Scillywall – Tag 4 – 25. Juli
Tresco, Abbey Garden
Auf Anraten von Dave, unserem Hausherrn, der jeden Morgen unser Frühstück serviert, versuche ich nochmal eines dieser englischen Würstchen, die sich die Briten am Morgen gerne neben den Bohnen und dem Speck auf den Teller legen. Er hat mir am Vortag gesagt, dass seine Würstchen bestimmt besser seien, als die die ich im Mount View am ersten Morgen serviert bekommen hatte. Wir vereinbaren mit Augenzwinkern dann ein Testessen und ich bedinge mir aus, dass er mir nicht böse sein darf, wenn ich die Dinger dann doch nicht mag, was wie befürchtet dann auch so ist. Ich merke keinen merklichen Unterschied zwischen diesem so leckeren Würstchen und dem vom ersten Tag, esse anstandshalber dann doch eines der beiden und lasse den Rest liegen. Natürlich kommt auch Joe der Boatsmann wieder vorbei und versorgt uns mit den aktuellen Fahrplänen und Infos zum Inselhopping.
Pünktlich um viertel nach Zehn legt unser Boot nach Tresco ab und lädt uns zu unserer Freude an einem anderen Quai aus. Von hier ist man ein ganzes Stücken schneller beim Abbey Garden und wir freuen uns alle auf das, was uns in diesem botanischen Wundergarten geboten wird. Durch das milde Klima auf den Scilly Islands, beeinflusst durch den Golfstrom, wachsen hier Pflanzen aus der ganzen Welt. So überrascht es natürlich nicht, dass man an viel exotischem Gewächs vorbei kommt. Viele Pflanzen aus Südafrika finden gedeihen hier, aber auch Farnbäume aus Neuseeland, oder Eukalyptus-Riesen aus Australien sind zu bewundern. Einfach unglaublich. Die Fotoapparate beginnen zu glühen und nach anfänglichen Orientierungsproblemen im grossen Garten finden wir uns je länger je besser zurecht und kämmen das ganze Gelände von oben nach unten und von links nach rechts durch. Gut liegen die Scilly Islands etwas ab vom Schuss, sodass die grossen Touristenmassen den Garten nicht überrennen und der Anlage zumindest an diesem Tag nie überfüllt wirkt. So kann man diesen tollen Ort in vollen Zügen geniessen. Ich habe ein paar Gäste gesehen, die sogar ihre eigenen Klappstühle mitgebracht haben und ein Buch gelesen haben.
Nach gut 2 Stunden treibt uns der Hunger dann ins kleine Restaurant im Visitors Center. Ich war die letzte halbe Stunde alleine im Park herum spaziert und ein SMS von Barbara lässt mich wissen, dass die Frauen bereits alle schon dort sitzen. Es gibt Pastys und Sandwiches. Zum Dessert dann noch ein Glacé von der Troytown Farm. Ein cleverer Farmer begann vor ein paar Jahren mit der Milch seiner Kühe hier lokales Eis zu produzieren und hatte damit grossen Erfolg. Auf den Inseln findet man überall die Kühlboxen wo Troytown Ice Cream verkauft wird. Nach der Pause spazieren wir dann gemütlich auf dem bereits bekannten Weg zum Quai in New Grimsby zurück. Da wir noch genügend Zeit haben, laufen wir nach einer weiteren kurzen Rast gleich noch ein Stück weiter. Wir schätzen dass wir vielleicht 20 bis 30 Minuten brauche um zum Cromwells Tower und King Charles Castle zu gelangen. Ein wunderbarer Küstenweg in zum Teil mannshohem Farn und Stechgingster führt uns zu den beiden Ruinen. Vom Cromwells Castle steht noch ein schön restaurierter Turm, den man besteigen kann, vom King Charles Castle sind auf einer Anhöhe nur noch ein paar Mauerreste zu bestaunen. Die stehen aber an einem tollen Aussichtspunkt von wo man einen wunderaren Blick hinüber nach Bryer, St Martin’s und auch zurück bis St Mary’s hat. Mami und Brigitte sparen sich den letzten kurzen Aufstieg zum Castle und gehen ohne uns den gleichen Küstenweg wieder zurück. Ich spaziere mit Barbara auf dem Inselrücken durch eine herrliche Heidelandschaft zur Anlegestelle zurück, wo wir nicht mehr lange auf die Boote warten müssen, die uns wieder nach St. Mary zurückbringen.
Zum Abendessen haben wir in Juliet’s Garden einen Tisch reserviert. Mit dem Taxi lassen wir uns dorthin fahren, weil wir die Distanz zu Fuss nicht richtig abschätzen können und auch schon etwas spät dran sind. Das Restaurant steht an einer traumhaften Hanglage. Eine grosse, noch wenig besetzte und gestufte Terrasse bietet viel Platz, mit wunderbarem Blick auf Hugh Town. Zum Apéro gönne ich mir einen Scilly Gin, der unglaublich lecker ist. Auch das Essen ist hervorragend und da die Temperaturen stimmen, entscheiden wir uns, gleich draussen an der frischen Luft zu bleiben. Auch hier haben sich ein paar Junge Gastronomen einen Platz und ein Restaurant zum Träumen aufgebaut. Die Atmosphäre ist sehr relaxed und einmal mehr wähnt man sich eher irgendwo am Mittelmeer, als in England. Nach dem Essen entscheiden wir uns, den Heimweg zu Fuss zu gehen und werden zum einen mit einem hübschen Strandweg und zum anderen mit einem tollen Sonnenuntergang belohnt. Dumm nur, dass ich meine Speicherkarte nicht in die Kamera eingelegt habe und so auf ein paar Handyfotos zurückgreifen muss. Im Bett schreibe ich noch ein paar Zeilen im Tagebuch, bin aber zu müde um die Einträge ganz à jour zu halten.