Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Sansibar – Tag 14 – 8. Januar 2015

Verboten früh klingelt mich heute der Wecker aus dem Schlaf. Es geht aufs Festland nach Tanga. Zu Beginn der Ferien hatten wir mal angedacht, mit dem Boot überzusetzen, aber der stetig heftige Wind hat uns von dieser Idee wieder abgebracht. So buchte King vor drei Tagen für uns alle einen Flug nach Tanga.

Die Fahrt mit Abra zum Flughafen verbringe ich die meiste Zeit dösend. Es ist noch nicht so heiss, sodass die Fenster im Auto offen sind und mir ein frisches Windchen um die Nase bläst. Immer wieder riecht es nach Feuer. Einmal ist es der Duft von normalem Holzfeuer der einem in die Nase steigt, aber fast ebenso oft, riecht es nach verbranntem Plastik. Hier wird in jedem Haus auf dem Feuer gekocht, meist draussen. Kochherde gibt es kaum. Ich geniesse die Fahrt und döse vor mich hin und Male mir vor den geschlossenen Augen, mein eigenes Bild von Afrika dazu. Am Flughafen verabschieden wir uns von Abra und möchten durch den in grossen Lettern mit Departure angeschriebenen Eingang, in die Abflughalle. Dort werden wir aber zurückgewiesen und ein Mann weist uns den Weg, weiter an der Front des Gebäudes vorbei, wo schliesslich vor einem grossen Gittertor uns ein anderer Securityguy ein Tor öffnet. Dahinter befindet sich der Checkin für die lokale Costal Air und noch zwei weitere, kleine lokale Fluggesellschaften. Das Prozedere hier lässt schmunzeln. Das Gepäck wird von Hand untersucht. Keine Rollbänder, wo Männer und Frauen hinter einem Monitor das Innenleben der gescannten Gegenstände zu erkennen versuchen. Während dem Durchwühlen bleibt sogar ein kurzer Moment für Smalltalk. Ich werde gefragt, wie mir die Insel gefallen habe und was ich noch vor habe. Es gibt auch keine elektronischen Körperscanner, sondern nur eine etwas schüchterne Frau mit Kopftuch, die einem anzeigt, die Arme auszustrecken und einen dann mit einem Abtastgerät abscannt. Die Wartezeit ist angenehm kurz, bis wir aufgerufen werden und übers Rollfeld zu unserem Flieger laufen können. Die kleine Maschine ist bis auf den letzten Platz ausgebucht. Etwa 12 Personen haben Platz. Ich geniesse den Flug der Küste von Sansibar folgend, Richtung Norden.

Etwas überrascht bin ich, als ich den Flughafen von Tanga sehe. Der ist nochmal ein Stück kleiner als Sansibar. Touristen gibts hier keine und das ist wohl auch der Grund dafür. Schnell hat King ein Taxi für uns organisiert, dass uns zum Hotel bringt. Das Mtendele ist ein relativ moderner Bau, die Bauweise für mich typisch afrikanisch. Recht einfach, aus schweizer Sicht wirkt alles etwas unfertig und auch hier sind die Treppenstufen oft beim ersten oder letzten Tritt unterschiedlich hoch. Mal höher, mal tiefer, um die unterschiedliche Etagenhöhe, oder sonstigen Ungenauigkeiten auszugleichen. Das bringt mich immer wieder ins stolpern. Inzwischen achte ich mehr darauf. Wir beziehen unsere Zimmer und spazieren dann Richtung City. Nach einer knappen Viertelstunde erreichen wir eine belebte grosse Strasse, mit viel Verkehr, Marktständen und Shops. Da niemand von uns anständig gefrühstückt hat, entscheiden wir, dass wir erst mal essen gehen. Malou empfiehlt ein Hotel etwas ausserhalb, dass aber zu weit weg ist, um zu Fuss zu gehen und so ordern wir zwei Bajaj, welches sich in etwa Batschatsch ausspricht. In Thailand heissen die dreirädrigen Taxis Tuktuks und sind ja auf der ganzen Welt bekannt. Es ist wunderbar luftig und erfrischend in diesen Gefährten und macht Spass damit zu fahren.

Die Hotelanlage erscheint ziemlich verlassen, aber als wir an der Reception vorbei ein paar Tische stehen sehen und uns umschauen, kommt eine Frau, die uns einen Tisch unter einen grossen Baum stellt und die Speisekarte bringt. Das Essen ist ganz ok. Mein Masala Chicken irgendwas haut mich nicht grad vom Stuhl, ist aber gut. Man merkt, dass wir die Touristenzone von Sansibar verlassen haben. Hier wird auch mit den Händen gegessen und direkt nachdem das Essen serviert wird, kommt die Kellnerin mit einer Schüssel, einem Krug warmem Wasser und Seife vorbei damit man sich gleich am Tisch, vor dem Essen die Hände waschen kann. Nach dem Essen findet das gleiche Prozedere nochmal statt.

Danach gehts wieder zurück in die Stadt. King, der hier in Afrika auf das Konto des Vereins Zugriff hat, muss sechs Millionen fürs Maisha-WC-Projekt bei der NBC abheben. Um dorthin zu kommen spazieren wir ein paar Minuten, bis wir an eine belebtere Strasse kommen. Dort steht grad ein Dalladalla (lokale Kleinbusse) in den wir einsteigen und eine kurze Strecke mitfahren. Weil der Bus aber nicht dorthin fährt, wo wir hin müssen, ordern wir nochmal ein Bajaj. Wir gehen alle mit King in die kühle Schalterhalle der NBC, die mich eher an ein Amt der DDR erinnert, als an eine Bank. Als King dann nach einiger Warterei eine braune Tüte voller Schilling bringt, gehts weiter.

Gleich über die Strasse steht eine kleine, wunderbare Markthalle. Hier bekommt man Obst und Gemüse, Fleisch (das nicht allzu appetitlich ausschaut) und Gegenstände für Haus und Küche. Es riecht wunderbar und mir gefallen solche Orte ja sowieso. Wunderschön auch wieder die Stände, wo Reis, Linsen, Bohnen und weisser Mais in grossen Schalen angeboten werden. Beim weissen Mais steh ich erst ziemlich ratlos davor. Ich finde es schaut aus wie ein Kübel voller Zähne. Aber Barbara klärt mich auf und erklärt mir, dass es weisser Reis ist, die Basis für Ugali. Das Grundnahrungsmittel schlechthin. Ich kaufe mir noch ein paar Bananen und Mangos. Die kleinen Bananen schmecken hier so wunderbar süss, egal wie schwarz die Schale schon ist. Innen ist die Frucht immer noch wunderbar und hat nie diese hässlichen weichen braunen Stellen, die die Früchte bei uns so schnell bekommen. Auch die Mangos sind so süss und wunderbar reif, dass es mir nur vom Gedanken an die Früchte, die man bei uns für teures Geld auch kaufen kann, die Augen verdreht.

Auf dem Weg zurück ins Hotel spazieren wir an einer hübsch herausgeputzten Parkanlage vorbei. Risiki geht auf den Spielplatz und wir setzen uns auf eine gemütliche Steinbank unter einem riesigen Mangobaum. Barbara geht nochmal ein paar Meter zu einem kleinen Restaurant zurück und holt eine frische Früchtplatte für uns alle. Ein wunderbar erfrischendes Dessert, mit Mangos, Wassermelonen, Bananen, Avocados, Papayas und Gurken. In der Zwischenzeit kam ein junger Afrikaner vorbei mit einem Körbchen voller Nagellack. Den verkauft er aber nicht, sondern lackiert den Frauen im Park die Nägel neu. Was für eine brillante Geschäftsidee. Malou lässt sich überreden und bekommt in 3 Minuten ihre Nägel frisch lackiert. Trotz des Vitaminschubes sind wir alle recht Platt und besorgen uns ein Taxi, das uns zurück zum Hotel fährt. Dort verziehen wir uns alle in unsere Zimmer und machen Siesta. Ich stell mich gleich unter die Dusche, die nur als Rinnsal über mich hinab tröpfelt. Wie gewohnt ist hier die Dusche direkt im Klo, neben WC und Waschbecken ist die Duschbrause angebracht und der Boden ist abfallend, damit das Wasser in der Ecke des Raumes ablaufen kann. Natürlich ist der ganze Raum nach dem Duschen nass, deshalb stehen wohl auch in jedem Hotel ein paar Flipflops vor der WC-Tür, damit man nicht gleich wieder nasse Füsse hat, wenn man den Raum betritt, bevor das Wasser abgelaufen oder wieder abgetrocknet ist. Das spart zwar sicher etwas Platz aber so richtig clever find ichs nicht. Jänu, thats Africa und vielleicht hab ich ganz einfach den wahren Nutzen dieser Konstruktion noch nicht entdeckt.

Zum Abendessen treffen wir uns dann im offenen, überdachten Resti des Hotels. Ich sitze ein ganzes Weilchen alleine mit Riziki da, bis King und später auch die Mädels auftauchen. Hunger haben nur die Afrikaner, wir Europäer füllen uns den Magen mit Fruchtsäften und Bier. King lässt mich von seinem Ugali probieren. Dazu gibts lokale Hühnchen. Ugali ist ne weisse kompakte Pampe, die mich etwas an Griessbrei erinnert, im Geschmack aber langweiliger und der Konsistenz klebriger ist. Ich wasche mir, wie heute Mittag gelernt, die Hände am Tisch und darf von seinem Teller probieren. Ich habe es mir wegen der Schilderung der Mädels schlimmer vorgestellt. Meist gibt es ein Schälchen mit Sauce dazu, in die man das Ugali tunken kann und sonst halt die scharfen Chilisaucen oder das Ketchup, das fast immer dazu auf den Tisch gestellt wird. Das Scharfe heisst hier Pilipili und ist wie das Ketchup von unterschiedlicher Qualität. Mal sehr ok, bei den lokalen Restis oft gefährlich chemisch schmeckend und aussehend. King puhlt immer ein Stück Ugali vom Klumpen auf seinem Teller und knetet es in seiner Hand zu einer noch kompakteren Kugel, die er dann in die Sauce taucht. Ich versuche es ihm gleichzumachen und bin überrascht, als die orange-rote Sauce ziemlich nach Maggi schmeckt. Ich hab mir vorgenommen zu meinem nächsten Essen ebenfalls Ugali als Beilage zu bestellen.

Inzwischen fallen mir fast die Augen zu. Es war ein heisser und langer Tag und tippen auf dem iPad ist auch nicht ganz so speditiv. Bilder kann ich hier keine hochladen, die Folgen dann später.

Gute Nacht Tanga, gute Nacht Ugali