Sansibar – Tag 9 – 3. Januar 2015
Heute Nacht machte ich einen kleinen Ausflug ins All. 10 Minuten vor dem Aufwachen war ich im Spaceshuttle unterwegs, weiss allerdings nicht obs die Columbia oder die andere Fähre war, aber das ist wohl nebensächlich. Ich musste mich hinsetzen und anschnallen. Vor mir ein recht übersichtliches Cockpit mit ein paar Knöpfen und Monitörchen. Wir bereiteten auf den Wiedereintritt in die Erdathmosphäre vor. Als ich mich umdrehe, bin ich ganz verdutzt, dass die Fähre, wie ein 20 plätziges Flugzeug aussieht. In den etwa 6 Sitzreihen sitzen noch ein paar andere Gäste vertstreut über die Plätze verteilt. Ich denke: «Na logisch, in der Weltraumstation waren wir ja nicht zu zweit, das sind bestimmt die andren Astronauten. Ich warte aufs rütteln und die rot leuchtende Hitze, die bestimmt gleich beim Eintritt in die Athmosphäre losgehen sollten, aber plötzlich merke ich, dass wir in den französischen Alpen durch ein Tal rauschen und einer Strasse – wohl zum landen – folgen. Ein kurzes Tunnel wird dochflogen, danach sind wir unten. Phweeeehhh… wie konnte ich nur diese spannende Phase des Wiedereintrittes in die Athmosphäre nicht mitbekommen? Egal… als nächstes sehe ich mich in einem grossen Schwimmbad in der Umkleide und ziehe mich für ein erfrischendes Bad um. Als ich dabei meine Gedanken kreisen lasse, merke ich, dass meine ganzen Erinnerungen an meinen Weltraumflug gelöscht sind. Das einzige, an was ich mich erinnern kann ist, dass ich in der Fähre sass, zum Fenster rausschaute und mich auf den Rückflug vorbereitete. Was aber die Tage zuvor passiert war ist weg. Gelöscht! Deleted! Mit diesem eigenartigen Gefühl wache ich in meinem Gästebett im Gästezimmer von Barbaras schönem Haus auf und stehe leicht verdattert auf. Es ist schon 10 durch, aber klar, dass man nach einem Weltraumflug etwas erschlagen ist und nicht von selbst schon morgens um 6 aufwacht :-D
Ein entspannter Tag steht an, von dem es nicht viel zu berichten gibt. Frühstück, gemütlich das Aufwachprozedere zelebrieren und danach etwas auf der Terrasse herumflätzen. Etwas später mache ich mich dann an meine Hausaufgaben und versuche die Eindrücke und das viele, was uns gestern erklärt und erzählt wurde nochmal einigermassen auf die Reihe zu kriegen. Wenigstens hab ich ein paar Fotos gemacht, das hilft. Einen Teil des Morgens verbrachten wir dann damit, leere Weinflaschen sauber zu zerschneiden. Barbara hat eine hübsche Bastelidee gesehen, um aus Flaschen, Windlichter zu machen. Dazu muss man den Boden abschneiden. Ich meine mich erinnern zu können, dass es einen Trick gibt, mit Schnur und Spiritus und tatsächlich werden wir im Internet fündig, wo uns Videos Mut machen. So organisiert Barbara die Mittel, die wir hier zur Verfügung haben: Anstelle von Aceton, wie empfohlen haben wir aber nur Kerosin und eine Baumwollschnur ist auch nicht einfach aufzutreiben, so muss eine Bastschnur herhalten. Leider scheitern aber unsere Versuche und so brechen wir die Übung wieder ab. Danach mache mich an meine Schreibarbeit und so dümpelt der Tag dahin.
Seit dem frühen Nachmittag wird das Dorf wieder mit islamischem Singsang beschallt. Heute klingt alles etwas improvisierter und gleich aus zwei Ecken. Ich pack nochmal die Kamera, um zu schauen, wie es am Tag auf dem Festplatz ausschaut. Es sind nur noch ein drittel so viele Leute im Gässchen, aber jede Menge Kinder und auf dem Platz stehen viele Männer im Kreis. Zwei oder Drei von ihnen halten ein Mikro in der Hand und singen lauthals, abwechselnd irgendwelche, für unsere Ohren schwer zu ertragenden arabischen Singsang. Ein paar Kinder tanzen dazu herum. Die langen Gewänder sind nicht zugegen, es scheint eher eine offene «Singstunde» zu sein, wo die Kids herumtollen könne. Die meisten sind in Schuluniform oder in ihren schönen bunten Kleidern hier.
Gegen Abend kommen nochmal ein paar Fundis vorbei, um die Preise für die Schulbänke und den weiteren Tischbau zu besprechen, denn die Pergola über dem neuen, inzwischen fertiggestellten Tisch ist nicht mehr sehr vertrauenswürdig und soll auch gleich noch ersetzt werden.
Als dies dann geregelt ist, machen wir uns auf zum Nachtessen ins Waves. Der fast volle Mond erleuchtet den Strand wunderbar. Ein herrliches Bild, bietet die hell leuchtende Kugel über dem hohen Palmendach des Waves. Schade habe ich keine Kamera mit Stativ dabei, um dies festzuhalten. Heute gibts für mich feine Spaghettis mit Meeresfrüchten an Kokosmilch. So habe ich es noch nie gegessen, denn gewürzt ist das ganze afrikanisch. Wunderbar. Nachdem wir unsere Mägen gefüllt haben und Risiki, wie üblich fünf Minuten nachdem sie sich vollgegessen hat vor Müdigkeit fast vom Stühlchen kippt, gehen wir nach Hause. King kommt auch zurück und so sitzen wir in gemütlicher Runde draussen und quatschen. Vom Dorf lärmt immer noch islamisches Singsang in Abwechslung mit Flötengedudel. Als sich dann der Rest auch ins Körbchen verschiebt, spiele ich mit Barbara noch ein Triomino und werde von ihr furchtbar an die Wand gespielt. Ein nochmaliger Flaschentrenn-Versuch scheitert dann auch noch. Inzwischen ist es drückend heiss und zum ersten Mal absolut windstill über Nungwi. Bin gespannt, wie die Nacht wird. Ich werd mich noch schnell unter die Dusche stellen und mich dann auch wieder hinter meinem Netz zum schlafen legen. Einfach keine Körperteile irgendwie übereinanderlegen, sondern alle Gliedmassen weit voneinander weit ausgebreite hinlegen und sich darauf konzentrieren, nicht zu schwitzen ;-)
Gute Nacht Tropennacht, gute Nacht Flaschenteiler.
Die abwechslungsreichen, sehr blumig ausgeschmückten Erzählungen deiner zanzibar-Tage gespickt mit vielen Schweisstropfen lesen sich sehr gut!
Und vorallem kommt mir vieles bekannt vor und es reizt mich gerade, wieder einmal dorthin zu reisen…….
Danke Pierre ;-)
Rahel schrieb am 4. Januar 2015 um 15:01
Oh…Spahgetti mit Meeresfrüchten an Kokosmilch – das klingt aber lecker.
Vielleicht silltest du neben dem Blog auch noch ein kleines Kochbuch schreiben ;-)
Weiterhin eine spannende Zeit, Digi
Digi schrieb am 4. Januar 2015 um 15:44
genau, kochbuch! und dann, um die praxis zu vertiefen, könntest du mich hier auf dem boot als gastkoch für eine woche ablösen. yeah!
corinne schrieb am 4. Januar 2015 um 17:11