Ornitologiestunde
Tag 26, Samstag, 9. Januar
Stewart Island, Ulva Island
Es geht wieder früh raus. Um sieben klingelt uns das Handy wach. Wir packen schnell unsere Koffer und gehen zum Frühstück runter. Ein kleines Buffet ist hergerichtet und ich freu mich mal wieder, ein paar Cereals mit Yoghurt zu essen. Dazu den obligaten Toast und Kaffee. Danach Hotel zahlen, Koffer deponieren und rüber zur Golden Bay, wo wir um zehn nach Acht zur Ulva Tour einchecken sollen. Wir sind schon vor acht dort. Es regenet mal wieder, ist ziemlich kalt und recht unangenehm. Alles tief verhangen. Ein alter Mann der sein Boot parat macht und ein älteres Ehepaar sind die einzigen die unterwegs sind, aber weder ist der alte Mann unser Guide oder Wassertaxi-Fahrer, noch nehmen die beiden anderen an unserer Tour teil. Kurz nach acht trudelt dann erst eine Frau ein, die mit auf die Tour kommt und Matt unser Guide und noch ein älteres Ehepaar. Matt ist ein sehr sympathischer, gesprächiger aber nicht aufdringlicher Kiwi. Auf die Minute kommt dann auch noch das Wassertaxi. Kommentar von Matt: Wieso auch eine Minute früher kommen, wenns nicht nötig ist ;-) Die Chemie stimmt und wir freuen uns alle auf eine interessante Tour. Die Überfahrt dauert nur 10 Minuten. Noch in der Buch verlangsamt unser Käptn die Fahrt und Matt zeigt mit dem Finger auf zwei blaue Pinguine die in der Bucht herumschwimmen. Danach gehts weiter und wir werden in der Post Cove oder ähnlich abgesetzt. Eine hübsche kleine Bucht, mit dem einzigen Haus auf der ganzen Insel. Dieses Haus war früher das Post Office, weil es am besten für alle erreichbar war. Es ist heute in Privatbesitz. Die Eigentümer sind die einzigen Menschen die das Haus nutzen dürfen, können es aber nicht an Fremde verkaufen. Solange sie es in der Familie behalten haben sie Recht es zu behalten, ansonsten darf es nur das DOC (Department of C…) kaufen. Es regnet nun wieder heftiger, aber alle sind gespannt und die Matt beginnt den Rundgang. Er hat Ornitologie studiert und weiss wirklich alles über diese Insel. Sie ist seit einigen Jahren von sämtlichen nicht heimischen Tieren und Pflanzen befreit und ein Schutzgebiet. Wir wandern über drei Stunden über die kleine Insel, die ein paar hervorragend gepflete Wege überziehen. Ich kann mir die Namen der Vögel nicht merken, die wir alle sehen, aber das ist nicht so wichtig. Der «unnütze» Baum den ich für mich so benannt habe ist aber ein ganz interessantes Gewächs, dass uns Matt auch erklärt. Die ersten 3 oder 4 Jahre wachsen auf einem ganz dünnen Stil der sicher vier Meter hoch werden kann ganz schmale und lange Blätter die an den Aussenkanten wie Widerhaken entwickeln um die Pflanze vor Moas zu schützen. Moas sind ausgestorbene Laufvögel ähnlich dem Vogel Strauss. Wenn die Pflanze dann eine gewisse Höhe erreicht hat, ändern sich die Blätter und der Baum bekommt ein anderes aussehen. War wohl nix mit unnützer Pflanze. Ganz im Gegenteil, das ist ein richtig raffiniertes Ding. Captain Cook oder sonst ein Entdecker nahm die vermeintlich verschiedenen Pflanzen mit nach Hause, bis er entdeckte, dass es sich um dasselbe Gewächs handelt. Natürlich erklärt er uns auch die verschiedenen einheimischen Bäume, sämtliche Vögel die rumschwirren und halt einfach alles was es zu sehen gibt.
Spannend auch, dass er immer weiss wo welche Vögel zu sehen sind. Er kennt die Nistplätze, weiss an welchen Plätzen die Tiere ihr Futter finden und so sehen wir auch die seltenen Yellowheads oder die kleinen Riffle Birds (der kleinste Vogel Neuseelands). Er bleibt plötzlich stehen und meint, wir sollen ein Momentchen hier warten und still sein. Es geht keine Minute bis ein kleines Vögelchen angeschwirrt kommt und auf den Ästen herumtänzelt und schliesslich in einem Baumloch verschwindet. Kaum ist er im Loch verschwunden, hört man auch schon die Kleine fiepen. Wirklich süss. Als wir auf der anderen Seite der Insel an eine Beach kommen, wimmelt es nur so von Wekas, die ich weder kannte und natürlich auch noch nie gesehen habe. Matt scheint daran gefallen zu finden und verspricht mir mit einem Schmunzeln im Gesicht, als ich zu Beginn nachfrage, was denn der Weka für ein Vogel sei (welcher natürlich jeder Neuseeländer kennt), dass ich davon heute hundertprozentig noch ein paar sehen werde. Diese Vögel sind auch flugunfähig und ähneln ein bisschen den Kiwis. Mit ihren langen Schnäbeln wühlen sie am Strand in angeschwemmten Sea Weed nach Mücken, Larven und Strandflöhen. Ganz lustig ist auch ganz am Anfang der Tour der erste Robin den wir sehen. Wir waren einem solchen schon auf dem Manapouri-Walk begegnet und wunderten uns über dessen zutraulichkeit. Die Robins hier lassen sich von Menschen kaum erschrecken. Als dann Matt mit den Schuhen den Waldboden etwas aufwühlt kommt er prompt an diese Stelle und stochert dort in der Erde. Die Robins mögen deshalb auch die Wekas die auch den Waldboden aufwühlen und so die Suche nach Insekten im Boden natürlich vereinfachen. Während der ganzen Tour regenet es immer wieder, wir sind aber alle gut angezogen und stören uns nicht wirklich daran. Als wir wieder an der Post Bay ankommen erwartet uns schon unser Wassertaxi und bringt uns zurück auf die Hauptinsel.
Wir spazieren zurück, gehen im «Just Cafe» noch einen Kaffee trinken (ich nick am Tisch mal kurz ein), holen im Hotel unser eingestelltes Gepäck und spazieren zu unserem neuen Heim für diese Nacht. Ein wunderschön gelegenes Haus bei einer freundlichen alten Dame. Das Zimmer ist tipp topp, der Preis von $250.– die Nach auch. Autsch… anderes gabs aber leider nicht mehr. Die Lady lädt uns dann gleich mal auf einen Kaffee und Tee ein und wir plaudern ein bisschen über Stewart Island und dies und das. Ich muss möchte dann noch einen Moment Ruhe und noch bisschen schreiben und Nadja braucht noch einen kleinen Napp. Leider haben wir nur noch eine halbe Stunde Zeit, bis wir wieder zum Nachtessen los müssen. Im Restaurant Church Hill haben wir einen Tisch reserviert. Hübsches, sehr gemütliches Haus mit guter Küche. Leider ziemlich teuer. Ich bestell mir eine Seafoodplatte auf dem heissen Stein, Nadja einen Blue Cod. Eigentlich dachte ich, dass es hier Cray Fish gibt, war aber nix. Egal, das essen war sehr lecker und das Dessert ebenso. Mit der Wirtin kommen tratschen wir auch noch kurz und ich muss mir nochmal eine der essbaren Blüten bestellen, weil ich beim ersten Mal einfach nicht dahinter kam, nach was sie schmeckt. Beim zweiten Versuch definiere ich die Blütenblätter dann als würzigere Variante von Sauerklee, den Stängel hinten eher Apfelmässig und den Stil dann irgendwie Radieschenmässig. Lustig auch, dass über unserem Tisch ein Herrnhuter Stern hängt. Als ich die Dame frage, woher sie den hat, sagt sie mir, dass sie das nicht wisse. Eine deutsche die das Restaurant mal dekoriert hätte, habe ihn aufgehängt, aber wie bräuchte noch einen zweiten. Ich lass mir ihre Mailadresse geben und verspreche ihr, dass ich ihr die Webadresse schicke, wo man die Sterne bestellen kann. Oder ich schick ihr die Bastelanweisung ;-)
Weil wir schon um sechs unseren Tisch reservieren mussten, sind wir zeitig fertig und entscheiden uns noch zum Ackers Point zu spazieren. Anscheinend kann man dort beim eindunkeln manchmal Blue Pinguins sehen. So latschen wir also um die ganze Halfmoon Bay. Der Walk beginnt dann bei den letzten Häusern und zieht sich doch einiges weiter, als wir gerechnet haben. Natürlich schiffts mal wieder zwischendrin. Als wir das Lighthouse erreichen sind noch zwei andere Leute dort. Ein junger Amerikaner steht mit dem Fernglas da und zeigt uns tatsächlich einen Pinguin, der unten in den Wellen spielt. Es ist uns nicht klar, ob er es einfach geniesst in der Brandung zu plantschen oder einfach noch nicht an Land will. Gegen halb zehn machen wir uns dann wieder zurück und kommen erst kurz vor Elf im B&B an. Ich bin zu nix mehr fähig und fall gleich ins Bett.