Tag 26 – 12.1.: Goodbye Sydney
Um viertel vor acht klingelt der Alarm und ich quäle mich aus den Federn. Ich habe noch nichts gepackt und es herrscht noch ein ziemliches Chaos in meinem Zimmer. Zum Aufwachen hilft mir erst mal eine Dusche, danach gehts schon viel besser. Tasche und Koffer sind wieder gut gefüllt, die elektronischen Spielsachen kommen in den Rucksack. Kurz vor neun klopfe ich dann bei Karl mal an die Türe und geb ihm kurz ein Zeitupdate, dass ihn erschreckt hochfahren lässt. Er wirkt leicht verkatert ;-) und ich schlürfe noch einen Kaffee und verdrücke ein Confibrot, während er sich parat macht.
Kurz nach 9 verabschiede ich mich von Iwona und Thomas. Ich werde sie wohl ein Weilchen nicht mehr sehen, Thomas kommt aber in einer Woche auch nochmal nach Victoria um mit Ercole und mir durch den Wilson Promontry Nationalpark zu wandern. Zum Glück sind wir zeitig dran, denn die Flora Street, die Karl ins Navigationsgerät eingibt, ist eine 50 Meter lange Sackgasse in einem verschlafenen Wohnquartier. Wir rufen deshalb nochmal der Serviceline der Busunternehmung an und finden heraus, dass wir natürlich an einer falschen Ecke gelandet waren. iPhone, zweites Navi und die neuen Infos führen uns dann aber doch noch an die richtige Flora Street, wo wir auch den beschriebenen Bäckerladen und die Post finden. Karl ist so freundlich und wartet mit mir, bis der Bus pünktlich um 10:25 kommt und verabschiedet sich dann von mir.
Zum Glück hab ich gestern bei Jacky nochmal nachgefragt, ob man den Bus reservieren müsse und Jacky netterweise dann gleich den Anruf für mich erledigt hat, denn alle Fahrgäste sind auf einer Liste, die der Chauffeur sauber abhakt und jeden nach seinem Namen fragt. Ich habe eine gut achtstündige Busfahrt vor mir. Anfangs sitze ich etwas schal und müde neben einem jungen Aussie. Er ist Fischer und unterwegs nach Bermagui, von wo er die nächsten fünf oder sechs Tage auf Fischfang geht. Auf meine Nachfrage erklärt er mir, dass sie zu fünft ca. sechzig bis hundert Meilen aufs Meer hinausfahren und Thunfische fangen. Sie hätten eine über zwanzig Kilometer lange Leine, mit circa 1200 Haken dran. Ich staune! So geht das also. Aber anscheinend sind auch hier Fangquoten nicht mehr so gut. Ich verstehe nicht ganz alles was er erzählt. Erstens ist’s ziemlich laut im Bus und zweitens Aussie und drittens ist mein Englisch immer noch recht mager.
Im Moment sitzen noch zwei Fahrgäste im Bus und ich habe noch eine knappe Stunde Fahrt vor mir. Die Strecke ist extrem schön und ich geniesse neben der endlosen tippserei auf meinem iPad immer wieder die Aussichten auf die typisch Australische Landschaft. Bis jetzt machte der Bus zweimal eine gute halbe Stunde Halt. An diesen Stationen steigen alle Fahrgäste aus und der Bus wird abgeschlossen. Ich finde das hervorragend. Man hat etwas Zeit, kann sich die Füsse vertreten, schnell was zu essen kaufen und ist wieder fit für die nächste Etappe. Je weiter es gegen Eden, oder meine Endstation Merimbula geht, um so hügeliger und kurviger wird die Strasse. Wir durchqueren ein paar hübsche Ortschaften, meist direkt am Meer. Ich denke, dass wenn man hier mit dem eigenen Auto unterwegs ist, viel schönes entdecken könnte.
Seit ungefähr zwei Stunden hat sich der Himmel zugezogen. Zwischenzeitlich hatte es auch mal kurz geregnet. Ich habe hier im klimatisierten Bus grad überhaupt keine Ahnung wie warm es draussen noch ist, aber da aus der Lüftung immer noch kalte Luft ausströmt, nehme ich an, dass ich beruhigt T-Shirt, Shorts und Flipflops anlassen kann.
Inzwischen bin ich in Merinbula angekommen. Das mit den Shorts und so ist aber schon fast wieder grenzwertig. Der Bus ist eine viertel Stunde vor Fahrplan schon da und ich rufe Ercole an. Kurz danach kommen sie angebraust und laden mich mit meinem schweren Gepäck ein. Sie haben ein Motel gebucht, aber erst mal gehts hinunter zum Strand an einen netten Picnicplatz mit Grillstation. Ich staune: Hier in Australien haben viele Picnicplätze Gasgrills, die man einfach nutzen kann. Ercole drückt auf einen Knopf, bis das grüne Licht brennt und schmeisst danach leckere Scampis auf die heisse Grillplatte. Ich werde überrascht mit einem wunderbaren Apéro und Häppchen. Wir geniessen das Essen an der frrrrrischen Luft, an die ich mich aber langsam wieder gewöhne und grade noch ohne Jäckchen auskomme. Kurz vor dem Eindunkeln gehen wir noch hinunter zum Strand und waten im seichten Wasser herum und schauen der Flut zu, die gerade die Bucht wieder mit Wasser füllt. Danach gehts zum Motel, wo ich meine Compis nochmal hervorziehe und meine Beiträge der letzten Tage nochmal überfliege und ein paar Bilder dazu aussuche. Inzwischen schläft der Rest der Truppe tief und auch mir fallen gleich die Augen zu. Morgens um eins dürfen sie das auch – finde ich.
Das ganze Aussie-Album gibts bei flickr. Die Bilder zu Tag 26 starten hier.