Herrnhuter Stern
Die Weihnachtswoche verbrachte ich im Fünfsternehotel «Mami und Papi» im Schwarzwald. Das hat sich in den letzten Jahren so eingebürgert. Ein guter Ort, einen Gang runterzuschalten und auch mal meine Schwester wieder zu sehen. Dieses Jahr hatte ich mir vorgenommen den Rolls Royce der Herrnhuter Weihnachtssterne zu basteln. In früheren Weihnachts-Sessions in Königsfeld wurden Sudokus gelöst, mit Barbara Myst bis in alle Nächte gespielt, der einfachere 64er Stern gebaut, oder Papi beim Layouten des Kriegstagebuchs meines Grossvaters geholfen. Und… ich habs geschafft. Hät ich nicht wirklichg geglaubt, weil es ne verdammte Rackerei ist. Aber ein bisschen Bastelei ist so herrlich entspannend im Vergleich zu meiner täglichen Arbeit am Computer. Leider ist der Stern ein bisschen zu gross geworden, dass ich ihn nicht mal zurück nach Zürich bringen konnte. Auch egal. Nun ziert er das Wohnzimmer meiner Eltern und hat den alten 64er Stern in den Hausgang verbannt. Im ganzen war ich weit über 20 Stunden damit beschäftigt (wahrscheinlich warens 30), aber wenn das Ding dann beleuchtet irgendwo in einem Zimmer hängt, isses halt schon was hübsches. Wer mal Zeit und Musse hat, kann sich die Baupläne am Ende des Artikels runterladen. Wer keine Lust zum basteln hat, die Sterne aber mag, kann sich die Teile auch hier kaufen. Und wer Weihnachten mal im Schwarzwald ist, sollte Abends mal einen Abstecher nach Königsfeld machen. Dort dekorieren die Herrnhuter Sterne die Strassen und in fast jeder Stube hängt ein Stern, ob gekauft oder selbst gemacht, gross oder klein, ein- oder mehrfarbig.
Noch ein paar Tipps:
Je mehr Zacken der Stern bekommt umso genauer muss gearbeitet werden. Sternbauer-Anfänger empfehle ich, mit dem Klassiker mit 26 Zacken zu beginnen. In Königsfeld gibts in verschiedenen Geschäften spezielles Sternpapier. Ich denke es ist ca. 90 bis 100 Gramm. Für meinen 110er verwendete ich für die kleinen Zacken 80 grämmiges farbiges Schreibpapier. Damit gings zwar, es war aber an der untersten Grenze, vor allem auch wegen der Stabilität. Für den Körper verwendete ich einen Bristolkarton. Auch hier kommts auf die Grösse des Sternes an, den man bauen will. Je kleiner, je dünneren Karton kann man verwenden. Ein stabiler Karton hilft beim aufkleben der Zacken, da man beim Gegendrücken den Körper nicht verbeult oder eindrückt. Zum Schneiden und Ritzen der Zacken verwendete ich einen Cutter. Vor allem zum Ritzen muss ein extrem scharfes Werkzeug verwendet werden. Das hat zwei Gründe: Zum einen reissen die Spitzen aus, oder man kann ganz einfach nicht präzise genug ritzen und zum anderen verdrehen sich die Spitzen (besonders Viereckige) der Zacken. Je mehr Ecken eine Zacke hat, desto heikler wird das Ritzen des Papiers. Ich würde auf jeden Fall immer zuerst ritzen und dann die Zacke ausschneiden, da sonst wieder die Gefahr droht, dass man beim schneiden die Spitze abreisst. Man sollte so stark ritzen, dass das Papier gerade nicht zerschnitten wird. Danach sauber falzen und zusammenkleben. Ich ziehe Uhu (oder Zementit) dem Weissleim vor. Er zieht schneller, ist nicht so feucht (Papier wird wellig) und kann auch mal abgeribbelt werden, wenn mal ein bisschen was daneben geht. Auf die Spitzen gebe ich am Schluss immer einen Tropfen Leim und verstreiche den mit den Fingern. Dies schützt die extrem empfindlichen Spitzen und macht sie gegen leichtere Berührungen unempfindlicher. Nicht geschützte Spitzen knicken bei der kleinsten Berührung ab. Voilà, das wärs. Also liebe Bastler, ran ans Papier.
Die Körpermuster für die 26er, 50er und 64er Sterne hab ich vor 2 Jahren erstellt und noch nicht überarbeitet. Der 110er ist geprüft und schon nachgebastelt. Hier sind die Klebelaschen, welche zum Zusammenkleben des Körpers gebraucht werden orange gekennzeichnet, die Klebestellen die aus den offenen Formen entstehen und fürs anbringen der Zacken unbedingt am Körper bleiben müssen sind gelb markiert. Die gelben Laschen hab ich nicht geritzt um die Stabilität möglichst hoch zu halten. Die Länge der Zacken sollte ungefähr 4 bis 5 mal der Grundseitenlänge betragen.
26er Körper
50er Körper
64er Körper mit Zacken
110er Körper
110er Zacken
Sende mir mal Unterlagen für den 110 Stern.
Bin Architekt, arbeite aber nicht mehr und bin jetzt „Rentner“. Macht aber Spass.
Danke.
Ulrich Neuendorff schrieb am 27. Dezember 2011 um 16:26
Die Downloads sind doch alle hier schön als PDFs gepostet ;-)
Viel Spass und Geduld beim Basteln.
Pierre schrieb am 27. Dezember 2011 um 22:40
Hallo,
bin begeistert von dem 110-zackigen Stern. Leider gibt es die wohl nicht zu kaufen.
Ein 64er scheint leichter zu basteln sein aber sieht vermutlich auch weniger schön aus als der 110er.
Wäre es möglich die verschiedenen zackentypen des 110er als extra Dateien zu bekommen? Da man einige Typen ja doch öfter drucken muss als andere.
Vielen Dank
Toni
Toni schrieb am 1. September 2012 um 23:32
Unglaublich! Der sieht wirklich toll aus, ich beneide deine Eltern um dieses Exemplar!
C. Jansen schrieb am 29. November 2015 um 23:04
Hallo Pierre,
Auf der Suche nach Vorlagen für einen Hehu bin ich auf deine Seite gekommen, danke für das einstellen der Vorlagen. Erlaube mir einen Kommentar: Der 64er ist in Wirklichkeit ein 62er. Der Fehler hält sich hartnäckig und war schon in meiner Königsfelder Zeit nicht auszurotten. Aber wer einen fertigen Stern einmal nachzählt… Liebe Grüße
Rainer schrieb am 5. Dezember 2015 um 21:18
Hallo Pierre, ein wahnsinns Stern!
Ich würde ihn gerne nachbasteln.
Hast du evtl ein paar Tipps ? Was hast du für ein Papier verwenden ? Ist Pergamentpapier 150g/ m² geeignet ? Wie hast du es auf das papier übertragen ? der körper ist ja größer als ein A3 Blatt. hast du es drucken lassen ?
Wie hast du ihn aufgebaut ?
Schönen Gruß
Marius schrieb am 11. Dezember 2015 um 0:24
Hallo Pierre,
ich möchte einen Stern auf einem Stab für den Aussenbereich nachbasteln. Das Teil soll dann orkanfest sein. Den Korpus mit innenliegender PoweLED würde ich aus verschraubtem Plexiglas bauen. Hast Du einen Vorschlag für das Material und die Befestigung der Zacken?
Ralf Moosandl schrieb am 9. März 2016 um 11:02
Da muss ich leider passen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wetterfestes Material gibt, um die Zacken zu erstellen. Du müsstest ja irgend ein plastifiziertes Papier oder ähnliches dafür haben. Da wüsste ich aber schon mal nicht, wo man so etwas bekommt und ob sowas überhaupt so filigran zu bearbeiten wäre, wie 80g schweres Papier, dass sich mit sehr scharfem Material fein ritzen lässt. Zudem glaube ich auch nicht, dass du die Zacken «sturmfest» bauen kannst. Also mein Latein ist hier am Ende, die Herausforderung klingt aber spannend und ich höre hier gern von dir, falls du eine Lösung findest.
Herzliche Grüsse
Pierre
Pierre schrieb am 9. März 2016 um 11:10
Deine Seite habe ich durch Zufall (bei der Suche nach Herrnhut) gefunden.
Die Sterne sind mir seit meiner Zöglingszeit im Internat Renatus Früauf zu Königsfeld (50er Jahre) in guter Erinnerung und seit einigen Jahren bastle und klebe ich diesen Stern zur Adventszeit wieder. In diesen Wochen vor dem ersten Advent waren für Stubenfremde im Internat der Zutritt in die Zimmer der anderen Stuben untersagt. Jede Stube hatte den Ehrgeiz, erst am 1. Advent die Bastelarbeiten vorzuführen. Dazu zählten natürlich die Adventssterne. Ziel war es, Sterne mit den meisten zacken und so klein wie möglich herzustellen. Und zusätzlich von innen beleuchtet. Imposant war der 110er (?), der in der Kirche hing.
Jetzt gehe ich wieder in mein Basteleck und fummle mit klebrigen Fingern weiter.
Schöne Grüsse
Reinhold J Schmidt schrieb am 16. November 2016 um 12:51
Hallo Pierre, es rührt mich sehr diesen so wunderschönen Stern zu sehen, und dann auch noch aus Papier! Ich würde gerne mit dem 26 es probieren. Welche Papierstärke empfiehlst du hier? Und wie hast du das mit der Beleuchtung geregelt? Ich lese immer etwas von extra Kabel und Netzwerk? Deine Erfahrung dazu insgesamt wären mir sehr wichtig. Vielen lieben Dank dir, auch für das liebevolle Bereitstellen. Marion
Mäscher Marion schrieb am 17. Oktober 2017 um 8:32
Hallo Marion
Bei der Papierstärke kannst du 80-90 g verwenden. Scheint auf den ersten Blick sehr dünn, aber nach dem Kleben der Zacken wird das sehr stabil. Wichtig ist, dass man extrem scharfe Messer zum ritzen verwendet. Ich empfehle den Original Cutter, mit den kleinen Klingen zum abknipsen. Betreffend Beleuchtung: Die gabs in einem kleinen Buchladen (Buchhandlung Renate Weber, 78126 Königsfeld) zu kaufen. Ist eigentlich nur eine Fassung mit Kabel für eine 20 oder 30W Birne. Aus Kartonplättchen habe ich eine eigene Konstruktion gebastelt, die man in den Körper fädeln dann und durch das Gewicht des Sterns dann hält. Weiter hab ich den obersten Zacken auf ca. 5 Länge abgeschnitten und einen weiteren Zacken über das Kabel gefädelt und über den abgeschnittenen gestülpt. So fehlt auch der oberste Zacken nicht, aus dem dann das Kabel geführt wird.
Pierre schrieb am 17. Oktober 2017 um 9:37
Hallo Pierre,
durch Zufall bin ich auf der Suche nach dem 110er Herrnhuter Stern auf Deine Seite gestoßen. Großes Kompliment für diese Leistung. Toll auch, dass die PDF- Zeichnungen herunterzuladen sind. Eine Frage habe ich zu dem 110er Körper: Da sind ja 62 Öffnungen angegeben. Wie komme ich auf die restlichen, um auf 110 zu kommen? muss die Zeichnung irgendwo gespiegelt werden? Das würde mich sehr interessieren, da ich ihn auch gerne einmal nachbauen würde.
Vielen Dank schon im Voraus und eine frohe Advents- und Weihnachtszeit
Folkard Wunderlich schrieb am 6. Dezember 2017 um 10:56
Hallo Folkard
Die restlichen Öffnungen ergeben sich durchs zusammenkleben ;-) Schau mal den Körper genau an. All die gelben Zungen braucht es, damit auf diese «leeren» Öffnungen Zacken aufgeklebt werden können.
Ich wünsche dir viel Spass beim Basteln
Pierre
Pierre schrieb am 6. Dezember 2017 um 12:03
Hab das System erkannt. Die restlichen Flächen ergeben sich zwischen den Falzen. Danke und beste Grüße Folkard
Folkard Wunderlich schrieb am 6. Dezember 2017 um 13:05
Ich habe mir den 64er Körper angeschaut und kann nur 62 Zacken zählen. Wäre auch logisch, wenn man 12+10+8 für die Äquatoren und dann noch 5 * 8 für die Oktanten addiert.
Tobias Haupt schrieb am 29. November 2018 um 21:47