Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Sansibar – Tag 17 – 11. Januar 2015

Es geht wieder zurück auf die Insel. King konnte uns einen Rückflug am Morgen organisieren. Dafür stehe ich gerne beizeiten auf, denn mir passt es ganz gut, dass wir so einen gemütlichen Nachmittag in Nungwi verbringen können und nicht den ganzen Tag mit der Reiserei versemmeln. Um halb neun holt uns das Taxi ab und bringt uns zum Flughafen. Wir haben wieder den Whitney Housten Mann gebucht, bzw. gleich gestern mit ihm den Termin abgemacht. Meine Mädels sind glaub ich ein kleines bisschen nervös, da sie die Fluglinie nicht kennen, bei der wir gebucht haben: As Salaam Air. Klingt doch gut ;-) Wir bekommen sogar noch je 30’000 Schilling zurückerstattet. Billigfluglinie sei dank. Das ist doch was :-) Das Prozedere am Miniflughafen von Tanga inzwischen auch nicht mehr neu: Persönliches Koffer- und Handgepäckdurchwühlen auf einer kleinen Theke, danach dürfen wir in die Abfluglounge sitzen. Die Frau wühlt zwar in jedem Gepäckstück herum, findet aber weder meine beiden Feuerzeuge die ich dabei habe, was die hier überhaupt nicht mögen, dafür aber mein Taschenmesser. Gewisse Dinge, wie ein Powerpack, dass King zum laden seines Handys dabei hat, scheinen sie dafür nicht zu kennen und wissen nicht sor recht, was damit anzufangen ist. Im TV in der Loung läuft erst irgend ein christlicher Gottesdienst mit afrikanischem Kirchensiingsang, danach ein afrikanisches Kinderprogramm. Ich vertreibe mir während der Warterei die Zeit mal wieder mit dem iPad auf dem Schoss und schreibe am Blog. Unser Flug geht pünktlich, der Captain ein freundlicher arabisch aussehender kräftiger Mann. Die Fluginfos direkt vom Piloten an die Gäste gewandt wie immer sehr einfach. Nachdem alle Türen geschlossen sind zuerst in Swaheli, dann in Englisch, wird in zwei Sätzen erklärt, dass wir willkommen sind und der Flug via Pemba nach Sansibar geht. Und die Sicherheitsinformationen beschränken sich darauf, uns zu informieren, dass ein Zettel und die Schwimmweste im Sitz vor uns platziert sind. Basta. Maschine an und los. Ich geniesse den Flug in der vordersten Reihe gleich hinter dem Piloten, versuche ein paar der vielen Anzeigen und Monitörchen zu verstehen, schaffe es bei ein paar Geräten auch. Der Flug ist angenehm, die Maschine eine etwas ältere Chesna, aber ich mach mir keine Sorgen und denke, dass diese Kiste wohl schon tausende von Flügen nach und von Sansibar gemacht hat. Das Wetter ist heute etwas bewölkt, trotzdem hat man meist eine ganz gute Sicht. Eine halbe Stunde dauert der Flug auf die nördlich von Sansibar gelegene Insel Pemba. Eigentlich heisst ja die Insel Sansibar gar nicht so, sondern Unguja. Sansibar bezeichnet heute einen teilautonomen Staat Tansanias, bestehend aus den beiden grossen Inseln Unguja und Pemba und ein paar kleineren vorgelagerten Inseln. Über eine Million Einwohner leben hier. Pemba wirkt noch etwas grüner als Sansibar. Barbara und Malou träumen schon lange davon, die Insel zu besuchen, haben es bis heute aber noch nicht geschafft, obwohl sie schon seit 10 Jahren nach Sansibar kommen. Die Krux an der Geschichte ist, dass man für Pemba ein paar Tage Zeit braucht, da die Infrastruktur auf der Insel nicht so gut ist wie hier auf Sansibar und dadurch die Reiserei beschwerlich und zeitintensiver.

Nach kurzem Zwischenstopp gehts dann, ohne dass wir aussteigen, wieder in die Luft und wir fliegen südwärts Richtung Sansibar Stadt. Man sieht die Nordspitze von Nungwi, die Koralleninsel Nmemba, vor der Ostküste liegend. Auch dieser Flug verläuft ruhig und ohne Probleme. Wir schnappen uns am Flughafen ein Taxi, mit dem wir gleich einen Deal für die Rückreise nach Nungwi vereinbaren, inkl. kurzem Mittagsstopp in Stone Town, wo wir was kleines Essen und die Frauen noch Geld holen, bzw. wechseln gehn. Ich schreibe während der Fahrer wie ein Irrer die Inselstrasse hochprescht an meinen Berichten weiter. Barbara fordert den Fahrer zweimal ziemlich vehement auf, doch bitte das Tempo zu drosseln, was er mit einem lächeln überhört und ignoriert. Ich ärgere mich, dass ich nicht eingreife und Barbara nicht unterstütze, weil ich von der Raserei beim schreiben gar nicht so viel mitbekomme. Sorry, Barbara, kommt nicht wieder vor. Zurück wischen wir kurz die Veranda durch, putzen Klo und fegen das Haus, um wieder ein gemütliches zuhause zu haben. Ich konnte mir von den vielen Erzählungen von Barbara nicht vorstellen, wie schnell hier alles verstaubt und schmutzig wird. Die Veranda könnte man 2x täglich fegen, das Haus bestimmt täglich. Da die Häuser keine geschlossenen Fenster haben, sondern nur mit Fliegengittern vor dem ärgsten Insektenangriff schützen, bläst hier der Wind natürlich auch den ganzen Staub durchs Haus. Dazu kommen natürlich auch noch die ganzen Insekten und Spinnen, die ihre Netze bauen, Käfer und sonstiges Getier, dass hier kreucht und fleucht. Dort wo die laut höhrbaren Holzkäfer bis zu 5mm dicke Löcher ins Holz beissen, liegt nach einem Tag Holzstaub unter deren Baustelle. Essen und unabgewaschenes Geschirr sollte man hier auch nicht stehen lassen, denn damit zieht man noch mehr der kleinen und kleinsten Helferlein an, die alles, was irgendwie essbar ist anknabbern oder forttragen. Nach der kurzen Welcomereinigung stopfen wir alle die Wäschesäcke voll und bringen sie in die Wäscherei, bzw. ein Hotel, wo Barbara und Malou schon seit längerem ihre Sachen waschen lassen. Kleinkram, wie mal ein paar Shirts oder Unterwäsche wäscht man zwischendurch auch mal im Zuber zuhause vor der Tür. Nachdem die Wäsche abgegeben ist, gehts ins Langi Langi. Ein schönes Lokal mit ein paar Zimmern und Bungis, wo Barbara und Malou schon lange hingehen und uns zurückgebliebenen immer mit diesen wundervollen Fotos neidisch machten: Dunkles Holzgeländer oder Stuhl auf Veranda, im Hintergrund das blau leuchtende Meer. Es war eines der Restaurants, dass die Frauen schon seit ihrem ersten Besuch kennen. Viele der Hotels am Strand, sind erst in den letzten Jahren entstanden. Der Ausbau der touristischen Infrastruktur hat hier in Nungwi in den letzten Jahren stark zugenommen. Das Langi Langi hat eine sehr gute Küche, ihr Chef Sele ist ein sehr freundlich dreinschauender Schwarzer mit Dreadlocks und immer einem Lächeln im Gesicht. Er kennt die Mädels gut und freut sich, als wir vorbeischauen. Wir bestellen auf der schönen Veranda, direkt über dem Strand mit Blick aufs Meer, erst mal ein Glacé und geniessen den frischen Wind, an diesem trüben, aber trotz allem heissen Tag. Nach einem Weilchen werden wir noch mit einem Gruss aus der Küche überrascht. Sele bringt uns eine Platte mit Geschnetzeltem an einer Kokosnussmilchsauce und Kartoffeln. Die Kartoffeln sind auch unters Fleisch und die Sauce gemischt und es schmeckt natürlich … leeeecker! Uff… ich sollte vielleicht mal nachschauen, was für Ausdrücke ich für das feine Essen hier in Afrika noch verwenden könnte, ausser permanent von wunderbar, lecker, herrlich schmeckend und so zu berichten. Aber ich kanns niemandem verdenken, wenn er sich ab der immer wieder gleichen Ausdrücke zu langweilen beginnt ;-)

Zurück in den Häusern bricht dann nochmal die Arbeitswut aus. Ich mach mich mal wieder hinter den Sandgarten und versuche die Stellen auszubessern, wo die rote Erde vorkommt und verteile die vier verbleibenden Säcke mit zerkleinertem Korallenkalk auf den Wegen, wo es nötig ist. Ich reche den Sand durch und versuche die vielen Zementbrocken und Steine herauszusieben, welche von der Bauerei überall mit dem Sand vermischt haben. Geht mit dem neuen Rechen so grade mal, ist aber mühsam. Egal, mir machts Spass und am Ende der Arbeit ist mein T-Shirt komplett durchnässt, aber die Spuren der Baustellen sind danach kaum mehr zu sehen und ich glaub auch, dass sich die Mädels drüber freuen, die ihrerseits auch in Aktionismus verfallen. Jäten, Blumen giessen und den neuen Tisch und die Bänke von überschüssigen Zementresten befreien und sauberschrubben, damit morgen noch Steinschutz aufgetragen werden kann. Ich geh kurz vor dem Eindunkeln noch kurz an den Strand. Hinter dem Haus wurde mal wieder die Müllhalde angezündet, ein beissender dicker Rauch zieht während Stunden übers Grundstück. Irgendwann mag man den Gestank nicht mehr riechen. In einem Gemeinschaftsraum gleich über die Strasse vor Malous Haus wird noch ein Fest gefeiert und wir werden mit dem unsäglich monotonen arabisch-afrikanischen Singsang auf eine harte Probe gestellt. So ist der Kurztripp zum Strand auch deswegen, eine Willkomene Pause, von Gestank und nerviger Musik. Unterwegs werde ich von Adam angesprochen und bin ganz überrascht, als er mich auf schweizerdeutsch begrüsst, als ich ihm sage woher ich bin. Er ist ein freundlicher tiefschwarzer Typ, der einen mal nicht nur nervig anquatscht und kaum mehr weitergehen lässt und erzählt mir in seinem gebrochenen Schweizerdeutsch, dass er mal bei einer Schweizer Familie war und deshalb deutsch kann. Zum Abendessen gehts dann wieder in unser Stammlokal, das Waves. Wir wollten zwar im Langi Langi reservieren, aber da war auf der schönen, offenen Terrasse für den Abend schon alles ausgebucht. Egal, Waves ist so gemütlich und wir mögen es alle sehr. Die Besitzer und Angestellten sind sehr freundlich und witzig und das Essen ausgezeichnet. Ich muss heute die Karte nicht anschauen, weil ich schon am Nachmittag Lust auf die Pizza Waves habe. Ist bei uns in etwa eine Frutti di Mare, aber unvergleichlich und tausend mal leckerer, weil hier nur frische Zutaten draufkommen und davon nicht zu wenig. Die zwei Flaschen Wein, die wir zum Essen wegtrinken verfehlen ihre Wirkung nicht ganz. Wir sind alle ziemlich in Quassellaune. Die Rechnung lässt uns schmunzeln: Wein 56’000 Schilling, Essen 34’000 ;-) Zuhause gibts dann noch den obligaten Kaffee und danach schaue ich mit Barbara, dass der Appenzeller hier nicht alt wird und vergammelt. Auf unsere Hilferufe in die Schweiz und der Bitte uns doch per Overnight DHL-Kurier Nachschub zu schicken reagiert leider niemand. Schade, aber irgendwie kann ichs verstehen. Sonntag Abend, am nächsten Tag müssen alle wieder zur Arbeit, das ist schon hart genug. Dass man da unseren verzweifelten Hilferuf vielleicht nicht ganz ernst nimmt, nehm ich nun einfach mal mit einer gewissen afrikanischen Lockerheit zur Kenntnis ;-) Die Triomino-Runde endete an diesem Abend mit einem Patt und ich kippte am Schluss vor Müdigkeit fast vom Stängeli.

Gute Nacht Sansibar, tschüss Appezöller :-(