Raaberg
Manchmal frag ich mich, ob ich hier das Thema Geocaching überhaupt noch erwähnen soll. Mir scheint bald, jeder Artikel hat damit zu tun. Jä nu, ist halt so und diesem Hobby sei Dank, stolpere ich immer wieder über tolle Orte die ich gerne entdecken möchte. So wars auch am mit dem Raaberg. Seinen Nachbar, den Mattstock hab ich schon einige Male bestiegen. Eine gemütliche zweistündige Wanderung auf einen schönen Berg mit noch schönerer Aussicht. Heute spielte der Mattstock aber nur die zweite Geige. Die eigentliche Challenge war der Raaberg, bzw. der etwas östlich davon gelegene Pt. 1779. Ist nochmal 50 Meter höher und durch seine Felsnadeln wohl auch etwas spektakulärer.
Für d’Bildlilueger und Läsefuuli: Corinnes Pics bei Flickr.
Corinne muss man für solche Herausforderungen nicht zweimal Bitten und so liefen wir ab der Bergstation des Sessellifts um halb 11 los. Das Wetter war prächtig und die Sicht und das Licht waren brilliant – kontrastreich und glasklar. Zu Beginn folgten wir dem Bergweg auf den Mattstock bis wir diesen auf ca. 1500 Meter verliessen und dann weglos leicht links haltend weiter hoch zum Gipfel kraxelten. Bis zur Umlenkstation des Skiliftes gings ganz gut, danach wurde die Angelegenheit aber immer steiler und wir durchstiegen wunderbar blühende Sommerwiesen. Die letzten Höhenmeter mussten wir dann nochmal etwas traversieren, weil wir doch etwas zu weit östlich aufgestiegen waren, sodass wir ein paar Rillen queren und uns auch mal zwischen ein paar Föhren durchzwängen mussten. Aber es gab immer eine gangbare Route bis wir kurz vor Zwölf vor den Gipfeltürmchen standen. Die Aussicht ist phantastisch. Erst auf dem letzten Meter taucht das Säntismassiv auf, natürlich hat man immer die Churfirsten im Blick, den mächtigen Mürtschenstock, die Glarneralpen mit Glärnisch und dem Tödi im Hintergrund und auch der schön geschwungene Mattstock wirkt von diesem Punkt aus majestätisch. Die letzten Meter zum Gipfel-Pickel (welcher hier als Gipfelkreuz herhalten muss) muss man noch um eine kleine Felsnase herumhangeln. Nicht allzu wild, aber doch luftig. Die Kalkblöcke hier oben sind wunderschön und es machte richtig Spass hier nach dem Gipfelcache zu suchen. Ich bin bestimmt nicht zum letzten Mal hier oben. Ich liebe solche Ziele: Es ist erstens wunderschön und man ist so schön alleine und bekommt von den zahlreichen Mattstock-Wandervögeln gar nichts mit.
Nach einer guten halben Stunde, dem erfolgreichen loggen und ein bisschen rumkraxeln gings dann etwas direkter, zuerst über eine steile Wiesenflanke und dann via Bärenfall hinüber zum Wanderweg auf dem Mattstock. Der Bärenfall ist ein eindrückliches und wunderschönes Schrattenkalkfeld. Die Kalkfelsen vom Mattstockgrat fliessen wie ein Gletscher von oben herab und die ausgewaschenen Rinnen wirken oft wie von Menschenhand geschaffen. Herrlich! Auf ca. 1650 Meter trifft man wieder auf den Wanderweg und so gehts dann von dort wieder auf der offiziellen Route dem nächsten Gipfelkreuz entgegen. Kurz vor Zwei sind wir oben. Inzwischen hat sich der Himmel zugezogen und über dem Glärnisch hängt ein mächtiger Regenvorhang. Wir lassen uns davon nicht irritieren, geniessen die phantastische Aussicht und stärken uns mit dem Mitgebrachten aus dem Rucksack. Zum ersten Mal sehe ich von hier den Bodensee und bin begeistert! Wir sind auch freudig überrascht, als wir im Fernglas sogar das Chabisen Kunstwerk erkennen können, welches wir vor ein paar Wochen auf der Ofenlochtour besichtigt hatten. Als die ersten Regentropfen fallen, packen wir zusammen und machen uns an den Abstieg. In den Lawinenverbauungen ist noch eine Zwischstation des Mattstockcaches versteckt, die wir verzweifelt suchen… bis… na ja… bis der Pierre dann anstatt A mit B und C addiert, A mit B und D zusammenzählt. Ich erklär jetzt hier kein Geocaching-Latein, nur soviel: Man muss immer mal wieder Koordinaten berechnen, nur muss man auch das was man liest auch so aufschreiben und wenn man da ein paar Buchstaben oder Zahlen vertauscht, kanns schon mal sein, dass man am falschen Ort landet. So auch wir, denn die Hinweise passten nicht so richtig, bis ich nach langer erfolgloser Suche den Fehler entdeckte und danach auch der Hint passte ;-) Zum Glück waren die paar Regentropfen nur ein kleiner Streifschuss und nach erfolgreicher Suche in den Lawinenverbauungen verzogen sich die Wolken so schnell sie gekommen waren auch wieder. Vielleicht hatte ich auch nur das Gefühl, dass sich die Wolken schnell wieder verzogen, denn jetzt wo ich meine GPS-Daten anschaue, sehe ich, dass wir hier eine ganze Stunde mit Suchen und Rechnen verbracht hatten. Die aus dieser Zwischenstation errechneten Koordinaten führten uns dann zum Final, in die Nähe der Alp Walau. So weit wollten wir eigentlich nicht absteigen, aber angefressene Cacher nehmen solche kleine Umwege gerne in Kauf. Also runter zur Alp, Cache gesucht und dann zum dritten Mal wieder aufgestiegen. Ich wollte Corinne den wunderschönen Weg via Obloch, Ober- und Unterfurggen nicht vorenthalten. Ein Abstecher der sich auf jeden Fall lohnt und eine Mattstocktour zu einer noch abwechslungsreicheren Wanderung macht.
Kurz nach Sechs waren wir dann in Durschlegi, wo wir unsere Arme im Kneippbecken abkühlten. Eine herrliche Erfrischung. Die Zeit reichte nun auch noch für den letzten Abstecher, hinunter zum Weg nach Weesen, wo man an einer eindrücklichen Felswand und -runse vorbeikommt. Wir stiegen aber nur bis zu dieser Stelle ab um auch dort noch ein Rätsel zu lösen. Am Ziel und der richtigen Tafel, welche die Lösung einer Frage enthielt, tat ich wohl einen etwas zu begeisternden Jauchzer der eine Gemse derart erschreckte, dass die im gestreckten Galopp im bald senkrechten Couloir hinunter raste. Absoluter Wahnsinn wie sich diese Tiere in steilstem Gelände bewegen. Dieser Weg von Weesen nach Amden, über den Schwarzberg möchte ich mal in ganzer Länge machen. Das oberste Stück ist auf jeden Fall unheimlich schön und auch wenn es nur diese eine Kilometer ist, reicht es aus um den Weg mal anzulaufen. Die letzten 15 Minuten setzte dann wieder Regen ein, aber der konnte uns die Laune nicht mehr verderben. Kurz vor Acht waren wir zurück in Amden. Was für ein Tag! Die Besteigung des Raabergs natürlich das Highlight, aber die ganze Mischung wars, die diese Amdener Runde so einmalig machte.
Hoffotografin war diesmal Corinne. Pics bei Flickr.