Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Previous post: «
Next post: »

Iglubau 2009

Iglu Loschopf

Geplant war für dieses Weekend eine Nacht im selbstgebauten Iglu. Dummerweise mussten wir die Geschichte um eine Woche verschieben, weil Nadja arbeiten musste und für Karin und Felice das ganze etwas zu kurzfristig war. Die Prognosen mit Frühlingstemperaturen und Sonne pur waren dann aber so verlockend, dass ich das Weekend nutzten wollte um eine schöne Location fürs kommende Wochenende zu suchen. Ich hatte schon immer den Wunsch auf dem Weg zum Hüenerchopf ein Iglu zu bauen, weil mir die Gegend hier so gut gefiel und im Hinterkopf wusste ich auch schon ungefähr wo das sein sollte. Also machte ich mich auf den Weg, packte alles nötige ein, fuhr Samstagfrüh nach Vermol und stieg 2 Stunden mit Snowboard und den nötigen Bau-Utensilien im Rucksack Richtung Hüenerchopf auf. Ich fand dann auf dem Loschopf (wird wohl Los-Chopf und nicht als Lo-Schopf betont … ;-) ein Traum-Grundstück. Auf 1800 Metern hoffentlich hoch genug, damit der Schnee noch eine Woche hält, mit freier Sicht auf die ganze Churfirstenkette, weit hinein ins Rheintal und die Bündner Berge.

So und wem meine Auswüchse hier mal wieder zu lange werden, der kann sich die Bilder hier angucken. Hatte leider nur mein iPhone dabei und die Fotos so gut wie möglich aufbereitet. Samstags bei Sonnenschein wars noch ok, aber Sonntag ohne Sonne… phweehh… schaut selber ;-)

Das Wetter war phantastisch und schon nach 10 Minuten Aufstieg entledigte ich mich der Jacke und lief im T-Shirt weiter. Am Ziel angekommen, konnte ich es natürlich nicht lassen und machte mich gleich an die Arbeit. Oben auf dem kleinen Gipfel lag zuwenig Schnee, aber in einer Senke dahinter fand ich die idealen Bedingungen. Hier lag über 1,5 m lockerer Schnee und das Gelände war schön eben. Also schnell mal den «Grundriss» des Iglus festtreten und dann eine ca. 4x4m grosse Fläche verdichten, um dort später die Schneeblöcke aussägen zu können. Dann musste ich mal dringend Pause haben. Der Aufstieg war doch beschwerlich und dieses Jahr bin ich alles andere als fit. Sandwich essen, heissen Tee aus der Thermoskanne und dann weida!

Den Boden des Iglus musste ich nochmal richtig stampfen, denn bei über einem Meter Schnee sackt man plötzlich wieder ab, wenn man ohne Schneeschuhe den Boden stampft. Und natürlich soll auch alles schön eben sein, wenn man hier mal schlafen möchte. In der Mitte wird die Lawinensonde gesetzt, eine Repschnur drum um den Kreis in den Schnee zu zeichnen. Ich wähle einen Radius von einem guten Meter. Inzwischen hatte sich der Schnee im Steinbruch genügend gesetzt, um die ersten Blöcke zu schneiden. Super: Der Schnee ist Eins-A und man kann herrlich grosse Blöcke heraussägen. So baue ich bis nach 16 Uhr am Iglu und schaue mir mein Werk in der immer noch warmen Abendsonne an. Der Platz ist ne Wucht und das Bauen macht richtig Spass. Aber natürlich komme ich an diesem Tag nicht mehr ans Ziel, breche also ab, packe all meinen Kram wieder zusammen, schnall mein Board an und fahre wieder hinunter nach Vermol.

Sonntags wollte ich dann noch etwas lernen, aber natürlich liess mir mein Schneehaus auf 1800 Metern über Meer keine Ruhe. Um 7 dreh ich mich nochmal um und schlafe weiter, aber irgendwie juckts mich einfach zu fest und als ich um halb 8 nochmal aufwache steh ich doch auf, denn die Prognosen für den heutigen Tag sind zwar nicht mehr allzu gut, aber für die Ostschweiz heisst es doch, Morgens noch teilweise Sonnig und erst gegen Abend Niederschlag. Also doch ganz gute Bedingungen um den Bau zu vollenden. Also schnell gepackt, ins Auto und nochmal hoch nach Vermoll. Meine Glieder schmerzen noch vom gestrigen Tag, die Blase am Fuss ist verarztet und der mühsame Aufstieg beginnt von neuem. Wieder entledige ich mich meiner Jacke nach nur 10 Minuten aufstieg um den weiteren Weg im T-Shirt hochzulaufen. Nach gut 2 Stunden erreiche ich wieder meinen Bauplatz, richte mich ein und fahre mit dem Iglubau fort. Das Problem, wenn man alleine baut ist, dass man irgendwann nicht mehr aus dem Iglu rauskommt, denn man baut ja um sich herum die Wand hoch. Der Eingang wird erst am Ende gegraben. Also muss ich erst mal so viele Blöcke wie möglich sägen und die alle im Iglu oder auf den bereits gebauten Wänden irgendwie deponieren, solang ich noch über die letzte, etwas niedrigere Lücke steigen kann. Ziel ist es, mit diesen Blöcken das ganze Iglu fertigzustellen um am Ende dann von innen den Tunnel nach aussen zu graben. An der Aussenseite hebe ich schon mal den gut einen Meter tiefe Graben bis an die Mauer aus. Der Boden ums Iglu ist schon dermassen verdichtet, dass ich schon um einen Pickel froh wäre, aber mit viel Kraft schaff ichs dann doch, den Eingangsgraben auszuheben.

Die Zeit läuft mir davon, aber trotz allem geht der Bau gut von der Hand. Der Schnee ist phantastisch, die Blöcke lassen sich hervorragend verarbeiten und halten auch gut. Die gebunkerten Blöcke reichen fast aus, nur ein kleines Loch im Dach bleibt noch offen. Das Ganze ist aber inzwischen stabil genug, um den Graben in die Freiheit zu graben und so buddle ich mich unter der Mauer durch um «draussen» die letzten Blöcke zu sägen, welche das Dach noch schliessen sollen. Zum Ende hin, wird der Iglubau ein richtiges Puzzle, denn mir rechteckigen Blöcken geht hier nichts mehr. Alle Ecken müssen den gegebenen Formen angepasst werden. Oft bleibt von einem riesigen Block am Ende grade mal noch ein Drittel oder Viertel seiner ursprünglichen Grösse, weil man soviel abschneidet und versucht die Form den Gegebenheiten anzupassen. Ganz am Schluss kommt dann der Deckel drauf den man von Oben in die verbleibende Form einzupassen versucht und aufsetzt. Kurz vor Fünf hab ichs geschafft, der Deckel passt (fast) perfekt und die letzten Lücken werden mit Schnee gestopft. Ich zwänge mich durch den engen Gang immer wieder nach draussen, schaufle den vielen Schnee der sich durch die «Schnitzereien» an den Blöcken im Iglu angesammelt hat in den Tunnel um ihn aus dem Iglu zu bringen. Zuviel darf man da aber nicht reinschmeissen, sonst kommt man ja selber nicht mehr raus… ;-) Alles ziemlich kompliziert. Aber die Hütte steht und wirkt sehr stabil. Wenn nun nächste Woche nicht der Sommer kommt und auf 1800 Meter alles wegschmelzen lässt, sollte mein Iglu noch stehen. Dann gibts noch ein Dach übers Eingangstunnel und der ganze Bau wird dann nochmal schön «verputzt» und auf Hochglanz poliert ;-)

Müde aber zufrieden schnall ich um viertel nach Fünf mein Brett an und kurve über den schweren, halbgefrohrenen Sulz zurück ins Tal. Keine wirklich tolle Abfahrt, bei Pulverschnee aber sehr zu empfehlen. Dort steht mein Audi mutterseelen allein auf dem Parkplatz, wo am Morgen kein Fleckchen mehr frei war, weil die vielen Tourenfahrer und Schneeschuhläufer sich jede nur mögliche Nische geschnappt und zugeparkt hatten. Hoffen wir auf tolles Wetter am nächsten Wochenende und darauf, hier vielleicht ein kleines Igludorf oder zumindest noch einen schönen Anbau für alle abenteuerlustigen Iglu-Übernachter zu bauen.