Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

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Wald, Sumpf, Farn, Baumriesen und Regen

laka-manapouri
Tag 23, Mittwoch, 6. Januar
Manapouri

Heute ist laufen angesagt. Nach dem Frühstück gehts hinunter zum Pearl Harbour. Wir ordern ein Wassertaxi. Nadja möchte kein Ruderböötchen, weil sie zu grossen Respekt vor der Strömung hier im Fluss hat. Oben im Info-Büro des Doubtful Sounds Veranstalter wird für uns das Taxi gerufen. Wir sollen unten am Steg warten. Nach ein paar Minuten kommt eine freundliche dicke, wasserfeste Frau, in einer ausgetragenen Wolljacke. Es beginnt grade zu regnen, was sie aber nicht weiter kümmert. Sie notiert unsere Namen, fragt woher wir kommen, welchen Track wir laufen möchten und wann wir wieder zurück sein werden. Bevors los geht müssen wir Schwimmwesten überziehn und dürfen uns auf eine trocken Weste setzen. Sie fährt gemütlich los und beginnt etwas zu erzählen und zeigt uns gleich auf dem Fluss schon die ersten Wasservögel.

bushwalk2

Der Track beginnt auf der anderen Flusseite am Steg. Einen anderen Zugang gibts von hier aus nicht. Wir steigen aus und laufen los. Zuerst durch die uns schon bekannten Beech Wälder dem Fluss folgend und nach dem Auslauf, noch ein Stück dem Manapouri Lake entlang. Nach einer halben Stunde macht der Weg einen Schwenker in den Wald hinein. Sofort ändert sich die Vegetation. Wir waren ja schon vom Kepler Walk beeindruckt. Zu Beginn dieser Wanderung gibts  nicht viel neues zu sehen, was nicht schon auf dem Kepler Track war. Dieser Weg ist nicht so toll hergerichtet, aber das gefällt uns beiden eh besser. Dann bedecken die ersten Farnflächen den Boden, ich entdecke einen Baum den ich «der unnütze Baum» nenne, Sumpfgebiete, Moosüberwucherte Bäume und und und… Zuerst find ich: «Ok, ähnlich wie beim Kepler Track gestern. Nur der Weg ist etwas wilder». Aber je weiter wir laufen umso phantastischer und vielfältiger wird der Weg. Zwischendurch wirds richtig sumpfig. Man balanciert über Wurzeln, sucht den Weg mal links vom Pfad, mal rechts davon, manchmal auch in breiten Schritten mit dem linken Fuss auf der linken Seite des Trails, mit dem rechten auf der rechten Seite. Man durchquert Moore, überquert natürlich irgenwann auch wieder ein wunderschönes Flüsschen auf einer Swinging Bridge, kommt an Mammutbäumen vorbei, taucht unter Farnbäumen hindurch, läuft wie durch Tunnels durch nieriges Gestrüpp, oder durch schwarzen Sumpf und kommt schlussendlich am Hope Arm, einem Seitenarm des Manapouri Lake heraus. Die letzte halbe Stunde, bevor wir unser Ziel, die Hope Arm Hut erreichen beginnts dann erst leicht, später aber ziemlich stark zu Regnen. Zum Glück können wir uns dann nach ca. 3 Stunden Marsch in der Hütte unterstellen. Die Neuseeländischen Huts hier sind nicht mit unseren bewarteten SAC Hütten zu vergleichen. Sie sind nur mit dem allernötigsten Ausgerüstet, natürlich nicht bewartet. In einem Raum sind an der hinteren Wand ein paar Matrazen aufgestapelt. In der Mitte des Raumes ein Tisch, daneben ein Holzofen und ein Schrank. Alles ziemlich schmuddlig. Ich möcht hier nicht wirklich schlafen. Wir nehmen uns vor, hier mal ne halbe Stunde abzuwarten bis der Regen nachlässt.

hope-arm

Natürlich haben wir inzwischen auch Hunger bekommen und essen unser mitgebrachtes Picknick. Nach einer halben Stunde schiffts aber immer noch wie aus Kübeln und wir geben uns nochmal etwas Zeit. Nach einer guten Stunde, lässt dann der Regen tatsächlich nach und so machen wir uns dann bei leichtem Niesel auf den Rückweg. Die grosse Runde mit einer weiteren Hütte, lassen wir wegen dem schlechten Wetter, der knappen Zeit und der Bemerkung der Pulloverdame vom Wassertaxi bleiben. Sie meinte ein Teil dieses Weges sei sehr muddy. Diese Warnung nehmen wir ernst, denn wir haben auf unserem Weg schon manches Akrobatikstückchen eingelegt um einigermassen unbeschadet sumpfige Passagen zu meistern.

wassertaxiAlso retour auf demselben Weg. Spielt hier für einmal keine Rolle, auch wenn ich das sonst wirklich nicht gerne mache. Aber diese Wälder sind so interessant, dass sie in der anderen Richtung wieder ganz anders aussehen und der Weg nie langweilig wird. Wir setzen ein etwas höheres Tempo an und sind nach ca. 2,5 Stunden wieder am Steg. Die letzte halbe Stunde laufen wir wieder im Regen. Dort angekommen rufen wir dann wieder das Wassertaxi und nach kurzer Wartezeit kommt auch wieder die wasserrestistende nette dicke Dame im abgewetzten Wollpullover und bringt uns zurück auf die andere Seite des Flusses. Und wie wenns schon immer so gewesen wäre, reisst der Himmel auf und alles leuchtet hübsch und frisch in der Sonne. So ändert sich hier das Wetter im Minutentakt. Irgendwie scheint hier immer April zu sein. Kalt isses aber immer noch. Eine faszinierende und sehr eindrückliche Wanderung, die uns sicher lange in Erinnerung bleiben wird. Es dürfte schwierig sein, diese Eindrücke trotz Fotos weitergeben zu können.