Sansibar – Tag 16 – 10. Januar 2015
Touriprogramm in Tanga. Ich wache heute schon vor acht auf, obwohl wir uns erst für 9:30 zum Frühstück verabredet haben. So nutze ich die Chance ein bisschen zu schreiben. Nach dem Frühstück gehen die Mädels mit King zum Flughafen, um die Rückflugtickets zu kaufen. Ich bleibe im Hotelresti und schreibe an meinem Blog weiter. Geht auf dem iPad immer ein Stückchen langsamer und die Rechtschreibhilfe hilft oft auch nur mässig, wenn sie Tippfehler in irgendwelche kirre Wortkreationen umwandelt. Ein fehlender Wortabstand kann da wunderbar unlesbares hervorbringen. Es dauert länger als ich dachte, bis Malou und Barbara wieder auftauchen, aber mir ist’s recht, so kann ich meinen verlorenen Tag beim schreiben wieder etwas aufholen. Sie kommen ohne King mit einem Bajaj zurück. Der macht noch irgendwelche Besorgungen in der Stadt. Der Grund, dass alles etwas länger gedauert hat war, dass die Drei nach dem Flughafen noch in die Stadt gefahren sind, um die fehlenden Kübel für die Klos zu organisieren. Ein Weilchen später kommt dann auch King zurück und bringt Barbara noch die fehlenden Quittungen der Fundis, die sie gestern in Mandakini vergessen hatten einzufordern. Bei ihren Projekten ist es immer wichtig, dass die ganzen Aufwände und Arbeiten sauber abgerechnet werden können. Barbara hat immer ihr grosses schwarzes Buch dabei, indem alles fein säuberlich aufgelistet wird und die Quittungen separat abgelegt werden. Spannend darin zu blättern und die letzten Jahre darin Revue passieren zu lassen. Die Frauen können mir zu den Einträgen auf jeder Seite eine spannende Geschichte liefern.
Nach einer kleinen Erfrischung ordern wir ein Taxi, das uns in die Amboni Caves bringt. Diese Höhlen sind eine der wenigen «öffentlichen» oder bekannten Attraktionen hier in Tanga. Sie sind in ca. 20 Autominuten von unserem Hotel aus erreichbar. Den Abzweiger hatten wir gestern schon gesehen, als wir nach Mandakini fuhren. In gemütlicher Fahrt gehts begleitet von Witney Houston in die Caves. Nach dem Abzweiger wird die Strasse wieder ziemlich ruppig und der Fahrer zirkelt sich im Schritttempo um die Löcher und spitzen Steine. Wir passieren eine Zement- oder Kalkfabrik. Weisser Staub liegt in der Luft, einige schneeweisse Haufen lugen hinter der Mauer, die das Gelände einzäunt hervor. Abstrakt wirken ein paar Bäume die vom Kalkstaub komplett überzogen sind, schneeweiss im Sonnenlicht. Es schaut aus, als ob es in der Nacht Rauhreif gegeben hätte. Schade nimmt der Fahrer auf dem Rückweg einen anderen Weg, sonst hätte ich ihn gebeten, für ein Foto kurz anzuhalten.
Die letzten Meter zu den Höhlen wechselt die Vegetation plötzlich. Die Amboni Caves liegen in einem kleinen Tal, dass von einem Flüsschen durchzogen wird. Es ist kitschig grün hier unten im «Valley», riesige Bambusstauden wachsen hier neben hohen Palmen und viel grünem Gesträuch und mächtigen Bäumen. Auf der rechten Strassenseite ragen steile Felswände hinauf. Man wähnt sich im Urwald. Am Ende der Strasse steht ein kleines Häuschen, wo man sich die Tickets für die Tour kaufen kann. Dahinter irgend ein zerfallenes Gemäuer, mit verrottendem CocaCola-Logo darauf. Für Touris kostet die Tour 20’000 Schilling, für Einheimische 1000. Ich finde es ok und zahle gerne den vollen Preis. Hier um Schnäppchen zu feilschen, oder wegen der NGO einen Lokaltarif herauszuhandeln hielte ich für unangebracht. Eine Fussballmannschaft von Tanga turnt im Eingangsbereich der Höhlen herum und es werden wie wild Handyfotos geknipst. Als nach 5 Minuten unser Guide auftaucht, entdecken drei der Jungs uns Weisse als nettes Fotosujet und ich werde dazu aufgefordert, mich mit den anderen für ein Gruppenbild hinzustellen. Nun will natürlich jeder der Boys sein eigenes Bild. Und auch Barbara soll noch mit aufs Bild, also alles nochmal von vorn, damit auch jeder sein eigenes Bild bekommt. Der Guide wartet geduldig und beginnt dann zu erzählen. Als erstes gehts aber nochmal vor die Höhle, wo er uns zeigt, dass der Eingang vom richtigen Ort her betrachtet, wie der Umriss Afrikas aussieht. Dumm für ihn, dass uns nun auch noch die anderen Jungs vom Fussballteam sehen und natürlich auch noch Fotos machen wollen, es scheint kein Ende zu nehmen. Immer wieder kommt nochmal einer, der ein Bild möchte. Was für die Jungen so lässig ist, ein paar Weisse auf ihren Gruppenbildern zu haben, weiss ich nicht, aber wir alle haben unseren Spass bei der Sache.
Nun kann unser Guide endlich mit seiner Tour durch die Höhlen beginnen. Im Eingangsbereich weist er uns auf eine Felsformation hin, die einem Löwen gleicht. Ich kann das Tier nicht wirklich erkennen, wenn mich jemand fragen würde, was ich hier sehe, würd ich eher auf ein Nilpferd tippen ;-) Das schöne an der Geschichte ist aber, dass der Löwe hier steht, um die Höhle zu bewachen. Die Gesteinsformationen sind sehr eindrücklich und die Gänge und Gewölbe sind wunderbare weich fliessende, geschliffene Formen. Man erkennt gut, dass das Höhlensystem vom Wasser ausgewaschen wurde. Entstanden sind die Höhlen im Jurazeitalter vor 150 Millionen Jahren und haben eine Ausdehnung von sage und schreibe 230 km2. Bis vor 20 Millionen Jahren, war sie geflutet. Unterlagen und hübsche Prospekte gibts hier natürlich nicht, wo man die wichtigsten Daten kurz zusammengefasst bekommt. Licht hat’s in der Höhle auch nicht. Mir gefällt das. Ich finde die Grotten und Höhlen, die bei uns für Besucher offen sind oft etwas überstrapaziert, mit den Licht- und Farbspielen die da oft ins Dunkle projiziert werden. Unser Guide hat eine grosse LED-Leuchte dabei, womit er den Boden beleuchtet und eine kleine Stabtaschenlampe, mit der er in der Höhle verschiedene Spots anleuchtet. Gleich in der ersten grösseren Halle fällt mir eine Menge Unrat in einer Felsnische auf und ich denke schon: «Schade, dass die Afrikaner es nicht mal hier schaffen, ihre Petflaschen nicht liegen zu lassen». Aber schnell werden wir über diese Nische aufgeklärt. Es ist eine Art Kultstätte wo Einheimische hinkommen, um zu beten, oder sie kommen mit ihren Neugeborenen an diesen Ort. Die Petfläschchen sind eine Art Opfergabe und mit parfümiertem Wasser gefüllt, es werden auch Esswaren oder einfacher Schmuck hier gelassen.
Der Guide führt uns weiter durch die meist sehr hohen, relativ schmalen Gänge, weist uns auf ein paar Stalaktiten und Stalagmiten hin, die auch heute noch während der Regenzeit wachsen können, wem Wasser von oben durch den Boden dringt. Vor ein paar Jahren war die Höhle sogar mal komplett geflutet. Das Wasser kam aber nicht wie ich erwartet hatte aus den Tiefen der Höhle, sondern drang von aussen, vom weit über die Ufer getretenen Fluss ein. Es geht mal durch engere Gänge, dann wieder in grössere Hallen. An einer Stelle zeigt der Guide mit seiner Lampe auf einen grossen Pfosten, um den man herumlaufen kann und wo grössere Fledermäuse schlafen, als die, die wir schon im Eingangsbereich gesehen hatten. Er lässt uns dort alleine hin, warnt uns aber davor, dass es dort stinkt. Tatsächlich ist an der höchsten Stelle hinter dem mächtigen Pfosten der ganze Boden mit Kot übersäht und es riecht in der Tat etwas streng. Weiter vorne in der Höhle Leben viele kleinere Flughunde, die oft wegflattern, wenn man mit der Lampe hinleuchtet. Wir versuchen es deshalb möglichst, nicht zu tun. Ein paar Attraktionen werden uns noch gezeigt: Gesteinsformationen wie der Flughafen, der wie die Türe in einen Flieger mit vorgelagerter Treppe durchschritten werden kann, die Freiheitsstatue, ein Schiff oder ein bequemer Sessel und weitere Formationen. Ich würde gerne auf eigene Faust hier drin mal herumspazieren und mir in aller Ruhe alle Ecken und Gänge anschauen und beleuchten. Am Ende bekommen wir dann noch eine kleine Nebenhöhle gezeigt, die nicht mehr ganz so spektakulär ist, aber wegen ihrer etwas gar abstrahierten Genitalien an der Decke, wohl bei allen Besuchern und den Guides selbst einen Schmunzler hervorrufen.
Am Ende der Tour treffen wir wieder Malou und King, die nicht mitgekommen sind, da sie die Höhle schon mal gesehen haben und draussen auf uns warten. Auf dem Heimweg machen wir dann einen Lunchstopp in der Stadt, gleich neben dem Handwerksgeschäft, wo wir gestern die Toilettenschüsseln gekauft hatten. Es ist schon wieder zwölf durch. Ein simples Restaurant, mit sechs Tischen und einer Theke, hinter der ein paar vorgekochte Dinge hinter Glas ausgestellt sind. Eine Tafel an der Wand listet die Speisen und Getränke auf. Ein Essen kostet hier grade noch 5000 Schilling, was kaum 3 Franken entspricht. Ich lasse mich von den Profis beraten und bestelle ein Biryani mit Chicken. Das Essen kommt hier superschnell und schmeckt wunderbar. Wenn ich es richtig verstanden habe ist Biryani ein Gewürzreis, der in der Regel mit verschiedenen Zutaten, wie Chicken, Prawns, Fleisch oder auch Gemüse an einer feinen würzigen roten Sauce serviert wird. Es gäbe noch Pilau, das ist ebenfalls ein Gewürzreis der mit Zwiebeln und Brühe gekocht und auch mit verschiedenen Zutaten als eine Art Eintopf gemischt wird.
Für den Rückweg laufen wir ein paar Meter bis zu der hübschen Markthalle, wo ich gestern schon durchgelaufen bin. Dort stehen brav aufgereit ein paar Bajajs. Ich steige mit King ins erste Wägelchen, die Girls krallen sich «the white horse». Ich bekomme vom Rennen gar nichts mit, von dem mir später berichtet wird. Die Mädels scheint aber der Ehrgeiz gepackt zu haben, vor uns beim Hotel zu sein und ich glaube sie nötigen ihren Driver zu einem Höllenflug. Vor dem Hotel steige ich völlig unbedarft aus unserem Dreirädchen und möchte die Ankunft von Barbara und Malou in einem Bild festhalten, aber sie kommen nicht. Ich denke nichts böses und warte und warte, bis sie dann noch 2, 3 Minuten doch noch angedüst kommen. Kichernd steigen sie aus ihrem Bajaj aus und erzählen vom Race, dass sie nach ihrer Aussage fast gewonnen hätten, bis auf den Moment, als ihr Fahrer sein Gerät abgewürgt und nicht mehr angebracht hat! Pffff…, die hätten uns NIE geschnappt, unser Fahrer fuhr ja nur Halbgas ;-) Aber schön geträumt Mädels! Nach ihrer Aussage ist der Fahrer trotz allem mit Vollgas noch die letzen paar hundert Meter über die Strasse und die Schwellen geflogen.
Wir sind alle wieder gut müde und verziehen uns zur Siesta in unsere Zimmer. Ich tippe noch ein Weilchen und schlafe dann ein. Zum Nachtessen treffen wir uns wieder im Hotelrestaurant. Mir wird Tassi, ein wunderbarer Fisch empfohlen, den es wie mir die Frauen sagen, auf Sansibar in den Tourikneipen nirgends auf der Karte hat, obwohl er von den Einheimischen hier viel gegessen wird. Dazu gibts Reis. Der gebratene Fisch ist wirklich eine Wucht und ich lasse davon kein Fitzelchen übrig. Im TV läuft Fussball. Auf Sansibar ist gerade ein kleines Turnier im Gang, wo sich verschiedene überregionale Mannschaften messen. Heute Abend spielt Polisi Sansibar gegen das Team Simba von Dar. Unsere Heimmannschaft hat wenig Chancen, verliert aber dennoch nur mit 0:1. Am Montag ist dann das Finale, das wir auf Sansibar schauen werden, wo, soviel ich mitbekommen habe, noch ein weiteres Team von der Insel mit dabei ist. Ich quäl mich grade noch bis zum Ende des Spiels durch und leg mich dann schlafen.
Gute Nacht Mainland, gute Nacht Fledermäuse
Info aus erster Hand zum Galopp durch Tanga: Wir hätten das Race 100% gewonnen, klebten wir den Jungs ja bereits am rechten Hinterrad… Leider, leider lahmte unser weisses Ross dann für einen kurzen Moment. Schade, das nächste Mal lassen wir Euch keine Chance mehr!
Barbara schrieb am 12. Januar 2015 um 20:58