Man kann ja auch mal so nette kleine peinliche Stories erzählen. Um meine Hochtourenausrüstung zu komplettieren fehlte mir noch ein rechtes Seil und ein paar Express-Schlingen. Also, auf zum Bergshop meines Vertrauens und sich beraten lassen. Nu denn, da steht man vor dem Gestell und staunt über die Auswahl an verschiedenen Seilen. Dickere, dünnere, leichtere, schwerere, imprägnierte, lange, kurze … Nach dem Beratungsgespräch hab ich mich dann für die 50 Meter Variante entschieden, die imprägniert ist. Gleich gings mir bei den Expressschlingen. Auch da gibts wieder für jede Variante irgend ein Teil.
Auf dem Heimweg überkam mich dann so langsam ein eigenartiges Gefühl: Als ich in meinen Hirnwindungen die Knotenkunde des Tourenkurses hervorholen wollte, waren da fast nur noch schwarze Löcher – die grosse Leere.

Na egal, gehn wir mal nach Hause, wenn ich mit den Seilen, Karabinern und Repschnüren rumfriemel, wird mir das dann schon wieder alles einfallen. Also runter in Keller und die anderen Spielsachen raufholen. Und da in meiner Wohnung grade ein Klima herrscht, wie in einem Zelt das man in die Sonne stellt, schlüpfe ich halt in den Undies in den Klettergurt.

Hmmm … Übung 1, Anseilen: Gesteckter Achter. Jupp, krieg ich noch hin. Ankerstich am Seil probiert. Jepp, kann ja jedes Kind das Schuhbinden lernt. Ok, weiter. Da gabs doch noch den Spirenstich. Ahaaa, ahem, yesss, den gabs auch noch! War irgendwas so in der Art, dass man einen Knoten um ein anderes Seilende machen musste. Aber keine Ahnung mehr, einzig dass man den bei der Seilverkürzung braucht. Also Seilverkürzung. Peterchen steht inzwischen schweissgebadet wie ein Idiot im Schlafzimmer mit seinem Kletterkram rund um ihn über Bett und Boden verteilt. Googlet nebenher im Internet nach Knotenkunde, Seilverkürzung, klettern, Spirenstich und sonstigen Fachwörtern die ihm noch einfallen. Der Schweiss rinnt und der Klettergurt über den Undies schaut sicher auch recht sexy aus. Mist, ich hab wirklich schon wieder so viel vergessen. Im Internet findet man diverse Seiten über Knoten, aber über die Seilverkürzung oder wie man sich in eine Dreierseilschaft richtig einbindet, darüber hab ich nicht wirklich was nützliches gefunden. Die verschiedenen Knoten hatte ich dann schnell wieder drauf, aber ich merkte, dass mir nur noch eine gute Lektüre oder ein Bergführer weiterhelfen konnte. Also ab zum Piz Buch & Berg Shop und sich dort mal umschauen. Toller Bergbuchladen mit einer riesen Auswahl und kompetenter Beratung. Ich entscheide mich für das SAC Lehrbuch «Bergsport Sommer« von Winkler, Brehm und Haltmeier. Sehr umfangreiches Buch über die Basics der Hochtouren und Kletterei. Sehr gut Illustratriert und mit aussagekräftigen Bildern versehen. Und seit ich dieses Büchlein zuhause habe krieg ich auch wieder alles hin, was wir in unserer Kletterwoche im Engadin gelernt haben. Mal schaun, vielleicht seil ich mich morgen von meinem Balkon auf die Kanzleistrasse ab. Natürlich nicht in den Undies ;-)