Sansibar – Tag 21 – 15. Januar 2015
Wecker brauchts heute keinen, aber ein Handy als Uhr in Griffnähe wäre ganz ok, denn um elf haben wir uns mit Abra verabredet, der uns an die Ostküste bringt. So stehe ich kurz vor neun auf und beginne meine Siebensachen zusammenzupacken und in den Rucksack zu stopfen. Siti ist heute irgendwie unter Strom, denn kaum öffne ich meine Zimmertür streift sie laut miauend um meine Beine. Soweit ihr ganz normales Prozedere am Morgen früh, oder wenn man von einem Ausflug zurück kommt. Normalerweise beruhigt sich das Katzentierchen dann aber schnell wieder, besonders wenn man ihr Schälchen mit frischem Futter füllt. Heute scheinen aber weder Futter noch Liebkosungen zu nützen um Siti zu beruhigen. Wenn sie in diesem Modus ist, muss man immer aufpassen dass man nicht auf sie tritt, weil sie einem immer um die Beine schleicht. Als sie mich dann noch von hinten in die Wade beisst, werd ich doch etwas grantig. Sie störts aber nicht und erweckt auch nicht den Anschein, dass ich mich irgenwie zu beschweren hätte ;-)
Barbara taucht kurze Zeit später auch auf: Der Kaffee ist parat, Malou hat uns schon Brot geholt und sitzt schon vor ihrem Haus, als ich das erste mal in die afrikanische Sonne blinzle. Es gibt heute ein kurzes, einfaches Frühstück und es bleibt genügend Zeit, stressfrei fertig zu packen.
Pünktlich wie immer steht Abra vor dem Tor und lädt uns auf. Alles wie immer, bis nach vielleicht einer Stunde Malou ein klapperndes Geräusch auffällt, dass ich zuerst nicht wahrnehme. Abra hört es anscheinend auch, hält kurz an, steigt aus und schaut das hintere rechte Rad am Wagen an. Er sieht nichts auffälliges, aber beim weiterfahren hör auch ich nun das Geräusch, dass schnell heftiger und lauter wird und inzwischen schon bei niedrigeren Geschwindigkeiten zu hören ist. Nochmal ein Stopp, nix zu sehen, nochmal ein Stückchen weiterfahren, aber nur noch mit 40 und es klappert weiter und immer lauter. Aus dem offenen Fenster hört es sich gleich doppelt so laut an. So hält er nochmal, bittet uns um Entschuldigung, dass er anhält und das hintere Rad nun etwas genauer untersuchen möchte. Wir also alle raus aus der Kiste, während Abra den Wagenheber holt und sein Taxi aufbockt. Ich beobachte ihn dabei und finde, dass er etwas unbeholfen hantiert, obwohl er doch weiss, was er tut. Als das Rad dann in der Luft schwebt, steckt er den grossen Radmutterschlüssel an die erste Mutter. Die ist so lose, dass der Schlüssel ohne Kraftaufwand gleich mal durchrutscht. Bei der zweiten Schraube dasselbe! Dafür ist die Dritte vermurkst und die Vierte wieder lose :-( Gut haben wir angehalten und noch besser ist, dass sich das Rad bevor es abfällt wenigstens mit Klappergeräuschen bemerkbar gemacht hat. Abra fixt die noch intakten Schrauben und danach gehts ohne weitere erkennbare Geräusche wieder weiter. Uff… Er erzählt uns dann, dass er gestern in Stone Town die Reifen gewechselt habe, womit auch der Grund für die losen Radmuttern erklärbar ist.
Kurz vor eins haben wir die Ostküste erreicht und Abra lädt uns an der Evergreen Lodge, etwas nördlich von Bwejuu aus. Ich wähne mich im Paradies. Eine wunderbare kleine Bungalowanlage, mit hübschem Restaurant inmitten eines Palmenhains. Der Sand ist hier so fein wie Mehl und fast weiss. Ohne Sonnenbrille wird man fast blind. Barbara hat für uns ein Bungalow reserviert, wo wir gleich unser Gepäck abstellen und uns dann an ein Tischchen im Sand setzen und etwas zu essen bestellen. Oben im Restaurant wird gerade ein Teller Spaghetti serviert. Die Dinger lachen mich so an, dass ich die weiteren Menuoptionen gar nicht mehr anschauen brauche und da die Portion ziemlich gross aussieht, bestelle ich mir mit Barbara zusammen einen Teller. Malou hat keinen grossen Hunger und bestellt ne Portion Chips. Wir kriegen feine Spaghetis an einer Fischsauce serviert. Passt genau zu meinem Glüstli und stillt den Mittagshunger.
Nach dem Essen ist dann mal wieder Container-Korrespondenz gefragt. Ein Typ von der Frachtgesellschaft hat uns ein Word-Dokument gemailt, dass von Barbara und Malou unterzeichnet und gestempelt zurückgeschickt werden soll. Dumm nur, dass wir hier keinen Drucker und natürlich auch nicht den so wichtigen Maishastempel haben. Gut, dass ich meinen Mac dabei habe, womit mir aufs Maishamail zugreifen können und ich für die beiden, Photoshop sei Dank, mir die Unterschriften und Stempel aus anderen Dokumenten zusammenbauen kann. So kriegen wir diesen nächsten kleinen Step trotzdem geregelt und warten alle gespannt, wie dieser Krimi weiter geht. Langsam wird die Zeit knapp und passiert ist im Grossen und Ganzen bis jetzt kaum etwas, ausser dass meine beiden Mädels damit im Ganzen bestimmt schon zwei Arbeitstage vertrödelt haben.
Der Rest des Tages läuft dann ziemlich gemütlich ab. In der schönen offen Lounge rumfläzen, die letzten Karten schreiben – jupp, die kommen vielleicht erst nach uns an ;-) und ich leg mich noch ein bisschen in den Wind zum lesen. Geschrieben hab ich heute ja schon. Viel zu tun gibts hier an der Ostküste nicht, aber diese entspannte, romantische Athmosphäre macht auch keine Lust auf grosse Aktivitäten sondern stellt einen automatisch in den Geniesser- und Nichtstu-Modus.
Zum Abendessen treffen wir uns dann wieder im offenen Restaurant, wo Tücher gespannt sind um den hier stets kräftigen Wind abzuhalten. Für mich gibts Prawns an Kokossause. Ein Traum. Ich hätte vor diesem Urlaub nicht gedacht, dass mich hier auf Sansibar solche kulinarischen Hochgenüsse bei Laune halten. Als wir mit dem Essen fertig sind, sagt uns der Kellner, dass am Strand ein Beachfeuer brenne und wir eingeladen seinen für einen Geburtstagskuchen und uns gerne ans Feuer setzen dürfen. Grund ist der 23. Geburtstag von Angel, einer hübschen Afrikanerin, die am Nachmittag mit einer ziemlich abgedrehten Gruppe ins Evergreen gekommen ist. Wie wir später erfahren, ist sie eine Afrikanerin von hier, die als Tourguide arbeitet. Uns ist die Truppe aber etwas zu heftig drauf und wohl nicht nur vom Alkohol so guter Laune. Wir setzen uns aber gerne ans Feuer hinunter und geniessen, alle etwas wortkarg, das schöne Feuer. Der Coconut- und Ganjaboy haben eine Herzform im Sand ausgebraben, mit schönen blühenden Ästen drumherum dekoriert und ein wohliges Feuerchen darin entfacht. Ums Feuer haben sie Bänke und Stühle gestellt. Wir geniessen die besondere Stimmung und starren in die Flammen und den herabrieselnden Sand, der den Creux du Van in Miniature langsam zuschüttet. Als wir dann in den ausgehobenen Sandwändchen Totenköpfe zu sehen beginnen, geht die Phantasie mit uns etwas durch und die uns hier immer begleitenden Voodoogeschichten werden wunderbar ausgeschmückt.
Es passt wirklich alles. Tolle Athmosphäre, fantastische Strände und liebe Freunde, um die ich als Greenhorn wirklich froh bin. Es ist so schön, die Mädels hier zu haben, die sich auch mit den Einheimischen in Swaheli sprechenden Menschen ganz gut unterhalten können. Ich staune immer wieder. Der Abend kling gemütlich aus und ich steige nach dem Abendessen ins Dachgeschoss unseres gemütlichen Bungalows. Die Nacht wird dann nicht so entspannt, wie ich dachte. Erst breche in Schweissausbrüche aus, stelle danach den Ventilator an, der aber auch nicht sehr viel hilft. Dann quälen mich Mosis, die sich irgenwie unter meinem Netz eingenistet haben, oder Ameisen die mir über die Beine krabbeln. Bis morgens um vier schlafe ich sehr unruhig und wache alle halbe Stunde wieder auf, irgendwann gehts dann aber.
Gute Nacht Evergreen, gute Nacht Ostküstenwind
p.s. Bilder folgen, da Pita die richtigen Stecker in Nungwi liegen gelassen habt… aber das wollt ihr eh nicht sehen. Ist zu schön … ;-)