Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Sansibar – Tag 11 – 5. Januar 2015

Das Geschichtenschreiben zu Relaxtagen zuhause, wird immer schwieriger. Ganz besonders, wenn man nicht gleich Abends, die kleinen Erlebnisse niederschreibt. Ich könnt euch ja mal ein bisschen übers Wetter berichten, das mögen die Schweizer ja ganz besonders. Ihr hattet in den letzten 10 Tagen ja alles: Schneefall, Kälte, Regen und auch von Murgängen haben wir gelesen. Facebook quoll über mit all den Schneebildern von überall. Bei uns sind die Nuancen etwas bescheidener. Nachts schwitzen wir bei Temperaturen irgendwo um die 27 Grad, tagsüber triefts bei 31 was in den Wetterdiensten immer noch mit dem «Real Feel» Wert ergänzt wird, der bei heiss-schwülen 36 Grad liegt. Morgens hats Wind, oder auch mal nicht, dann ists mal bewölkt, oder auch nicht. Abends hats Wind, oder auch mal nicht, dann ists bewölkt oder auch nicht. Das mit dem Wind ist etwas verlässlicher, denn der lässt in den Abendstunden und Nachts meist nach. Hier hab ich auf jeden Fall noch nichts von Murgängen gehört, höchstens die Strände sind mal mehr und mal weniger und das nicht nur wegen Ebbe und Flut. Die Voraussichten für die nächsten Tage sind: 31°, 32°, 32°, 32°, 34°, 34°. Wobei ich den Verdacht hege, dass die Meteorologen hier einfach jeden Tag mal ein Grad mehr oder weniger hinschreiben, damit wir den Eindruck haben, die tun was. Denn Wetter gibts hier bis jetzt gar nicht, da es jeden Tag eh immer heiss ist. Und da spielt es oft kaum eine Rolle ob Schleierwolken oder auch mal etwas dichtere Wolken, die Sonne abschwächen, oder auch mal kurze Zeit ganz verschwinden lassen.

Aber zurück zum Relaxday: Ich hatte mir den Wecker auf acht Uhr gestellt, weil ich nicht den Morgen verschlafen wollte, wie gestern, empfand es dann aber doch gar früh und knipste das Ding wieder aus. Unsere Nachbarn, welche von meinem Schlafzimmerfenster etwa 2,75 m entfernt leben, machten genug Krach, dass ich eine halbe Stunde später wieder aufwachte und aufstand. Schlaftrunken öffnete ich mal die Haustür, setzte mich an die «frische» (lach) Luft und liess den Tag angehen. Als ich in die Küche laufe, liegt eine grosse Glaskarraffe zerschlagen am Boden. Langsam beginne ich doch an diese Woodoogeschichten zu glauben. Kein Mensch war da und eine Karraffe liegt in tausend Stücken am Boden. Des Rätsels Lösung, dürfte aber Ziti unsere Hauskatze sein, die in der Nacht wohl die Maus gejagt hat, die Barbara am Vorabend mal hinter dem Herd verschwinden sah. Ich wische den Karsumpel zusammen und koche dann Kaffee und bereite ein kleines Frühstück, mit Banänchen und Passionsfrucht zu. Danach regten sich dann meine Lebensgeister etwas.

Die ruhigen Stunden nütze ich nochmal, um meine offene Arbeit endlich ganz abzuschliessen. Es geht nur noch um etwas Kosmetik und einen letzten Test auf meinem Entwicklungsserver, bevor ich dann die definitive Version der Website, auf den Liveserver laden kann. Ich bin froh, der Kunde auch. Nun hat er eine responsive Website, die sich auch auf dem Handy gut bedienen lässt. Für den Rest der Ferien stehe ich nun nur noch auf Standby und checke täglich die Mails und höre einmal am Tag mein Schweizer Handy ab.

Die Zeit rauscht auch an solchen Tagen recht zügig an einem vorbei. Am Nachmittag, nachdem die ärgste Mittagshitze vorbei ist – wobei ich da nicht wirklich einen Unterschied merke – gehen wir zusammen noch ein paar Besorgungen machen. Das Haushaltgeschäft beim Versammlungsplatz, dass ich liebevoll «Siebler» nenne, wird auf die Probe gestellt. Wir brauchen einen kleinen Trichter, um unsere tägliche Ration Appenzeller in Barbaras Flachmann zu füllen und noch eine neue Karraffe mit Deckel. Im ersten Geschäft finden wir beides nicht, aber das ist auch eher ein Gemischtwarenladen, mit grossen Säcken voll Linsen, Bohnen und sonstigen Kügelchen. Die Frauen finden dafür Schulhefte und kaufen gleich den ganzen Vorrat auf. Nun haben Sie genügend Schulmaterial, um all ihre Kinder, die in ihrem Riziki-Projekt dabei sind, zu versorgen. Auf der anderen Strassenseite gehen wir nun zum richtigen «Siebler» und finden auch was wir suchen. Das Platiktrichterchen und die Flasche kosten um die 8000 Schilling. Die Mädchen im Laden sind sehr freundlich und zurückhald und … nicht die besten Rechner, denn auf die 10000er Note, die ich der einen gebe, bekomme ich 8000 zurück. Als ich es merke, winken wir sie nochmal her und klären das Missverständnis nach einigem hin und her. Denn zuerst drückt sie mir mit voller Überzeugung immer wieder die 5000er Note in die Hand, die ich wieder zurückgegeben habe. Sie ist dann aber recht froh, dass der Fehler bemerkt wurde und sie kein böses Minusgeschäft gemacht hat. So spazieren wir mit Taschen voller Schulhefte zurück. Der Gemüseladen, bei dem wir noch ein paar Tomaten holen möchten, hat gerade geschlossen, da es Zeit zum beten ist und die Verkäufer in die Moschee verschwunden sind. Das gehört hier zum sansibarischen Alltag. Wir setzen uns für zehn Minuten unter einen Baum, aber das Gebet scheint heute etwas länger zu dauern und so ziehen wir weiter und holen was wir noch brauchen im Supermarkt.

Am frühen Mittag stand ich heute schon mal vor verschlossenen Türen. Unser Internetstick, mit dem wir uns ins Netz wählen war aufgebraucht. Den Laden um die Ecke kannte ich und wollte mir vier neue Rubbelkarten für je 10’000 Schilling holen. Der Shop war aber wie gesagt geschlossen. Also ins nächste Geschäft fragen gegangen wo es sonst noch Prepaid Kärtchen gibt. Der Mann verweist mich nur 3 Türen weiter. Ich gehe in eine schmale Türe, durch die ich fast nur quer durchkomme, in ein dunkles Räumchen und frage nochmal. Freundlich zieht der Mann hinter der Theke eine Schublade auf und reicht mir ein Zettelchen, mit einem Wert von 1000 Schilling. Eine grosse schwarze Frau in leuchtend rotem Kleid, mischt sich ein und meint zu ihm, dass ich nach 40’000 Schilling Kredit gefragt habe. Er schaut zuerst verdutzt auf sie, dann auf mich und meint dann achselzuckend, dass er nur 1000er Zettelchen habe. Ich lehne dankend ab, weil man da kirre wird, bis man 40’000 Schilling geladen hat, ums Internet wieder in Gang zu schieben. Für viele Sansibari reichen diese Tausender-Kärtchen, oder sie können sich ganz einfach nicht mehr leisten.

Nach einer kurzen Verschnaufpause nach unserer Shoppingrunde beschliessen wir, noch einen Schwumm zu nehmen und werfen uns in die Badeklamotten. Die Flut ist da, die Wellen hoch, der Strand wie immer angenehm leer, das Wasser erfrischend … wenn man wieder raus kommt ;-) Wir bleiben nicht allzulange, aber es ist trotz allem eine nette Abkühlung. Ich bin auch froh, dass es wieder nach Hause geht, denn mein Magen ist seit zwei Tagen ziemlich rumplig und treibt mich öfter auf die Toilette als mir lieb ist. Ich habe zum Glück keine Bauchschmerzen, aber es gurgelt und die Sitzungen sind nicht sehr angenehm. Ich hoffe, dass es nicht ärger wird und habe mal vorsorglich mit einer Bioflorin-Kur begonnen.

Zum Abendessen gingen wir wieder mal ins Baraka. Der Stand mit den Tagesfängen sieht verlockend aus und so wähle ich an diesem Abend einen Kingfish. Dazu gibts etwas Gemüse und Chips. Das Fläschchen Wein dazu passt auch und auch Riziki hat wieder einen gesgneten Appetitt. Wie gewohnt kippt sie bald nach dem Essen in den Schlafmodus und so verlangen wir schnell die Rechnung und spazieren nach Hause. Auch hier pendelt sich langsam eine schöne Routine ein. Zu Beginn sitzen wir meist alle noch ein Weilchen draussen auf der Veranda und quatschen und nachdem sich auch Malou verabschiedet, spiele ich mit Barbara noch ne Runde Yatzy mit eisgekühltem Appenzeller. Die Schreiberei lass ich schleifen, manchmal muss man die Prioriäten eben anders setzen. Den Bericht von Heute versuche ich dann morgen früh nachzuliefern.

Gute Nach Nungwi, gute Nacht Vollmond.