Sansibar – Tag 12 – 6. Januar 2015
Fully Programm today! Der Wecker klingelt um acht, um neun öffnen wir das Tor und natürlich steht Abra wie gewohnt, auf die Minute pünktlich bereit. Heute geht es nach Stone Town oder Zanzibar Town. Ich weiss nicht so genau, was jetzt der offizielle Name dieser Stadt ist, denn immer wieder sieht man auch Schilder auf denen Zanzibar Town steht. Muss ich mal googlen gehn. Für unseren Ausflug spielt dass aber keine grosse Rolle, denn Abra bringt uns sicher an «beide» Orte ;-) Der erste Teil des Stadtbesuches ist Pflicht, der zweite dann die Kür. Meine Mädels müssen auf verschiedene Ämter und auf die Bank. Ich bin nicht sehr zuversichtlich, als wir unseren ersten Stopp bei der Barclays Bank machen. Das Gebäude ist gut bewacht. Um auf die Parkplätze neben der Bank zu kommen, wird jedes Auto erst inspziert. Zwei Männchen mit Spiegeln an langen Stangen prüfen sogar die Unterseite des Autos. Erst nach diesem Check, wird die Schranke für die Zufahrt geöffnet. In einem kleinen Vorraum sind zwei Bankomaten in die Wand eingelassen. Vor mir probiert Malou mit ihrer ZKB Karte erfolglos Geld zu ziehen. Ich bin umso erstaunter, als mein Versuch heute problemlos klappt, nachdem ich vor einer guten Woche hier kein Geld beziehen konnte und ich mein inzwischen böse geschrumpftes Geldbündel nach dem Bezug wieder zu einem ansehlichen Notenberg anwachsen lassen kann. Zweimal 400’000 Schilling spuckt die Maschine aus und ich bin froh, dass keine weiteren Aktionen nötig sind um an Geld zu kommen und ich für die nächsten Tage wieder genug Cash bei mir habe.
Der nächste Stopp ist beim Elektrizitätswerk von Sansibar. Barbara und Malou müssen hier die Stromrechnung bezahlen. Das funktioniert auf der Insel alles noch mittels Bareinzahlung. In der Halle, die wie ein Postamt daherkommt, sind vier oder fünf lange Schlangen vor den Schaltern. Die Frauen dürfen rechts vor und werden bevorzugt abgefertigt. Es ist ein reges kommen und gehen. Ich setze mich draussen vors Gebäude und warte auf die beiden, weil ich denke, dass ich hier nicht auch noch im Weg rumstehen muss. Ungefähr monatlich kommt bei ihnen zuhause ein Arbeiter vom E-Werk vorbei und liest den Stromzähler in den Häusern ab und lässt die Rechnung gleich da. So konnte Malou mit diesem Papier die Rechnung direkt begleichen, da ja King bei ihr wohnt und die Rechnung entgegennehmen konnte. Barbara hatte keine Rechnung, was aber nicht wirklich ein Problem ist, denn in dem Fall kann man einfach den Zettel beim Stromzähler mitnehmen, wo der Strommann die Zählerstände notiert und an einem anderen Schalter wird einem der offene Betrag notiert, den man dann einzahlen kann. Nach dieser Aktion gings weiter zum Steueramt, wo Papiere für die Einfuhr der Hilfsgüter abgestempelt werden mussten. Ein recht modernes Gebäude mit vielen kleinen Büros. Ich warte in der angenehm kühlen Halle. Im grossen TV der an der Wand hängt läuft grad ein Eishockeymatch auf Eurosport ;-) Es läuft auch hier alles rund und wir hüpfen wieder zu Abra ins Auto und fahren wieder mal aufs sansibarische Finanzministerium. Ich bin froh, dass ich mich hier um nichts kümmern brauche. Mir wird schon immer schwindlig, wenn mir Barbara zu erklären versucht, wie, wo, was in welchem Amt erledigt werden muss. Die Geschichte mit dem Löschen des Containers entwickelt sich seit Tagen wieder mal zu einer Odyssey, wo niemand die richtien Abläufe zu kennen scheint. Auf jeden Fall tauchen auch hier die Mädels bald wieder auf und nun müssen wir nur noch aufs Post Office. Hier gehts glaub ich nur noch darum, die Gebühren fürs Postfach zu zahlen, welches die offizielle Anschrift für allfälligen Papierkram für Maishazanzibar ist. In Schaukästen sind unzählige Sanibarische Briefmarken ausgestellt. Schmunzeln muss ich, als ich die Vielzahl der Sujets sehe: Queen Elisabeths Geburtstag, ein ganzes Set mit Lady Diana, wieso auch immer. Im Kontrast zu vielen schönen Tier oder Pflanzenmotiven gibts auch noch Serien mit Panzern und Militärhelikoptern. Ich verwerfe den Gedanken aber schnell wieder, mir ein paar Marken zu kaufen, denn das Sammeln von Briefmarken habe ich als kleiner Bub nicht allzulange durchgezogen.
Als der Pflichtteil abgeschlossen ist, gehen wir erst mal etwas essen. Es ist bald zwölf. Wir setzen uns in ein gemütliches Resti in einem kleinen Hof unter Sonnenschirmen, am Eingang zu den engen Gässchen der Altstadt. Das Essen ist einmal mehr lecker. Die Mädels erklären mir, dass der Eigentümer früher noch ein wunderbares Restaurant unten am Meer hatte. Es lag im ersten Stock eines Gebäudes mit einer grossen, schattigen Veranda, wo es immer angenehm kühl war, da hier immer ein frischer Wind vom Meer bliess. Als wir die Karte bekommen, lacht uns alle die Spinatquiche an, der Kellner kommt aber zurück und meint, dass es nur noch zwei gäbe. So versuche ich es mit Chicken irgendwas und bekomme wunderbares Hühnergeschnetzeltes an einer würzigen Zwiebel-Kokosmilch-Sauce. Eingewickelt in eine Art Pfannkuchen, dazu Chips. Mein Magen scheint sich auch wieder beruhigt zu haben und ich bin froh darüber. Nach dem Essen gehen wir ein paar Meter die Strasse zurück, wo es eine kleine Gelateria gibt. Das erste Mal geniessen wir wunderbar frisches italienisches Eis. @Sy Langi Langi kommt nächste Woche noch zum Zug. @Pimpi: Hab für dich einen Extraschleck genommen. Mein Fior di Latte ist nicht zu süss und hat eine feine Kokosnote. Jummy ;-)
Frisch gestärkt, tauchen wir dann in die engen Gässchen von Stone Town ein. Inzwischen hab ich das Rätsel gelöst: Stone Town ist eigentlich nur ein Stadtteil und die Bezeichnung für die Altstadt. Die ganze City heisst Sansibar-Stadt oder hier natürlich Zanzibar Town. Mir gefällt das Enge, ziemlich heruntergekommen wirkende, bis auf die recht nervigen Ladenbesitzer, die kaum von einem ablassen, um die Touris in ihre oft klitzekleinen Geschäfte zu locken. Das Angebot der meisten ist sehr ähnlich. Afrikanisches Kunsthandwerk bis zum Abwinken. Es gibt zwar viele Dinge die mir gefallen, aber im Grossen und Ganzen kauft man sich dann doch nur irgendwelche Staubfänger fürs Wohnzimmer. Vor der Abreise möchte ich mir aber bestimmt noch zwei, drei bunte Tücher, als Zimmerdeko kaufen und natürlich die Giräffchen, die ich mir aber hier in Nungwi bei Rizikis Mutter holen werde. Natürlich kann man nicht an all den Geschäften vorbeilaufen und so machen wir dann bald mal einem Händler die Freude und treten in seinen Laden ein. Ich habe mir schon verschiedentlich die kleinen schönen Kistchen angeschaut und so lasse ich mir eine reichen, die mir gefällt. Nun wird über den Preis gefeilscht. Da ich aber nicht wirklich ne Ahnung habe, was ein angemessener Preis für das Ding ist, noch wie der Umrechnungskurs von Dollar zu Schilling ist, stell ich mich wohl etwas dusslig an. Verhandeln war aber noch nie etwas, das ich wirklich gut konnte und so einigen wir uns am Schluss dann auf zwanzig Dollar. Natürlich lassen die Jungs dann nicht von einem ab, sondern versuchen in gleicher Intensität, einen noch von anderen schönen Dingen zu überzeugen. Ich winke aber ab und bins zufrieden. Die Frauen hüpfen mal links, mal rechts in Shops die Stoffe und Schals verkaufen. Das Gewirr von Kabeln, dass hier über unseren Köpfen hängt ist unglaublich. Es wundert nicht, dass auf der Insel immer wieder der Strom ausfällt. Bis jetzt blieben wir davon aber verschont, bis auf einen Abend, wo der Strom vielleicht für zwei Stunden weg war. Alle anderen Aussetzer waren nur von kurzer Dauer und sind eigentlich kein Problem. Ich erinnere mich grade an eine der ersten Nächte, als ich vor dem Schlafen gehn noch unter die Dusche gestanden bin und als ich grade schön eingeseift war geht das Licht aus. Im stockdunkeln Badezimmer muss ich erst mal die Seife runterspühlen, mein Handtuch suchen und mich den Wänden entlang in mein Zimmer tasten, wo ich zum Glück weiss wo mein Batterielämpchen steht. Natürlich geht just in dem Moment das Licht wieder an. Je weiter wir uns in den Gässchen verlieren, desto ruhiger wird es. Wir kommen an der alten Festungsmauer vorbei und Barbara führt uns in eine Ecke, wo viele Schreiner und Handwerker ihre Werkstatt haben. Wir können einem Schnitzer über die Schulter schauen, der gerade an einem Balken für die typischen Sansibartüren arbeitet. Mit Stechbeitel und Hammer verziehrt er ein Stück Hartholz, dass später ein Seitenbalken einer Türe wird. Er erklärt uns an einem kleinen Modell, wie die fertige Türe am Ende aussehen soll. An einfacheren Türen arbeitet er bis zu drei Wochen, grössere Türen, oder solche die oben noch einen Rundbogen haben dauern ein bis zwei Wochen länger. Auch in dieser Werkstadt sieht man keine Maschine herumstehen. Viele kleine Werstättchen stellen auch kleinere Gegenstände im Eingangsbereich aus. Auch hier sieht man überall die kleinen Kistchen, aber auch grössere Truhen mit Messingverziehrungen und Beschlägen. In dieser Gasse ist auch der Schreiner, der für Barbara und Malou verschiedene Möbel gezimmert hat. Er verwendet dazu oft gebrauchte Hölzer oder Möbel, die er wieder aufpimpt oder neu zusammenbaut.
Am Ende unserer Gässchentour landen wir im Cultural Arts Center. Ein Shop und eine Künstlerwerkstatt, wo einheimische Künstler ihre Arbeiten zeigen und verkaufen. Mir springen kleine Petrollämpchen ins Auge, die aus alten Blechdosen zusammengelötet sind. Ich liebe solche Dinge und kaufe mir gleich drei davon. Barbara begleitet mich dann noch ins House of Wonders, das heute als Museum dient. Ein riesiger Bau, vor dem erst kürzlich aufgefrischten Fordhnni Garden, einer kleien Parkanlage unten am Meer. Gebaut wurde er vom ehemaligen Sultan von Sansibar Ende des 19. Jahrhunderts und diente als Empfangsgebäude und für Zeremonien. Leider ist das Gebäude nicht im besten Zustand. Im Museum erfährt etwas über die Kultur und die Geschichte der Insel. Ich schaue mir die Ausstellungsstücke an, habe aber nicht die Musse, mich lange durch die erklärenden Texte neben den ziemlich verstaubten Schaukästen zu lesen. Schade, dass alle Türen geschlossen sind, um auf die rund ums Gebäude führenden Balkone zu treten. Barbara und Malou meinten, dass man dies früher konnte. Vielleicht ist die Bausubstanz nicht mehr sicher genug. Der schöne Holzturm trägt eine der wenigen Uhren, die man auf der Insel sieht. Bin mir nun grad gar nicht mehr sicher, ob die Uhr sansibarische Zeit, oder die «normale» Zeit anzeigt. Die sansibarische Zeit ist um sechs Stunden verschoben und beginnt Morgens um 6. Macht irgendwie Sinn, denn hier wo Tag und Nacht sich fast die Waage halten, beginnt der Tag bei Sonnenaufgang und endet mit dem Untergang der Sonne. So beginnen die Sansibari mit dem Zählen der Stunden, zu der Zeit, wo der Tag beginnt, woraus sich diese 6-stündige Zeitverschiebung ergibt. Ich staune als mir Barbara erklärt, dass viele Sansibari auch heute noch in dieser Zeit rechnen. Nach einer halben Stunde, haben wir die kleine Runde durchs Museum abgeschlossen, treffen Malou und Abra und lassen uns nach Hause fahren. Wir sind alle ziemlich müde, vom rumlaufen, von der Hitze und ich bestimmt auch wieder von den vielen Eindrücken. Dann und wann nicke ich ein und geniesse die Fahrt im angenehm kühlen Auto, zurück nach Nungwi.
Den Rest des Tages verbringen wir zuhause. Barbara geht noch ein paar Dinge einkaufen. Ihre Häuser liegen so zentral, dass das einkaufen immer superschnell geht. Der Supermarkt liegt grade eine Minute von den Häusern. Obst- und Gemüsstände sind auch nicht viel weiter und auch Brot und Telefonkärtchen können gleich um die Ecke geholt werden. Zum Abendessen macht Barbara eine wunderbare Niedergarpizza ;-) Jupp, das geht auch bei 120 Grad, dauert einfach ein Weilchen länger. Wir bekommen auf jedenfall eine leckere Pizza mit den letzten Resten vom mitgebrachten Gruyère und Salsiz.
Über Nungwi schien gestern der Vollmond und schon seit zwei Tagen, tuscheln die Mädels immer herum, dass es hier was spezielles zu sehen gäbe und spannen mich auf die Folter, ohne mir auch nur irgendwas zu erzählen. Gestern war es zu bewölkt, dumm nur, dass die Wolken heute noch dichter sind. Trotzdem machen wir uns um halb Elf auf den Weg und laufen hinunter zum Strand. Die Krux an der Geschichte ist, um mir dieses Schauspiel zu zeigen, brauchts Vollmond und Ebbe. Auf beides ist Verlass, nur nützt ein verdunkelter Vollmond nichts. Wir laufen vom Waves Richtung Hilton, aber das Spektakel zeigt sich leider nicht. Nun wird mir dafür verraten, was es gewesen wäre. Eine grosse Sandbank führt bei Ebbe weit ins Riff hinaus und in einer hellen Vollmondnacht, lechtet der Weisse Sand wie Schnee und verbreitet eine mystisches Stimmung. Ich geniesse den kleien Nachtspaziergang trotzdem und freue mich, dass wir Morgen um die Mittagszeit wieder hierher zurückkommen. Wir laufen trotzdem ein ganzes Stück auf der Sandbank ins Meer hinaus. Für morgen ist eine sehr tiefe Ebbe angesagt, wo man bis zur Riffkante hinauslaufen kann und man all die schönen Seesterne zu sehen bekommt. Ich bin ja mal gespannt.
Zuhause mache ich mich noch an meine Hausaufgaben. Es reicht auch noch für eine kurze Spielrunde, die heute wieder zu Barbaras Gunsten ausgeht, aber zumindest kann sie ihren Vorsprung nicht gross ausbauen. Natürlich nimmt die Schreiberei wieder viel Zeit in Anspruch und so ists dann fast wieder Zwei, bis ich mich unter mein Netz legen kann.
Gute Nacht Tansania, gute Nacht weisse Sandbank.