Pierres Blog

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Tag 23 – 9.1.: ColedaleT5


Furchtbar, da macht man mal 3 Tage Pause mit den Beiträgen und schon macht sich ein Loch in meinem Hirn breit und ich muss heftig überlegen, was vor nur drei Tagen los war. Ich werd’s schon noch hinkriegen, aber die kleinen Details, die einem ganz beiläufig aufgefallen waren gehen einem dabei schon mal vergessen.
Nach dem heissen Tag von gestern, haben sich die Temperaturen wieder normalisiert. Aber aufs Wochenende wird wieder ähnliches erwartet. Karl möchte mir heute Coledale zeigen, einen schönen Küstenabschnitt südlich von Sydney, nahe des Royal Nationalparks. Wie meistens geht der Geocacher-Tourist vor den Ausflügen schnell ins Internet, um sich die aktuellen Caches aus der Umgebung aufs GPS zu laden. Zufällig entdecke ich dabei einen Abseilcache ganz in der Nähe und so beschliessen wir, dieses kleine Abenteuer anzugehen. Nach einer guten Stunde Fahrt erreichen wir drei Jungs den Campground und machen hier eine kurze Pause. Wir hatten uns überlegt, anstatt in die Blue Mountains zum Campieren zu fahren, hier eine oder zwei Nächte zu verbringen, aber uns dann entschieden, Tagesausflüge von zu Hause zu unternehmen. Alle laufen in dicken Pullovern herum, ich bin erstaunt über die Temperaturkapriolen hier in Downunder. In Sydney wars noch sonnig, inzwischen ist der Himmel mit dicken Wolken zugezogen und ein kräftiger, kalter Wind bläst. Der Strand ist leer, nur zwei wagemutige ältere stehen in der hohen Brandung und ein Surfer kämpft mit den hohen Wellen, kriegt aber doch ein paar Surfs hin.
Da es bei diesem Wetter hier am Strand nicht viel zu tun gibt und Karl mir erklärt, dass bei so rauher See auch Fischen kaum Erfolg verspricht, entschliessen wir uns, den Abseilcache anzugehen. Ich versuche Karl zu lotsen, aber das Kartenmaterial auf meinem GPS ist hier nicht sehr gut und so erwischen wir gleich zu Beginn die Auffahrt auf den Highway Richtung Nowra anstatt den alten Highway Richtung Sydney. Also fahren wir erst mal wieder 10 km vom Ziel weg und als wir dann endlich an einer Ausfahrt wenden können, wird zum einen der Sprit knapp und zum anderen bekommen wir alle Hunger. Also 30 km zurück, weils hier natürlich keine Tanke gibt. Dafür gibts für mich zum ersten mal Fish & Chips und in diesem Seafoodladen sind sie sogar richtig lecker, mit hausgemachter Tartare Sauce. Nachdem der Wagen vollgetankt ist, geht’s wieder zurück und diesmal klappt’s auch mit der richtigen Ausfahrt auf den alten Highway, der parallel zur neuen Strasse verläuft. In der Nähe des Caches finden wir dann auch einen Zugang, der mit einer Schranke abgesperrt ist. Wir parken den Wagen am Strassenrand und ziehen unsere festen Schuhe an.
Als wir grade los wollen, hält ein Wagen und zwei Herren fragen uns was wir hier wollen und erklären uns dass das Gelände gesperrt sei. Als wir ihnen unser Vorhaben kurz schildern, geben sie uns aber ihr ok, da nur die Landseite der Strasse gesperrt ist und nicht die Seite zu den Klippen. So folgen wir ein paar Meter dem überwachsenen Pfad, stossen dann kurz vor der Klippe auf einen markierten Wanderweg, den wir aber gleich wieder verlassen, um die letzten paar Meter durchs dichte Unterholz zum Nullpunkt vorzudringen. Die Aussies nennen das Bush Bashing. Klingt Super, find ich;-)
Wir landen auf einem flachen, nicht überwachsenen Felsen mit einer fantastischen Aussicht auf die wundervolle Küste. Das Plateau, auf dem wir uns hier befinden liegt auf knapp 400 Metern. Vor uns fallen die Felswände senkrecht ab. Ich packe meine Kletterausrüstung und mein neu erstandenes Seil aus und zeige Thomas und Karl wie man mit die verschiedenen Tools zum abseilen und wiederaufsteigen anwendet. Meine Versuche das Seil über die Klippen hinunterzuwerfen missraten mir einige Male, da der Wind vom Meer her so stark bläst, dass mir alles wieder entgegenfliegt und in den Büschen vor dem Abgrund hängen bleibt. Als es dann klappt, seile ich mich dann mal die ersten zehn Meter ab, merke aber, dass ich wohl ein paar Meter neben dem Cache hänge. Auf einem kleinen Standplatz baue ich dann die Aufstiegshilfen ein und hiefe mich wieder hoch. Der zweite Versuch ist dann erfolgreicher, ausser dass auch diesmal das Seil wieder in die Büsche geblasen wird. Aber ich lande nach ein paar Metern abseilen unter einem Felsdach beim Cache. Loggen und aufsteigen gehen dann recht flott und so machen wir uns nach dieser kleinen Action wieder auf den Heimweg. Leider ist das Gelände zu schwierig um Thomas und Karl auch mal abseilen zu lassen.
Am Abend sind wir noch bei Bob und Barbara, Karls Eltern eingeladen. Bob sitzt wie immer in seiner Garage und trinkt mit Toni, einem polnischen Freund die ersten Bierchen. Als wir auftauchen, gibts erst mal ein grosses Hallo und das 24er Pack VB, dass wir mitgebracht haben wird sogleich geöffnet und der Rest in den Kühlschrank gestellt. Toni ist ein witziger Kerl, klein, mit grossem weissen Bart und beträchtlicher Bierpauke. Barbara serviert wunderbare Häppchen: Schnittchen mit frischem Hering, mit Spinat an Sourcream gefülltes Weissbrot und Bruschettas. Ich bin fasziniert von Bobs Werkstatt und seinem Maschinenpark und lasse mir von ihm ein bisschen was zeigen. Er ist Spengler mit Leib und Seele und scheint wirklich ein Meister seines Fachs zu sein. Ich würde mir das gerne mal genauer erklären lassen, aber heute sind wir ja zum quatschen da. Die mitgebrachten Biere gehen weg, oder besser gesagt runter wie nix und gegen Elf machen wir uns dann auf den Heimweg. Iwona bringt uns sicher nach Hause, Thomas ist noch ziemlich aufgedreht, schläft dann aber Zuhause auf seinem provisorischen Nachtlager schnell ein. Mir gehts ähnlich, und natürlich ist ans Blogschreiben nicht mehr zu denken.