln, da sie am meisten dem Westwind und dem Wetter ausgesetzt ist. Tolle Buchten und viele beeindruckende Gesteinsformationen prägen hier das Bild und versetzen uns immer wieder in grosses Staunen. Das Wetter spielt heute nicht so mit, wie die letzten Tage. Zwischendrin beginnts sogar mal kurz zu regnen und der Wind frischt auch ziemlich auf. Unser Weg folgt einem herrlichen Küstenabschnitt und nach einem ganzen Weilchen erreichen wir dann die Troytown Farm, wo das auf den Scilly Inseln weit herum bekannte Eis hergestellt wird. Natürlich treten auch wir in den klitzekleinen Verkaufsladen, wo es neben dem feinen Glacé auch die eigene Milch, Rahm, Butter und Yoghurt zu kaufen gibt. Gleich nebenan liegt auch ein gut belegte Campingplatz und einen kurzen Steinwurf weiter machen wir in Lower Town bei der kleinen Kirche St. Agnes nochmal Halt und versuchen uns mal wieder an einem Kirchenmulti. Auch wenn uns dieser Zusatzstopp etwas mehr Zeit kostet als uns lieb ist freuen wir uns sehr, dass wir nach den zwei Fehlversuchen auf St Mary’s nun endlich so einen Church Multi lösen können. Dumm nur, dass die verbleibende Zeit schon wieder knapp wird und wir für den langen Multi, der uns um die Insel führte kaum mehr Zeit haben und dann auch prompt an den letzten Aufgaben scheitern. Hier ist wohl nicht mehr alles so wie es mal war. Trotzdem erreichen wir das Quai ohne hetzen zu müssen noch rechtzeitig und tuckern mit dem Boot wieder zurück nach St. Mary’s. Auf dem Weg zurück zur Unterkunft laufen wir Mami und Brigitte über den Weg. Die Koffer stehen ja schon gepackt im Esszimmer und so vertrödeln wir keine Zeit mehr und verabschieden uns von Dave. Ian können wir nur unsere Grüsse hinterlassen, da sie nicht zu Hause ist. Von Lynnwood in der Church Street sind es nur gute zehn Minuten zum Hafen. Mir fällt der Abschied ziemlich schwer, denn die Scilly Islands haben es mir wirklich angetan und meine Vorstellungen weit übertroffen. Ich hätte noch so manchen Ort entdecken und erwandern wollen, aber vielleicht komme ich ja mal wieder auf diese tollen Inseln zurück, dann auch gerne wieder zu Ian und Dave, die wirklich hervorragende und superfreundliche Gastgeber waren.
Da der Wind inzwischen ziemlich aufgefrischt hat, folgen wir gerne der Empfehlung von Dave und suchen uns auf der Scillonian III einen Platz in der Mitte und unten im Bauch, dem Lower Deck. Hier schaukelts am wenigsten und das ist bei dem hohen Wellengang heute bestimmt keine schlechte Idee. Die Fähre ist wieder sehr gut besetzt und legt pünktlich ab. Ich verdrück auf dem Boot noch eine Portion Fish & Chips, die mich aber nicht sehr begeistert. Die Hälfte schmeiss ist weg. Ist extrem mastig und sehr fettig. Die Koffer wurden beim Einchecken wieder in Container verladen, welche per Kran aufs Vorderdeck gehoben werden. Die Fahrt kommt mir kürzer vor, als der Hinweg. Ich nicke am Anfang der Reise kurz mal ein und bin ganz froh, ein Tablettchen gegen Seekrankeit eingeschmissen zu haben, denn der Seegang ist wirklich heftig. Wir überstehen die knapp dreistündige Überfahrt aber alle ohne das es uns schlecht wird. In Penzance lasse ich die Frauen dann die Koffer entgegen nehmen, während ich per Shuttlebus zum Long Term Parking gefahren werde und dort unseren Mietwagen wieder in Empfang nehme. Das Wetter ist immer noch ziemlich bescheiden und immer wieder nieselt es, bei stürmischem Wind. Bevor wir Penzance verlassen halten wir noch bei Tesco, um uns mit dem wichtigsten für die nächsten Tage zu versorgen. Ab sofort müssen wir uns selber ums Frühstück und Abendessen kümmern. Es ist nicht ganz einfach, sich in einem fremden Land im Supermarkt zurecht zu finden. Viele Produkte sind einem unbekannt. Welches ist die gute Butter, welche Milch die Lokale? Wo findet man Bioprodukte und welcher Cheddar- oder Stiltonkäse ist nun der Gute, welcher der Langweilige. Beim O-Saft tappen wir gleich mal voll in die Falle, wie sich am nächsten Morgen beim Frühstück herausstellt. Das einzige was dieser Saft mit dem uns gewohnten Orangensaft gemein hat, ist seine Farbe. Der Geschmack ist undefinierbar und obwohl wir extra einen der teureren gewählt haben, ist diese Pleurre aus meiner Sicht ungeniessbar. Ein Geschmack der mich eher an ein Experiment aus dem Chemiekasten mit 50% Zuckeranteil erinnert, als an gepresste Orangen.
Dank der Hilfe von Dave wussten wir nun auch, wo das Rose Cottage, unsere Unterkunft für die kommende Woche in Cornwall liegt und dank Navi auf dem iPhone und Barbara als Co-Pilotin fanden wir den Weg auch problemlos. Die Strässchen hinunter zum kleinen Strand sind eng und zwar so eng, dass der Parkassistent permanent von irgend einer Ecke her piept. Zu Glück musste ich noch nie gross rangieren oder rückwärts fahren. Von Susan der Besitzerin des Häuschens hatten wir erfahren, dass die letzten Meter zum Haus während der Flut nicht befahrbar sind und unter Wasser stehn. So wirklich vorstellen konnte ich mir das bis zu dem Moment als wir vor diesem kleinen Kiesstrand stehen nicht. Gut waren wir spät genug dran, denn die 15 Meter, auf welcher die Strasse tatsächlich über den einen Strand führt waren wasserfrei und so konnten wir übers Kies bis vors Haus fahren. Lustig, dass es sowas überhaupt noch gibt und hier die Strasse nicht erhöht oder so gesichert wurde, dass sie auch bei Flut befahrbar bleibt und nicht täglich zweimal für ca. 3 bis 4 Stunden unpassierbar ist. Als wir dann vor dem klitzekleinen Häuschen stehen sind wir erst ganz entzückt, als wirs dann aber inspizieren, ein bisschen ernüchtert, denn es ist wirklich sehr klein, bietet im oberen Stock nur 3 Zimmer (ok, das wussten wir), die aber etwas ungünstig aufgeteilt sind. Das grosse und mittlere Schlafzimmer hat ein grosses und etwas kleineres Doppelbett und je ein Waschbecken. Dann gibt es noch einen dritten Raum, der nur über das kleinere Schlafzimmer erreichbar ist. Da stehen zwar zwei Einzelbetten drin, aber die Kammer ist so klein, dass es unmöglich ist, zwei Koffer darin abzulegen. Wir überlassen Mami und Brigitte die grösseren Schlafzimmer, weil die näher bei der Treppe sind und ein Waschbecken mit warmen Wasser haben und ich teile mir mit Barbara das Kämmerchen. Meinen Krempel deponiere ich bei Mami im Zimmer, denn auch im Untergeschoss finde ich keinen Platz für meinen Koffer, ohne dass er irgend jemandem im Weg stehen würde. Alles ein bisschen gewöhnungsbedürftig und auch etwas älter als die Fotos vermuten liessen, aber nach dem 5-Sterne Luxus von Ian und Dave im Lynwood Haus, waren unsere Erwartungen vielleicht etwas zu hoch und wir zu verwöhnt. Eigentlich ist das Rose Cottage nämlich ganz schnucklig und man gewöhnt sich auch schnell wieder an das einfache und nicht ganz optimale Zuhause. Also alles ist gut.
Zum Abendbrot wird dann das Eingekaufte aufgetischt. Einfach mal wieder zuhause Essen. Es gibt Brot und Käse, Tee und Wein und wir geniessen unser neues Zuhause.