Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Previous post: «
Next post: »

RLS

eeg
Grade gestern hab ich noch mit Corinne darüber gewitzelt, dass wir langsam älter werden und den Alltagsgesprächen ein weiteres Thema beifügen können. Die Frage nach dem allgemeinen Befinden, den letzten Arztbesuchen oder ganz einfach, einander von seinen Zipperleins zu berichten. Ist ungefähr gleich spannend wie Gespräche übers Wetter. Ich bin nun definitiv in diesem Club dabei. 42 und aus isses mit dem vernachlässigen des Körpers. Das heisst vernachlässigen geht wohl schon noch, aber man spürt ab sofort die Konsequenzen. Vor einer Woche Besuch meines Hausarztes, gestern die erste Stunde in der Physio um meine Rückenschmerzen zu lindern und heute der Ausflug auf den elektrischen Stuhl zum Neurologen.

Manchmal hatte ich eher das Gefühl einen Seh- oder Intelligenztest zu machen. Wie ein Versuchsäffchen setzt man sich auf einen Stuhl, kriegt eine Gumminetz über den Kopf gestülpt und wird am ganzen Kopf verkabelt. Um das Feeling abzurunden bekommt man an beide Handgelenke auch noch irgendwelche Klemmen angezogen. So sitzt man dann 10 Minuten und wartet auf die Kommandos vom Frölein, die am Computer rumtippselt: «Augen auf, … Augen zu, … Augen wieder auf…«, usw. bis der Test am Ende Discomässig wird und man das Augen-Auf-Zu-Spiel noch vor einem Stroboskop machen darf. Zum Glück hab ich ein paar Jahre Club-Erfahrung. Das hilft zu verstehen, dass alles nicht so schlimm ist und die Frau Doktor wahrscheinlich das Strobo nur anmacht, damit ihr Job mit dem Verkabeln und Augen-Auf-Zu-Kommandos nicht zu langweilig wird. Danach starrt man dann noch wie ein Idiot (diesmal an der Stirn und im Nacken verkabelt) auf ein rotes Quadrat im Zentrum eines Schachbrettmusters, das im Sekundentakt von der Negativ zu Positivdarstellung wechselt. Mit sexy Brille, die einmal das eine Auge, dann das andere abdeckt und nachdem man schon halb Meschugge ist, darf man nochmal für zwei Minuten mit beiden Augen auf das rote Quadrat starren. Supi. LSD-Tripp von der Krankenkasse bezahlt und begleitet…

Nach diesem Prozedere darf man dann zum Onkel Doktor, welcher zuerst gescheite Fragen stellt und dann mit Hämmerchen, Stimmgabeln, Teigschabern und Händen an einem Rumhämmert, Drückt und einzelne Körperpassagen streichelt. Man schaut einem roten Filzschreiber, wie bei der Alkoholkontrolle nach, folgt mit den Augen lustigen Comicfiguren auf einer grossen Schwarz-Weiss gestreiften Trommel und so weiter uns so fort. Fazit: Der Meyer hat das Restless Legs Syndrom. Das kribeln in meinen Füssen ist nix anderes als irgend ein idiotisches Syndrom, wo niemand weiss woher es kommt und überhaupt. Nu denn. Freude herrscht und Willkommen in der Alterszone wo die Zipperlein langsam den nicht mehr ganz taufrischen Körper von innen Auffressen! Und morgen geh ich in die Apotheke und darf mir dort ein paar Notfalltablettchen kaufen gehn. Cool. Da kommt man sich doch gleich besser vor, wenn man nicht nur nach belanglosem Neocitran oder Aspirin fragen muss, sondern wie die alten Omis links und rechts von einem so richtig richtige Medis beziehen kann. Madopar 62.5 klingt schon viel geiler als Aspirin.
Wer Lust hat mit mir beim nächsten Treffen über kribbelnde Fusssohlen, Rückenschmerzen, verkrustete Kopfhaut, Schweisshände, Heuschnupfen oder Fettleibikeit zu diskutieren. Go Ahead! Ich bin dabei! Vielleicht trifft man sich ja mal im Hallenbad…